Die deutsche Wirtschaft ist neuesten Zahlen des Statistischen Bundesamtes zufolge im zweiten Quartal um gut zehn Prozent gegenüber dem Vorquartal eingebrochen. Gegenüber dem Vorjahr fiel die Wirtschaftsleistung sogar knapp zwölf Prozent geringer aus. Dazu ein Statement von Claus Michelsen, Konjunkturchef des Deutschen Instituts für Wirtschaftsforschung (DIW Berlin):
Die Wirtschaftsleistung in Deutschland ist im zweiten Quartal dramatisch eingebrochen. Minus gut zehn Prozent bedeuten ein tiefes Loch, aus dem sich die deutsche Wirtschaft nur Stück für Stück wird heraushangeln können. Es dauert wahrscheinlich mindestens zwei Jahre, bis die Wirtschaftsleistung das Vor-Corona-Niveau wieder erreicht. Darüber hängt das Damoklesschwert weiterer Infektionswellen hierzulande und in den wichtigsten Absatzmärkten. Der Einbruch des Bruttoinlandsprodukts war allerdings in dieser Größenordnung zu erwarten. Wichtig ist nun nach vorne zu schauen: Die Wirtschaftspolitik hat größtenteils gut reagiert, die Einkommen vieler Haushalte stabilisiert und Unternehmen das Überleben gesichert. Auch das beschlossene Konjunkturpaket beinhaltet sinnvolle Maßnahmen, die eine kurzfristige Erholung der Wirtschaft begünstigen. Wichtig ist allerdings eine weitere Stärkung der Investitionstätigkeit mit einem Fokus auf eine digitale, klima- und ressourcenschonende Wirtschaftsweise. Es gilt nicht nur die Folgen der Corona-Krise auszugleichen, sondern die deutsche Wirtschaft wettbewerbsfähig und nachhaltig aufzustellen und so das Wachstumspotential zu erhöhen. Innovative Gründungen, effiziente Bildungssysteme und umweltschonende Infrastrukturen sind in diesem Zusammenhang nur einige der möglichen Ansatzpunkte. In diesem Sinne bietet der historische Einbruch der deutschen Wirtschaft auch Chancen.Die coronabedingten Schließungen von Schulen und Kinderbetreuungseinrichtungen im April und Mai 2020 haben viele Eltern vor eine immense Herausforderung gestellt. Plötzlich mussten Kinder ganztags zu Hause betreut und beschult werden. Wie aktuelle Ergebnisse der SOEP-CoV-Studie zeigen, lag die Hauptlast der Kinderbetreuung während des Lockdowns bei den Müttern. Gleichzeitig investierten die Väter überproportional mehr Zeit in die Betreuung ihrer Kinder als zuvor. Durch das Homeschooling waren insbesondere Alleinerziehende, aber auch weniger gut gebildete Eltern stark belastet.
Die Ergebnisse des EU-Gipfels kommentiert Marcel Fratzscher, Präsident des Deutschen Instituts für Wirtschaftsforschung (DIW Berlin), wie folgt:
Der EU-Gipfel war ein quälend langer Prozess – doch das bedeutet nicht, dass am Ende nichts Zählbares herausgekommen wäre. Im Gegenteil: Die Ergebnisse und Beschlüsse zu einem europäischen Wiederaufbaufonds mit einem Gesamtvolumen von 750 Milliarden Euro sind ein größerer Erfolg, als es zunächst scheint. Es handelt sich nicht bloß um Transfers und Kredite, die die von der Corona-Pandemie gerissenen wirtschaftlichen Löcher stopfen sollen. Der Wiederaufbaufonds schafft ein neues Instrument, um europäische Aufgaben gemeinsam zu bewältigen. Er ist der Startpunkt für eine Transformation in den Bereichen Klimaschutz und Digitalisierung, kann die europäische Wirtschaft neu und zukunftsfest aufstellen und besser für künftige Krisen wappnen. Das Programm könnte der Grundstein sein für eine europäische Fiskalunion, denn es gesteht erstmals explizit ein, dass fiskalische Transfers nötig sind, um Europa voranzubringen – und das dafür auch die gemeinsame Aufnahme von Schulden sinnvoll ist. Auch wenn hierzulande viele erst einmal jammern werden, ist der getroffene Kompromiss ein großer Gewinn, gerade auch für Deutschland. Gegenüber dem immer nationalistischeren Auftreten Chinas und der USA können wir unsere Interessen nur als Teil eines starken Europas wahren. Es kommt jetzt darauf an, dass Europa nicht nur auf dem Papier des Gipfeldokuments, sondern auch in der Praxis auf den Weg des Miteinanders und der Integration zurückfindet. Dann hätten Kanzlerin Merkel und Finanzminister Scholz direkt zu Beginn der deutschen EU-Ratspräsidentschaft einen großen Erfolg gelandet.Der Anfang Juli 2020 vom Bundestag beschlossene Kohleausstieg könnte eine größere Rolle für Erdgas im deutschen Energiesystem bedeuten. Doch tatsächlich ist Erdgas nicht klimafreundlicher als Kohle. Vor allem aber droht Europa bei den Erdgasimporten zum Spielfeld des Konflikts zwischen Russland und den USA zu werden. Eine Spirale aus Sanktionen und Gegensanktionen hat sich rund um den Bau der Ostseepipeline Nordstream 2 in Gang gesetzt. Die USA machen mit Flüssiggas den russischen Erdgaslieferungen in Europa Konkurrenz. Während die deutsche und die europäische Politik nunmehr angemessene Reaktionen auf die sich zuspitzende US-Sanktionspolitik diskutieren, stellt sich die Frage, welche Rolle US-Flüssiggas überhaupt im europäischen Erdgasmarkt spielen kann. Modellrechnungen des DIW Berlin liefern darauf erste Antworten. Darüber hinaus muss die Debatte um die kurzfristige Versorgung mit Erdgasimporten in den langfristigen Zusammenhang der Energiewende eingebettet werden, die mit einem Ausstieg aus fossilem Erdgas in den nächsten Jahrzehnten wird einhergehen müssen.
Obwohl sich die Erneuerbaren Energien am Markt behaupten, wird ihnen auf politischer Ebene das Leben schwer gemacht. Deshalb braucht es dringend eine EEG-Version 4.0.
Obwohl sich die Erneuerbaren Energien am Markt behaupten, wird ihnen auf politischer Ebene das Leben schwer gemacht. Deshalb braucht es dringend eine EEG-Version 4.0.
Melanie Koch, Research Associate in the International Economics Department and GC Class of 2015, has successfully defended her dissertation at Humboldt-Universität zu Berlin.
The dissertation with the title "Non-Standard Preferences and Beliefs in Financial Decision Making" was supervised by Prof. Dr. Lukas Menkhoff (DIW Berlin) and Prof. Dr. Georg Weizsäcker (HU).
We congratulate Melanie on her success and wish her all the best for her future career.
Die kollektive Erfahrung der Corona-Krise und der damit verbundenen Maßnahmen zur Eindämmung der Pandemie haben das gesamte gesellschaftliche Zusammenleben in Deutschland verändert. Diese Veränderungen prägen die Sicht der Menschen auf staatliche Institutionen, aber auch ihr Erleben von zwischenmenschlichem Zusammenhalt. Wie aktuelle Ergebnisse der SOEP-CoV-Studie nun zeigen, ist eine deutliche Mehrheit der Menschen hierzulande zufrieden mit dem staatlichen Krisenmanagement zur Eindämmung der Pandemie. Auch wenn die zahlreichen Proteste anderes vermuten lassen: Die Zufriedenheit der BürgerInnen mit der Demokratie und auch das Vertrauen der Menschen untereinander nimmt in der Corona-Krise zu. Damit diese positiven Trends anhalten, sollten die Lasten der Krise möglichst gerecht verteilt und Bevölkerungsgruppen, die existentielle Sorgen haben, nachhaltig unterstützt werden.
Der Bundestag hat heute den Kohleausstieg bis 2038 verabschiedet. Das Gesetz kommentiert Claudia Kemfert, Energieökonomin und Leiterin der Abteilung Energie, Verkehr, Umwelt am DIW Berlin:
Grundsätzlich ist es zu begrüßen, dass der Kohleausstieg endlich eingeleitet wird. Die Energieerzeugung aus Kohle passt nicht in eine nachhaltige Energiewende mit einer Vollversorgung aus erneuerbaren Energien. Leider sind die Empfehlungen der Kohlekommission nicht ausreichend umgesetzt worden. Zur Erreichung der Pariser Klimaziele ist ein Kohleausstieg nicht nur notwendig, sondern schon überfällig. Der jetzige Zeitplan kommt zu spät und ist zu wenig ambitioniert, um die Klimaziele noch erreichen zu können. Zudem ist es ein Erdgaseinstiegsgesetz, was wiederum Lock-in Effekte für fossile Energien für Jahrzehnte zementiert. Die Klimaziele von Paris werden wir aber nur erreichen, wenn wir so schnell wie möglich ganz auf fossile Energieträger verzichten und unseren Bedarf zu 100 Prozent mit erneuerbaren Energien decken.