Den Vorschlag eines Mietendeckels für Berlin kommentiert Claus Michelsen, Immobilienökonom und Konjunkturchef des Deutschen Instituts für Wirtschaftsforschung (DIW Berlin):
Die Berliner Senatsverwaltung versucht, mit dem Mietendeckel wieder an alte Zeiten um die Jahrtausendwende anzuknüpfen. Damals waren die Mieten in Berlin sehr günstig und die deutsche Hauptstadt galt als Eldorado für junge und kreative Menschen. Diese Zeiten sind allerdings vorbei, denn die Attraktivität wurde Berlin auch zum Verhängnis. Der Zuzug in die Stadt ist bisher ungebrochen und es fehlt an Wohnraum. Die reale Knappheit lässt sich aber nicht per Dekret verändern, und schon gar nicht mit einem derart restriktiven Instrument wie dem Mietendeckel, der vielfach zu deutlichen Absenkungen der Mieten führen würde. So sinnvoll und ausgewogen die Mietpreisbremse ist – und im Übrigen wirkungsvoller als ihr Ruf –, so sehr schießt der Mietendeckel über das Ziel hinaus. Er legt einheitliche Grenzen für einzelne Gebäudetypen in ganz Berlin fest. Vor allem in den extrem teuren Vierteln würden Mieterinnen und Mieter von diesem Eingriff profitieren. Ein Penthouse am Kudamm wird so plötzlich für Normalverdienende wieder erschwinglich. Investitionen werden hingegen sehr unattraktiv, worunter die Qualität der bestehenden Wohnungen leiden würde. Eine kluge Politik würde an den Knappheitsverhältnissen ansetzen, würde Konzepte der Bebauung und der Nutzung von Flächen in den Vordergrund schieben und auf eine eigene Bauoffensive des Landes Berlin setzen. Damit könnte allzu gierigen Investoren das Wasser abgegraben werden und es würden nicht auch noch diejenigen verschreckt, die gute Projekte vorantreiben.In Deutschland werden CO2-Abgaben als Instrument des Klimaschutzes intensiv diskutiert. Sie bergen aber die Gefahr, einkommensschwache Haushalte überdurchschnittlich zu belasten, also regressiv zu sein. Zur Abwehr solcher negativen Verteilungswirkungen wird erwogen, einen Teil der Einnahmen durch einen Pro-Kopf-Bonus an die Haushalte zurückzugeben. Der vorliegende Beitrag entwickelt einen Vorschlag für einen in das deutsche Krankenversicherungssystem integrierten Bonus, der die regressive Wirkung der CO2-Abgabe beseitigt, ohne ihre beabsichtigte Lenkungswirkung zu beeinträchtigen. Dadurch werden die Kosten des Kompensationsmechanismus gering gehalten. Es werden hier auch die Voraussetzungen für die verfassungsrechtliche Konformität eines solchen Vorschlags aufgezeigt.
The social contract is a key concept in social science literature focusing on state–society relations. It refers to the “entirety of explicit or implicit agreements between all relevant societal groups and the sovereign (i.e. the government or any other actor in power), defining their rights and obligations towards each other” (Loewe & Zintl, forthcoming).
The analysis of social contracts helps the understanding of: (i) why some societal groups are socially, politically or economically better off than others, (ii) why some revolt and demand a new social contract and, thus, (iii) why a country descends into violent conflict. In addition, the concept shows how foreign interventions and international co-operation may affect state–society relations by strengthening the position of the state or of specific societal groups. It illustrates that state fragility, displacement and migration can arise from social contracts becoming less inclusive.
Nevertheless, the term “social contract” has so far been neither well defined nor operationalised – to the detriment of both research and of bi- and multilateral co-operation. Such a structured analytical approach to state–society relations is badly needed both in research and in politics, in particular but not exclusively for the analysis of MENA countries. This briefing paper sets the frame, suggesting a close analysis of (i) the scope of social contracts, (ii) their substance and (iii) their temporal dimension.
After independence, MENA governments established a specific kind of social contract with citizens, mainly based on the redistribution of rents from natural resources, development aid and other forms of transfers.
They provided subsidised food and energy, free public education and government jobs to citizens in compensation for the tacit recognition of political regimes’ legitimacy despite a lack of political participation. But with growing populations and declining state revenues, some governments lost their ability to fulfil their duties and focused spending on strategically important social groups, increasingly tying resource provision to political acquiescence.
The uprisings that took place in many Arab countries in 2011 can be seen as an expression of deep dissatisfaction with social contracts that no longer provided either political participation or substantial social benefits (at least for large parts of the population).
After the uprisings, MENA countries developed in different directions. While Tunisia is a fair way towards more inclusive development and political participation, Morocco and Jordan are trying to restore some parts of the former social contract, providing for paternalistic distribution without substantial participation. In Egypt’s emerging social contract, the government promises little more than individual and collective security, and that only under the condition of full political acquiescence. Libya, Yemen and Syria have fallen into civil wars with no countrywide new contract in sight, and Iraq has been struggling for one since 2003. In addition, flight and migration also affect the social contracts of neighbouring countries such as Jordan, Turkey, and Lebanon.
All MENA countries are designing, or will need to design, new social contracts in order to reduce the current instability and enable physical reconstruction. This briefing paper informs on the status of conceptual considerations of social contract renegotiation in MENA countries and its meaning for international co-operation with them.
Studie verknüpft Europawahlergebnis mit Strukturdaten der Landkreise und kreisfreien Städte – Grüne dort stark, wo Einkommen hoch sind, Wirtschaft robust ist und Bevölkerung wächst – AfD mit hohen Stimmanteilen in wirtschaftlich schwachen Kreisen, in denen Arbeitsplatzverluste drohen und Menschen abwandern – Langfristige Investitionsstrategie dringend nötig
Die regionale Polarisierung in Deutschland schlägt sich deutlich in den Stimmanteilen bei Wahlen nieder. Das ist die zentrale Erkenntnis einer neuen Studie des Deutschen Instituts für Wirtschaftsforschung (DIW Berlin), die das Ergebnis der diesjährigen Europawahl in Verbindung mit Merkmalen der Landkreise und kreisfreien Städte in Deutschland unter die Lupe nimmt. Im Fokus stehen Grüne und AfD, die aus der Opposition heraus die zentralen Wahlkampfthemen setzten, vor allem in der Migrations- und Klimapolitik. Das Kernergebnis: Der Zuspruch für die Grünen ist in wirtschaftlich starken, demografisch jungen und dynamischen sowie wirtschaftsstrukturell soliden Kreisen in Deutschland hoch. Dagegen schneidet die AfD in Kreisen besonders gut ab, in denen die wirtschaftliche Lage weniger gut ist, die Bevölkerung abwandert und die Wirtschaft verwundbarer ist, etwa weil in den nächsten Jahren viele Arbeitsplätze durch Automatisierung und Digitalisierung wegfallen könnten.
Die Klimaschutzdebatte konzentriert sich derzeit darauf, wie der Ausstoß von Treibhausgasen politisch und ökonomisch am effektivsten gesenkt werden kann. Immer mehr in den Fokus rückt dabei eine verstärkte Bepreisung von Kohlendioxid (CO2) für die Sektoren Wärme und Verkehr, die inzwischen von vielen Seiten unterstützt wird, deren Ausgestaltung aber noch unklar ist. Eine Möglichkeit besteht darin, den EU-Emissionshandel (EU-ETS) auf Verkehr und Gebäude auszuweiten. Dies würde politisch und juristisch aber nur schwer durchsetzbar sein und das Erreichen der Klimaziele deutlich verzögern. Eine weitere Option ist, die Besteuerung zu reformieren, indem eine CO2-basierte Komponente in der Energiesteuer eingeführt wird. Sie wäre schneller umsetzbar, ist auch ökologisch und ökonomisch effizient und daher aus heutiger Sicht eindeutig die überlegene Option.
Pauline Affeldt, who works at the Firms and Markets department, has successfully defended her dissertation at the Technische Universität Berlin.
The dissertation with the title "Three Essays on the Economics of Merger Control" was supervised by Prof. Dr. Tomaso Duso (DIW Berlin, Technische Universität Berlin)
Prof. Dr. Radosveta Ivanova-Stenzel (Technische Universität Berlin).
We congratulate Pauline on her success and wish her all the best for her future career.