Marcel Koller siegt beim Debüt spektakulär 4:2 gegen GC. Am Tag zuvor straft er einen Spieler knallhart ab!
Der FC Basel kann doch noch siegen! Nach Test-Niederlagen gegen Wolverhampton, Aarau und Feyenoord Rotterdam, den Pleiten gegen St. Gallen und PAOKSaloniki und dem Unentschieden bei Aufsteiger Xamax gibt es am Samstag gegen GC endlich einen Dreier: Es ist ein 4:2-Sieg, den Goalie Jonas Omlin mit zwei abgewehrten Penaltys festhält.
Es ist ein Spektakel, wie man es lange nicht mehr vom FCB gesehen hat. Vor dem Europa-League-Qualifikationsspiel am Donnerstag bei den Holländern von Vitesse Arnheim scheint Marcel Koller (57) die richtigen Knöpfe gefunden zu haben.
Er sagt: «Das war sehr intensiv. Für die Zuschauer war es ein gutes Spiel, für mich als Trainer weniger. Ich habe gute Sachen gesehen, aber in der Schlussphase waren wir zu hektisch. In Zukunft wollen wir dominanter aufzutreten, aber dafür war die Zeit zu knapp.»
Aber es war genug Zeit für Koller, den Tarif durchzugeben! Der Trainer demonstrierte nach BLICK-Informationen am Tag vor dem Spiel seine Autorität, indem er ein gnadenlos klares Zeichen an einen seiner neuen Spieler abgibt.
Koller hat die Spieler am Freitagabend zur Besammlung aufgeboten. Um 18.30 Uhr muss jeder seinen Platz im Teambus eingenommen haben, damit man gemeinsam ins Hotel fahren kann, wo man sich in Ruhe und abgeschirmt auf die Partie vom Samstag gegen GC vorbereitet.
Pululu entschuldigt sichUm Punkt halb sieben lässt Koller den Busfahrer losfahren. Afimico Pululu (19) kommt eine Minute zu spät Richtung Bus gelaufen. Unbeeindruckt lässt Koller den jungen Franzosen stehen. Der Bus fährt davon. Ohne Pululu. Koller: «Man kann das Spiel ja auch nicht um 19.05 Uhr beginnen...»
Das FCB-Talent muss danach seine Anfahrt zum Hotel selber organisieren, entschuldigt sich dort beim Trainer. Koller akzeptiert dies, lässt Gnade vor Recht walten: Afimico Pululu bleibt im Kader für das Spiel gegen GC. Etwas, was er vorher in dieser Saison unter Raphael Wicky und Interimscoach Alex Frei nicht geschafft hat.
Trotz des Bus-Eklats darf Pululu auf die Ersatzbank sitzen. Zum dritten Super-League-Teileinsatz der Karriere kommt er aber nicht. Koller wechselt mit Bua, Kalulu und Okafor drei andere Offensive ein.
Was sagt Pululu selber zum Vorfall? Nichts. Der FCB und der Franzose kommentieren den Bus-Eklat gegenüber BLICK nicht.
BERN - Hitze und Trockenheit setzen den Bauern zu. Diese rufen deshalb nach staatlicher Hilfe. Zum Ärger von Jürg Grossen. Statt zu jammern, sollen die Bauernvertreter endlich mithelfen, die Ursachen der Wetterextreme anzugehen, verlangt der GLP-Präsident.
Die Bauern leiden unter der Hitze und Trockenheit der vergangenen Wochen. Und sie nutzen die Situation, um immer lauter nach Finanzhilfen und Zollerleichterungen zu rufen. So prüft der von der CVP und SVP geprägte Bauernverband derzeit die Einführung von Ernteausfallversicherungen. Auch davon, dass der Bund die Fleischpreise durch verschiedene Massnahmen stützen soll, ist die Rede. Anfang kommender Woche will der Verband verschiedene Millionenforderungen stellen.
Ein Grossteil der Kosten würden am Steuerzahler hängen bleiben. So macht Bauernpräsident und CVP-Nationalrat Markus Ritter (51) im Branchenblatt «Schweizer Bauer» keinen Hehl daraus, dass es für ihn «sinnvoll» wäre, dass die Versicherungsprämie gemeinsam von den Landwirten und dem Bund finanziert würde. Unabhängig davon solle der Bund gefälligst die Bauern für den Klimawandel entschädigen, «wenn Hitze und Dürre existenzbedrohend werden».
Importverbot von Fleisch und MilitäreinsatzWeil die Wiesen austrocknen und dadurch das Futter für die Kühe ausgeht, werden wohl mehr Tiere vorzeitig geschlachtet. Damit das Überangebot an Fleisch den Preis nicht in die Höhe treibt, sollen Fleischimporte verboten werden, so eine weitere Forderung auf der Liste der einflussreichen Bauern. Und selbst Soldaten sollen für die Landwirte in den Kampf ziehen: mit Bewässerungs- statt Übungsflügen.
Jürg Grossen (48) kann der üppigen Forderungsliste der Bauern wenig abgewinnen. Der Präsident der Grünliberalen anerkennt zwar die Problematik, in der die Landwirte aktuell stecken. Kein Verständnis hat er jedoch «für die Bauernvertreter im Parlament und deren Verbände, die jetzt jammern».
Bauern müssen umdenken!Denn von diesen habe er im Ringen um echte und wirksame Massnahmen gegen den Klimawandel seit Jahren keine Unterstützung gespürt. «Gerade die selbst ernannte Bauernpartei SVP und ihre Vertreter im Bundeshaus haben in dieser Beziehung so ziemlich alles und mit Vehemenz bekämpft», sagt Grossen.
Der Berner Oberländer verlangt von der Landwirtschaftsbranche, die ja stark vom Klimawandel betroffen sei, endlich ein Umdenken. «Wenn die Bauernvertreter mithelfen, die Ursachen des Klimawandels wirksam zu bekämpfen, bin ich auf der anderen Seite offen, sie bei der Bewältigung der Wetterextreme zu unterstützen.»
Lenkungsabgabe auf Treibstoffe und FlugticketsEntsprechende Forderungen zur CO2-Reduktion gibt es viele. Etwa im Strassenverkehr, der grösste Verursacher von Treibhausgasemissionen: «Es braucht eine Lenkungsabgabe auf Treibstoffe im CO2-Gesetz», sagt Grossen und fordert die Bauernvertreter auf, in der anstehenden Debatte im Parlament dies zu unterstützen.
Aber auch der Flugverkehr soll endlich etwas zum Klimaschutz beitragen, verlangt der GLP-Chef in einem Vorstoss. Und er sieht die Landwirte als logische Allianz-Partner: «Da viele Bauern sowieso nicht in der ganzen Welt herumjetten, sollte bei ihnen zumindest eine Lenkungsabgabe in der Zivilluftfahrt keine Gegenwehr auslösen.»
Links-Grün hat wenig Verständnis für jammernde BauernTatsächlich hat man auf links-grüner Seite auch in anderen Parteien wenig Verständnis dafür, dass den meisten Landwirten und ihren politischen Vertretern die Klimaerwärmung stets gleichgültig war, jetzt aber, wie sie deren Folgen als Direktbetroffene spüren, soll der Bund ihnen plötzlich unter die Arme greifen: Die jetzige Trockenheit sei für die Landwirtschaft prekär – «umso bitterer, dass der Bauernverband jahrzehntelang nicht geholfen hat, etwas gegen den Klimawandel zu tun», sagte der SP-Vize und gelernte Bauer Beat Jans (54) gestern der «NZZ am Sonntag». «Die Bauern jammern immer erst dann, wenn sie bereits vor den Problemen stehen.»
Und wie Grossen sieht auch der Grünen-Nationalrat Bastien Girod (37) die jetzige Dürre als möglichen Augenöffner: Vielleicht brauche es einen solchen Sommer, «damit die veränderungswilligen Kräfte unter den Bauern die Klimapolitik in der Branche voranbringen», lässt er sich im besagten Artikel zitieren.
Mit blossen Forderungen dürften es die Bauern somit schwer haben. Wenn sie sich aber in Sachen CO2-Reduktion bewegen, könnte es anders aussehen.
FLIMS GR - Warum mussten oberhalb von Flims 20 Menschen sterben? Der Absturz der Ju-52 wirft mehr Fragen auf, als er beantworten kann. Die Piloten setzten keinen Notruf ab. Und die traditionsreiche Maschine liefert kaum verwertbare Daten.
Die ersten Meldungen liessen bereits das Schlimmste befürchten. Seit gestern herrscht nun traurige Gewissheit: Von den 20 Menschen an Bord des Ju-Air-Flugs von Locarno TI nach Dübendorf ZH hat niemand überlebt.
Es ist 16.57 Uhr am Samstag, als mehrere Augenzeugen praktisch zeitgleich die Kantonspolizei Graubünden alarmieren. Eine traditionsreiche Junkers Ju-52 mit Baujahr 1939 ist soeben an der Westflanke des Piz Segnas zerschellt. Sofort macht sich ein Grossaufgebot an Rettern auf den Weg zum abgelegenen Stück Fels oberhalb von Flims GR.
Schnelle GewissheitDoch schon kurz nachdem die ersten Einsatzkräfte eingetroffen sind, steht fest: Das ist keine Rettungsaktion, sondern nur noch eine Bergungsmission. Die elf Männer und neun Frauen in der Maschine im Alter zwischen 42 und 84 Jahren sind schon tot. Sie hatten keine Chance.
Denn die «Tante Ju», so der Kosename des Fliegers, hat sich senkrecht und mit hoher Geschwindigkeit regelrecht in den Fels gebohrt. Vom metallenen Trümmerhaufen auf 2540 Meter Höhe erinnert nur noch das Heck mit dem Kennzeichen HB-HOT an die Überreste des Flugzeugs.
Ju-Chef versuchte, Trost zu spendenJu-Air-Geschäftsführer Kurt Waldmeier fährt, als ihn die Schreckensmeldung erreicht, sofort an den Flughafen Dübendorf. «Ich habe versucht, den Angehörigen Trost zu spenden. So viel Trost, wie man in einer solchen Situation eben spenden kann», sagt der Mann, der die als Verein organisierte Klein-Airline vor 36 Jahren mitgegründet hat. Er ist im Gespräch mit BLICK mehrmals den Tränen nahe.
Besonders schlimm: Waldmeier, selbst leidenschaftlicher Pilot, kann auf die drängenden Fragen der verzweifelten Familienmitglieder keine schlüssigen Antworten liefern. Gleiches gilt auch für die Behörden an ihrer Pressekonferenz am Tag nach dem schlimmsten Flugunglück in der Schweiz seit dem Crossair-Absturz bei Bassersdorf ZH im Jahre 2001.
Es fehlt an Daten«Die Abklärungen nach der Unfallursache werden sich komplex gestalten», kündigt Daniel Knecht, Leiter der Schweizerischen Sicherheitsuntersuchungsstelle (Sust), an. Er hat gute Gründe, nicht zu grosse Erwartungen an eine vollständige Aufklärung zu wecken.
Zwar lässt sich ein Zusammenstoss mit einem anderen Flugobjekt oder eine «Einwirkung von aussen» praktisch ausschliessen; darüber hinaus bleibt das Feld der möglichen Absturzgründe aber absolut offen.
Problematisch: Die alten (aber regelmässig gewarteten) Maschinen der Ju-Air verfügen über keinen Flugdatenschreiber – die sogenannte Blackbox. Die Ermittler müssen das Rätsel somit gänzlich ohne Daten aus dem Cockpit und Sprachaufzeichnungen rekonstruieren!
Kein Mayday, kein WortAls wäre das Unterfangen damit nicht schon anspruchsvoll genug, liegen aus dem Gebiet rund um den Piz Segnas praktisch keine verwertbaren Radardaten vor.
Dazu gesellt sich die irritierende Tatsache, dass die beiden Piloten im Cockpit auch keinen Notruf abgesetzt haben. Der Funk blieb vor dem Aufprall am Boden absolut still. Weil die Piloten von den Ereignissen überrascht wurden und ihnen keine Zeit mehr blieb?
Klar ist, dass Rudolf J.* (†62) und sein Nebenmann Peter M.* (†63) als äusserst erfahrene Flieger galten. Beide Männer verfügten über eine ähnliche Fliegerkarriere: Sowohl J. als auch M. waren rund 30 Jahre als Linienpiloten unterwegs, standen auch für das Militär jahrzehntelang im Einsatz.
Lebenspartnerin von J. war auch ArbeitskolleginPrivat wohnten sie im Kanton Thurgau gerade einmal zehn Kilometer voneinander entfernt, galten in der familiären Ju-Air als befreundet. Ein grosser Unterschied findet sich in den Biografien dann aber doch noch: J. verfügte mit 947 Flugstunden mehr als drei Mal so viel Erfahrung auf der Ju-52 wie M. neben ihm.
«Einer unserer erfahrensten Männer», sagt Geschäftsführer Waldmeier respektvoll. Und J. war es auch, der mit A. M.*, einer Ju-Air-Hostess liiert, war. Diese sass nicht im Unglücksflieger. Stattdessen flog Flugbegleiterin Sarah S.* (†66) aus dem Kanton Zürich mit der «Tante Ju» in den Tod.
Ihre Leidenschaft für die Fliegerei ist ebenfalls beeindruckend: Sie hatte zuvor 40 Jahre lang als Teil der Kabinenbesatzung gedient.
*Namen der Redaktion bekannt
Bei einem Autounfall bei Chabrey im Kanton Waadt sind am späten Samstagabend der 24-jährige Beifahrer getötet und der Fahrer des Autos schwer verletzt worden.
Bei einem Autounfall bei Chabrey im Kanton Waadt sind am späten Samstagabend der 24-jährige Beifahrer getötet und der Fahrer des Autos schwer verletzt worden.
Der 21-Jährige Schweizer hatte zuvor die Beherrschung über sein Fahrzeug verloren und war aus diesem herausgeschleudert worden, wie die Kantonspolizei am Sonntagabend mitteilte.
Der Fahrzeuglenker wurde mit der Rega ins Spital geflogen. Sein Mitfahrer verstab noch an der Unfallstelle.
Beide Personen seien in der Region der Unfallstelle wohnhaft gewesen, teilte die Polizei weiter mit. (vof/SDA).
Am Sonntagnachmittag ist auf der Bottigenstrasse in Bern ein Autofahrer frontal mit einem Linienbus von Bernmobil zusammengestossen. Der Autolenker wurde dabei schwer verletzt und ins Spital eingeliefert.
Am Sonntagnachmittag ist auf der Bottigenstrasse in Bern ein Autofahrer frontal mit einem Linienbus von Bernmobil zusammengestossen. Der Autolenker wurde dabei schwer verletzt und ins Spital eingeliefert.
Der Unfall ereignete sich kurz vor 17 Uhr, wie die Kantonspolizei Bern mitteilte. Gemäss ersten Erkenntnissen geriet der Autofahrer aus noch unbekannten Gründen auf die Gegenfahrbahn. Dort prallte er frontal in den entgegenkommenden Linienbus.
Ein Passant konnte den Fahrer befreien, der im Fahrzeug eingeklemmt war. Eine Ambulanz brachte den Schwerverletzten ins Spital. Der Fahrer sowie die Passagiere des Linienbusses der städtischen Verkehrsbetriebe Bernmobil blieben nach ersten Erkenntnissen unverletzt.
Während der Unfallarbeiten blieb die Bottigenstrasse gesperrt. Die Tramlinie 7 und die Buslinie 32 mussten für mehrere Stunden umgeleitet werden. Weil Flüssigkeiten ausgelaufen waren, stand auch die Berufsfeuerwehr Bern im Einsatz. Zur Klärung der Umstände und des Unfallhergangs wurden Ermittlungen aufgenommen. (SDA)
Der neuste Luzerner «Tatort» von Dani Levy spaltete die Gemüter. BLICK meint: Trotz inhaltlicher Patzer hat sich das One-Take-Experiment gelohnt, «Die Musik stirbt zuletzt» war äusserst sehenswert.
Die Meinungen gingen im Vorfeld auseinander: «Bild» warnte vor dem «schlechtesten ‹Tatort› aller Zeiten». «Der Spiegel» schwärmte von «grossem Kino». Gestern endlich war das One-Take-Wunder «Die Musik stirbt zuletzt» von Dani Levy zu sehen. Und tatsächlich ist das formale Wagnis, einen Krimi ohne einen einzigen Schnitt zu erzählen, sehenswert. Der Zuschauer wird sofort in die Handlung hineingerissen.
Die Geschichte hingegen ist zu ambitioniert. Form und Inhalt kommen sich nicht entgegen – ein einfacherer Plot hätte das technische Experiment besser zur Geltung gebracht. Walter Loving, ein Unternehmer und Mäzen, engagierte sich im Zweiten Weltkrieg als Fluchthelfer von Juden – und wurde reich dabei. Findige Köpfe beginnen zu rechnen: Wie alt wäre dieser Loving heute und könnte er wirklich noch einen Galaabend ausrichten? Es bleibt nicht die einzige Ungereimtheit. Weshalb genau wird vor dem KKL demonstriert?
Anderes ist schlichtweg absurd: Zum Beispiel die Pianistin, die sich ohne Gefühlsregung an den Flügel setzt, nachdem ihr Bruder vergiftet worden ist. Oder der Arzt, der während des Reanimierens Zeit findet, Leute mit den Worten aus dem Raum zu weisen, er müsse hier arbeiten. Geradezu albern sind die Drohanruf-Sequenz mit dem Stimmenverzerrer und die Kurznachrichten, die eingeblendet werden, weil sie nicht filmbar sind. Auch die ungewöhnlichen Tenues der Kommissare (Liz Ritschard im Ballkleid, Reto Flückiger als Fussballfan) sind kein Mehrgewinn. Doch Levy hat etwas gewagt und TV-Geschichte geschrieben. Das bleibt.
Dauernd vergleichen wir uns mit andern, dank Facebook, Instagram und Snapchat mehr denn je. Auf diesem Jahrmarkt der Entwürdigung geht verloren, dass jeder Mensch einzigartig und unvergleichlich ist.
Wir haben die Angewohnheit, uns mit anderen zu vergleichen. Am liebsten mit Leuten, die glücklicher und lebensfroher wirken, als wir uns selber empfinden, und die natürlich mehr Geld haben und mit attraktiveren Partnern aufwarten. Solche Vergleiche sind für meine Tante Angela-Maria eine Sünde, die wie jede Sünde zu immer neuen Sünden führt, von Neid über Gier bis hin zu Eifersucht und Totschlag.
Auch der dänische Schriftsteller Sören Kierkegaard (1813–1855) warnte: «Das Vergleichen ist das Ende des Glücks und der Anfang der Unzufriedenheit.» Kierkegaard lebte allerdings in einer Zeit ohne Facebook, Instagram und Snapchat. Es war für ihn einfacher, sich gegen die Seuche des Vergleichens zu wappnen.
Jeder ist ein OriginalHeute ist diese Seuche nur einen Klick entfernt, rund um die Uhr, weltweit. Schaffe ich mehr Likes und Follower? Poste ich das schönere Leben mit dem grösseren digitalen Applaus? Das Dasein im Internet-Schaufenster schraubt die Erwartungen in ungekannte Höhen. Wenn nicht die Bühne einer Topkarriere, dann will ich wenigstens tolle Abenteuer, einen tollen Body mit vielen authentischen Emotionen. Und natürlich den coolsten Job. Bis keine real vorhandene Arbeit mehr mithalten kann, so wenig wie ein real existierender Lebenspartner.
Dabei ist jeder Mensch von Geburt ein Original, einmalig und unvergleichlich. Jeder Mensch hat eine Würde, ganz unabhängig von der Gesellschaft und den Idealen der gerade herrschenden Kultur. Jeder ist wertvoll ohne den Applaus der Aussenwelt.
Verhängnisvolle VergleichitisSo gesehen verbreitet das Internet-Schaufenster nicht nur eine verhängnisvolle Vergleichitis, sondern sie schwächt das Bewusstsein für die Menschenwürde. Natürlich stimmt es, dass die sozialen Medien, wie jede Technologie, den Menschen dienlich sein und das Leben besser machen können. Noch nie in der Geschichte konnten wir unabhängig von Zeit und Ort miteinander so schnell in Verbindung treten – eine schöne Sache. Sie darf aber nicht zum Jahrmarkt der Entwürdigung werden. Wir müssen darauf achten, dass der Philosoph Johann Caspar Schmidt (1806–1856) am Ende nicht recht behält mit dem Satz: «Jeder Mensch wird als Original geboren, aber die meisten sterben als Kopie.»
Giuseppe Gracia (50) ist Schriftsteller und Medienbeauftragter des Bistums Chur. Er ist verheiratet und Vater von zwei Kindern. In seiner BLICK-Kolumne, die jeden zweiten Montag erscheint, äussert er persönliche Ansichten.
LOCARNO TI - Das Wochenende mit der «Tante Ju» beginnt paradiesisch in der Sonnenstube – und endet mit einer Tragödie am Piz Segnas GR.
Auf der steinernen Terrasse des Grotto Fossati in Meride TI herrschte gestern Hochbetrieb. Nur zwei Tische in der Mitte sind unbesetzt – wie von Engelshand frei gehalten. Genau an diesen Tischen sassen zwei Tage zuvor elf Männer und neun Frauen, die das Wetter und die feinen Speisen genossen.
Der Absturz des Oldtimer-Flugzeuges Ju-52 über Flims GR ist das Thema bei den meisten Gästen. Doch dass die Opfer in diesem Grotto ihren so tragisch geendeten Ausflug ins Tessin eingeläutet hatten, wissen nur wenige. «Sie kamen um 12.15 Uhr mit einem mittelgrossen grauen Bus», sagt Stammgast Danilo Zanini (68). Auch sein Freund Mario Schuster (64) erinnert sich: «Die meisten sprachen Schweizerdeutsch und waren im Alter von 50 aufwärts. Sie sassen dort und hatten viel Spass. Nicht zu fassen, dass sie nun alle nicht mehr leben!»
Die Wirtin: «Wir hörten vom Absturz. Wir sind erschüttert»Fiorella Lupi (64) bedient mit Routine. Doch ihr übliches strahlendes Lächeln bekommt die Wirtin nicht hin. «Wir sind erschüttert. Ich weiss noch genau, was sie bestellten. Salametti, Pilzrisotto mit Ossobuco. Sie wollten landestypisch essen.» Sie hält inne, die Stimme stockt: «Jetzt hörten wir vom Absturz. Man kann diese Tragödie einfach nicht glauben.»
Der Ausflug in die Sonnenstube beginnt am Freitag. Um 8.30 Uhr ist Check-in im Air Force Center Dübendorf ZH. Die Oldtimer-Maschine Ju-52, liebevoll «Tante Ju» genannt, ist herausgeputzt. 17 Gäste, meist Paare aus den Kantonen Zürich, Thurgau, Luzern, Schwyz, Zug und Waadt sowie eine Familie mit Sohn aus Niederösterreich gehen an Bord. Jeder Passagier geniesst seinen Fensterplatz. Der Blick auf die Alpen ist atemberaubend. Gegen 11 Uhr landet die «Tante Ju» auf dem Flugplatz von Locarno-Magadino TI. Mit dabei ist Sarah S.* (†66) – sie ist Stewardess und Reisebegleiterin aus Leidenschaft.
Zwei Tage Sonnenstube mit allem Drum und Dran. Für 1130 Franken pro Person. Es soll ein unvergessliches Erlebnis werden.
Der Koch: «Sie assen Pasta und Kalbsschnitzel»Nach dem Mittagessen im Grotto Fossati checkt die Gruppe in einem Nobelhotel in Lugano TI ein. Abends ein Altstadtbummel. Am Samstagmorgen bringt ein Schiff die Gruppe über den Luganersee auf die italienische Seite. In Porlezza (I) ist Markt: Souvenirs werden gekauft, die Stimmung ist gelöst.
Mittags gehts ins Crotto del Lago. «Seit zehn Jahren bringt uns Sarah die Fluggäste der Ju-52», sagt Wirt Giancarlo Achini (61). Er sagt leise: «Sie war eine so nette, hübsche Frau.» Küchenchef Filippo Nicodemo (40) erinnert sich an das Menü: «Sie assen Penne mit Tomaten und Speck, Kalbsschnitzel mit Pilzen und einen Blätterteigkuchen. Es hatte ihnen so gut geschmeckt.»
Ein letzter Espresso. Ein letzter Blick auf den Luganersee. In Locarno steigt die Gruppe wieder in das Flugzeug. Es soll nach Hause gehen. Doch man fliegt in den Tod.
*Name der Redaktion bekannt
Am Samstagnachmittag ereignete sich beim Piz Segnas in Graubünden ein Flugzeugabsturz. 20 Personen sind tot. Der Flugbetrieb wurde bis auf Weiteres eingestellt.
Was geschah am Unglückstag?Das Flugzeug «Tante Ju» war für eine Erlebnisreise im Tessin im Einsatz. Sie flog um ca. 16.15 Uhr aus Locarno nach Dübendorf. Um 17 Uhr hätte sie dort landen sollen. Um 16.50 stürzte sie jedoch ab. Die Einsatzzentrale der Kantonspolizei Graubünden wurde um 16.57 Uhr über den Unfall informiert.
Wo stürzte das Flugzeug ab?Der Wrack wurde in 2540 Metern Höhe an der Westflanke des Piz Segnas GR gefunden. Es ist das Unesco-Weltnaturerbe. Die sogenannte Glarner Hauptüberschiebung im Grenzgebiet der Kantone St. Gallen, Glarus und Graubünden zeigt wie nirgendwo sonst die Entstehung der Alpen.
Wie viele Verletzte und Tote gibt es?
Alle 20 Personen an Bord sind ums Leben gekommen, wie die Kantonspolizei Graubünden am Sonntag bestätigte. An Bord waren 8 Paare und 4 weitere Einzelpersonen. Darunter waren elf Männer und neun Frauen. Die Personen stammen aus den Kantonen Zürich, Thurgau, Luzern und Waadt. Auch ein Ehepaar mit Sohn aus Niederösterreich war an Bord. Das Alter der Opfer liegt zwischen 42 und 84 Jahren.
Die beiden Flugkapitäne waren ehemalige Linienpiloten. Der erste (62) habe 31 Jahre Flugerfahrung, 943 Flugstunden sei er alleine mit den JU-Maschinen geflogen. Der zweite Kapitän (63) sei ebenso erfahren. Dieser lässt seine Frau samt zwei Söhnen zurück. Die Flugbegleiterin war 66 Jahre alt und hatte mehr als 40 Jahre Berufserfahrung.
Was ist die Ursache für den Absturz?Auch das ist noch nicht abgeklärt. An Erfahrung dürfte es den Piloten nicht gemangelt haben. Geflogen werden die Maschinen von ausgebildeten Airline- und Militärpiloten. Die Unfallstelle lässt einige Schlussfolgerungen zu.
«Das Flugzeug ist nahezu senkrecht mit hoher Geschwindigkeit auf den Boden aufgeprallt», sagt der Daniel Knecht, Sprecher der Schweizerischen Sicherheitsuntersuchungsstelle (SUST) am Sonntag. Es gebe keine Hinweise auf Fremdeinwirkung, Kollision oder Schäden vor dem Unfall. An Bord gebe es jedoch keine sogenannte Black Box, was die Untersuchungen erschwert.
Die Hitze ist eine besondere Herausforderung. «Warme Luft ist dünner. Solche Bedingungen beeinträchtigen die Leistung der Maschine», sagten Piloten zu BLICK. Als Ursache für den Absturz könnte die Hitze jedoch nicht herhalten, sagt Knecht. Ausserdem wurde die dreimotorige JU-52 als Flugzeug mit nur einem Triebwerk konzipiert und gilt deswegen als robust.
Um was für eine Maschine handelt es sich?Bei der Unglücksmaschine handelt es sich um eine JU52 HB-HOT des Baujahrs 1939, ein Flugzeug der JU-Air. Der Flugzeugtyp ist ein Oldtimer, der in den 1930er in Deutschland entwickelt und bis Anfang der 1950er Jahre gebaut wurde. Das Alter an sich sei kein Grund für den Absturz, sagte der SUST-Sprecher.
Das Flugzeug wurde zuletzt Ende Juli gewartet. In Dübendorf gibt es noch zwei weitere Flugzeuge des Typs Ju-52. Sie haben die Kennzeichen HB-HOP und HB-HOS. Sie sind mit einem Originaltriebwerk von BMW ausgestattet.
Wie sehen die Untersuchungen aus?Das Bundesamt für Zivilluftfahrt (BAZL) hat eine Luftraumsperre über der Absturzstelle verfügt. Die Unfallursache wird durch die Bundesanwaltschaft zusammen mit der SUST, der Staatsanwaltschaft Graubünden und der Kantonspolizei Graubünden abgeklärt. Die JU-52 hatte keine Blackbox, was die Ermittlungen deutlich erschwert. Deshalb sei die SUST vor allem auf die Untersuchung des Wracks sowie der drei Motoren angewiesen. Auch Augenzeugen könnten helfen. (man/szm/SDA)
Cathy Lugner hat es am Strand von Andalusien übertrieben, Adela lässt ihren Bikini bewerten und Francine Jordi hebt das Glas auf Ed Sheeran. Willkommen zu den Foto-Storys des Tages!
Der Flugzeug-Absturz der Ju-Air forderte 20 Menschenleben. Damit gehört es zu den schlimmsten Unfällen solcher Art.
Nach dem Rücktritt aller Weltcup-Piloten drohen im Eiskanal magere Jahre. Jetzt sollen Bob-Lehrlinge als Olympia-Hoffnungen aufgebaut werden.
Im Schweizer Bobsport wird das Eis immer dünner. Und das liegt nicht an der Hitzewelle im Land. Sondern an der Rücktrittswelle, die mit Pilot Clemens Bracher (31) ihren überraschenden Höhepunkt erlebt.
Der Emmentaler hört nicht ganz freiwillig auf: «Es tut extrem weh. Aber ich musste einen Grundsatzentscheid fällen.» Er macht den Abgang seines besten Anschiebers, Michael Kuonen, und die Finanznot geltend. Bracher fehlen im 250 000-Franken-Budget für die Saison rund 50 000 Franken. Mit ihm verliert der Eiskanal-Verband Swiss Sliding den letzten Weltcup-Fahrer. Zuvor hatten im Winter bereits Beat Hefti (40) und Rico Peter (34) aufgehört.
Es ist nach den schwachen Olympischen Spielen ohne Medaillen der nächste Tiefpunkt in der schillernden Schweizer Bob-Geschichte. Beat Hefti ist mit seinem nachträglichen Olympia-Triumph 2014 in Sotschi (Sieger Subkow des Dopings überführt) der bisher letzte Goldgewinner. Jetzt sagt der Appenzeller: «Es ist schade, dass der Bobsport in dieser Lage steckt. Hätte man das vor 20 Jahren vorausgesagt, hätten alle den Kopf geschüttelt. Das war undenkbar gewesen.»
Piloten ohne Weltcup-ErfahrungDer Verband geht ohne Pilot mit Weltcup-Erfahrung in den kommenden Winter. Das gabs noch nie. «Es wirkt planlos», sagen Hefti und Bracher unisono. Swiss-Sliding-Präsident Jürg Möckli verneint und sagt: «Wir beginnen nicht bei null, weil wir intensiv im Nachwuchs gearbeitet haben.»
Eine ganze Reihe junger Piloten steht bereit, die bisher Anschieber waren. Der Walliser Michael Kuonen (27), der Schwyzer Michael Vogt (20), Yann Moulinier (25) aus La Chaux-de-Fonds und der Solothurner Simon Friedli (27) sitzen neu selber an den Steuerseilen. Ob einer dieser Bob-Lehrlinge mal Weltklasse wie Erich Schärer, Gusti Weder oder Beat Hefti wird? Nicht abzusehen.
Selbst Möckli sagt: «Wir können nicht erwarten, dass die Jungen gleich auf Anhieb die Retter der Nation sind. Es wird diese Saison kaum Podestplätze geben.» Selbst Top-Ten-Ränge sind ambitioniert. Das Ziel ist, in der zweiten Saisonhälfte zwei Piloten im Weltcup zu haben. «Daneben muss die Ausbildung weiterlaufen und intensiv trainiert werden», sagt der Verbands-Boss. Aber die Lehrlinge müssen auch punkten, sonst droht der Verlust des zweiten Weltcup-Startplatzes.
Der erst 31-jährige Bracher hätte die Durststrecke abfedern können. Aber der Anfang von seinem Karriereende war der Wunsch seines Edel-Anschiebers Kuonen, selber zu fahren. Dass der Verband mit Nachwuchs-Chef Christoph Langen (zweifacher Olympiasieger für Deutschland) diesen Wunsch eher anschob statt stoppte, frustriert Bracher: «Es kann eigentlich nicht sein, dass Hefti und Peter aufhören und man dann mir auch noch die Mannschaft wegnimmt. Das Ziel muss doch sein, für Olympia 2022 ein starkes Team zu haben. Ich hätte weitergemacht, wenn ein starker Anschieber bei mir für vier Jahre unterschrieben hätte.»
Es ist die ewige Frage im Bobsport: Mit wem werden die Zweier- und Vierer-Schlitten besetzt? Der Kampf um die besten Bremser artete früher zeitweise aus, die Piloten lockten die Top-Anschieber mit hohen Salären. Der Verband will diese internen Grabenkämpfe nicht mehr. Möckli: «Es soll zentraler durch uns organisiert werden.» Wohl auch deshalb hat man sich nicht mehr für Brachers Verbleib eingesetzt, obwohl man den Rücktritt offiziell natürlich bedauert. Hefti, der sich im Laufe seiner Karriere viele Kämpfe mit den Verbandsbossen lieferte, sagt zum Anschieber-Thema nur: «Das war ja letztes Jahr schon das Problem. Man ist nur noch ein Ersatzteillager.»
In einem Punkt sind sich der Verband und die zurückgetretenen Piloten einig. Auf die Bobnation warten magere Jahre. «Es geht sicher drei, vier Jahre bis die Schweiz wieder einen Toppiloten hat», sagt Bracher, der sich wohl ganz vom Bob abwendet, ihn reizt ein Job als Eishockey-Athletiktrainer.
Der Verband hingegen hofft, dass zumindest einer der Jungen wie Kuonen für Peking 2022 als Medaillenanwärter aufgebaut werden kann. Nachwuchs-Förderer Hefti fürchtet, dass ohne erfolgreiches Aushängeschild das Interesse am Sport schwindet: «2018 haben sie keine Olympia-Medaille geholt. Wenn es in Peking auch keine gibt, wird die Luft auch für eine traditionelle Sportart immer dünner!»
Authentischer kann die Fliegerei nicht sein. BLICK-Reporter Adrian Müller (34) wagte sich in die Pilotenkanzel und erlebte den Flug seines Lebens.
Mir bleibt fast das Herz stehen, als der Captain die «Tante Ju» in den Glarner Alpen in eine scharfe Rechtskurve legt und direkt auf eine Felswand zusteuert. «Ist der Pilot völlig wahnsinnig», fragt sich mein flugbegeistertes Hirn. Die Felsen kommen näher und näher, bis der Pilot den über 70-jährigen Oldtimer in letzter Sekunde in Indiana-Jones-Manier hochzieht. «Die Berge scheinen näher, als sie sind. Wir haben immer mindestens 100 Meter Abstand», erklärt mir der Captain mit leuchtenden Augen in der verglasten Cockpitkanzel.
Der Flug meines Lebens – von Dübendorf ZH nach Samedan GR – liegt mittlerweile acht Jahre zurück. Ein unvergessliches Erlebnis nicht nur für Aviatik-Fans. Denn ein Trip mit der 1939 gebauten Ju-52 ist wie eine Reise durch eine Zeitmaschine. Es schüttelt, es rüttelt, die drei BMW-Sternmotoren sorgen für einen Höllenlärm. Mit der Ju-52 fliegt man nicht einfach über die Berge, sondern rattert mit 180 Stundenkilometern durch Alpentäler, kämpft sich mühselig in die Höhe. Berge zum Anfassen. Authentischer kann die Fliegerei nicht sein.
Der Ju-Mythos darf nicht sterbenWir schrauben uns weiter hoch Richtung Julierpass, bevor der Captain zum Landeanflug auf den Gebirgsflughafen bei St. Moritz GR übergeht. Im Schneckentempo setzen wir auf der Landebahn auf. Als wir zum Standplatz rollen, jubelt die wartende Menge der Tante Ju zu.
Mit dem Crash am Piz Segnas zerschellt in den Bündner Bergen eine fliegende Legende. Das Herz der Aviatik-Fans blutet. Denn weltweit ist nur noch eine Handvoll der fast 5000 einst gebauten Ju-52-Oldtimer im Einsatz. Der Mythos darf nicht sterben. Bleibt zu hoffen, dass sich die zwei verbleibenden Maschinen der Ju-Air trotz des Dramas beim Martinsloch schon bald wieder majestätisch in die Lüfte erheben.
ZÜRICH - Nach dem Absturz einer Maschine der Ju-Air ist unklar, ob die «alten Tanten» je wieder in die Lüfte abheben. Die laufende Untersuchung soll Klarheit bringen.
Die «alten Tanten» könnten für immer am Boden bleiben – ein bitteres Ende für ein ruhmreiches Kapitel Schweizer Luftfahrt-Geschichte. Nach dem Absturz einer «Tante Ju» beim Piz Segnas ist unklar, wie es für die 1982 gegründete Ju-Air weitergeht.
Vorerst werden die beiden verbleibenden Ju-52 der Kult-Airline nicht mehr abheben. Ob Ju-Air den Betrieb überhaupt wieder aufnimmt, konnte Chef und Mitbegründer Kurt Waldmeier an der gestrigen Pressekonferenz in Flims GR nicht sagen. Das sei abhängig vom Ausgang der laufenden Untersuchung. Eine Insiderin, die auch als Flugbegleiterin oft an Bord war, sagt zu BLICK: «Der Absturz ist der Todesstoss für die Ju-Air. Ich kann mir nicht vorstellen, dass der Flugbetrieb weitergeführt wird.»
Auf Freiwillige angewiesenTrägerorganisation der Ju-Air ist der Verein der Freunde der Schweizerischen Luftwaffe (VFL). Dieser hatte in den 1980er-Jahren die drei ausgemusterten Maschinen der schweizerischen Luftwaffe übernommen.
Existieren konnte die Ju-Air vor allem dank Freiwilligenarbeit, Sponsoren und Gönnern. Geflogen werden die Maschinen von ausgebildeten Airline- und Militärpiloten. Viele davon standen einst im Sold der Swissair.
Der Trägerverein zählt aktuell rund 7000 Mitglieder. Sowohl die Crew als auch das Bodenpersonal der Ju-Air arbeiten ehrenamtlich. In den 36 Jahren des Bestehens brachten fast 200 freiwillige Helfer Tausende Arbeitsstunden dafür auf, dass die Flugnostalgie nicht stirbt. Über 600'000 Passagiere wurden befördert. Ein 40-minütiger Rundflug ab Dübendorf ZH kostet 210 Franken.
Sponsoren hielten Ju-Air in den LüftenDoch um einen «kostenneutralen Flugbetrieb», wie ihn der Verein anstrebt, dauerhaft zu sichern, musste die Ju-Air namhafte Sponsoren an Bord ziehen. So zierte das Logo der neuen Bier-Linie «Hülse» der Schaffhauser Falken-Brauerei die Unglücksmaschine.
Bereits seit 1997 fliegt ein Flugzeug als Werbeträger für die Schaffhauser Uhrenmanufaktur IWC, und eine Maschine erhielt 2004 ein Hapimag-Outfit. Grössere Summen flossen auch von der deutschen Kofferfirma Rimowa und dem Schokoladenproduzenten Milka zu den «alten Tanten».
Im unteren Aaretal übersteigt die Wassertemperatur die kritische Grenze von 25 Grad. Fischer fordern deshalb die Drosselung des AKW Beznau.
Am Ufer der Aare in Klingnau AG: Bernhard Kaufmann (67) hält sein Thermometer in den Fluss und staunt. «Bereits jetzt am Vormittag zeigt es 25,6 Grad!»
«Dabei werden die Höchstwerte jeweils am Nachmittag erreicht», fügt Kurt Braun (64) besorgt hinzu. Der Präsident der Aargauer Fischer: «Diese Wassertemperaturen sind für Fische wie die Äsche tödlich – für Forellen wird es ab 27 Grad fatal.»
Doch eine Abkühlung ist nicht in Sicht. Die Männer vom Fischereiverband sind alarmiert. Sie fordern dringend eine Drosselung des AKW Beznau. Das riesige Kraftwerk, nur ein paar Kilometer flussaufwärts von hier, heizt das ohnehin zu warme Wasser zusätzlich auf. Experten schätzen den Beitrag des Atomraftwerks auf 1,2 Grad
Spitzenwert am SamstagabendTatsächlich: Oberhalb von Beznau ist die Aare zwei Grad kühler und liegt damit noch knapp bei 25 Grad. Bei der Aare abwärts lag die Durchschnittstemperatur zuletzt mit 26,5 deutlich darüber. Am Samstagabend wurden 27,1 Grad erreicht – ein vorläufiger Spitzenwert.
Normalerweise ist die Warmwasserzufuhr aus dem AKW verkraftbar. Jetzt wird sie zu einem Problem, wie Benjamin Leimgruber von der Gewässerschutzorganisation Aqua Viva sagt. Auch er macht sich Sorgen wegen der Wassertemperaturen unterhalb von Beznau.
Bei 25 Grad erreiche das Ökosystem der Oberflächengewässer seine Belastungsgrenze. «Unserer Ansicht nach müsste das Kraftwerk bei diesem Wert stark gedrosselt werden, damit unsere einheimischen Fische eine Überlebenschance haben», so Leimgruber.
Neben dieser kurzfristigen Massnahme sei es langfristig wichtig, dass Fliessgewässer renaturiert werden. Bei dichterem Bewuchs des Ufers heizten sich Gewässer weniger stark auf. Und die Beseitigung von Hindernissen wie Stauwehren gebe den Fischen eine Chance, in kühlere Zonen auszuweichen.
Kraftwerke mit Durchlaufkühlung – wie das AKW Beznau – dürfen Gewässer nicht weiter aufheizen, wenn 25 Grad erreicht sind. So steht es in der Gewässerschutzverordnung, für deren Umsetzung der Kanton Aargau zuständig ist. Wird dieser Grenzwert erreicht, «kann die Behörde Ausnahmen zulassen».
Behörden bleiben passivDoch weder das kantonale Umweltdepartement noch die Aufsichtsbehörden des Bundes halten sich im aktuellen Fall für zuständig. Der Kraftwerksbetreiber Axpo teilt auf Anfrage mit, man verfolge die Situation und treffe gegebenenfalls Massnahmen.
Seit Mittwoch habe man den Betrieb am späten Nachmittag jeweils vorübergehend um zehn bis 15 Prozent gedrosselt. «In den übrigen Stunden läuft das Kraftwerk auf Volllast.»
Die Fischer Braun und Kaufmann verstehen die Passivität der Behörden nicht: «Es darf nicht sein, dass die Kraftwerksbetreiber die Aare weiter aufheizen.»
Denn: Die Interessen der Axpo dürfen nicht über die der Umwelt gestellt werden.»
SonntagsBlick trifft «Tagesschau»-Ikone Katja Stauber zum grossen Sommer-Interview kurz vor ihrem 56. Geburtstag. Die TV-Lady ist bester Laune.
SonntagsBlick trifft «Tagesschau»-Moderatorin Katja Stauber (55) auf der Terrasse des Restaurants Pflugstein in Erlenbach ZH mit Blick auf den Zürichsee. Seit über 25 Jahren ist Stauber beim SRF, seit 35 Jahren im Newsgeschäft.
Frau Stauber, mögen Sie die Hitze eigentlich?
Katja Stauber: Ich mag den Sommer in der Schweiz. Aber im Moment könnte ich mich schon auch für den Spätfrühling oder den Frühherbst begeistern.
Sie sind immer präsent, das ganze Jahr über zu sehen. Keine Belastung?
Wir arbeiten ja nicht 52 Wochen am Stück. Aber wenn es nur vier Leute gibt, die den Job in der Hauptausgabe machen, muss man sich bei den Ferien halt gut abstimmen. Und wenn dann noch zwei davon verheiratet sind, kann es Engpässe geben. Aber weil wir ein tolles Team sind, hat es noch immer geklappt.
Nie Angst, sich das Bein zu brechen?
Mit Angst in die Ferien zu fahren, halte ich für keinen guten Ansatz.
Sie sind seit 35 Jahren im Newsgeschäft. Was hat sich am stärksten verändert?
Das Tempo. Früher konnte man sich etwas mehr Zeit lassen. Damals war für die allermeisten die «Tagesschau» um 19.30 Uhr der Erstkontakt mit den bebilderten News des Tages. Wer heute einschaltet, kennt so ziemlich alle Breaking News. Also müssen wir mehr einordnen, analysieren und Schwerpunkte setzen. Eine Push-Meldung auf dem Handy erzählt ja nicht die ganze Geschichte.
Haben Sie eine Art Testpublikum? Leute, die Sie stets konsultieren?
Nicht wirklich. Aber mein Mann würde mir schon sagen, wenn ich völlig schräge Sachen bieten würde. Und ich ihm auch (lacht). Ich bin ja auch keine blutige Anfängerin mehr, sondern mache das schon so lange, dass ich ganz gut weiss, was geht und was nicht. TV-Nachrichten sind mein Beruf, nicht mein Hobby. Erfahrung und Instinkt sind wichtig. Und wir arbeiten im Team: Produzenten, Autoren, Korrektoren. Mit sachlicher Kritik kann ich umgehen. Wenn dagegen jemandem meine Frisur und meine Kleider nicht gefallen: Geschmack ist Meinung, nicht Fakt. Da wären wir wieder. Jeder darf seine Meinung haben.
Sie überbringen auch schlechte Nachrichten. Solche Botschafter wurden in anderen Kulturen und früheren Zeiten schon mal geköpft. Lassen Sie das an sich heran?
Wir haben ja meistens eine gewisse Distanz, registrieren die Nachrichten schon eine Weile vor der Sendung und ordnen sie ein. Ab dem Moment, in dem das rote Licht im Studio angeht, werden die News so sachlich und faktentreu wie möglich samt Hintergründen vermittelt. Natürlich fällt das mal leichter, mal schwerer. Richtig schwer wirds bei Kindern. Beispiel Syrien. Wer als Newsprofi abstumpft, sollte aufhören. Als Newsjournalistin höre ich ja nicht auf, ein Mensch zu sein. Im Studio zeige ich keine Seite, die ich sonst nicht habe. Ich zeige einfach nicht alle Seiten. Eine Rolle zu spielen, wäre anstrengend. Und unglaubwürdig.
Sie sind nahe bei sich selber?
Live und in Farbe. Klar: Die Nachrichtenmoderation ist mein Job und eine Funktion. Aber ich bin keine Schauspielerin. Und keine sprechende Puppe.
Leben Sie eigentlich gerne hier?
Unbedingt, das ist das beste Land der Welt. Manche Leute haben Auswanderungsgelüste, das könnte ich mir nie vorstellen. In der Schweiz zu leben, ist ein Privileg, das man gar nicht überschätzen kann. Hier hat man den Sechser im Lotto. Hunger, Korruption, politische Willkür, Krieg: Das kennen die allermeisten hier nur aus den Nachrichten.
Sie schämen sich als Schweizerin für nichts?
Schämen? Nein. Natürlich bin ich nicht ausnahmslos mit allem einverstanden. Wer ist das schon?
Sie haben neben dem schweizerischen auch noch den deutschen Pass. Aber Sie fühlen sich als Schweizerin?
Ganz und gar. Per Definition bin ich ja nicht einmal eine Seconda, weil ich nicht in der Schweiz geboren bin. Aber das sind nur Äusserlichkeiten. Hier bin ich ganz und gar daheim. In Deutschland bin ich eher Touristin. Auch wenn man mir das nicht anhört. Ich träume auf Schweizerdeutsch. Glaube ich wenigstens. Und mit meinem Mann – der auch deutsche Wurzeln hat – spreche ich schweizerdeutsch. Die Schweiz ist unsere Heimat.
Wollen Sie bis zur Pensionierung beim SRF bleiben?
Ausser Reisepläne mache ich kaum Pläne. Vielleicht finde ich eines Tages: So, ich habe genug. Vielleicht auch nicht. Mal schauen. In drei Wochen werde ich 56. Je nachdem, wohin das Pensionsalter wandert, hab ich noch ein, zwei Jahre mehr. Als ich mit 30 beim SRF anfing, hab ich mir gesagt: Ich gebe mir mal fünf Jahre. Und wo bin ich? Immer noch da (lacht). Das zeugt von einem interessanten Job, den ich da beim SRF habe. Der Journalismus wird mich nicht mehr loslassen. Dazu brauche ich keinen Plan.
Waren Sie als junge Frau mal bei einem Berufsberater?
Ja. Er hat die Schublade aufgemacht und geschaut, wo es offene Lehrstellen gab. Sie müssen wissen: Ich war eine fürchterlich faule Schülerin mit entsprechenden Noten. Also schaut der in seine Schublade und meint: «Mmh. Floristin.» Dabei ging damals jede Pflanze in meinen Fingern ein. Fürs KV reichten die Noten nicht. Aber etwas später ging der Knopf auf: eidgenössische Matur, dann habe ich das Jurastudium angefangen. Der Berufsberater hat sicher sein Bestes gegeben. Und ich dann auch (lacht). Vielleicht hätte er noch an eine Gipserin gedacht.
Frauen in klassischen Männerberufen …
Finde ich cool. Sie nicht? Da tun sich ganz neue Chancen und Wege auf. Und es macht auch keinen Sinn, wenn alle nur noch studieren. Am Schluss kann keiner mehr eine Lampe aufhängen. Wenn alle nur noch Kommunikation studieren, wirds zappenduster im Land.
Und Ihre Söhne?
Beide haben eine Berufsmatur. Der eine will jetzt aber doch noch zur Uni. Der andere hat einen tollen Job und macht gerade im Militär weiter. Die sind gut unterwegs.
Letzte Frage. Was wir eigentlich schon immer wissen wollten und nie zu fragen wagten: Welches ist Ihre Schokoladenseite?
Das weiss ich ehrlich gesagt selber nicht. Auch nach 35 Jahren. Aber das hält mich jetzt nachts nicht gerade wach. Die TV-Moderation ist ja eine schizophrene Sache: Einerseits spielt Eitelkeit eine gewisse Rolle, sonst würde man den Job nicht machen. Andererseits sind Kameras und Scheinwerfer schonungslos. Wenn du doof guckst, dann guckst du doof. Da hilft keine Schminke.
Die bayerische Wahlschlacht hat begonnen. Es muss um jede Stimme gekämpft werden. Etwas, was es bei den Christsozialen zuvor nie gab.
Zwei Monate vor den bayerischen Landtagswahlen stehen die Zeichen auf Sturm. Sämtliche Umfragen deuten darauf hin, dass die Christlich Soziale Union (CSU) im Oktober ihre absolute Mehrheit verlieren wird. Am Ende könnte sie bis auf 38 Prozent der Wählerstimmen absacken – 2013 erreichte sie beinahe zehn Punkte mehr.
Die Christsozialen werden von der Alternative für Deutschland (AfD) gejagt. Den Rechtspopulisten trauen die Wahlforscher bis zu 15 Prozent zu. Zum ersten Mal muss die CSU um jede einzelne Stimme kämpfen. So etwas hat es im Freistaat noch nie gegeben!
Und so macht sich jetzt auch der deutsche Innenminister Horst Seehofer auf den Weg in die bayerische Wahlschlacht; er ist der Vorsitzende der bedrängten Staatspartei.
Also raus aus dem ungeliebten Berlin, wo ihn seine Mitarbeiter wegen seiner sehr begrenzten «Arbeitswut» als «Minister Di-Mi-Do» (Dienstag bis Donnerstag) verspotten.
Weg von den Hauptstadtjournalisten, die ihn als «Ankündigungsminister» lächerlich machen, der keine konkreten Erfolge zu präsentieren hat.
Also düste der «Heimatminister» am Donnerstag ins verlängerte Heimatwochenende – zu einem Abstecher nach Töging am Inn. Es ist sein erster Bierzelt-Auftritt seit Wochen. Reden vor einem Publikum von Angetrunkenen gelten in Bayern als Gradmesser der Popularität. Dort ist emotionalste politische Polemik zu Hause. Dort nimmt man es, zum Wohle der Partei, mit der Wahrheit nicht immer so genau.
Wie bereits in den Wochen zuvor wehrte sich der Vorsitzende auch in der hölzernen Bierhalle von Töging gegen «Fake News», die über ihn verbreitet würden. «Jetzt steht der böse Seehofer vor Ihnen – der Mörder, der Terrorist, der Rassist» – dies hatte sich der beleidigte «Di-Mi-Do»-Minister als polemischen Einstieg in seine Rede ausgedacht.
Doch ausserhalb der Bierhalle zündete der Trick nicht. Die innerparteiliche Kritik am Kurs von Seehofer und Ministerpräsident Markus Söder, der AfD das Wasser von rechts aussen abzugraben, liess auch nach dieser Rede nicht nach. Keine Spur von der erhofften Geschlossenheit der CSU.
Fremdenfeindliches VokabularSeehofer und die Seinen versuchen ein politisches Spiel mit hohem Risiko. Während der Eindruck des Stillstands und der Entscheidungsunfähigkeit in Berlin wächst, verwenden konservative Volksvertreter ein zunehmend fremdenfeindliches Vokabular. Damit wollen sie das Vordringen rechtspopulistischer Inhalte in die Mitte der Gesellschaft wenigstens eindämmen – denn 27 Prozent der Deutschen erklärten gerade in einer Umfrage, mit der Demokratie wenig oder gar nicht zufrieden zu sein.
Das bedeutet im Umkehrschluss allerdings auch, dass die Verteidiger der liberalen Demokratie in der Bevölkerung lauter werden: Bei aller Kritik im Detail unterstützt eine überwältigende Mehrheit offensichtlich das bestehende System.
Statt polemischer Parolen bräuchte diese Mehrheit dringend die Unterstützung der konservativen Kräfte um Horst Seehofer. Die aber ähneln in ihrer Panik vor den Rechtspopulisten zunehmend jenen Verwirrten, die aus Angst vor dem Tod Selbstmord begehen.
Kein Notruf, keine Notlandung: Aviatik-Experte Hansjörg Egger erklärt das Rätsel um den Ju-Absturz.
Herr Egger, die Ju-52 krachte senkrecht und mit hoher Geschwindigkeit in den Boden. Was kann die Ursache für den fatalen Sturzflug sein?
Alles deutet auf einen Strömungsabriss hin. Dann ist ein Flugzeug nicht mehr flugfähig und saust senkrecht in die Tiefe. Ein Strömungsabriss kann eintreten, wenn die Geschwindigkeit zu tief ist - etwa nach einer scharfen Kurve. In den Bergen fliegt die Ju in geringer Höhe über Boden. Da bleibt keine Zeit, die Maschine abzufangen. Wie es zum Strömungsabriss gekommen ist, bleibt völlig rätselhaft. Umso mehr, als vor dem Absturz keine Kabel oder Felsen touchiert worden sind.
Die Piloten haben keinen Notruf abgesetzt. Was bedeutet das?
Das ist ein Anzeichen, dass die Notlage sehr rasch und abrupt aufgetreten ist. Motorenprobleme hätten die erfahrenen Piloten sehr wahrscheinlich per Funk gemeldet und bestimmt versucht, die Ju-52 auf der relativ flachen Ebene notzulanden. Denn die Tante Ju kann eine gewisse Strecke wie ein Segelflugzeug fliegen, selbst wenn alle drei Motoren ausfallen!
Kann die Hitze den Absturz verursacht haben?
Bei heissen Temperaturen ist Luft weniger tragfähig, die Motoren bringen weniger Leistung. Das unterschätzen manchmal Hobbypiloten aber sicher nicht die erfahrene Crew der Ju! Die Temperatur und das Wetter ist bei den Flugvorbereitungen ein zentraler Faktor. Schon beim Start spürt man, ob das Flugzeug die nötige Power hat. Ebenso wissen sie etwa, welche Abwinde in den Tälern herrschen können. Ich flog mit der Ju schon in Südafrika, die Hitze war nie ein Problem und ist alleine sicher nicht die Absturzursache, höchstens ein Faktor.
Haben die Piloten womöglich zuviel riskiert, um die Passagiere zu beeindrucken?
Das halte ich für völlig unvorstellbar. Beide haben als Swiss- und Militärpiloten extrem viel Erfahrung. Bei der Luftwaffe finden gerade in diesem Gebiet viele Übungen statt. Die Piloten kennen also das Gebiet wie ihre Westentasche.
Die abgestürzte Ju-52 war 79 Jahre alt. Sind Oldtimer-Flugzeuge ein Sicherheitsrisiko?
Die Ju-52 ist das wohl meistgehätschelte Flugzeug der Welt, das Personal wartet die Maschinen mit extrem viel Liebe und Sorgfalt. Die Ju hat kein technisches Lebensende und kann bei guter Wartung noch lange fliegen. Die Ju-52 fliegt sich zudem sehr gutmütig, hat schon fast akrobatische Fähigkeiten und hält extrem hohe Belastungen aus. Alter Flieger sind nicht weniger sicher, sie sind vielmehr altbewährt!
Die Ju-52 fliegt auf Sichtflug und hat kein Kollisionswarnsystem. Ist dies noch zu verantworten?
Die Flugzeuge sind seit Jahrzehnten sicher in den Schweizer Alpen unterwegs. Ein Kollisionswarnsystem ist nicht zwingend nötig. Zwei Piloten beobachten den Luftraum und das Flugzeug fliegt sehr langsam. Zudem kann ein solches System bei Panoramaflügen im Gebirge auch Verwirrung stiften.
Die Ju-Air hat nach dem Crash alle Flüge gestoppt. Droht der Airline nun das endgültige Aus?
Klar ist: Der Absturz ist eines der schwersten Unglücke in der Schweizer Zivilluftfahrt. Aber auch die Swissair musste schon Unfälle wegstecken. Ich kann mir nicht vorstellen, dass die Ju-Air ihren Betrieb nun für immer einstellt.
Unschädlich sein: Das ist das Motto von Jasmin Helg (45) – und für sie schon beinahe ein Full-Time-Job. Um Verzicht gehe es dabei nicht. Im Gegenteil.
Ihr Bett steht in einer alten Villa in Winterthur ZH. Dort wohnt Jasmin Helg mit 13 anderen Menschen zusammen. Das Zimmer ist ihr einziger privater Raum. Der Rest wird geteilt: die Küche, die Stube, der Garten – und der Drucker. «So brauche ich weniger Ressourcen.»
Ein Auto besitzt Jasmin Helg nicht. Und kein Velo. Aber sie ist Mitglied bei einer Foodkooperative. Das bedeutet, sie muss auch aufs Feld: Salat anpflanzen, Rüebli sortieren. Ihr Öl, den Reis und Zucker bezieht die WG ebenfalls über eine Kooperative. In grossen Säcken – so fällt kein Plastik an.
Die vierzehn ernähren sich mehrheitlich vegan. Ist sie eingeladen, verzehrt Helg aber auch mal Milchprodukte, in ganz seltenen Fällen auch Fleisch. «Ich will nicht allzu kompliziert sein.»
Bei Coop und Migros kauft sie schon lange nicht mehr ein. «Diese Konzerne sind mir zu gross und undurchsichtig.» Helg will mit ihrem Geld nur unterstützen, wohinter sie voll und ganz stehen kann.
Ihre Kleider sind aus dem Brockenhaus. Das letzte Kleidungsstück, das sie sich neu gekauft hat? Sie studiert lange. Sagt dann: «Lederne Wanderschuhe.» Aber solche, bei denen sie wisse, von welcher Kuh das Leder kommt und wie das Tier gelebt hat.
Reisen als LuxusWenn Helg verreist – was sie durchaus tut –, dann bewusst. Dieses Jahr waren sie und ihr Partner mit dem Auto in der Toskana – mit dem Auto?! «Ich habe mir lange überlegt, ob ich mit einem ausgeliehenen Auto hinfahren soll.» Mit dem öffentlichen Verkehr wäre es mühsam gewesen. «Es war ein Luxus, den ich mir gönnte.»
Ihr Schminktäschli ist winzig. Denn mit Lippenstift und Co. hat sie schon lange aufgehört – «sind wir nicht alle genug schön?» In ihrem Necessaire sind also bloss: eine ökologische Bambuszahnbürste, kleine Tabs, die man kiloweise unverpackt kaufen, einzeln im Mund aufschäumen und so die Zähne putzen kann, eine Haarbürste, die sie schon seit 30 Jahren besitzt, ein Mineralstein-Deo, ein Shampoo in fester Form, aufbewahrt in einem Aludöschen und eine im Bergell hergestellte Bodylotion – im Plastikfläschchen.
«Ich habe oft trockene Haut.» Ist es leer, werde sie nach einer Lösung in Glas Ausschau halten.
Ihr Laptop hat kürzlich den Geist aufgegeben. Ein Kollege gab ihr seinen. Der ist alt, funktioniert aber wunderbar. Nur der Akku sei defekt. Helg will ihn ersetzen lassen. Kleider flickt sie selber.
Wer nachhaltig leben wolle, müsse das gemeinsam mit anderen tun. Mehr reden, mehr teilen. Das tue gut, gebe Sinn.
Verzicht gegen AusbeutungAndererseits findet Helg nicht, dass man Verzicht üben müsse, um das Klima zu schonen und keine Menschen auszubeuten, im Gegenteil: «Ich bin zufrieden, habe mehr Zeit für andere Menschen im Leben.»
Ihre Beobachtung: «Wir haben hier doch alles und noch mehr – eine glückliche Gesellschaft sind wir deswegen nicht.»
Beruflich setzt sie sich dafür ein, dass ihr Lebensstil von immer mehr Menschen geteilt wird. Die gelernte Hochbauzeichnerin ist heute Co-Präsidentin von Transition Zürich, einer Onlineplattform, die all die vielen Projekte, die es in Zürich für einen nachhaltigen Lebensstil bereits gibt, vernetzen und sichtbar machen will.
2500 Franken verdient sie monatlich, so viel, wie das bedingungslose Grundeinkommen, das sie fordert. Damit lebe sie gut.
Müssten wir denn nun alle so leben, um den Klimawandel zu stoppen? «Ja!», sagt Helg. «Und es wäre für jeden Menschen in der Schweiz machbar.»
Dieses Jahr dürfte Tidjane Thiam das erste Mal Schwarze Zahlen als Chef der Credit Suisse schreiben. Kostenmässig hat er die Bank fit getrimmt. Jetzt braucht er eine Wachstumsstrategie.
Seiner hat drei Meter mehr als der von Nachbar Christoph Blocher: 25 Meter Länge misst der Pool in Tidjane Thiams Herrliberger Villa auf der Sonnenseite des Zürichsees. Aber auch sonst hat der Chef der Credit Suisse diese Woche überzeugende Zahlen präsentiert. Viele Finanzanalysten glauben sogar, Thiam stehe besser da als Konkurrent Sergio Ermotti mit seiner UBS (siehe Tabelle).
Thiams bisherige Geschichte bei der Credit Suisse hat drei Kapitel – und ein ungeschriebenes viertes. Die Zusammenfassung: Am Anfang schien es, Thiam könne übers Wasser laufen. Später traute man ihm nicht einmal mehr das Schwimmen zu. Jetzt aber scheint er auf festem Boden angekommen. Nur die Kür steht noch aus.
Kapitel 1: «The Lion King»Am 10. März 2015 wird Tidjane Thiam als neuer Chef der Credit Suisse angekündigt. Die CS-Aktie hüpft vor Freude: Rund acht Prozent Kursgewinn machen die Bank um Milliarden Franken wertvoller. Hauptgrund für die Vorschusslorbeeren an der Börse ist Thiams Erfolg als Chef der britischen
Lebensversicherung Prudential. Deren Wert hat Thiam fast verdreifacht. Damit hat er auch die Schweizer Konkurrentin Swiss Life weit hinter sich gelassen.
Die Kommentare in den Schweizer Medien klingen überrascht, aber meist positiv. Skurriles, sogar Rassistisches kommt hinzu. Der Schweizer Kabarettist Gabriel Vetter tweetet am 12. März 2015: «Es soll ja ernsthaft Journalisten geben in diesem Land, die finden, die Diskussion um den neuen CS-Chef sei nicht rassistisch geprägt. #höhö.»
Skurril der «Tages-Anzeiger» tags darauf im Kulturteil, wo ein Text zur Premiere des Musicals «The Lion King» in Basel so eingeleitet wird: «Der Zeitpunkt ist perfekt: Nur wenige Tage nachdem der franko-ivorische Manager Tidjane Thiam überraschend zum neuen CEO der Credit Suisse ernannt worden war,
feierte das Musical ‹The Lion King› am Donnerstag in Basel Premiere. Afrika ist damit gleich doppelt in der Schweiz angekommen.»
Am 1. Juli 2015 beginnt Thiam bei Credit Suisse zu arbeiten. Er präsentiert sich als guter Kommunikator. Der Unterschied zu seinem Vorgänger, dem Amerikaner Brady Dougan, könnte nicht grösser sein. Dougan war eher spröde, ein Langstreckenläufer, der nur Cola light trank und nie wirklich Deutsch lernte.
Thiam spricht sehr gut Deutsch, mit Charme und Humor. Ein Tag ohne Lachen sei für ihn ein verlorener Tag, sagt er dem Schweizer Fernsehen. Bei einem Treffen mit Journalisten reisst er in kleiner Runde einen Witz nach dem anderen. Auch die Aktionäre haben allen Grund, fröhlich zu sein: Der Aktienkurs steigt bis Ende Juli.
Dann dreht der Wind. Mit dem angepeilten Wachstum in Asien dürfte es schwierig werden. Der Abbau im Investmentbanking provoziert Widerstand. Thiam wird nachgesagt, er sei abgehoben, der typische Absolvent einer französischen Eliteschule. Er habe keine Ahnung vom Banking, schliesslich sei er ein Versicherungsmann.
Verwirrung lösen auch seine überraschenden Ernennungen im Topkader aus. Mit Iqbal Khan wird ein Wirtschaftsprüfer von Ernst & Young zum Leiter des internationalen Vermögensverwaltungsgeschäfts. Und mit Thomas Gottstein steigt ein Investmentbanker zum Chef des Schweizer Geschäfts bei Credit Suisse auf. Zuvor galt Gottstein vor allem als begnadeter Dealmaker – und als Golfcrack, der jahrelang mit einem Handicap von 0,2 das Ranking im Schweizer Wirtschaftsmagazin «Bilanz» anführte.
In drei Jahren bei der CS muss Thiam immer wieder Verluste ausweisen. Im ersten Jahr wird ein grosser Abschreiber auf dem Investmentbanking fällig. Im zweiten wechselt das Jahresergebnis wegen einer Milliardenbusse im Zusammenhang mit US-Immobilienpapieren auf Rot.
Und letztes Jahr zerrte die Steuerreform von US-Präsident Donald Trump das Ergebnis ins Minus.
Kapitel 3: «Banker of the Year»Hat er bisher nur rote Zahlen geliefert, wird er 2018 mit Credit Suisse schwarze schreiben. Allein im zweiten Quartal beträgt der Reingewinn der Grossbank 647 Millionen Franken. Selbst Kritiker bescheinigen Thiam, er habe Dynamik ins Haus gebracht, sogar einen gewissen Optimismus – obwohl er gleichzeitig
die Kosten deutlich senken konnte.
Das Branchenblatt «Euromoney» kürte ihn vor kurzem gar zum «Banker of the Year».
Kapitel 4: Die BewährungDie Richtung stimmt, aber die Zahlen sind noch lange nicht gut genug. Insbesondere die Eigenkapitalrendite liegt in den Augen von Finanzanalysten viel zu tief. Mindestens zweistellig müsse sie sein.
Und einigen Investoren geht der Umbau der Bank bisher viel zu wenig weit. Rudolf Bohli, ein aktivistischer Investor, der rund 100 Millionen Franken in Aktien der Credit Suisse investiert hat, sieht noch viel Automatisierungspotenzial und formuliert radikal: «Es soll alles automatisiert werden, von vorne bis hinten. Menschen sollten nur noch dort eingesetzt werden, wo der Kunde menschlichen Kontakt will oder wo gesetzliche Vorschriften es verlangen.»
Die Kür stehe Thiam erst noch bevor, sagt Bankenexperte und Finanzunternehmer Adriano Lucatelli, der bereits bei CS und UBS im Management tätig war. «Nach Anfangsschwierigkeiten hat Thiam einen guten Job gemacht. Er hat die Bank kostenmässig fit getrimmt. Jetzt muss er die Frage beantworten, wie die Bank wachsen kann», so Lucatelli.
Jetzt ist es an Tidjane Thiam, das vierte Kapitel seiner Geschichte bei Credit Suisse zu schreiben.
Wenn ihm dann auch noch die Kür gelingt, kann er zum Superstar der Manager-Gilde werden.
Wie Christoph Blocher einer war, bevor ihn seine Tochter überflügelte. Aber das ist eine andere Geschichte.