You are here

Deutsches Institut für Wirtschaftsforschung

Subscribe to Deutsches Institut für Wirtschaftsforschung feed Deutsches Institut für Wirtschaftsforschung
Nachrichten und Pressemitteilungen
Updated: 2 months 1 week ago

Gute-Kita-Gesetz: Besser Qualitäts- als Gebührenwettbewerb! Kommentar von C. Katharina Spieß

Tue, 05/07/2019 - 09:00

Das sogenannte Gute-Kita-Gesetz gibt es nicht mehr nur auf dem Papier – langsam kommt es auch in der Praxis an. Mit Bremen hat Ende April das erste Bundesland einen ent-sprechenden Vertrag mit dem Bund geschlossen: In diesem und im nächsten Jahr erhält der Stadtstaat etwa 45 Millionen Euro. Die Bundesländer können entsprechend ihrer Bedarfe aus einem „Baukasten“ wählen, für welche Bereiche sie die Bundesgelder ausgeben wollen. Bremen wird die Mittel zum einen in Qualitäts verbesserungen stecken. Insbesondere sollen Einrichtungen in sozial benachteiligten Stadtteilen gefördert werden. Eine gezielte Förderung ist wichtig und richtig, denn auch bildungsökonomische Studien zeigen, dass insbesondere Kinder aus sozioökonomisch benachteiligten Familien von einer guten Kita-Qualität profitieren.


Mehr Europa: 13 Herausforderungen - 13 Lösungen für mehr Konvergenz, Stabilität und Wettbewerbsfähigkeit

Thu, 05/02/2019 - 11:02
Zusammenfassung:

Gut 20 DIW-Ökonominnen und -Ökonomen stellen Lösungsansätze für europäische Herausforderungen vor – Einheitliche Rahmenbedingungen können EU widerstandsfähiger machen – Bessere Anreizsysteme sorgen für mehr Konvergenz – Weltwirtschaftlichen Risiken wie dem US-Zollstreit muss Europa geschlossen entgegentreten

Der europäische Gedanke, für Wachstum und gleiche Lebensbedingungen in allen EU-Ländern zu sorgen, trägt nach wie vor, doch haben die Krisen in den vergangenen Jahren gezeigt: Europa braucht Reformen. Wie diese genau aussehen könnten, haben gut 20 Ökonominnen und Ökonomen des Deutschen Instituts für Wirtschaftsforschung (DIW Berlin) anlässlich der Europa-Wahl Ende Mai untersucht. Für mehr Wettbewerbsfähigkeit und Konvergenz könnte ein Innovationspakt, eine stringentere Fusionskontrolle und gezieltere Industrieförderung sorgen. Neue Fiskalregeln, ein Stabilisierungsfonds und regulatorische Harmonisierung würden Europa stabiler und sozialer machen. Globale Herausforderungen, die an nationalen Grenzen nicht Halt machen wie Migration, Umwelt, Klima, können die EU-Länder nur gemeinsam schultern.


"Die Antwort auf viele Herausforderungen kann nicht mehr der Nationalstaat geben": Interview mit Alexander Kriwoluzky

Thu, 05/02/2019 - 10:59

Herr Kriwoluzky, die EU wurde als reine Wirtschaftsgemeinschaft gegründet, inwieweit ist sie heute mehr als das?


Selbstverständlich ist die Wirtschaftsgemeinschaft immer noch die Klammer, die die Europäische Union zusammenhält. Das ist der Binnenmarkt und die Fähigkeit, dass die Europäische Union eine gemeinsame Handelspolitik betreiben kann. Aber im Zuge der letzten Jahrzehnte kam es zu einer immer tieferen Integration der Europäischen Union als Antwort auf die zunehmenden globalen Herausforderungen, der sich die Europäische Union gegenübersieht. [...]

Deutschland braucht einen grundlegenden Wandel in seiner Europapolitik: Kommentar von Marcel Fratzscher

Thu, 05/02/2019 - 10:58

Inmitten des Brexit-Chaos fordert die AfD in ihrem Europawahlprogramm einen Dexit, einen Austritt Deutschlands aus der EU. Dies mag man für absurd und weltfremd halten. Dabei ist ein Dexit und gar ein Kollaps der Europäischen Union gar nicht so unwahrscheinlich, vor allem wenn Deutschland nicht die richtigen Lehren aus dem Brexit zieht. Denn Großbritannien und Deutschland unterliegen ähnlichen Illusionen in ihrer Weltsicht: Sie unterschätzen beide die Bedeutung der Europäischen Union für die eigene Zukunft. [...]


Claus Michelsen: „Eine ökonomisch sinnvolle Reform der Grundsteuer droht im politischen Gezänk unter die Räder zu kommen“

Thu, 05/02/2019 - 02:42

Medienberichten zufolge hat das Bundeskanzleramt die Reformpläne von Finanzminister Scholz zur Grundsteuer vorerst gestoppt. Dazu ein Kommentar von Claus Michelsen, Immobilienökonom und Konjunkturchef des Deutschen Instituts für Wirtschaftsforschung (DIW Berlin):

Das Bundeskanzleramt hat die aktuellen Reformpläne zur Grundsteuer von Finanzminister Scholz offenbar gestoppt und gibt damit dem bayerischen Druck nach, der darauf abzielt, Bodenwerte als Element der Besteuerung zu verhindern. Das Veto des Kanzleramts läuft wahrscheinlich darauf hinaus, dass die Bundesländer jeweils individuelle Regelungen für die Grundsteuer treffen könnten. Damit würde die CSU durch die Hintertür eine Grundsteuer einführen, die rein auf der Größe des Grundstücks basiert – und damit, anders als im aktuellen Scholz-Entwurf, eben keinen Unterschied mehr macht zwischen der Stadtwohnung und dem Haus auf dem platten Land. Zugute käme das vor allem Immobilieneigentümern in den teuren Lagen. Das ist ungerecht, denn gerade in den zentralen Lagen profitieren Haushalte enorm von öffentlich finanzierter Infrastruktur, die sich in steigenden Immobilienpreisen widerspiegeln. Eine Besteuerung der Bodenwerte setzt hingegen Anreize, bei steigenden Bodenpreisen auch die Fläche effizienter zu nutzen – begehrte Innenstadtlagen würden so besser genutzt. Dies bestraft auch Spekulanten, die auf steigende Bodenpreise setzen, ohne ihre Grundstücke zu bebauen. Eine reine Bodenwertsteuer würde so einen Beitrag leisten, die Wohnungsnot zu lindern. Der vorgelegte und jetzt vorerst gestoppte Kompromiss war in dieser Hinsicht zwar nicht perfekt und wäre auch mit einem recht hohen Bürokratieaufwand verbunden. Neben dem Bodenwert sollten auch das Baujahr eines Gebäudes und durchschnittliche Mieterträge in die Berechnung einfließen. Damit wird aber immerhin vermieden, dass Häuser in besten Innenstadtlagen genauso besteuert werden wie am Stadtrand. Unter dem Strich droht wegen des politischen Gezänks eine grundlegende und sinnvolle Reform der Bodenbesteuerung unter die Räder zu kommen.

DIW Konjunkturbarometer April: Abkühlung setzt sich zunächst fort

Tue, 04/30/2019 - 10:34
Zusammenfassung:

Das Konjunkturbarometer des Deutschen Instituts für Wirtschaftsforschung (DIW Berlin) verbleibt im April unter der 100-Punkte-Marke, die für ein durchschnittliches Wachstum der deutschen Wirtschaft steht. Damit dürfte die Wirtschaftsleistung im laufenden zweiten Quartal um 0,3 Prozent zunehmen. „Die Schwächephase der deutschen Wirtschaft hält an, bedenkliche Einbrüche zeichnen sich allerdings nicht ab“, sagt DIW-Konjunkturchef Claus Michelsen. Die Binnenwirtschaft ist nach wie vor intakt und wird es auch bleiben – nicht zuletzt, weil die Beschäftigung in Deutschland nach wie vor steigt. Belastet wird die Entwicklung in erster Linie durch die schwächelnde Weltkonjunktur, die vor allem die deutsche Exportindustrie zu spüren bekommt.


Stability Implications of Financial Interconnectedness under the Capital Markets Union

Tue, 04/30/2019 - 10:30
Zusammenfassung:

In the run-up to the European elections in May 2019, the European Commission is trying to advance the initiatives laid out in its action plan for a European Capital Markets Union (CMU). In order to diversify financing sources and to increase private risk sharing, the CMU aims at deepening the integration of European equity and debt markets. While there are benefits associated with more cross-border investments, the intensification of connectedness between financial market participants in the Eurozone and beyond can also engender systemic risks. This article reviews the debate about the link between capital market integration and financial stability from the perspective of interconnectedness.


Marius Clemens: „Die EU-Osterweiterung hat der deutschen Wirtschaft sehr geholfen“

Fri, 04/26/2019 - 02:31

Am 1. Mai jährt sich die Osterweiterung der Europäischen Union im Jahr 2004 zum 15. Mal. Zu den Effekten der Erweiterung auf den deutschen Arbeitsmarkt und zu Handlungsbedarfen in der Zukunft äußert sich Marius Clemens, wissenschaftlicher Mitarbeiter in der Abteilung Konjunkturpolitik des Deutschen Instituts für Wirtschaftsforschung (DIW Berlin):

15 Jahre nach der EU-Osterweiterung ist klar, dass sich die Ängste vor einem Ansturm von Niedriglohn-Arbeitskräften aus Osteuropa und vor einem Wegfall von Arbeitsplätzen hierzulande insgesamt nicht bewahrheitet haben. Im Gegenteil: Deutschland hat wirtschaftlich von den neuen Möglichkeiten sogar profitiert, denn viele Unternehmen haben zuletzt immer händeringender Arbeitskräfte gesucht. Ohne Zuwanderung aus anderen EU-Ländern – und eben auch aus den östlichen – wäre der Daueraufschwung der deutschen Wirtschaft in den vergangenen Jahren nicht möglich gewesen. Das Beispiel der EU-Osterweiterung zeigt, dass man Zuwanderung mit einer gezielten Migrationspolitik in die richtigen Bahnen lenken kann. Dies wird künftig noch wichtiger werden, da der Arbeitsmarkt in Deutschland nicht nur in konjunkturellen Hochphasen, sondern aufgrund des demografischen Wandels immer mehr grundsätzlich von Zuwanderung abhängig sein dürfte. Da dies in unseren Nachbarländern nicht anders ist, wird der Wettbewerb vor allem um die klugen Köpfe künftig noch härter werden. Der deutsche Arbeitsmarkt sollte daher stärker auch für Personen aus Drittländern geöffnet werden. Nötig ist ein konkretes Einwanderungsgesetz mit klaren und transparenten Kriterien, die sich an den Bedürfnissen des Arbeitsmarktes orientieren.

Franziska Bremus: „Abbruch der Fusionsgespräche zwischen Deutscher Bank und Commerzbank ist aus gesamtwirtschaftlicher Sicht zu begrüßen“

Thu, 04/25/2019 - 11:23

Die Fusion von Deutscher Bank und Commerzbank ist vom Tisch. Dazu eine Einschätzung der Ökonomin Franziska Bremus, wissenschaftliche Mitarbeiterin der Abteilung Makroökonomie am Deutschen Institut für Wirtschaftsforschung (DIW Berlin):

Nicht nur aus Sicht der Beschäftigten und Investoren gibt es gute Gründe gegen einen Zusammenschluss von Deutscher Bank und Commerzbank. Auch aus gesamtwirtschaftlicher Perspektive birgt die Schaffung eines „nationalen Bankenchampions“ Risiken. Denn wenn zwei heimische Banken zu einer komplexen nationalen Großbank fusionieren, wird die Verbindung zwischen Banken und Staat enger. Statt auf den Zusammenschluss großer heimischer Finanzinstitute hinzuwirken, sollte die Politik vielmehr rechtliche und institutionelle Hindernisse für eine grenzüberschreitende Konsolidierung des europäischen Bankensektors identifizieren und abbauen. Bankenfusionen über Ländergrenzen hinweg können unter anderem die Bankenlandschaft stabilisieren, weil Gewinne und Verluste breiter gestreut werden und die gegenseitige Abhängigkeit von Banken und ihren Heimatstaaten sinkt.

Measuring the effect of foreign exchange intervention policies on exchange rates

Thu, 04/25/2019 - 11:00
Zusammenfassung:

Central bank intervention in foreign exchange markets is a common tool to influence exchange rates. Although central bankers are convinced of their policy’s effectiveness, econometric estimates of precise effects differ across studies. The difficulties with estimations mostly result from a lack of adequate data. This article highlights different econometric approaches that aim to mitigate estimation problems. Techniques comprise control and matching approaches, event studies, as well as the use and imputation of high-frequency data. Their comparison reveals a trade-off between clear identification of the effect and establishing its validity over a sustained period.


Erst Brexit, dann Dexit?

Tue, 04/23/2019 - 11:36

Inmitten des Brexit-Chaos fordert die AfD in ihrem Europawahlprogramm einen Dexit, einen Austritt Deutschlands aus der EU in fünf Jahren. Dies mag man für absurd und weltfremd halten. Dabei ist ein Dexit und gar ein Kollaps der Europäischen Union gar nicht so unwahrscheinlich, vor allem wenn Deutschland nicht die richtigen Lehren aus dem Brexit zieht. Denn Großbritannien und Deutschland unterliegen ähnlichen Illusionen in ihrer Weltsicht: Sie unterschätzen beide die Bedeutung der Europäischen Union für die eigene Zukunft.

Vor fünf Jahren hat kaum jemand einen Brexit für möglich gehalten. Denn Großbritannien hat stark von seiner EU-Mitgliedschaft profitiert. Diese hatte einen Zusammenbruch der britischen Industrie und den Niedergang der Landwirtschaft in den 70er- und 80er- Jahren verhindern können. Die City of London konnte sich nur durch die EU-Mitgliedschaft zu Europas einzigem globalen Finanzplatz entwickeln. Der größte Teil der Transaktionen in Euro-Finanzprodukten findet in London statt, obwohl die britische Regierung sich geweigert hat, den Euro im eigenen Land einzuführen. Und kaum ein Land hat wirtschaftlich so von der Zuwanderung aus der EU profitiert.

Trotz dieser vielen Vorteile konnte sich Großbritannien nie wirklich mit Europa identifizieren. Die britische Politik hat sich häufig opportunistisch verhalten, versucht, eine Extrawurst auszuhandeln und regelmäßig wichtige Reformen zu blockieren. Der Grund für dieses Verhalten hängt auch mit der Geschichte des Vereinigten Königreichs zusammen. Viele in Politik und Gesellschaft geben sich noch immer der Illusion hin, das Land sei eine Weltmacht und brauche Europa für seinen Wohlstand und seine Zukunftssicherung nicht.

Viele in Deutschland unterliegen ähnlichen Illusionen: Deutschland als größtes und wirtschaftlich stärkstes Land brauche Europa nicht, denn die wirtschaftliche Zukunft liege in Asien, und politische Entscheidungen werden in erster Linie in den USA und nun in China getroffen. Sie skandieren, Europa sei eine Transferunion, in der wir “Zahlmeister” seien und die unseren Interessen schade. So haben es manche in der Politik, aus der Wissenschaft und einige Medien geschafft, den Deutschen einzureden, die Rettung Griechenlands und anderer Länder oder das Zahlungssystem Target hätte Deutschland Verluste beschert. Dabei ist genau das Gegenteil der Fall: Der deutsche Steuerzahler hat keine Verluste für diese Programme oder das Zahlungssystem erleiden müssen, sondern deutsche Banken und deutsche Investoren wurden durch diese Programme geschützt, und somit letztlich auch der deutsche Steuerzahler.

Gerne wird in Deutschland über die Zuwanderung geklagt, aber gleichzeitig verschwiegen, dass ohne die mehr als vier Millionen europäischen Zuwanderer der Wirtschaftsboom der vergangenen zehn Jahre gar nicht möglich gewesen wäre. Die deutsche Politik verhält sich zu häufig als politischer Hegemon wider Willen und als wirtschaftlicher Hegemon wider den guten Verstand. Sie verfolgt seit Langem eine Wirtschaftspolitik, die zu riesigen Handelsüberschüssen führt, die gleichzeitig hohe Defizite und Schulden in anderen europäischen Ländern erfordert, über die sich dann die deutsche Politik wiederum echauffiert.

Deutschland ist zum Blockierer wichtiger europäischer Reformen geworden und verfolgt zu häufig eine Europapolitik des “Nein”. Die Bundesregierung hat hartnäckig auf einer Austeritätspolitik in vielen europäischen Ländern bestanden, obwohl diese Politik verfehlt war und die Krise verschärft hat. Ferner hat die deutsche Regierung der massiven heimischen Kritik an der Geldpolitik der Europäischen Zentralbank nicht widersprochen und es versäumt, sich vor diese für Deutschland und Europa so wichtige Institution zu stellen. Sie verschleppt seit vielen Jahren die Vollendung der Bankenunion, die so essenziell für die wirtschaftliche Gesundung Europas ist. Die deutsche Politik kritisiert gerne die fehlende Regeltreue der europäischen Partner, ignoriert die gleichen Regeln jedoch, wenn es opportun erscheint. Sie hat immer wieder nationale Alleingänge in Europa verfolgt - bei der Energiewende, in der Flüchtlingspolitik, in der Industriepolitik oder bei Handelsverhandlungen.

Auch bei den wichtigen Reformen der Währungsunion bremst Deutschland, statt Alternativen anzubieten und die ausgestreckte Hand des französischen Präsidenten Macron zu ergreifen. Ohne eine Vollendung des Binnenmarktes von Dienstleistungen, ohne eine Vertiefung der Kapitalmärkte durch gemeinsame, sichere Anleihen und ohne ein gemeinsames Budget zur Stabilisierung und Vermeidung von Krisen wird Europa wirtschaftlich nicht ausreichend zusammenwachsen können, um sich als globale Wirtschaftsmacht zu etablieren.

Ähnlich wie den Briten sollte uns Deutschen klar werden, dass unser Land aus einer globalen Perspektive gesehen klein ist, unser Wohlstand aber gleichzeitig wie für kaum ein zweites Land von einem starken, geeinten Europa abhängt, gerade weil Deutschland und auch Europa geopolitisch und wirtschaftlich an Bedeutung verlieren. Dies zeigt sich schmerzlich immer häufiger, so wie jetzt im Handelskonflikt mit den USA.

Noch können Deutschland und Europa selbst entscheiden, ob die globale Weltordnung in diesem Jahrhundert eine bipolare ist, in der die USA und China den Ton angeben, oder ob Europa sich als dritte globale Macht etabliert. Dies erfordert die Einsicht, dass nationale Souveränität bei den großen, wichtigen Fragen unserer Zeit - von der Verteidigungs-, Sicherheits- und Außenpolitik über Klimapolitik bis hin zur Handels- und Währungspolitik - eine Illusion ist. Was für manche paradox klingt, ist Realität: Die Wahrung nationaler Interessen erfordert eine stärkere europäische Integration in vielen Bereichen, ohne das Prinzip der Subsidiarität aufgeben zu müssen.

Damit Deutschland seine Interessen wahren kann und sich nicht irgendwann enttäuscht von Europa abwendet - wie das Vereinigte Königreich es gerade tut -, muss die deutsche Politik einen grundlegenden Wandel ihrer Europapolitik vollziehen und, zusammen mit Frankreich, eine kluge Integration Europas vorantreiben. Dies erfordert mutige Reformen des Euro und eine Stärkung europäischer Institutionen und öffentlicher Güter, wie in der Sicherheits- und Sozialpolitik. Und ja, es erfordert auch, dass die Bundesregierung Geld aufbringt für ein gemeinsames Budget zur Krisenbekämpfung und für kluge Investitionen in die Zukunft Europas, und damit auch Deutschlands.

Dieser Text von Marcel Fratzscher ist am 23. April 2019 als Gastbeitrag in der Süddeutschen Zeitung erschienen.


Marcel Fratzscher: „Die Inflationszahlen zeigen: Die EZB hat noch große Schwierigkeiten, ihr Mandat zu erfüllen “

Wed, 04/17/2019 - 12:19

Marcel Fratzscher, Präsident des DIW Berlin, kommentiert die neuesten Inflationszahlen im Euroraum wie folgt:

Die neusten Zahlen zur Inflation für März im Euroraum sind besorgniserregend. Sie zeigen, dass die EZB noch immer große Schwierigkeiten hat, ihr Mandat der Preisstabilität zu erfüllen. Meine größte Sorge ist die zu schwache Verankerung der Inflationserwartungen. Dies zeigt, dass wirtschaftliche Akteure Zweifel haben, dass die EZB ihr Mandat in den nächsten Jahren wird erreichen können. Die schwache Inflationsentwicklung ist eine Folge der wirtschaftlichen Abschwächung in Europa. Auch wenn die Prognosen für das kommende Jahr positiv sind, so dürfen wir nicht vergessen, dass die Risiken enorm hoch sind. Ein Handelskonflikt mit den USA, ein erneutes Aufflammen der Krise in Italien, ein ungeordneter Brexit und Finanzinstabilität in China würden sich alle stark negativ auf die Wirtschaft in Deutschland und im Euroraum auswirken. Die EZB muss weiterhin klug als Risikomanagerin agieren und die vorhandenen Risiken in ihren geldpolitischen Entscheidungen berücksichtigen. Das neue Kreditprogramm TLTRO III ist sinnvoll, um die Banken Europas mit ausreichend Liquidität auszustatten. Sollte es aber zu einer weiteren wirtschaftlichen Abschwächung kommen, dann wird die EZB zusätzliche Maßnahmen ergreifen müssen. Dies könnte auch ein erneutes Anleihenkaufprogramm oder eine Umstrukturierung der bestehenden Anleihenkäufe notwendig machen.

Rente mit 67: Längere Lebensarbeitszeit birgt sozialpolitische Risiken, die abgefedert werden müssen

Wed, 04/17/2019 - 09:25
Zusammenfassung:

Höhere Altersgrenzen bei der Rente bedeuten nicht unbedingt späteren Erwerbsaustritt – Sollte der Arbeitsmarktboom nicht anhalten, drohen insbesondere Menschen mit geringer Bildung, prekärer Beschäftigung und niedriger Gesundheit große sozialpolitische Risiken – Sozialpolitische Unterstützung für einzelne Gruppen gerade bei weiteren Anhebungen des Renteneintrittsalters notwendig


"Eine weitere Anhebung der Altersgrenzen ohne flankierende Maßnahmen würde ich sehr kritisch sehen": Interview mit Johannes Geyer

Wed, 04/17/2019 - 09:20
Herr Geyer, mit der sogenannten „Rente mit 67“ sollen die Kosten des demografischen Wandels besser bewältigt werden. Sie haben untersucht, wie sich der Rentenzugang in den kommenden Jahren entwickelt. Wie sind Sie dabei vorgegangen?

Wir haben dafür ein empirisches Modell entwickelt, das den Rentenzugang in der Zukunft simulieren soll und haben dafür zwei unterschiedliche Szenarien definiert: einmal mit einem weiteren Anstieg der Beschäftigung und ein nicht ganz so optimistisches Szenario, in dem die Beschäftigung auf dem heutigen Stand verharrt und sich die Erwerbsquoten der Älteren trotz steigender Altersgrenzen nicht mehr anpassen.[...]

Produktivitätsrückstand ist nicht mehr eine Frage des Ostens: Kommentar von Martin Gornig

Wed, 04/17/2019 - 09:01

Der Fall des Eisernen Vorhangs in Europa und der Berliner Mauer liegen nun fast 30 Jahre zurück. Dies wird mit Recht zum Anlass genommen, in nahezu allen gesellschaftspolitischen Bereichen auch Bilanz zu ziehen in den deutsch-deutschen Beziehungen. Was ist erreicht worden, wo besteht noch Hand-lungsbedarf? [...]


Sprachkompetenz von Kindern: Unterschied nach Bildung der Eltern im unteren Leistungsbereich besonders groß

Wed, 04/17/2019 - 09:00

von  Ludovica Gambaro, Tobias Linberg, Frauke Peter

Sprachliche Fähigkeiten unterscheiden sich bei Kindern im Alter von vier bis fünf Jahren mitunter deutlich nach der Bildung der Eltern. Die meisten bisherigen Studien – und damit auch viele bildungspolitische Maßnahmen – orientierten sich mit Blick auf die Sprachkompetenzwerte am Durchschnitt innerhalb der verschiedenen Bildungsgruppen. Dieser Bericht zeigt, dass dies zu kurz greift und mögliche Ungleichheitsmuster im Verborgenen bleiben. Als einer von wenigen untersucht er die Verteilung der Sprachkompetenzen detaillierter. Dabei zeigt sich auf Basis von Daten des Nationalen Bildungspanels (NEPS), dass die Unterschiede nach der Bildung der Eltern im unteren Sprachleistungsbereich deutlich größer sind. Kinder mit niedrigerem Bildungshintergrund sind also stärker benachteiligt und müssen sehr viel mehr aufholen als bisher gedacht. Die Ergebnisse sind insbesondere vor dem Hintergrund relevant, dass jährlich mehrere Millionen Euro in Förderprogramme zum Spracherwerb fließen. Um Unterschiede nach der Bildung der Eltern zu reduzieren, sollten Programme so ausgestaltet sein, dass leistungsschwächere Kinder aus bildungsferneren Familien deutlich gezielter unterstützt werden.


Forschungsprojekt zu Stranded Assets im fossilen Ressourcensektor eröffnet

Mon, 04/15/2019 - 12:15

Am 23. März 2019 haben das DIW Berlin, das ifo-Institut München und der Lehrstuhl für Ressourcenökonomik der Humboldt-Universität zu Berlin mit einer öffentlichen Tagung das FoReSee-Projekt eröffnet. Im FoReSee-Projekt „Fossile Ressourcenmärkte und Klimapolitik: Stranded Assets, Erwartungen, und die politische Ökonomie des Klimawandels“ werden die Interaktionen von fossilen Ressourcenmärkten und Klimapolitik aus verschiedenen Perspektiven untersucht. Das Projekt wird vom Bundesministerium für Bildung und Forschung (BMBF) im Programm „Ökonomie des Klimawandels“ gefördert (2018-2021).

Bei der Auftaktveranstaltung an der Humboldt-Universität zu Berlin wurden gemeinsam mit dem Projektbeirat und Experten aus Wissenschaft, Ministerien und Stiftungen diskutiert, welche Strategien Ressourcenbesitzer anwenden, um trotz des notwendigen Ausstiegs aus dem fossilen Ressourcenverbrauchs weiterhin Erlöse aus Kohle, Erdöl und Erdgas zu ziehen. Der drohende Wertverlust ihrer Ressourcen, der als „Asset Stranding“ bezeichnet werden kann, führt zu Abwehrreaktionen der Ressourcenbesitzer, die bei der Gestaltung von Klimapolitikmaßnahmen mitbedacht werden müssen. Das FoReSee-Projekt wird durch ökonomische, spieltheoretische, polit-ökonomische und modellierungsbasierte Forschung klimapolitische Maßnahmen für den fossilen Ressourcensektor untersuchen. Bei der Tagung wurde festgestellt, dass die Erfassung und Definition der möglichen „stranded assets“ bisher noch unzureichend ist und dies wird daher ein erster Arbeitsschritt im Projekt sein.


Europäisches SET-Nav-Projekt erfolgreich beendet

Mon, 04/15/2019 - 12:13

Das DIW Berlin hat gemeinsam mit 14 weiteren Forschungspartnern aus ganz Europa am 21. März 2019 das dreijährige Forschungsprojekt „SET-Nav: Navigating the Roadmap for Clean, Secure and Efficient Energy Innovation” mit einer Abschlusskonferenz in Brüssel erfolgreich beendet. Dabei wurde aufgezeigt, dass für eine erfolgreiche Dekarbonisierung des Energiebedarfs im Strom-, Wärme-, Industrie- und Verkehrssektor verschiedene Technologieoptionen existieren, die gleichermaßen effektiv zum Erreichen der Klimaziele in Europa führen können.

Das SET-Nav-Projekt wurde zwischen 2016 und 2019 von der EU-Kommission im Rahmen des Förderprogramms Horizon 2020 unterstützt. 15 Projektpartner haben sowohl auf Sektorenebene als auch für das europäische Innovationssystem untersucht, inwiefern einzelne Technologien ausgebaut oder gefördert werden müssen, um die europäischen Klimaziele zu erreichen. Dabei wurde ein Fokus auf Technologieoptionen gelegt, die im SET-Plan adressiert werden, wie Atomkraft, CCS (Carbon Capture and Storage) und Stromnetzausbau. Unter Nutzung von computergestützten Modellen der betroffenen Sektoren, die in innovativen Forschungsansätzen gekoppelt wurden, wurden Handlungsempfehlungen für die europäische Energie- und Klimapolitik abgeleitet. Das DIW Berlin hat sich u.a. mit CCTSMOD und dem Global Gas Model beteiligt.

Auf der Abschlusskonferenz in Brüssel am 21. März 2019 wurden die Forschungsergebnisse und Politikempfehlungen mit weiteren Experten und Vertretern der EU-Kommission diskutiert. So empfiehlt das SET-Nav-Konsortium, weiterhin ein diversifiziertes Technologieportfolio anzustreben, und die Förderung der Technologieinnovation noch stärker in kollaborativen Prozessen zwischen öffentlicher Hand, Unternehmen und Wissenschaft zu organisieren.


Schwerpunkt Zentren für Familien: Neue Ausgabe des Newsletters "Bildung und Familie @ DIW Berlin" erschienen

Thu, 04/11/2019 - 02:38

Die neueste Ausgabe des Newsletters "Bildung und Familie @ DIW Berlin" ist erschienen, dieses Mal mit dem Schwerpunktthema Zentren für Familien. Darüber hinaus gibt es unter anderem neue Publikationen und ein spannendes Interview mit Mathias Huebener, in dem er unter anderem über nichtmonetäre Bildungserträge spricht. Und: Ein prominenter Gast am DIW Berlin - schauen Sie einfach mal rein!

Den Newsletter und die Möglichkeit, diesen als E-Mail-Version zu abonnieren, finden Sie hier.


Wer kann der Idee eines bedingungslosen Grundeinkommens am meisten etwas abgewinnen? Studie zeichnet Profil der Befürworterinnen und Befürworter

Wed, 04/10/2019 - 09:30
Zusammenfassung:

Repräsentative Umfragen zeigen: 45 bis 52 Prozent in Deutschland befürworten ein bedingungsloses Grundeinkommen –­­ Zustimmung eher bei jungen und besser gebildeten Menschen, Menschen mit niedrigen Einkommen und politisch links orientierten Personen – Nicht nur die persönliche Situation, auch grundsätzliche Gerechtigkeitseinstellungen spielen eine Rolle


Pages

THIS IS THE NEW BETA VERSION OF EUROPA VARIETAS NEWS CENTER - under construction
the old site is here

Copy & Drop - Can`t find your favourite site? Send us the RSS or URL to the following address: info(@)europavarietas(dot)org.