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Updated: 2 days 14 hours ago

316 Musikfans an Festival verletzt: Holzsteg in Spanien kracht zusammen

Mon, 08/13/2018 - 12:38

Ein Sänger tat, was Sänger so oft tun: Er forderte sein Publikum auf, zu hüpfen. Dem war ein Steg im spanischen Vigo nicht gewachsen.

Beim Einsturz eines Stegs während eines Musikfestivals in der nordspanischen Stadt Vigo sind nach jüngsten Angaben mehr als 300 Menschen verletzt worden. Neun Besucher erlitten bei dem Unglück in der Nacht zum Montag schwere Verletzungen, wie die Behörden mitteilten.

316 Menschen wurden medizinisch behandelt, die grosse Mehrheit habe leichte Verletzungen wie Quetschungen oder Schürfwunden erlitten, sagte der Gesundheitsbeauftragte der nordwestspanischen Region Galicien, Jesús Vázquez Almuíña, im Rundfunk. Neun Verletzte seien mit Knochenbrüchen oder Kopfverletzungen ins Spital eingeliefert worden.

Der 30 Meter lange und zehn Meter breite Holzsteg an der Küste war voller Zuschauer, als sie während eines Rap-Konzerts beim Festival O Marisquiño kurz vor Mitternacht plötzlich zusammenbrach. Vigos Bürgermeister Abel Caballero sagte, bei der Suche nach möglichen Opfern seien auch Taucher und eine Wärmebildkamera zum Einsatz gekommen.

Sänger forderte zum Hüpfen auf

Die Konzertbesucherin Aitana Alonso sagte der Zeitung «El Faro de Vigo», alles habe sich in fünf Sekunden abgespielt. «Der Boden hat nachgegeben, und wir sind alle gefallen. Menschen fielen auf mich drauf.» Sie fügte hinzu, dass sie sich nur schwer befreien konnte.

Ihr Fuss habe festgesteckt. Schliesslich habe ein Knabe ihr die Hand gereicht, und sie sei herausgekommen. Unter ihr habe jemand geschrien, dass er nicht herauskomme.

Zeugen sagten der Zeitung, der Steg sei beim ersten Lied der Rapgruppe Rels B eingestürzt. Diese habe das Publikum aufgefordert zu springen. Der spanische Regierungschef Pedro Sánchez erklärte im Kurzbotschaftendienst Twitter seine «Solidarität mit den Verletzten des Festivals» und wünschte ihnen «rasche Genesung». (SDA)

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Türken heiss auf FCZ-Stürmer: Süper Lig statt Super League für Michi Frey?

Mon, 08/13/2018 - 12:22

Verlässt nach Raphael Dwamena mit Michael Frey ein weiterer Stürmer den FCZ?

Letzte Woche wird der Abgang von Raphael Dwamena zu Levante fix. Dennoch sitzt Michi Frey am Sonntag beim 0:0 gegen St. Gallen 78 Minuten nur auf der Bank. Warum verzichtet Trainer Ludovic Magnin in seiner Stürmer-Not ­– neben Frey hat er mit Stephen Odey nur noch einen nominellen Angreifer im Kader – auf Frey? «Sportliche Gründe», sagt Magnin nur.

Doch nur sportlicher Natur dürften die Gründe für Freys Reservisten-Dasein nicht sein. BLICK erfuhr: Der 24-jährige Mann aus Münsingen hat eine konkrete Offerte aus der Türkei. Fenerbahce Istanbul will Frey unbedingt in die Süper Lig lotsen und auch Frey einem zweiten Auslandtransfer nicht abgeneigt. Im 2014 wechselte der Mittelstürmer von YB zu Lille.

Ex-Holland-Star Phillip Cocu wünscht sich einen weiteren Angreifer. Der Fener-Trainer hat mit Roberto Soldado (33) und dem von Leicester ausgeliehenen Islam Slimani (30) zurzeit zwei Routiniers im Kader. Noch träumen die Türken von der Champions League. Dazu muss der letztjährige Zweite der Süper Lig am Dienstag in der Qualifikation ein 0:1 gegen Benfica Lissabon aufholen.

Falls der FCZ seinen Mittelstürmer ziehen lässt, dürfte er auf dem Transfermarkt nochmals aktiv werden. Denn einzig auf den 20-jährigen Odey kann er in der Offensive kaum setzen, will er in der Meisterschaft, im Cup und in der Europa League seine ambitionierten Ziele erreichen.

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Trauerfeier für Knie-Clown (†51) in Bern: «Warum hat Spidi diesen Weg gewählt?»

Mon, 08/13/2018 - 12:21

Heute nahm der Circus Knie Abschied von Clown Spidi. Die Zirkuslegende hatte sich Ende Juli das Leben genommen.

Sogar der Himmel weinte: Leichter Nieselregen setzte ein, als der ehemalige Zirkuspfarrer Ernst Heller (70) sich um 11 Uhr im Zelt des Circus Knie an die Trauergemeinde wandte, zusammen mit seinem Nachfolger Adrian Bolzern. Über 500 Trauergäste waren gekommen, um von Spidi (†51, bürgerlich: Peter Wetzel), Abschied zu nehmen, darunter Prominente wie Cuco Dietrich, Jason Brügger und Sven Furrer. Der Clown war eine der bekanntesten Figuren im Circus Knie, fast 25 Jahre lang verkaufte er den Zuschauern beim Gang in die Manege Programmhefte. Ende Juli hatte er sich das Leben genommen.

«Wir finden darauf keine Antwort»

Vor der Feier legte Géraldine Knie (45) in der Manege einen Kranz nieder und es wurde das Lied «Amoi seg ma uns wieder» von Andreas Gabalier gespielt. «Wir stellen uns die Frage: Warum hat Spidi diesen Weg gewählt?», sagte Pfarrer Heller über den Verstorbenen. «Wir finden darauf keine Antwort. Spidi hatte zwei Gesichter. Das tiefgründige hat er vor uns verborgen.» Der Pfarrer räumte aber auch ein: «Wir fühlen uns schuldig. Wir hätten mehr tun können und tun sollen.» Dann wandte sich der Geistliche direkt an den Verstorbenen: «Ich wusste schon lange um deine Depressionen. Doch du wolltest sie mir nicht anvertrauen.»

Spidi habe das Bild von Knie geprägt wie kein anderer, so Heller weiter. Er sei in seinem Leben bei über 8000 Vorstellungen des Knie dabeigewesen und habe über 10 Millionen Gäste begrüsst. Dann wurden Bilder aus dem Leben des Clowns gezeigt – unterlegt mit Musik von Pavarotti und dem Song «Time to say Goodbye».

Géraldine Knies Abeschiedsgruss an Spidi

Auch Fredy Knie Jr. (71) richtete sich an die Trauergemeinde. Nachdenklich sagte er: «Wir sind immer noch fassungslos. Du hinterlässt eine grosse Lücke und viele Fragen.» Géraldine Knie dagegen versagte die Stimme. «Es würgt mich und es schmerzt mich», lässt sie von Pfarrer Heller vorlesen. In einem Einblender richtete sich Géraldine dann direkt an den Verstorbenen: «Spidi, ich habe dich ganz fest gärn, I love you, deine Géraldine.» Und Helga Schneider, die im laufenden Jahr mit dem Schweizer Nationalcircus auf Tournee ist, sagte: «Mir geht die Sonne im Herzen auf, wenn ich an dich denke.»

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Der renommierte Psychiater Frank Urbaniok: «Im Ausgang wird es immer brutaler»

Mon, 08/13/2018 - 10:12

Der brutale Angriff auf fünf Frauen in Genf schockiert die Schweiz. Die Männer hatten ihren weiblichen Opfern sogar noch in den Kopf getreten, als diese am Boden lagen. Der renommierte Psychiater Frank Urbaniok analysiert die Tat für BLICK.

BLICK: Wie beurteilen Sie die brutale Attacke in Genf, Herr Urbaniok?
Frank Urbaniok: Das ist eine feige und verabscheuungswürdige Tat. Ich hoffe, dass die Schläger gefasst und zur Rechenschaft gezogen werden.

Sind die Vorkommnisse in Genf ein Novum in Sachen Brutalität gegen Frauen?
So ein Vorfall ist sehr ungewöhnlich. Doch die Gruppe wollte wohl kaum gezielt gegen Frauen vorgehen. In solchen Gruppen herrscht eine aggressive Dynamik. Da ist man als Kampftruppe nicht wählerisch in der Opferwahl. Die Opfer waren wohl eher zur falschen Zeit am falschen Ort.

Die Frauen versuchten doch nur, zu schlichten.
Wenn jemand zu einer Gewaltsituation dazustösst und intervenieren will, kann das für die Angreifergruppe ein willkommener Anlass sein, erst recht zuzuschlagen. Denn oft ist in solchen Gruppen eine aggressive Grundstimmung vorhanden.

Nimmt die Brutalität im Ausgang zu?
Im In- und Ausland wird seit einigen Jahren beobachtet, dass Hemmschwellen sinken und die Brutalität zunimmt. Beispiele: Polizisten und Rettungskräfte werden angegriffen. Auf Opfer wird eingetreten, auch wenn sie am Boden liegen – wie im Fall Genf.

Eine Zeugin sagt in Westschweizer Medien, mindestens ein Täter stamme aus Nordafrika. Wenn dem so ist: Könnte der kulturelle Hintergrund der Täter eine Rolle spielen?
Generell gilt: Kulturspezifische Rollen- und Normvorstellungen – wie patriarchale Rollenbilder – können ein wichtiger Faktor für Gewalt sein – insbesondere gegenüber Frauen. Gewaltstatistiken zeigen eine Überrepräsentation gewisser kultureller Räume. Aber Vorsicht: Das ist kein Grund, alle Ausländer in einen Topf zu werfen. Die grosse Mehrheit der bei uns lebenden Ausländer verhält sich korrekt und gesetzestreu. Da es noch keine gesicherten Erkenntnisse über die Täter und ihre Motive gibt, möchte ich im aktuellen Fall nicht darüber spekulieren.

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Meghans Vater ist wieder in Plauderlaune: «Ich habe Prinz Harry angelogen»

Mon, 08/13/2018 - 09:40

Schon wieder gibt Thomas Markle (74) gegen Geld ein Interview und brüskiert einmal mehr den britischen Prinzen Harry.

Er kann es einfach nicht lassen. Erneut hat Meghan Markles (37) Vater Thomas (74) in einem Interview mit der britischen Zeitung «Daily Mail» Privates ausgeplaudert und sein Budget aufgestockt. Denn gratis gibts von ihm nichts. Aktuell erzählt er von einem Telefonat zwischen ihm und seinem Schwiegersohn, Prinz Harry (33). Dabei ging es um die Fotos, die Markle kurz vor der Hochzeit vom 19. Mai beim Ausmessen eines Festanzugs zeigen.

Nach der Lüge beendet Markle abrupt das Telefonat mit Prinz Harry

Bilder im Paparazzi-Stil, die er teuer verkaufte. Von Harry darauf angesprochen, habe er gesagt, er habe sich nur für einen Pulli vermessen lassen. «Ich habe Harry angelogen», gibt Markle zu. Die folgenden Schimpftiraden hätten ihn dann so genervt, dass er «den Telefonhörer aufgehängt» hat, so Markle, der nicht versteht, weshalb seine Tochter keinen Kontakt mehr mit ihm will.

Thomas Markle sagt, er isst nur Fisch und Gemüse

Überhaupt wolle er mit den Lügen aufräumen, die über ihn verbreitet wurden. Er sei kein Alkoholiker, nur weil er ab und zu eine Flasche Bier oder ein Glas Wein trinke. Auch den Vorwurf, dass er sich nur von Fast Food ernähre, will er nicht so stehen lassen. Seit seinem Herzinfarkt vor wenigen Monaten habe er bereits 18 Kilo an Gewicht verloren. Ernähren würde er sich hauptsächlich von Fisch und Gemüse.

Weder Loser noch Schmarotzer

Und die Bilder, die ihn bei McDonald's zeigen? Er benutze dort lediglich die Toilette. «In meinem Alter ist das nach zwei Stunden Autofahrt ein guter Ort, um pinkeln zu gehen.» Und er erinnert daran, dass er drei Emmys gewonnen und die ganze Welt bereist hat. Er habe sich um seine Tochter Meghan gekümmert. Er sei weder ein Loser, noch würde er die königliche Familie ausnutzen wollen. (srf/paf)

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Rettungsschirm geht nach 10 Jahren zu: Steht Griechenland bald wieder auf eigenen Beinen?

Mon, 08/13/2018 - 09:31

Fast ein Jahrzehnt lastete Griechenlands Finanz-Drama auf Europa. Der Zusammenbruch des Euros oder ein Austritt aus der Währung schien denkbar. Nach strikten Sparprogrammen und Milliardenkrediten muss das Land bald selbst zurechtkommen.

Griechenlands Ex-Regierungschef Giorgos Papandreou hatte es geahnt: «Uns steht eine neue Odyssee bevor«, sagte der Sozialist, als er am 23. April 2010 von der malerischen Insel Kastellorizo einen Hilferuf an die EU und den Internationalen Währungsfonds (IWF) richtete. Sein Land stand damals kurz vor dem finanziellen Kollaps. Es folgte ein in der Geschichte der EU und des Euros beispielloses Drama. Am Montag (20. August) läuft nun das dritte Hilfspaket aus, danach muss Athen sich nach Jahren der Sparprogramme und internationalen Hilfskredite wieder selbst finanzieren. Ob das langfristig klappt, ist keineswegs sicher.

Doch der Reihe nach: Die Krise hatte viele Ursachen. Dazu gehörte sicher massgeblich, dass Griechenlands relativ junge Demokratie - erst 1974 stürzte die Militärdiktatur - unter Vetternwirtschaft, Korruption und einem überbordenden Verwaltungsapparat litt.

Vor allem nach dem Euro-Beitritt 2002 und in den Jahren vor 2010 überstiegen die Staatsausgaben die Einnahmen erheblich, wegen undurchsichtiger Statistiken jedoch war das Ausmass der Verschuldung lange unklar. Papandreou konnte noch 2009 die Wahlen mit dem Slogan «Geld gibt es» für sich entscheiden.

Angst vor Ansteckung

Nach seinem Hilferuf 2010 hoben die Euro-Partner praktisch aus dem Stegreif ein erstes Hilfsprogramm von 80 Milliarden Euro aus der Taufe - im Gegenzug für erste Reform- und Sparmassnahmen. Die Europäische Union war auf eine solche Situation kaum vorbereitet, Angst vor einer «Ansteckung» der gesamten Eurozone griff um sich. Im EU-Binnenmarkt waren die Wirtschaft und vor allem die Banken des Landes mit dem Rest Europas verflochten.

Derweil verschlechterte sich die wirtschaftliche Lage in Griechenland zunehmend. Die Arbeitslosigkeit schnellte auf mehr als 25 Prozent hoch, die Bürger verloren teils mehr als 25 Prozent ihres Einkommens. Die Sozialisten brachen in der Gunst der Wähler ein, im Zentrum Athens kamen bei Gewaltausbrüchen während grosser Demonstrationen mehrere Menschen ums Leben.

Im Juni 2012 kam dann die konservative Nea Dimokratia (ND) mit Antonis Samaras an die Macht. Der setzte das zweite Spar- und Reformprogramm mit damit verbundenen Krediten in Höhe von 144,7 Milliarden Euro um - gegen oft erbitterten Widerstand in der Bevölkerung. Bei Demonstrationen in Athen brannten Gebäude, immer wieder kam es zu schweren Zusammenstössen zwischen Demonstranten und der Polizei. Die «Troika» aus EU-Kommission, Europäischer Zentralbank (EZB) und IWF, die die Sparprogramme überwachte, wurde für grosse Teile der Bevölkerung zum Feindbild. Gleiches galt für den damaligen Bundesfinanzminister Wolfgang Schäuble (CDU).

Gegen die Sparprogramme

Von der Stimmung profitierte ein neuer Politstar: Der 1974 geborene Alexis Tsipras gewann mit seiner ursprünglich kleinen Linkspartei Bündnis der Radikalen Linken (Syriza) an Popularität. «Alexis», wie ihn seine Anhänger nennen, versprach ein Ende aller Sparprogramme. Im Januar 2015 gewann Tsipras die Wahlen und bildete zusammen mit einer kleinen rechtspopulistischen Partei die erste linksgeführte Regierung der Geschichte des modernen griechischen Staates. Viele von der Finanzkrise zermürbte Bürger schenkten ihm ihr Vertrauen.

Tsipras verfolgte fortan eine einfache Strategie. Die Sparprogramme sollten abgeschafft werden, Griechenland praktisch bedingungslos unter die Arme gegriffen werden, weil sonst die gesamte Eurozone ins Wanken geraten würde. Zum grössten Verfechter dieser Massgabe entwickelte sich sein damaliger Finanzminister, Gianis Varoufakis.

Was folgte, waren schier endlose Nachtsitzungen in Brüssel und Streitigkeiten zwischen Varoufakis und fast allen Finanzministern der Eurogruppe, allen voran Schäuble und dem damaligen Eurogruppen-Chef Jeroen Dijsselbloem. Tsipras ging so weit, im Sommer 2015 Kredite des IWF nicht rechtzeitig zurückzuzahlen. Im Juli stellte er dann die Bevölkerung bei einem Referendum vor die Frage, ob sie ein weiteres Sparprogramm akzeptieren würde. Die Antwort war eindeutig: nein.

Kehrtwende wegen drohendem Bankrott

Um einen Staatsbankrott und ein mögliches Ausscheiden aus der Eurozone abzuwenden, vollführte Tsipras jedoch eine politische Kehrtwende. Er entliess Varoufakis und akzeptierte ein striktes drittes Sparprogramm. Um diesen Schritt zu legitimieren, rief er vorgezogene Wahlen aus, die er im September 2015 für sich entschied.

Von diesem Zeitpunkt an verfolgte er eine neue Linie. Die geforderten Spar- und Reformmassnahmen setzte er praktisch klaglos um, kürzte Renten und erhöhte Steuern. «Man kann uns vorwerfen, dass wir uns selbst getäuscht haben«, erklärte er zu dieser Wende. Es sei vielleicht illusorisch gewesen, dass die internationalen Geldgeber nachgeben würden. «Wir haben aber nicht gelogen.»

Tsipras steht nun vor neuen Problemen. In Umfragen liegt er inzwischen etwa 10 Prozentpunkte hinter den Konservativen. Viele Griechen spüren nichts vom jüngst leichten Wirtschaftswachstum. Noch immer ist fast jeder Fünfte arbeitslos. Mehr als 400 000 gut ausgebildete junge Menschen haben das Land verlassen.

«Der griechische Patient ist nicht endgültig genesen», sagt der Wirtschaftsprofessor der Universität Athen, Panagiotis Petrakis. «Die Finanzmärkte werden bewerten, ob die Finanzspritzen und die Reformprogramme wirksam waren, oder ob andere Lösungen und ein Schuldenschnitt notwendig sind.«

Kann das Land auf eigenen Beinen stehen?

Entscheidend dürfte sein, ob Griechenland künftig genug Investitionen sichern kann. In den nächsten Monaten muss Athen zudem noch intensivere Kontrollen der Euro-Partner dulden. Abweichungen vom Reformkurs sollen damit früh registriert werden. Für den Schritt aus dem Hilfsprogramm stehen nun ausserdem 24 Milliarden Euro von den Gläubigern und aus eigenen Mitteln bereit. Knapp zwei Jahre könnte Athen sich damit im äussersten Fall finanzieren.

Doch das Land muss nun viel länger Kurs halten. Noch immer türmt sich in Athen ein gewaltiger Schuldenberg in Höhe von etwa 180 Prozent des Bruttoinlandsprodukts - der mit Abstand der höchste Wert in Europa. Seit Beginn der Krise ist sowohl die Wirtschaftskraft des Landes als auch das Pro-Kopf-Einkommen deutlich geschrumpft.

Bis 2022 muss Athen nach der Einigung mit der Eurogruppe jährlich im Haushalt 3,5 Prozent Primärüberschuss - also ohne Ausgaben zum Schuldendienst - erzielen. Bis 2060 soll er dann bei 2,2 Prozent liegen. In der griechischen Finanzpresse mehren sich Zweifel, ob das realistisch sei. «Die schwierigen Entscheidungen werden wieder einmal verschoben», sagt ein hoher Funktionär des Athener Finanzministeriums mit Blick auf mögliche Schuldenerleichterungen. Nach derzeitigem Plan will sich die Eurogruppe im Jahr 2032 wieder mit Griechenland beschäftigen. Im schlimmsten Fall könnte es viel früher nötig werden. (SDA)

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Städte: Studie macht Empfehlungen zum Verdichten

Mon, 08/13/2018 - 09:30

Bauland in und um Schweizer Städte ist knapp, und die Städte dürften wachsen. Verdichtetes Bauen drängt sich auf. Eine Studie zeigt auf, wie Menschen enger zusammenrücken und sich dennoch wohlfühlen können.

Der Wille allein, verdichtet zu bauen respektive Siedlungsräume nach innen zu entwickeln, reicht nicht. Die von Wüest Partner im Auftrag des Städteverbandes erstellte und am Montag in Bern präsentierte Studie enthält Empfehlungen, damit Einwohner und Arbeitende dem verdichteten Bauen Positives abgewinnen können.

Mit Verdichtung können Wohnquartiere entstehen mit guten Einkaufs-, Gastronomie- und Freizeitangeboten, aber auch kurzen Wegen zur Arbeit oder in die Schule. In der Regel macht laut der Studie Verdichtung ein Quartier jünger, da vor allem Jüngere sich von lebendigen Zentren angezogen fühlen.

«Situative Lösungen» können allerdings wegen Lärm nötig werden. Gemeint sind nicht nur Strassen- oder Flugverkehr, sondern auch Alltagslärm - etwa durch Kinder, Strassencafés oder von Anlässen im Freien. Ebenso muss dem Schutz der Privatsphäre Rechnung getragen werden - «geschickter Sichtschutz» ist hier das Stichwort.

Auch für Unternehmen können verdichtete Gebiete attraktiv sein. Dies gilt laut Studie namentlich für Firmen, die wenig Bauzonenfläche benötigen, deren Mitarbeitende einen Arbeitsweg ohne Auto bevorzugen und denen wegen zu wenig verfügbarem Wohnraum vor Ort die Fachkräfte fehlen, die sie benötigen.

Die Wohnungspreise werden nicht zwingend tiefer, wenn verdichtet wird und auf einer bestimmten Fläche mehr Wohnraum zur Verfügung steht. Teurer kann es werden, wenn an die Stelle von Altbauten neue und damit teurere Wohnungen kommen. Und weil Neubauten Zuzüger anlocken, bleibt die Nachfrage nach Wohnraum in Städten hoch.

Wachstum nach innen sollte gemäss der Studie an bereits gut erschlossenen Lagen stattfinden - Infrastruktur kann damit effizienter genutzt werden. In verdichteten Quartieren seien Kosten für Abwasser, Wasser, Verkehr und Stromversorgung pro Kopf um bis zu drei Mal tiefer als bei Neuerschliessungen, schreibt Wüest Partner unter Berufung auf eine Ecoplan-Studie von 2017.

Verdichtungen können Einnahmen bringen - etwa zusätzliche Steuern -, aber auch Ausgaben, heisst es in der Studie. Kosten können Ausbauten von Strassen oder Gemeinschaftszentren verursachen sowie beispielsweise die Entsorgung, die Gestaltung von öffentlichen Räumen oder zusätzliche Stellen für Schulen.

Für die Behörden ist zudem bei einer Siedlungsentwicklung nach innen der Planungsaufwand grösser, als wenn «auf der grünen Wiese» geplant wird. Auch erfordert das Verdichten fachliche Qualifikationen der Zuständigen auf der Verwaltung.

Finanziell seien Verdichtungen als Investition zu betrachten, lautet das Fazit der Studie. Positive Auswirkungen auf den Finanzhaushalt gebe es - wenn überhaupt - in vielen Fällen erst nach einigen Jahren.

Verdichtetes Bauen antreiben können beispielsweise Begrenzungen der Baugebiete respektive Einschränkungen beim Einzonen. Jedoch horten viele Eigentümer gut erschlossenes und wertvolles Land unbebaut, statt es zu verkaufen. Sie hofften auf steigende Preise, heisst es in der Studie als Begründung.

Die Studie nennt zehn Erfolgsfaktoren für Verdichtungen: Diese reichen vom Weitblick bei der Planung über Kompromissbereitschaft und Kooperation der Beteiligten, die gute Mischung von Wohnen, Arbeiten und Einkaufen, attraktive Aussenräume und nachhaltiges Bauen bis zur Erhaltung der Identität des betroffenen Quartiers.

Der Trend, wonach pro Kopf immer mehr Wohnfläche beansprucht wird, hat sich abgeschwächt. 2016 beanspruchte eine Person im Mittel 45,4 Quadratmeter, 0,1 Quadratmeter mehr als von 2012 bis 2016 und einen halben Quadratmeter mehr als in den Neunzigerjahren.

Die Autoren der Studie führen das auf die gestiegenen Wohnungspreise zurück. Eine Rolle spiele auch, dass derzeit vermehrt Mietwohnungen gebaut werden. Mit dieser Wohnform wird in der Regel weniger Fläche pro Kopf verbraucht als in Einfamilienhäusern.

Die mit Gebäuden bebaute Fläche pro Kopf dagegen nimmt ab, am stärksten in den Städten. Die Autoren sprechen von einer bedeutsamen Trendwende und stützen sich auf die Arealstatistik. In den Neunzigerjahren und im ersten Jahrzehnt des laufenden Jahrhunderts hatte die Fläche pro Kopf in denselben Gemeinden noch zugenommen.

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Jetzt spricht Royal-Direktor Oliver Skreinig: «Mike Shiva kommt im September wieder zurück»

Mon, 08/13/2018 - 09:28

Mitten in der grössten Krise des Circus Royal stellt sich Direktor Oliver Skreinig (39) den kritischen Fragen von BLICK.

Im Vorzelt des Circus Royal steht Oliver Skreinig BLICK Red und Antwort. Ein angenehmes Lüftchen weht durch die Öffnungen. Im Zirkuszelt dagegen ist es heiss und stickig. Mit einem strahlenden Lachen begrüsst Skreinig kurz nach dem Interview die nicht gerade zahlreichen Zuschauer. Es ist die Ehre der Artisten: Egal, wie viele Leute im Rund sitzen, jeder bekommt die beste Show!

BLICK: Mika Shiva gehört nicht mehr zum Tross des Circus Royal – wie stark trifft Sie das, Herr Skreinig?
Oliver Skreinig: Ich verstehe das ganze Theater um Mika Shiva nicht. Letztes Jahr war er zu diesem Zeitpunkt auch nicht dabei. Das hat mit dem Produktionsplan für seine Sendungen zu tun – und damit, dass wir immer sonntags den Standort wechseln. Also dann, wenn er seine Sendungen aufzeichnet. Das war ihm zu viel Stress.

Kein Zerwürfnis?
Nein überhaupt nicht, er ist nicht weg, weil wir Krach hätten – er kommt im September wieder zurück. Er hat auch nichts direkt mir der Show zu tun, er war einfach vor Ort auf dem Platz, er hat immer betont, er reise als Kollege mit. Das Publikum kommt wegen der Show in den Circus Royal – und die läuft ja da. Auch ob da nun 45 oder 40 Zeltarbeiter im Hintergrund arbeiten, ist  irrelevant.

Sie sprechen es an: Offenbar haben viele Mitarbeiter den Zirkus verlassen?
Nein, das stimmt überhaupt nicht! Seit ich den Zirkus am 1. Juli übernommen habe, ist keiner von sich aus gegangen. Ich habe alle 98 Angestellten übernommen.

Es gab keine Entlassungen?
Ich musste ein paar betriebliche Entlassungen vornehmen, aber das hatte nichts mit wirtschaftlichen Gründen zu tun. Das sind auch Stellen, die ersetzt wurden. Das hat damit zu tun, dass einige Leute eine Fehlbesetzung waren.

Wie viele?
Ich habe zehn Leute ausgetauscht.

Die Löhne wurden immer pünktlich bezahlt?
Ja! Und das war auch so, bevor ich die Leitung übernommen habe. Im Konkursverfahren gibt es keine einzige Lohnforderung. Das weiss ich vom Anwalt von Peter Gasser.

Wissen Sie, wie es Peter Gasser gesundheitlich geht?
Es geht ihm sehr schlecht! Nach der Schlagzeile am Samstag «Royal ist nichts mehr» hatte er sogar einen Rückfall. Das kann ich verstehen. Seine Grossmutter Helene hat den Circus Royal gegründet, er lebt seit 61 Jahren für diesen Namen.

Das Adjektiv «royal» bezieht sich ja auf das gesamte Umfeld. Ich war vorhin im Toilettenwagen ...
... Sie wollen jetzt nicht ernsthaft mit mir über den Zustand der Toiletten sprechen!

Doch! Denn königlich ist dort überhaupt nichts! Und es geht ja um die Frage, wie königlich die Infrastruktur, das Arbeitsumfeld des Circus Royal ist. Selbst wenn das Programm noch königlich ist.
Das Programm ist bei einem Zirkus 98 Prozent. Vielleicht müsste man das eine oder andere tatsächlich herrichten, aber man muss auch Prioritäten setzen. Da setze ich eben andere Prioritäten.

Die Nachmittagsvorstellung in St. Gallen ist recht spärlich besucht, gerade mal geschätzte 20 Prozent der Plätze sind besetzt. Rechnet sich das?
Unterm Strich geht die Rechnung auf. Es ist sehr heiss, da ist es doch logisch, dass die Massen nicht in den Zirkus strömen. Aber wir spielen durch, machen keine Sommerpause. Das ist ein Grundsatzentscheid. Ich kann die Leute ja nicht einfach im Sommer ein paar Wochen nach Hause schicken. Mein Opa war Sozialdemokrat. Von ihm habe ich eine ausgeprägte soziale Ader geerbt.

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Essen buckeln statt Cocktails schlürfen: Schweizer helfen Erdbeben-Opfern in Indonesien

Mon, 08/13/2018 - 09:12

LOMBOK (IND) - Zwei Schweizer wollten eigentlich nur Ferien in Indonesien machen. Durch die verheerenden Erdbeben entwickelte sich dieser aber zu einem Hilfe-Trip.

Auf der indonesischen Ferieninsel Lombok hat in den letzten zwei Wochen immer wieder die Erde gebebt, das letzte Mal am Donnerstag. Und fast täglich kommt es zu Nachbeben.

Kurz nach der ersten Erschütterung landen am 2. August auch die beiden Zürcher Vera B.* (24) und Nico P.* (26) in Indonesien. Eigentlich wollen sie eine ruhige Zeit geniessen, die Seele baumeln lassen. Aber statt sich am Strand zu sonnen, zu surfen und Cocktails zu schlürfen, buckeln die beiden Wasser und Nahrungsmittel in kleine Autos und fahren damit in die verschüttenden Gebiete, um dort Menschen zu helfen, die alles verloren haben. 

«Für uns ist das eine Selbstverständlichkeit», sagt Vera B. zu BLICK. «Wir können doch nicht einfach am Strand relaxen, wenn nicht weit davon entfernt, Menschen unter solchen Umständen leben müssen.» 

400'000 Menschen haben ihr Zuhause verloren

Laut diversen Medienberichten sind rund 400'000 Menschen obdachlos geworden. «Sie hausen in zusammengebastelten Zelten, auf engstem Raum, haben weder richtig Elektrizität noch sanitäre Anlagen», sagt die 24-Jährige weiter. Über 380 Menschen haben durch die Erdbeben schon ihr Leben verloren, mindestens 14'000 Menschen schweben noch in Lebensgefahr. Und es werden täglich mehr.

Die Regierung ist mit dieser Situation überfordert. Unlängst hat man von offizieller Seite um Hilfe bei anderen Ländern, sowie bei den Bewohner geboten. «Viele Indonesier helfen darum auch, so gut es geht. Manchmal Tag und Nacht», erzählt sie zu BLICK. So auch der Talim, der Gastgeber der beiden Zürcher. Familienvater wohnt in Kuta, einem Dorf im Süden von Lombok, nur wenige Kilometer vom Epizentrum entfernt. «Das zweite Beben war so stark, dass sogar in Kuta der Boden vibrierte», erinnert sich Zürcherin. Das war am 5. August. 

Aber auch dieses Erlebnis hielt die beiden nicht davon ab, die Insel wieder zu verlassen. Im Gegenteil: «Nach dem zweiten starken Erdbeben war für uns klar, wir müssen helfen.»

Spenden aus der Schweiz

Die jungen Schweizer finanzieren die spontane Hilfe mit einer Spende-Seite, sowie durch Spenden von Familien und Freunden aus der Schweiz. Über 1000 Franken haben sie schon investiert. Etwa die Hälfte davon aus dem eigenen Portemonnaie.

Noch bis am 15. August werden sie auf der Insel Lombok bleiben. Dann gehen sie weiter nach Bali um doch noch ihre wohlverdienten Ferien zu geniessen.

* Namen der Redaktion bekannt

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Brand: Vollbrand von Einfamilienhaus in Malters

Mon, 08/13/2018 - 09:11

MALTERS - LU - Ein Einfamilienhaus ist am Montagmorgen in Malters in Vollbrand geraten. Verletzt wurde niemand, die Brandursache ist noch unklar.

Die Meldung über ein Feuer an der Luegetenstrasse ging kurz nach 07.30 Uhr ein, wie die Luzerner Staatsanwaltschaft mitteilte. Im Einfamilienhaus, das sich im Umbau befindet, waren keine Personen, als es zu brennen anfing. Im Einsatz stehen die Feuerwehren Malters-Schachen und Emmen.

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Devisen: Lira-Krise lässt Franken erstarken

Mon, 08/13/2018 - 08:57

FRANKFURT - Der Euro steht zum Wochenstart gegenüber US-Dollar und Franken weiter unter Druck. Am Montagmorgen fiel die Gemeinschaftswährung zeitweise auf den tiefsten Stand seit 12 Monaten. Ein Euro kostete kurzzeitig 1,1365 US-Dollar und damit so wenig wie zuletzt im Juli 2017.

Zum Franken markierte der Euro im frühen Handel bei 1,1286 den niedrigsten Stand seit August 2017. Wie es in einem aktuellen Kommentar von Capital Economics heisst, dürfte die Schweizerische Nationalbank das Wiedererstarken des Franken als sicherer Hafen nur wenig begrüssen.

Der Euro verliert derzeit an Wert, weil der Kursverfall der türkischen Lira Sorgen um einige europäische Banken mit viel Geschäft in der Türkei hervorruft.

Erfasst werden von der Lira-Krise auch zunehmend Währungen von grossen Schwellenländern. Am Montagmorgen steht besonders der südafrikanische Rand unter Druck, der zwischenzeitlich um 10 Prozent absackte. Auch der mexikanische Peso gibt nach, allerdings weniger stark.

Die türkische Lira steht unterdessen weiter unter Druck. Erstmals mussten im frühen Handel mehr als sieben Lira für einen Dollar gezahlt werden, für einen Euro wurden erstmals mehr als acht Lira fällig. In den jüngsten Handelsstunden hat sich die türkische Währung etwas erholt.

Am Markt heisst es, zur Erholung hätten auch Eingriffe der türkischen Zentralbank vom Montagmorgen beigetragen. Die Notenbank ergriff ein ganzes Bündel an Massnahmen, die überwiegend darauf abzielen dürften, die Marktliquidität zu erhöhen. Die Lira reagierte mit Kursschwankungen.

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Schuldenkrise: Griechenland verlässt bald Rettungsschirm

Mon, 08/13/2018 - 08:32

Athen/Brüssel – Fast ein Jahrzehnt lastete Griechenlands Finanz-Drama auf Europa. Der Zusammenbruch des Euros oder ein Austritt aus der Gemeinschaftswährung schien denkbar. Nach strikten Sparprogrammen und Milliardenkrediten muss das Land in Kürze selbst zurechtkommen.

Griechenlands Ex-Regierungschef Giorgos Papandreou hatte es geahnt: «Uns steht eine neue Odyssee bevor», sagte der Sozialist, als er am 23. April 2010 von der malerischen Insel Kastellorizo einen Hilferuf an die EU und den Internationalen Währungsfonds (IWF) richtete. Sein Land stand damals kurz vor dem finanziellen Kollaps.

Es folgte ein in der Geschichte der EU und des Euros beispielloses Drama. Am Montag (20. August) läuft nun das dritte Hilfspaket aus, danach muss Athen sich nach Jahren der Sparprogramme und internationalen Hilfskredite wieder selbst finanzieren. Ob das langfristig klappt, ist keineswegs sicher.

Doch der Reihe nach: Die Krise hatte viele Ursachen. Dazu gehörte sicher massgeblich, dass Griechenlands relativ junge Demokratie - erst 1974 stürzte die Militärdiktatur - unter Vetternwirtschaft, Korruption und einem überbordenden Verwaltungsapparat litt.

Vor allem nach dem Euro-Beitritt 2002 und in den Jahren vor 2010 überstiegen die Staatsausgaben die Einnahmen erheblich, wegen undurchsichtiger Statistiken jedoch war das Ausmass der Verschuldung lange unklar. Papandreou konnte noch 2009 die Wahlen mit dem Slogan «Geld gibt es» für sich entscheiden.

Nach seinem Hilferuf 2010 hoben die Euro-Partner praktisch aus dem Stegreif ein erstes Hilfsprogramm von 80 Milliarden Euro aus der Taufe - im Gegenzug für erste Reform- und Sparmassnahmen. Die Europäische Union war auf eine solche Situation kaum vorbereitet, Angst vor einer «Ansteckung» der gesamten Eurozone griff um sich. Im EU-Binnenmarkt waren die Wirtschaft und vor allem die Banken des Landes mit dem Rest Europas verflochten.

Derweil verschlechterte sich die wirtschaftliche Lage in Griechenland zunehmend. Die Arbeitslosigkeit schnellte auf mehr als 25 Prozent hoch, die Bürger verloren teils mehr als 25 Prozent ihres Einkommens. Die Sozialisten brachen in der Gunst der Wähler ein, im Zentrum Athens kamen bei Gewaltausbrüchen während grosser Demonstrationen mehrere Menschen ums Leben.

Im Juni 2012 kam dann die konservative Nea Dimokratia (ND) mit Antonis Samaras an die Macht. Der setzte das zweite Spar- und Reformprogramm mit damit verbundenen Krediten in Höhe von 144,7 Milliarden Euro um - gegen oft erbitterten Widerstand in der Bevölkerung. Bei Demonstrationen in Athen brannten Gebäude, immer wieder kam es zu schweren Zusammenstössen zwischen Demonstranten und der Polizei. Die «Troika» aus EU-Kommission, Europäischer Zentralbank (EZB) und IWF, die die Sparprogramme überwachte, wurde für grosse Teile der Bevölkerung zum Feindbild. Gleiches galt für den damaligen Bundesfinanzminister Wolfgang Schäuble (CDU).

Von der Stimmung profitierte ein neuer Politstar: Der 1974 geborene Alexis Tsipras gewann mit seiner ursprünglich kleinen Linkspartei Bündnis der Radikalen Linken (Syriza) an Popularität. «Alexis», wie ihn seine Anhänger nennen, versprach ein Ende aller Sparprogramme. Im Januar 2015 gewann Tsipras die Wahlen und bildete zusammen mit einer kleinen rechtspopulistischen Partei die erste linksgeführte Regierung der Geschichte des modernen griechischen Staates. Viele von der Finanzkrise zermürbte Bürger schenkten ihm ihr Vertrauen.

Tsipras verfolgte fortan eine einfache Strategie. Die Sparprogramme sollten abgeschafft werden, Griechenland praktisch bedingungslos unter die Arme gegriffen werden, weil sonst die gesamte Eurozone ins Wanken geraten würde. Zum grössten Verfechter dieser Massgabe entwickelte sich sein damaliger Finanzminister, Gianis Varoufakis.

Was folgte, waren schier endlose Nachtsitzungen in Brüssel und Streitigkeiten zwischen Varoufakis und fast allen Finanzministern der Eurogruppe, allen voran Schäuble und dem damaligen Eurogruppen-Chef Jeroen Dijsselbloem. Tsipras ging so weit, im Sommer 2015 Kredite des IWF nicht rechtzeitig zurückzuzahlen. Im Juli stellte er dann die Bevölkerung bei einem Referendum vor die Frage, ob sie ein weiteres Sparprogramm akzeptieren würde. Die Antwort war eindeutig: nein.

Um einen Staatsbankrott und ein mögliches Ausscheiden aus der Eurozone abzuwenden, vollführte Tsipras jedoch eine politische Kehrtwende. Er entliess Varoufakis und akzeptierte ein striktes drittes Sparprogramm. Um diesen Schritt zu legitimieren, rief er vorgezogene Wahlen aus, die er im September 2015 für sich entschied.

Von diesem Zeitpunkt an verfolgte er eine neue Linie. Die geforderten Spar- und Reformmassnahmen setzte er praktisch klaglos um, kürzte Renten und erhöhte Steuern. «Man kann uns vorwerfen, dass wir uns selbst getäuscht haben», erklärte er zu dieser Wende. Es sei vielleicht illusorisch gewesen, dass die internationalen Geldgeber nachgeben würden. «Wir haben aber nicht gelogen.»

Tsipras steht nun vor neuen Problemen. In Umfragen liegt er inzwischen etwa 10 Prozentpunkte hinter den Konservativen. Viele Griechen spüren nichts vom jüngst leichten Wirtschaftswachstum. Noch immer ist fast jeder Fünfte arbeitslos. Mehr als 400 000 gut ausgebildete junge Menschen haben das Land verlassen.

«Der griechische Patient ist nicht endgültig genesen», sagt der Wirtschaftsprofessor der Universität Athen, Panagiotis Petrakis. «Die Finanzmärkte werden bewerten, ob die Finanzspritzen und die Reformprogramme wirksam waren, oder ob andere Lösungen und ein Schuldenschnitt notwendig sind.»

Entscheidend dürfte sein, ob Griechenland künftig genug Investitionen sichern kann. In den nächsten Monaten muss Athen zudem noch intensivere Kontrollen der Euro-Partner dulden. Abweichungen vom Reformkurs sollen damit früh registriert werden. Für den Schritt aus dem Hilfsprogramm stehen nun ausserdem 24 Milliarden Euro von den Gläubigern und aus eigenen Mitteln bereit. Knapp zwei Jahre könnte Athen sich damit im äussersten Fall finanzieren.

Doch das Land muss nun viel länger Kurs halten. Noch immer türmt sich in Athen ein gewaltiger Schuldenberg in Höhe von etwa 180 Prozent des Bruttoinlandsprodukts - der mit Abstand der höchste Wert in Europa. Seit Beginn der Krise ist sowohl die Wirtschaftskraft des Landes als auch das Pro-Kopf-Einkommen deutlich geschrumpft.

Bis 2022 muss Athen nach der Einigung mit der Eurogruppe jährlich im Haushalt 3,5 Prozent Primärüberschuss - also ohne Ausgaben zum Schuldendienst - erzielen. Bis 2060 soll er dann bei 2,2 Prozent liegen. In der griechischen Finanzpresse mehren sich Zweifel, ob das realistisch sei. «Die schwierigen Entscheidungen werden wieder einmal verschoben», sagt ein hoher Funktionär des Athener Finanzministeriums mit Blick auf mögliche Schuldenerleichterungen. Nach derzeitigem Plan will sich die Eurogruppe im Jahr 2032 wieder mit Griechenland beschäftigen. Im schlimmsten Fall könnte es viel früher nötig werden.

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Kopf hoch, Mujinga! Kambundji dreimal EM-Vierte – wie bitter ist denn das?

Mon, 08/13/2018 - 08:26

So ein Tag, so schön wie heute. Das hätte es am Sonntag werden sollen. Doch für unsere Staffel-Lieblinge Ajla del Ponte, Sarah Atcho, Mujinga Kambundji und Salomé Kora endet die Berliner EM bitter.

Im SonntagsBlick hat Salomé Kora sich und ihre Staffel-Kolleginnen charakterisiert. Ajla del Ponte (22) sei die Gebildete, die Perfektionistin. Sarah Atcho (23), der Spassvogel und die Shopping Queen. Mujinga Kambundji (26) bezeichnet Kora als pfeilschnelle Chaotin. Und über sich selbst sagt die 24-jährige St. Gallerin: «Ich bin ein Serien-Junkie.»

Wie recht sie damit hat, konnte Kora zum Zeitpunkt ihres «Psychogramms» noch nicht wissen.

Kora, der Serien-Junkie und Schlussläuferin der 4x100-m-Staffel, sieht im Berliner Olympia-Stadion innerhalb von sechs Tagen den 3. Teil der Serie: «Mujinga wird Vierte.» Hinter Grossbritannien, Holland und Deutschland werden die vier Schweizer Girls nämlich wieder Vierte. Brutal! Das tut dem ganzen Quartett weh.

Schneller als an der WM in London

Umso mehr, weil die Schweiz noch gar nie in der Geschichte über vier so schnelle 100-m-Frauen verfügt hat. Die 10,95 Sekunden von Mujinga, die 11,20 von Sarah, die 11,21 von Ajla und die 11,25 von Salomé – in der Summer ergibt das 44,61 Sekunden.

Vor einem Jahr, als das gleiche Quartett in London WM-5. wurden, hatten die addierten 100-m-Zeiten noch 45,09 Sekunden betragen. Doch auch damals waren sie als Staffel 42,50 gelaufen, haben bei den Wechseln über zweieinhalb Sekunden herausgeholt.

Jetzt, in Berlin, verpassen sie als EM-Vierte ihren Schweizerrekord, den sie im Juli in Lausanne auf 42,29 Sekunden verbesserten, zwar lediglich um eine Hundertstelsekunde. Der Wechselbonus hat sich auf 2,3 Sekunden reduziert.

Schweizerrekord hätte nicht gereicht

Diese Rechenspiele können Kambundji und Co. aber kaum trösten. Oder etwa doch? Immerhin ist es fürs ambitionierte Quartett gut zu wissen, dass nicht einmal ihr Schweizerrekord gestern gereicht hätte, die überlegenen Britinnen, Holland oder Deutschland vom Podest zu verdrängen.

Sicher, Kambundji ist in dieser Saison ihre eigenen Wege gegangen, nicht immer für Staffeltraining zur Verfügung gestanden. Auch nicht in der letzten EM-Vorbereitungsphase, als die andern drei Läuferinnen der «Rasselbande» gemeinsam in Davos trainierten. Mujinga hat die gewohnte Umgebung in Bern für ihre Vorbereitung vorgezogen.

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Dauertest-Auftakt: Nissan Leaf: Liefern statt lafern

Mon, 08/13/2018 - 08:14

Das meistverkaufte Elektroauto der Welt geht in seine zweite Generation. SonntagsBlick testet den neuen Nissan Leaf ein halbes Jahr im Dauertest.

In letzter Zeit übertreffen sich die grossen Hersteller mit Ankündigungen für eine elektrische Autozukunft. Von dutzenden neuen Elektro-Modellen in den kommenden Jahren ist die Rede, von Milliarden-Investitionen, von der grünen Revolution auf dem Automarkt. Geliefert haben bisher aber die Wenigsten. Anders Nissan: Bereits seit 2010, als noch kein Hahn nach E-Autos krähte, brachten die Japaner den Leaf auf den Markt.

 

Rückblick: Der erste Nissan Leaf

Mittlerweile ist er mit über 300'000 verkauften Einheiten weltweit die Nummer 1 unter den E-Mobilen. Der erste Leaf hatte nur ein Problem, insbesondere in Europa: Seine futurische Hülle, mehr an ein Raumschiff als ein Auto erinnernd, schreckte viele Käufer ab. Zudem kam er mit seiner 30 kWh-Batterie kaum mehr als 150 Kilometer weit und 109 PS aus dem Elektromotor machten ihn zudem nicht gerade zu einer Rakete. Doch seit diesem Jahr ist der Nachfolger da.

Der Neue überrascht

Der Leaf II sieht nicht nur endlich wie ein richtiges Auto aus, er hat auch unterm Blech viele Neuerungen erfahren. So wächst die Akkukapazität um ein Drittel auf nunmehr 40 kWh – bei gleichbleibender Akkugrösse. Und auch die Leistung des E-Motors an der Vorderachse steigt um 41 auf 150 PS. Deshalb staunen wir auch zum Auftakt unseres halbjährigen Dauertests.

Flott stromern

Ist nicht gerade der träge, allerdings stromsparende Eco-Modus aktiviert, zeigt der Leaf so manchem Sportwagen beim Ampelstart die LED-Rückleuchten. Um 3,5 Sekunden schlägt er seinen Vorgänger beim Paradesprint auf 100 km/h (neu: 7,9 s). Und auch auf der Landstrasse saust der Leaf dank prima Fahrwerk und – für ein E-Auto – akzeptablen 1,6 Tonnen gekonnt um Ecken.

 

Die Reichweite

Im Test-Alltag wird der Japaner auch mit neuem Akku zwar immer noch nicht zum Langstrecken-König – je nach Fahrweise schaffen wir zwischen 200 und 280 Kilometer. Ob gar noch mehr Reichweite drinliegt, werden wir in den nächsten Monaten ausgiebig «erfahren».

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Rauchsäule über Malters LU: Einfamilienhaus in Vollbrand

Mon, 08/13/2018 - 08:11

In einem Gebäude im luzernischen Malters ist ein Brand ausgebrochen. Die Feuerwehr ist im Einsatz.

In Malters LU brennt es! In einem Wohnquartier der 6000-Seelen-Gemeinde ist am Montagmorgen ein Feuer ausgebrochen – eine dicke Rauchsäule steigt in den Himmel. Die Feuerwehr ist im Einsatz und bekämpft den Brand, wie Simon Kopp von der Kantonspolizei Luzern bestätigt.

Bei der Alarmzentrale sei um 7.33 Uhr die Meldung eingegangen, dass es an der Luegetenstrasse ein Feuer gebe. Die sofort ausgerückten Einsatzkräfte fanden dann ein Einfamilienhaus – ein älteres Holzhaus – in vollbrand vor. Nach ersten Erkenntnissen wurde beim Brand niemand verletzt, alle Bewohner waren ausser Haus. Die Brandursache wird von den Branddetektiven der Luzerner Polizei abgeklärt. (rey)

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Schrecksekunde für Swiss: Kunstflieger kommen Boeing 777 gefährlich nahe

Mon, 08/13/2018 - 07:48

Eine Boeing 777 der Swiss war von São Paulo nach Zürich unterwegs, als sich während des Landeanfluges zwei Kunstflieger näherten.

Rund elf Stunden war der Swiss-Flug LX93 am 23. Juni vom Flughafen São Paulo Guarulhos unterwegs nach Zürich. Kurz vor 10 Uhr befand sich die Boeing 777-300 ER mit 341 Passagieren an Bord im Landeanflug auf den Flughafen Zürich. Als es plötzlich zum gefährlichen Zwischenfall kam. 

Rund 33 Kilometer nordwestlich von Zürich näherte sich ein Motorflugzeug während eines Kunstfluges «gefährlich», wie es in einem neu veröffentlichten Vorbericht der Schweizer Untersuchungsbehörde für Luftfahrt-Zwischenfälle heisst.

Flieger gehören Flugschule des Flugplatzes Birrfeld

Während die Schweizerische Sicherheitsuntersuchungsstelle Sust zudem im Bericht selbst von einem Motorflugzeug spricht, nennt sie in der Übersicht zum Vorfall zwei Kleinfllugzeuge, eine Slingsby T67 Firefly und eine MSW Votec 252 T, schreibt der Insider-Blog «Aero Telegraph». Beide gehören der Flugschule beziehungsweise der Flying League des Kleinflugplatzes Birrfeld, der rund 35 Kilometer westlich von Zürich liegt.

Die Sust stuft im Vorbericht den Zwischenfall als «schwer» ein. Wie nah sich die Flieger kamen, schreibt die Sust noch nicht. (sga)

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US-Justiz verhaftet Ex-Manager: Liefert er die Bank Bär ans Messer?

Mon, 08/13/2018 - 07:27

Die US-Justiz hat einen ehemaligen hochrangigen Mitarbeiter von Julius Bär verhaftet. Bei der Zürcher Bank geht die Angst um. Will der Mann sie ans Messer liefern, um seine Haut zu retten?

In Miami ist der Banker Matthias Krull (44) verhaftet worden. Er wird von den USA beschuldigt, Mitglied eines Geldwäscherei-Rings zu sein, der insgesamt rund 1,2 Milliarden Dollar aus dem venezolanischen Öl-Staatskonzern PDVSA abgezweigt haben soll. Bis vor kurzem war Krull Managing Director und Vizechef der Bär-Niederlassung in Panama. Zuvor residierte er in Venezuelas Hauptstadt Caracas und soll auch nach seinem Umzug Vermögen in der Höhe von 600 Millionen Dollar verwaltet haben, darunter von politisch exponierten Personen.

Die Bank Julius Bär wurde 2016 im Steuerstreit mit den USA nur gegen Zahlung der dritthöchsten Busse überhaupt von einer Anklage vorläufig verschont. Um dieses Deferred Prosecution Agreement (DPA) zu erzielen, musste Bär 547 Millionen Dollar überweisen und versprechen, sich die nächsten drei Jahre lang nichts zuschulden kommen zu lassen.
Krull droht eine mehrjährige Gefängnisstrafe. Ausser er bemüht sich um einen Deal, einen sogenannten Plea Bargain. Eine Vereinbarung mit der Staatsanwaltschaft, in der er sich einer minderen Straftat schuldig bekennt und nur zu einer Bewährungsstrafe verurteilt wird. Im Gegenzug muss er aber Informationen liefern, die für die US-Behörden interessant genug sind, um auf einen solchen Deal einzugehen.

Wird die Strafverfolgung gegen Julius Bär wieder aufgenommen?

Während seiner insgesamt elfjährigen Karriere bei der Bank Bär, die ihn bis in die Bonus-Etage Managing Director führte, dürfte Krull genügend Informationen gesammelt haben, die ihm nun im besten Fall als «Du kommst aus dem Gefängnis frei»-Karte dienen können. Denn bei ihm kann die Bank schlecht beim üblichen Argument Zuflucht nehmen, dass ein kleiner Mitarbeiter ohne Wissen seiner Vorgesetzten und in klarer Verletzung interner Anweisungen über die Stränge geschlagen habe.

Die heissen Temperaturen, unter denen die Schweiz stöhnte, dürften ein laues Lüftchen im Vergleich zur Temperatur sein, die in der Rechtsabteilung der Bank Bär herrscht. Wird den Bärenbankern von den USA nachgewiesen, dass sie sich eben nicht wohlverhalten haben, könnte das DPA für nichtig erklärt werden. Interessant ist, dass Krull in der Anklageschrift Straftaten vorgeworfen werden, die vor und nach Abschluss dieser Aussetzung der Strafverfolgung stattfanden.

Bank droht neue Millionenbusse

Würde das also passieren, wäre alles wieder auf null, die Busse von 547 Millionen Dollar verwirkt, verloren. Die USA könnten aufs Neue damit drohen, die Bank Bär anzuklagen – das sichere Todesurteil für jede Bank, weil sie damit automatisch von der Dollarwelt und dem Handel mit US-Titeln ausgeschlossen wird. Auf Anfrage weicht die Bank Bär aus: «Die Anklage nimmt keinen Bezug auf die Bank, ausser dass Herr Krull bei der Bank an­gestellt war. Die Bank führt eine interne Untersuchung und ko­operiert mit den zuständigen Behörden.»

Anklagen werden die USA wohl nicht, denn das Fell des Bären kann man ja nur einmal verteilen. Aber sie können eine neue Bussenzahlung in eigentlich beliebiger Höhe anbieten, einen neuen Deal, damit sich die Bank zum zweiten Mal freikauft. Damit würde Bär die UBS überholen, die 780 Millionen Dollar an die USA zahlte. Damals kassierte der ehemalige UBS-Banker Bradley Birkenfeld, der die Untersuchung gegen die UBS ins Rollen gebracht hatte, über 100 Millionen Dollar Belohnung als seinen Anteil an dieser Beute. Das alles dürfte Krull durch den Kopf gehen, während er im nicht sehr angenehmen Detention Center an der North Miami Avenue in der Zelle sitzt. Und daran denkt auch die Brigade von hausinternen und externen Anwälten bei Bär. Schwitzend.

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Schulkinder lernen zu zweifeln: Neues Schulfach unterrichtet Fake News

Mon, 08/13/2018 - 07:19

Mit der Einführung des Lehrplans 21 bekommen Schweizer Kinder ein neues Schulfach. Es soll ihnen beibringen, sich im Internet zurechtzufinden und Wahrheit von Lüge zu unterscheiden.

Eine Schulklasse aus Ennetbürgen im Kanton Nidwalden gehört zu den ersten, die im Fach Medien und Informatik unterrichtet werden. Das durch den Lehrplan 21 neu eingeführte Fach soll Schweizer Kindern beibringen, sich im Inter­net zurechtzufinden. Dazu gehört auch die Fähigkeit, Wahrheit von der Lüge zu unterscheiden.

Zwar könnte man meinen, dass die Generation, die mit dem Internet aufgewachsen ist, sich am besten damit auskennt. Eine Studie der Stanford Graduate School of Education zeigt jedoch das Gegenteil. Die befragten Schüler hatten nicht nur Probleme damit, Nachrichten und als Nachricht getarnte Werbung voneinander zu unterscheiden, sie konnten auch nicht sagen, woher eine Information stammt oder ob eine Quelle glaubwürdig ist.

Früher waren diese Kompetenzen nicht so wichtig, wie sie es ­heute sind. Damals informierte man sich in Zeitungen oder im Fernsehen. Information wurde im besten Fall von ausgebildeten Journalisten zusammengetragen, überprüft und verbreitet. Heute braucht es dafür keine Druckerei oder ein hochmodernes Fernsehstudio. Ein Internetzugang reicht, um als Privatperson ein Millionenpublikum zu erreichen.

Hauptinformationsquelle Internet 

Das Internet veränderte das Medienverhalten in den vergangenen Jahren erheblich. So sinkt die Zahl der Fernsehminuten in allen Altersgruppen kontinuierlich, und auch Tageszeitungen werden immer ­weniger gelesen. Allein in den ­letzten drei Jahren verringerte sich der Anteil der Printleserschaft um 8 Prozent.

Die Printmedien werden von Facebook, Youtube und den Onlineportalen der Tageszeitungen abgelöst. So informieren sich in der Schweiz laut dem Media-Use-Index 86 Prozent der 18- bis 24-Jährigen im Internet. Sie erfahren nicht mehr vor dem Fernseher oder aus Zeitungen, sondern über Social Media oder Push-Nachrichten als Erstes von relevanten News.

Auch die Schülerinnen und Schüler der Nidwaldner Schulklasse informieren sich in erster Linie im Internet. Doch sind sie sich dabei einig, dass sie Artikeln von bekannten Tageszeitungen mehr Vertrauen schenken als Beiträgen in ihren sozialen Medien.

«Wer kann mir den Unterschied zwischen Fake News und einer Zeitungsente erklären?», fragt der Lehrer Sandro Jöri in die Runde. ­Keiner streckt auf. Er fragt bei zwei, drei Schülern nach – doch so richtig wissen tut es niemand. «Fake News sind bewusst ­gestreute Falschinformationen, eine Zeitungsente hingegen ist unbeabsichtigt», erklärt er. Einer der Schüler hält die Hand in die Höhe: «Was hat man denn davon, absichtlich Lügen zu erzählen?»

Je extremer und absurder, desto besser 

Soziale Netzwerke sind dazu ­designt, ihre Nutzer so lange wie möglich auf der Seite zu halten. So sorgen Algorithmen dafür, dass es auf Youtube, Facebook & Co. nie langweilig wird, indem sie darüber entscheiden, welche Neuigkeiten überhaupt zu den Nutzern durchdringen.

Wenn ein Beitrag in kurzer Zeit von sehr vielen Personen gesehen und geteilt wird, geht der Algorithmus automatisch davon aus, dass der Inhalt unterhaltend sein muss. Dementsprechend wird er noch mehr Personen angezeigt. Für Inhalte bedeutet das vor allem eines: je extremer und absurder, desto besser. Doch dieser Algorithmus dient insbesondere Fake News. Denn ob wahr oder falsch, ist nebensächlich.

Die Nachrichtenplattform BuzzFeed News sammelte letztes Jahr die erfolgreichsten Falschmeldungen Deutschlands. Dabei erreichten die News über eine Studie, ­wonach ungeimpfte Kinder weniger krank werden, auf Facebook mehr Personen als jeder Artikel des «Spiegels», der «Zeit» oder der «Frankfurter Allgemeinen Zeitung».

Ebenso erfolgreich waren Berichte über eine Tattoosteuer, menschliches Fleisch bei Mc­Donald’s oder kostenlose Fahrausweise für Flüchtlinge. Erstaunlich ist die hohe Überzeugungskraft ­solcher Nachrichten. Eine amerikanische Studie zeigte kürzlich, dass 75 Prozent der Befragten Fake News als glaubhaft einschätzen.

In Ennetbürgen versuchen die Schüler gerade, mit ­Photoshop bearbeitete Bilder von Originalen zu unterscheiden.«Das stimmt!», sagt ein Schüler zu einem Foto. Darauf sieht man Donald Trump an der ­Seite seiner Eltern, die Uniform des ­Ku-Klux-Klans tragend. «Bist du dir ­dabei ganz sicher?», fragt Sandro Jöri zurück. «Es könnte auch eine Foto­montage sein», sagt er zögerlich und zuckt dabei mit den Schultern. Das sei ­bestimmt nicht echt, mischt sich eine Schülerin in die Diskussion ein. «Der würde sich doch niemals so in der Öffentlichkeit zeigen.» Die Klasse ist sich unsicher, Jöri löst auf. Das Foto ist ein Fake.

Die bewusst gestreuten Falsch­informationen beeinflussen die politi­sche Meinungsbildung. So sind sich politische Beobachter weitgehend einig, dass Donald Trump ohne soziale Medien heute nicht im Weissen Haus sässe.

Doch nicht nur Falschmeldungen können eine ­Bevölkerung politisch spalten. ­Während des amerikanischen Wahlkampfs 2016 fand Facebook Zehntausende Beiträge zu kontroversen Themen wie Waffengesetzen, Schwulenrechten oder Polizeigewalt gegen Schwarze auf seiner Website. Allein diese Beiträge wurden 126 Millionen Nutzern angezeigt, was mehr als die Hälfte der wahlberechtigten amerikanischen Bevölkerung ist.

 

Jede Schule wird ein wenig zur Journalistenschule 

Um eine solche Manipulation zu erkennen, brauchen Schüler Me­dienbildung. Das hat neben der Schweiz auch die Organisation für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung (OECD) erkannt. Für die Pisa-Studie, eine interna­tio­nale Befragung, um Schulsysteme weltweit miteinander zu vergleichen, wurde dieses Jahr eine neue Leistung eingeführt. Neben Mathematik, Leseverständnis und Naturwissenschaften wurden die Schüler erstmals auf globale Fertigkeiten hin geprüft – mitunter im Internet zu erkennen, was wahr und was nicht wahr ist.

Laut Sandro Jöri sind ­seine Schüler äusserst kritisch: «Dadurch, dass sie in ihrer Freizeit viel Zeit im Internet verbringen, haben sie ­bereits ein Auge für Falschnachrichten. Dieses muss einfach noch geschult werden.» 

Das Unterrichtsfach Medien und Informatik ist auf eine gewisse Art und Weise auch eine Journalistenschule. Denn die Schüler lernen nicht nur, wie sie richtig konsumieren, sie produzieren auch selbst ­Inhalte. «Schüler schreiben Artikel, nehmen Videos und Hörspiele auf», erklärt Beat Döbeli Honegger. Der 48-Jährige ist Professor am ­Institut Medien und Schule der Päda­gogischen Hochschule Schwyz und für die Ausbildung der Lehrpersonen verantwortlich.

«Wenn man weiss, wieso gewisse Zeitungen ­anders schreiben als andere oder Fernsehbeiträge in verschiedenen Formen daherkommen, fällt man weniger auf Inhalte rein, die man selbst konsumiert», so der ­Gedanke dahinter. 

Das Fach steckt aber noch in den Kinderschuhen und wird in vielen Kantonen teilweise erst im kommenden Schuljahr eingeführt. Ebenso lässt der Lehrplan 21 offen, wie die Schulen das Fach Medien und Informatik umzusetzen haben. So werden Kinder in Zürich und Bern ab der 5. Klasse ein Mal in der Woche in Medienbildung unter­richtet, Schwyz und Luzern hingegen bilden die Schüler in der Primarschule in ­einem schon bestehenden Fach aus.

Ohne informierte Bürger keine Demokratie 

So sollen den Schülern in der Primar­schule vor allem Grund­lagen beigebracht werden, wie die richtige Verwendung einer Suchmaschine. Dazu gehört nicht nur das Üben der Suche selbst, ­sondern auch ein Verständnis dafür zu bekommen, wie eine Suchmaschine funktioniert und weshalb sie je nach Nutzer andere Ergebnisse ausspuckt. 

In der Sekundarschule werden die Themen komplexer. Sie erfahren, dass jede Nachricht mindestens zwei unabhängige Quellen braucht, jede Meinung eine Gegenmeinung. Die Schüler üben mit Fake News umzugehen, werden mit Cyber­mobbing konfrontiert und lernen, ihr Körperbild nicht durch soziale Medien beeinflussen zu lassen. Wie eine Studie der Universität Sydney zeigte, nahmen die Sorgen über das eigene Körpergewicht bereits nach fünf Lektionen Medienbildung ­signifikant ab.

«Fake News zu erkennen, ist gar nicht so schwer, wie es auf den ersten Blick scheint», sagt Sandro Jöri. Dafür sollen die Schüler ­immer als Erstes die Quelle eines Artikels ermitteln und danach die Fakten über­prüfen. Als Letztes sollen die Schüler die Bilder im Text checken. Denn vielleicht finden sie dasselbe Bild in einem völlig anderen Zusammenhang wieder: «Falls ihr eine Information findet, die zu gut scheint, um wahr zu sein, dann ­überprüft sie», sagt er.

Noch nie zuvor hatte die Menschheit so leichten Zugriff zur Information. Die Adresse des Zahnarztes, ein Rezept für das Abendessen oder die Geschichte des Kalten Kriegs – alles kann in Sekunden ­abgefragt werden. Doch es ist wichtig zu ­lernen, wie man mit dieser Fülle an Wissen umzugehen hat. Denn ohne Information keine ­Möglichkeit, sich eine Meinung zu bilden – und ohne Meinung keine Demokratie.

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Schulkinder lernen zu zweifeln: Neues Schulfach unterrichtet Fake News

Mon, 08/13/2018 - 07:19

Mit der Einführung des Lehrplans 21 bekommen Schweizer Kinder ein neues Schulfach. Es soll ihnen beibringen, sich im Internet zurechtzufinden und Wahrheit von Lüge zu unterscheiden.

Eine Schulklasse aus Ennetbürgen im Kanton Nidwalden gehört zu den ersten, die im Fach Medien und Informatik unterrichtet werden. Das durch den Lehrplan 21 neu eingeführte Fach soll Schweizer Kindern beibringen, sich im Inter­net zurechtzufinden. Dazu gehört auch die Fähigkeit, Wahrheit von der Lüge zu unterscheiden.

Zwar könnte man meinen, dass die Generation, die mit dem Internet aufgewachsen ist, sich am besten damit auskennt. Eine Studie der Stanford Graduate School of Education zeigt jedoch das Gegenteil. Die befragten Schüler hatten nicht nur Probleme damit, Nachrichten und als Nachricht getarnte Werbung voneinander zu unterscheiden, sie konnten auch nicht sagen, woher eine Information stammt oder ob eine Quelle glaubwürdig ist.

Früher waren diese Kompetenzen nicht so wichtig, wie sie es ­heute sind. Damals informierte man sich in Zeitungen oder im Fernsehen. Information wurde im besten Fall von ausgebildeten Journalisten zusammengetragen, überprüft und verbreitet. Heute braucht es dafür keine Druckerei oder ein hochmodernes Fernsehstudio. Ein Internetzugang reicht, um als Privatperson ein Millionenpublikum zu erreichen.

Hauptinformationsquelle Internet 

Das Internet veränderte das Medienverhalten in den vergangenen Jahren erheblich. So sinkt die Zahl der Fernsehminuten in allen Altersgruppen kontinuierlich, und auch Tageszeitungen werden immer ­weniger gelesen. Allein in den ­letzten drei Jahren verringerte sich der Anteil der Printleserschaft um 8 Prozent.

Die Printmedien werden von Facebook, Youtube und den Onlineportalen der Tageszeitungen abgelöst. So informieren sich in der Schweiz laut dem Media-Use-Index 86 Prozent der 18- bis 24-Jährigen im Internet. Sie erfahren nicht mehr vor dem Fernseher oder aus Zeitungen, sondern über Social Media oder Push-Nachrichten als Erstes von relevanten News.

Auch die Schülerinnen und Schüler der Nidwaldner Schulklasse informieren sich in erster Linie im Internet. Doch sind sie sich dabei einig, dass sie Artikeln von bekannten Tageszeitungen mehr Vertrauen schenken als Beiträgen in ihren sozialen Medien.

«Wer kann mir den Unterschied zwischen Fake News und einer Zeitungsente erklären?», fragt der Lehrer Sandro Jöri in die Runde. ­Keiner streckt auf. Er fragt bei zwei, drei Schülern nach – doch so richtig wissen tut es niemand. «Fake News sind bewusst ­gestreute Falschinformationen, eine Zeitungsente hingegen ist unbeabsichtigt», erklärt er. Einer der Schüler hält die Hand in die Höhe: «Was hat man denn davon, absichtlich Lügen zu erzählen?»

Je extremer und absurder, desto besser 

Soziale Netzwerke sind dazu ­designt, ihre Nutzer so lange wie möglich auf der Seite zu halten. So sorgen Algorithmen dafür, dass es auf Youtube, Facebook & Co. nie langweilig wird, indem sie darüber entscheiden, welche Neuigkeiten überhaupt zu den Nutzern durchdringen.

Wenn ein Beitrag in kurzer Zeit von sehr vielen Personen gesehen und geteilt wird, geht der Algorithmus automatisch davon aus, dass der Inhalt unterhaltend sein muss. Dementsprechend wird er noch mehr Personen angezeigt. Für Inhalte bedeutet das vor allem eines: je extremer und absurder, desto besser. Doch dieser Algorithmus dient insbesondere Fake News. Denn ob wahr oder falsch, ist nebensächlich.

Die Nachrichtenplattform BuzzFeed News sammelte letztes Jahr die erfolgreichsten Falschmeldungen Deutschlands. Dabei erreichten die News über eine Studie, ­wonach ungeimpfte Kinder weniger krank werden, auf Facebook mehr Personen als jeder Artikel des «Spiegels», der «Zeit» oder der «Frankfurter Allgemeinen Zeitung».

Ebenso erfolgreich waren Berichte über eine Tattoosteuer, menschliches Fleisch bei Mc­Donald’s oder kostenlose Fahrausweise für Flüchtlinge. Erstaunlich ist die hohe Überzeugungskraft ­solcher Nachrichten. Eine amerikanische Studie zeigte kürzlich, dass 75 Prozent der Befragten Fake News als glaubhaft einschätzen.

In Ennetbürgen versuchen die Schüler gerade, mit ­Photoshop bearbeitete Bilder von Originalen zu unterscheiden.«Das stimmt!», sagt ein Schüler zu einem Foto. Darauf sieht man Donald Trump an der ­Seite seiner Eltern, die Uniform des ­Ku-Klux-Klans tragend. «Bist du dir ­dabei ganz sicher?», fragt Sandro Jöri zurück. «Es könnte auch eine Foto­montage sein», sagt er zögerlich und zuckt dabei mit den Schultern. Das sei ­bestimmt nicht echt, mischt sich eine Schülerin in die Diskussion ein. «Der würde sich doch niemals so in der Öffentlichkeit zeigen.» Die Klasse ist sich unsicher, Jöri löst auf. Das Foto ist ein Fake.

Die bewusst gestreuten Falsch­informationen beeinflussen die politi­sche Meinungsbildung. So sind sich politische Beobachter weitgehend einig, dass Donald Trump ohne soziale Medien heute nicht im Weissen Haus sässe.

Doch nicht nur Falschmeldungen können eine ­Bevölkerung politisch spalten. ­Während des amerikanischen Wahlkampfs 2016 fand Facebook Zehntausende Beiträge zu kontroversen Themen wie Waffengesetzen, Schwulenrechten oder Polizeigewalt gegen Schwarze auf seiner Website. Allein diese Beiträge wurden 126 Millionen Nutzern angezeigt, was mehr als die Hälfte der wahlberechtigten amerikanischen Bevölkerung ist.

Jede Schule wird ein wenig zur Journalistenschule 

Um eine solche Manipulation zu erkennen, brauchen Schüler Me­dienbildung. Das hat neben der Schweiz auch die Organisation für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung (OECD) erkannt. Für die Pisa-Studie, eine interna­tio­nale Befragung, um Schulsysteme weltweit miteinander zu vergleichen, wurde dieses Jahr eine neue Leistung eingeführt. Neben Mathematik, Leseverständnis und Naturwissenschaften wurden die Schüler erstmals auf globale Fertigkeiten hin geprüft – mitunter im Internet zu erkennen, was wahr und was nicht wahr ist.

Laut Sandro Jöri sind ­seine Schüler äusserst kritisch: «Dadurch, dass sie in ihrer Freizeit viel Zeit im Internet verbringen, haben sie ­bereits ein Auge für Falschnachrichten. Dieses muss einfach noch geschult werden.» 

Das Unterrichtsfach Medien und Informatik ist auf eine gewisse Art und Weise auch eine Journalistenschule. Denn die Schüler lernen nicht nur, wie sie richtig konsumieren, sie produzieren auch selbst ­Inhalte. «Schüler schreiben Artikel, nehmen Videos und Hörspiele auf», erklärt Beat Döbeli Honegger. Der 48-Jährige ist Professor am ­Institut Medien und Schule der Päda­gogischen Hochschule Schwyz und für die Ausbildung der Lehrpersonen verantwortlich.

«Wenn man weiss, wieso gewisse Zeitungen ­anders schreiben als andere oder Fernsehbeiträge in verschiedenen Formen daherkommen, fällt man weniger auf Inhalte rein, die man selbst konsumiert», so der ­Gedanke dahinter. 

Das Fach steckt aber noch in den Kinderschuhen und wird in vielen Kantonen teilweise erst im kommenden Schuljahr eingeführt. Ebenso lässt der Lehrplan 21 offen, wie die Schulen das Fach Medien und Informatik umzusetzen haben. So werden Kinder in Zürich und Bern ab der 5. Klasse ein Mal in der Woche in Medienbildung unter­richtet, Schwyz und Luzern hingegen bilden die Schüler in der Primarschule in ­einem schon bestehenden Fach aus.

Ohne informierte Bürger keine Demokratie 

So sollen den Schülern in der Primar­schule vor allem Grund­lagen beigebracht werden, wie die richtige Verwendung einer Suchmaschine. Dazu gehört nicht nur das Üben der Suche selbst, ­sondern auch ein Verständnis dafür zu bekommen, wie eine Suchmaschine funktioniert und weshalb sie je nach Nutzer andere Ergebnisse ausspuckt. 

In der Sekundarschule werden die Themen komplexer. Sie erfahren, dass jede Nachricht mindestens zwei unabhängige Quellen braucht, jede Meinung eine Gegenmeinung. Die Schüler üben mit Fake News umzugehen, werden mit Cyber­mobbing konfrontiert und lernen, ihr Körperbild nicht durch soziale Medien beeinflussen zu lassen. Wie eine Studie der Universität Sydney zeigte, nahmen die Sorgen über das eigene Körpergewicht bereits nach fünf Lektionen Medienbildung ­signifikant ab.

«Fake News zu erkennen, ist gar nicht so schwer, wie es auf den ersten Blick scheint», sagt Sandro Jöri. Dafür sollen die Schüler ­immer als Erstes die Quelle eines Artikels ermitteln und danach die Fakten über­prüfen. Als Letztes sollen die Schüler die Bilder im Text checken. Denn vielleicht finden sie dasselbe Bild in einem völlig anderen Zusammenhang wieder: «Falls ihr eine Information findet, die zu gut scheint, um wahr zu sein, dann ­überprüft sie», sagt er.

Noch nie zuvor hatte die Menschheit so leichten Zugriff zur Information. Die Adresse des Zahnarztes, ein Rezept für das Abendessen oder die Geschichte des Kalten Kriegs – alles kann in Sekunden ­abgefragt werden. Doch es ist wichtig zu ­lernen, wie man mit dieser Fülle an Wissen umzugehen hat. Denn ohne Information keine ­Möglichkeit, sich eine Meinung zu bilden – und ohne Meinung keine Demokratie.

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Tierschützerin Susy Utzinger hat einen neuen Vierbeiner: Zorga zum Hochzeitstag

Mon, 08/13/2018 - 07:05

Im April musste sich Susy Utzinger von ihrem geliebten Schäferhund Arab verabschieden. Beim Einsatz in Ungarn hat ein neuer Schützling ihr Herz erobert.

Eigentlich wollte sie nicht so schnell wieder einen Hund. «Aber ich habe den Fehler gemacht, dass ich Zorga in die Augen geschaut habe, da war es um mich geschehen», so Susy Utzinger (49) über die Begegnung im Tierheim Misina in Ungarn. Dort ist die Tierschützerin derzeit im Einsatz. Über die letzten Jahrzehnte hat sie viel Elend gesehen, aber der Anblick von Zorga hat sie unmittelbar getroffen: «Vor lauter Angst hat sie auf den Boden gepinkelt. Sie hat mich an meine Hündin Arab erinnert, die im April gestorben ist. Sie wurde als Welpe mit Schlägen abgerichtet und war ein verängstigtes Nervenbündel, als sie zu mir kam.» 

Kampf um Spenden für Kastrationen

Zorga fühlt sich bei seiner neuen Besitzerin wohl, dennoch: «Sie muss Schlimmes erlebt haben und braucht Liebe, aber auch Erziehung. Malis sind Arbeitshunde und sehr aktiv. Ihre Besitzer waren vermutlich überfordert und haben sie ausgesetzt.» Ein Hundefänger hat die knapp einjährige Hündin ins Heim gebracht, noch vor ein paar Jahren wäre sie wohl direkt auf einer Tötungsstation gelandet. Seit 15 Jahren ist die Susy Utzinger Stiftung in Ungarn aktiv, dank ihr haben Hunde wie Zorga heute eine Chance. Dennoch sind die Tierheime überfüllt, insbesondere im Sommer. «Wir kämpfen um jede Spende für Kastrationen. Denn nur damit kann man nachhaltig etwas bewegen», so Utzinger. 6000 Tiere werden jährlich in Ungarn kastriert, in Budapest wurde ein Tierwaisen-Hospital eröffnet.  

Hunde in die Schweiz zu bringen, sei grundsätzlich keine Lösung für die Überpopulation der Hunde. Für ein einzelnes Schicksal, wie das von Zorga, sei das natürlich schön. Aber das müsse gut überlegt sein. «Solche Hunde sind oft traumatisiert, Zorga erschrickt schon beim Anblick eines Gartenschlauchs. In falschen Händen würde sie womöglich bei uns in der Schweiz bald wieder im Tierheim landen.» Darum ist Utzinger die Arbeit und Aufklärung vor Ort wichtiger. Ihren zweiten Hochzeitstag mit ihrem Mann Lars Howold (42) hat sie in einem Tierheim gefeiert. «Dass wir jetzt mit Zorga heimfahren, ist das schönste Geschenk. Wir freuen uns, ihr ein sicheres Daheim zu geben.»

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