ZÜRICH - Nadja Schildknecht (45), Co-Direktorin des Zurich Film Festivals, über Fördergelder, schlaflose Nächte und Stargast Johnny Depp. Der 55-Jährige stellt am 5. Oktober seinen neuen Film persönlich vor.
Holen Sie Johnny Depp persönlich vom Flughafen ab?
Nadja Schildknecht: Früher haben wir unsere Gäste tatsächlich selbst abgeholt, mittlerweile aber haben wir zwischen 500 und 600 Gäste, während des ZFF finden 120 Events statt. Da bleibt mir keine Zeit dafür. Schön, kommt Johnny Depp nach Zürich und stellt zusammen mit dem Regisseur seinen Film «Richard Says Goodbye» vor. Er soll bei uns eine gute Zeit haben. Ich habe gehört, dass er sich für die Fans am Teppich Zeit nehmen möchte – was mich freut.
Erwartet wird auch Julian Schnabel. Was bringt ihn in die Limmatstadt?
Er ist eine sehr spannende Persönlichkeit. Und er ist nicht nur ein weltberühmter Künstler, er hat in Venedig auch die Premiere seines Films über van Gogh gefeiert. Hier in Zürich gibt er eine öffentliche Masterclass und wird seine enorme Erfahrung in Kunst und Filmemachen mit dem Nachwuchs und Interessierten teilen.
Sie haben bereits viele Top-Stars nach Zürich gebracht. Macht das auch Druck, jedes Jahr wieder neue grosse Persönlichkeiten heranzuschaffen?
So würde ich das nicht nennen. Es gibt einige Gäste, welche gerne wieder kommen, wie in diesem Jahr beispielsweise Iris Berben oder Dev Patel. Natürlich stellt sich oft die Frage, ob es sich die Persönlichkeiten, welche ihren Film vorstellen möchten, während des ZFF-Zeitfensters auch einrichten können, nach Zürich zu reisen. Oftmals sind sie nämlich irgendwo am Drehen. Dass es aber jedes Jahr so viele Gäste schaffen, zeigt, dass das Vertrauen in uns in diesen 14 Jahren gefestigt wurde.
Druck macht auch das Finanzielle – das Bundesamt für Kultur hat für dieses Jahr den Geldhahn zugedreht.
Das ist natürlich schwierig, weil die öffentlichen Gelder sehr wichtig sind, um Projekte finanzieren zu können, welche nicht den direkten Return of Investment generieren – wie beispielsweise die Masterclass, welche zum Herzstück des Festivals gehört. Wir haben nun die Firma so umgebaut, dass sie dem entspricht, was sich das BAK vorstellt. Die strukturelle Veränderung wirkt sich positiv aus, denn das BAK hat signalisiert, dass es bereit sei, die Fördervereinbarung mit dem ZFF für die Jahre 2019 und 2020 auszuarbeiten und voraussichtlich per Ende 2018 zu finalisieren.
Gibt es viele schlaflose Nächte vor dem Festival?
Sicher gibt es diese, aber manchmal auch nach dem Festival. Denn dann geht meine Arbeit gleich mit Hochdruck weiter. Aber jetzt freue ich mich zuerst auf das diesjährige ZFF und hoffe, dass die 160 Filme, welche wir weltweit ausgesucht haben, die Besucher wieder begeistern.
Der Prozess gegen den Vierfachmörder von Rupperswil geht in die nächste Runde. Mit dem Anfechten des Urteils, fordert der verurteilte Thomas N. die Aufhebung der angeordneten ordentlichen Verwahrung. Ein Kommentar von Daniel Riedel, stellvertretender Nachrichtenchef.
Jetzt geht wieder alles von vorne los. Das Obergericht in Aarau wird sich mit dem Vierfachmord von Rupperswil AG befassen müssen. (BLICK berichtete) Denn: Der verurteilte Mörder Thomas N.* möchte nicht zusätzlich zu seiner lebenslangen Strafe verwahrt werden. Ein absurder Wunsch, wenn man bedenkt, wie brutal der 34-Jährige vier Leben auslöschte. Minutiös geplant, eiskalt ausgeführt.
Die Staatsanwaltschaft plädierte beim Prozess im März auf eine lebenslange Verwahrung, obwohl zwei Gutachter sich einig waren: Der Mörder ist therapierbar. Ein mutiger Schritt, dem das Gericht nicht folgte. Die Richter wussten: Wenn die Gutachter auch nur eine kleine Chance auf Therapie sehen, kann man den Angeklagten laut gemeingültiger Rechtsprechung maximal ordentlich verwahren. Heisst: Nach Absitzen der Strafe und vermeintlich erfolgreicher Therapie wäre Thomas N. irgendwann wieder ein freier Mann.
Der Mörder fabulierte schon beim Prozess über Zukunftspläne. Die Ausführungen trafen die Angehörigen der Toten ins Mark. Auch sie waren enttäuscht, als die Richter sich gegen eine lebenslange Verwahrung aussprachen. Teilweise sogar empört, als die Gutachter Verbesserungspotenzial bei Thomas N. sahen.
Fakt ist: Vor Gericht werden keine neuen Gutachten gehört. Umso wichtiger ist, dass die Richter hart bleiben und die ordentliche Verwahrung von Thomas N. bestätigen. Die Bevölkerung soll wegen Zukunftsträumen eines Vierfachmörders nie Albträume haben müssen.
* Name der Red. bekannt
Nach dem verpassten Meistertitel und dem Europa-Aus gegen Limassol müsse sich jeder im Klub hinterfragen, sagt FCB-Chefscout Ruedi Zbinden.
Ruedi Zbinden kommt 1982 vom kleinen FC Nordstern zum grossen FC Basel. Seither sitzt er auf einer rot-blauen Achterbahn. Er hat als Spieler nie einen Titel gewonnen, hat die Niederungen der Nationalliga B erlebt. Dann den Aufstieg. Und schillernde Führungsfiguren wie René C. Jäggi, Gigi Oeri und Bernhard Heusler. Dazu 12 Meistertitel in den vergangenen 17 Jahren, legendäre Erfolge auf internationalem Parkett.
Und nun die verpasste Meisterschaft gegen YB und das blamable Euro-Aus gegen Apollon Limassol. Ein Tiefpunkt? «Nein», sagt Zbinden. «Früher konnten einige junge Spieler ihre Miete nicht mehr bezahlen, weil die Löhne verspätet kamen. Davon sind wir weit entfernt.»
Nur: Geht es so weiter wie im letzten Jahr, dann könnte der FCB in eine gefährliche Abwärtsspirale trudeln. Unter Heusler und Heitz ist der Klub in den letzten Jahren massiv gewachsen, im Geschäftsjahr 2017 weist Rot-Blau 50 (!) Millionen Franken an Personalkosten aus. Heisst: Ohne Einnahmen aus dem internationalen Geschäft und ohne Spielerverkäufe würde der FCB einen Verlust im zweistelligen Millionenbereich schreiben. Das registriert auch Zbinden, der dienstälteste FCBler der sportlichen Führungsriege: «Unsere Reserven wären dann bald einmal weg.»
Aus ähnlicher Situation einst richtig reagiertVor zwölf Jahren, als die Basler gegen den FCZ in letzter Sekunde den Meistertitel verspielten, sei man in einer ähnlichen Situation gewesen wie jetzt: «Da war auch zwei Jahre lang eine Unruhe im Verein. Aber wir haben uns davon erholt und in den folgenden Jahren vieles richtig gemacht.» Acht Meistertitel in Serie und unzählige internationale Erfolge sprechen für sich.
Unter der Führung von Bernhard Heusler und Georg Heitz wird aus dem FCB ein Erfolgsmonster. Auch, weil die Transfer-Wege damals kürzer waren, die Entscheide schneller fielen als heute. «Das hat mit der Grösse des Vereins zu tun. Parallel zu den Erfolgen wuchs auch die Administration. Und dass die Gremien, die entschieden, ebenfalls grösser wurden, lag in der Natur der Sache», sagt Zbinden, der seit 15 Jahren Chefscout ist und dem FCB schon unzählige Millionen bescherte. Auch weil das ganze Transferwesen früher noch unkomplizierter war als heute.
Nun soll analysiert werdenDas neue Konzept, wieder vermehrt auf die Jungen zu setzen, findet Zbinden zwar grundsätzlich gut. Er weiss aber, dass es dennoch immer wieder Zuzüge braucht. Hier gelte es abzuwägen zwischen raschen Entscheiden, weil sonst der Spieler bereits wieder weg sein könnte, und sehr sorgsamem Abwägen, um keinen Fehltransfer zu machen. Weiter sei darauf zu achten, dass eine optimale Kadergrösse eingehalten wird, keine einfache Aufgabe für die Verantwortlichen.
Was es nun braucht? «Eine ungeschminkte Analyse der Situation. Jeder im ganzen Verein, in den Büros oder auf dem Rasen, muss sich hinterfragen, ob er alles dafür gibt, den FCB wieder in die Erfolgsspur zu führen», so Zbinden.
WÜRENLINGEN AG - Elisa A. hat beim Blutbad von Würenlingen Eltern und Bruder verloren. Der Täter: Ihr eigener Ehemann, der sich im Anschluss selbst tötete. Mit BLICK spricht Elisa erstmals über die Wahnsinnstat.
Hinter ihr klinkt das eiserne Schloss des Friedhofsgatters ein. Elisa A.* hält inne. Mit den Fingern umklammert sie ein faustgrosses grünes Päckchen – ein Geschenk ihres jüngsten Kindes. Der Gang auf den Friedhof in Würenlingen AG kostet die Mutter viel Kraft. Drei Familienmitglieder sind hier begraben, sie alle starben beim Blutbad von Würenlingen. Der Täter: Elisas eigener Mann. Mit BLICK spricht sie erstmals über die schreckliche Tragödie.
Die Wahnsinnstat geschah vor etwas mehr als drei Jahren, am 9. Mai 2015. Im Haus seiner Schwiegereltern eröffnet Semun A.* (†36) das Feuer. Er erschiesst seine Schwiegereltern Elisabeth (†59) und Karl (†57) sowie seinen Schwager Jonas (†31). Bei der Rückkehr zum Auto trifft er zufällig auf Nachbar Thierry K.* (†45), der im Garten eine Zigarette raucht. Er tötet auch ihn mit mehreren Schüssen. Dann richtet sich Semun A. selbst. Elisa bleibt mit den vier gemeinsamen Kindern zurück.
Der Mann löschte das Leben der Liebsten ausVater, Mutter, Bruder – ausgelöscht. Vom eigenen Ehemann. Seit der Tragödie lebt Elisa nicht mehr alleine. Sie wohnt und arbeitet in einer Wohngemeinschaft. Von ihren Kindern wurde sie getrennt.
Bekannte der Familie beschreiben Semun A. als Tyrannen. Er habe Elisa isoliert, ihr den Kontakt zu den Eltern verboten. Zudem setzte er sie massiv unter Druck. Nachbarn hörten ihn häufig schreien. Noch vor der Tat entfloh sie seinem Regime, zog in eine Institution in Schwyz. Die Kinder wurden schon vor den tödlichen Schüssen fremdplatziert.
Auch das Grab ihres Mannes besucht sieWut, Sehnsucht, Scham? Über ihre Gefühle zu Semun A. sagt Elisa heute: «Ich war eine treue und gute Ehefrau.» Treu bleibt sie ihrem Mann auch über den Tod hinaus. An seiner Beerdigung sitzt sie in der hintersten Reihe der Kirche. Auch sein Grab in Altendorf SZ besucht sie immer noch regelmässig, kümmert sich um die Blumen.
Auf das Grab ihrer Eltern und des Bruders legt sie heute hellgrüne Rosen. Allmählich kehrt sie ins Leben zurück «Mittlerweile habe ich wieder Kontakt mit Freundinnen von früher. Das tut mir gut und vermittelt mir ein gesundes Umfeld», sagt sie leise.
Elisa weiss, sie muss stark sein. Für sich und für die Kinder. «Aber jetzt geht es uns gut», so die Mutter. Dennoch: Ob sie jemals wieder selbständig mit ihren Kindern unter einem Dach leben kann, weiss sie nicht. Geldsorgen plagen sie. «Auch finanziell mussten wir diese Jahre untendurch», sagt sie.
Elisa möchte den Betroffenen Danke sagenBeim Treffen mit BLICK hat Elisa einen grossen Wunsch: Sie möchte Danke sagen. «Ich bedanke mich bei den Angehörigen der Opfer von Würenlingen, beim Fussballklub, meinem Anwalt und bei allen Trauernden. Für ihre Stärke und ihr Verständnis. Ich bedauere die Umstände sehr und weiss, was sie durchmachen mussten», sagt sie.
Elisa kennt den Schmerz, die Verzweiflung, Wut und Trauer derer, an die sie diesen Dank richtet. Sie erklärt: «Mir war wichtig, dass sie das mal von mir hören.» Sie, die Hinterbliebenen. Auch die Familie des verstorbenen Nachbarn Thierry K. Mit seiner Familie hatte Elisa bisher keinen Kontakt aufgenommen. Ihr fehlte bisher die Kraft dafür.
Sie öffnet das eiserne Gatter. Verlässt den Friedhof, schaut nicht zurück zum Grab. Sie will weg hier. Als der Friedhof ausser Sichtweite gerät, entspannt sich ihr Gesicht. Vergessen kann Elisa niemals. Ihr Mann hat ein viel zu tiefes Loch in ihr Leben gerissen.
* Name der Redaktion bekannt
Der Bericht der Finanzkontrolle (EFK) hat hohe Wellen geworfen: Das Staatssekretariat für Wirtschaft (Seco) pflege eine zu grosse Nähe zur Rüstungsindustrie und könne Waffenexporte nicht kontrollieren. Jetzt kontert Seco-Chefin Ineichen-Fleisch.
Staatssekretärin Marie-Gabrielle Ineichen-Fleisch (57) empfängt BLICK in ihrem Staatssekretariat für Wirtschaft (Seco). Es geht hinauf in den obersten Stock des Gebäudes. Von hier aus hat man eine herrliche Aussicht über Bern. Wir nehmen Platz am Tisch, an dem die Seco-Chefin auch mit den Leuten der Eidgenössischen Finanzkontrolle (EFK) über den Inhalt deren Berichts verhandelte. Mit dabei sitzt der Leiter Rüstungskontrolle im Seco, Simon Plüss, um bei Detailfragen die exakten Informationen liefern zu können.
Frau Ineichen-Fleisch , Sie werfen der Finanzkontrolle vor, ihr Bericht zu den Waffenexporten sei politisch motiviert. Warum?
Marie-Gabrielle Ineichen-Fleisch: Als Erstes möchte ich festhalten, dass der EFK-Bericht zum Schluss kommt, dass wir jegliche Bewilligungen korrekt erteilt haben. Aber es stehen eben wichtige Dinge nicht drin, obwohl wir mehrfach darauf aufmerksam gemacht haben. Was stimmt: Das Seco hat 2017 nur 29 Exportgesuche im Wert von 17 Millionen abgelehnt. Unerwähnt bleibt hingegen, dass wir im selben Zeitraum viele Voranfragen bekamen, die wir negativ beantworteten. Diese hatten einen Wert von 2,8 Milliarden Franken.
Das ist der einzige Grund?
Nein, das war nur einer der Gründe. Man wirft uns auch vor, wir seien bei unserer Arbeit wirtschaftsfreundlich – mit einem Unterton, der suggeriert, das sei grundsätzlich falsch. Doch einer der Zweckartikel des Kriegsmaterialgesetzes sagt: Die aussenpolitischen Grundsätze sollen gewahrt werden, und dabei soll in der Schweiz «eine an die Bedürfnisse der Landesverteidigung angepasste industrielle Kapazität aufrechterhalten werden». Die Umsetzung des Gesetzes hat also auch einen wirtschaftlichen und sicherheitspolitischen Hintergrund.
Das Seco ist also dazu da, um Wirtschaftsförderung zu betreiben?
Nein. Wir sind das Kompetenzzentrum für alle zentralen Wirtschaftsfragen. Das geht sehr viel weiter als Wirtschaftsförderung. Diese ist zwar ein Teil, aber wir haben noch ganz andere Aufgaben wie etwa die Handels-, Wirtschafts- oder Arbeitsmarktpolitik. Wir schauen grundsätzlich für gute Rahmenbedingungen für die Schweizer Wirtschaft und fördern keine einzelnen Unternehmen.
Da könnte es doch einen Zielkonflikt geben. Warum ist für die Waffenexport-Kontrolle zum Beispiel nicht das EDA zuständig?
Auch in anderen Staaten ist das Wirtschaftsministerium zuständig, in weiteren das Verteidigungs- oder zum Teil das Aussenministerium. Zentral in unserem Bewilligungsprozess ist, dass die Bewilligung im Einvernehmen mit dem Aussendepartement und, falls sicherheitspolitische Aspekte von Bedeutung sind, mit dem VBS erteilt wird. Das EDA hat also ein Vetorecht. Es ist wichtig, dass das EDA seine Sicht in den Bewilligungsprozess einbringt, damit eine gebührende Berücksichtigung aller massgeblichen Interessen sichergestellt ist.
In der Öffentlichkeit entstand aber ein anderes Bild. Geholfen hat auch nicht, dass auf Ihr Ansinnen hin Teile des EFK-Berichts geschwärzt wurden.
Wir schwärzten Informationen aus vertraulichen Berichten an das Parlament. Zudem haben wir ein Geschäft geschwärzt, weil es zum damaligen Zeitpunkt noch pendent war und wir die Behörden nicht in ihrer Meinungsbildung beeinflussen durften.
Nicht nur. BLICK kennt den ungeschwärzten Bericht. Sie haben auch Angaben geschwärzt, die schon in einer Medienmitteilung standen. Haben Sie einfach Unangenehmes verdeckt?
Es ist eben nicht genau so gewesen, wie es da stand. Sondern es handelte sich dabei um Informationen, die im vertraulichen Bericht des Bundesrates enthalten sind und ausschliesslich für die Geschäftsprüfungskommissionen des Parlaments erstellt wurden. Deren Beratungen sind vertraulich.
Kurz nach Erscheinen des Berichts kam durch Recherchen des SonntagsBlicks heraus, dass Schweizer Handgranaten in Syrien sowie Libyen auftauchten. Das erhöht Ihre Glaubwürdigkeit auch nicht.
Das ist ein alter Fall aus dem Jahr 2012, der sauber abgeklärt und politisch aufgearbeitet wurde. Daraus haben wir unsere Lehren gezogen. Wir haben zum Beispiel die Nichtwiederausfuhr-Erklärung verschärft, mit der Staaten sich verpflichten, Waffen nicht weiterzugeben. Und schon seit Jahren bewilligen wir keine Ausfuhren von Handgranaten mehr in den Nahen Osten. Wir sind lernfähig.
Aber nicht unfehlbar. Oder können Sie garantieren, dass dank Ihrer heutigen Regeln keine Waffen mehr in falsche Hände kommen?
So wie wir das heute handhaben, verbleibt nur noch ein minimales Risiko. Denn natürlich: Die perfekte Sicherheit können wir nie haben. Wir müssen das Maximum unternehmen, um das Risiko zu minimieren. So haben wir Nachkontrollen in den belieferten Staaten eingeführt. Sie sind ein sehr gutes Instrument.
Im Bericht steht, man habe nur 113 von 500 Gewehren physisch kontrolliert.
Sie sprechen den Fall Mexiko an. So wie es im Bericht steht, legt es den Fehlschluss nahe, dass man die anderen Schusswaffen nicht mehr finden konnte. Das ist falsch. Das Seco weiss, wo sich alle Waffen befinden.
Aber warum haben Sie die Waffen nicht alle vor Ort überprüft?
Weil uns die Botschaft informierte, es sei zu gefährlich, unsere Mitarbeiter in gewisse Regionen zu schicken. Im besagten Fall liessen wir uns darum von den mexikanischen Behörden beglaubigte Fotodokumentationen mit den Fotos der Waffen schicken, auf denen jeweils die Seriennummer ersichtlich ist. Man sieht da immer auch Gebrauchsspuren, die zeigen, dass die Bilder nicht gleich nach Erhalt gemacht wurden. Man kann unser Vorgehen hinterfragen, aber es gehört in den EFK-Bericht. Genauso fehlen im Bericht Angaben zu brasilianischen Piranha-Panzern, bei deren Prüfung man uns Versagen vorwirft.
Von denen Sie nicht einmal die Hälfte gefunden haben.
Dieser Eindruck ist falsch. Wir haben in Brasilien zwar nur 11 von 26 Piranhas angetroffen. Aber es steht nicht, dass die anderen zum Zeitpunkt der Kontrolle in Haiti auf einer Uno-Mission und ein kleiner Teil für die Armee im Landesinnern im Einsatz waren. Ich erwarte schon, dass man solch wichtige Fakten bringt.
Sie sagen also, Sie hätten Dokumentationen, die zeigen, wo die Schusswaffen sind, die Sie in Mexiko nicht vorfanden?
Ja, zwei dicke Ordner voll. Nach den jeweiligen Regionen sortierte Bilder. Wenn wir nur den kleinsten Hinweis gehabt hätten, dass die Waffen nicht mehr da sind, wären wir dem selbstverständlich nachgegangen. Aber die Dokumentation lässt diesen Schluss nicht zu. Sie dürfen sich diese gerne anschauen.*
Der Bundesrat will neu ermöglichen, Waffen in Bürgerkriegsländer zu exportieren. Wie wollen Sie sicherstellen, dass diese nicht gegen die eigene Bevölkerung eingesetzt werden?
Wie gesagt, spricht sich das Seco in jedem Fall mit dem EDA ab. Ein wichtiges Element bei der Beurteilung entsprechender Ausfuhrgesuche wird die Art des betroffenen Kriegsmaterials sein und ob in besagtem Land ein interner bewaffneter Konflikt herrscht. So wird beispielsweise die Ausfuhr von Kampfflugzeugen oder Teilen davon für den Luftpolizeidienst oder ein stationäres Flugabwehrsystem zum Schutz kritischer Infrastruktur grundsätzlich anders zu behandeln sein als die Ausfuhr von Kampfpanzern oder Sturmgewehren, denn Erstere eignen sich im Normalfall nicht zum Einsatz in einem internen Konflikt.
Viele kleinere Konflikte wachsen sich zu einem grossen Krieg mit Nachbarländern aus.
Diese Möglichkeit müssen wir im Blick haben, wenn wir ein Gesuch beurteilen. So darf unsere Rüstungsindustrie momentan nicht mehr nach Thailand liefern, weil es im Süden des Landes einen Konflikt gibt. Gleichzeitig machen jedes Jahr Zehntausende Schweizer dort Ferien. Für solche Fälle will der Bundesrat die heutige Verordnung zugunsten der Sicherheitspolitik anpassen.
Wenn es so weit kommt, hat das Seco einen hohen Aufwand. Laut Bericht sind gerade einmal zwei Leute für die Waffenexporte zuständig. Reicht das?
Es sind 850 Stellenprozent, davon beschäftigen sich sieben Personen eingehend mit den Bewilligungen.
Und wie viele Mitarbeiter hat das Seco ?
Insgesamt sind es knapp 700 Mitarbeiter. Diese decken im übrigen Themen ab, die in anderen Ländern durch mehrere Ministerien behandelt werden: Handel, Wirtschaft, Arbeit, Tourismus, Exportförderung und anderes mehr.
Also bloss ein Prozent Ihrer Mitarbeiter kontrolliert und genehmigt die Exporte. Reicht das?
Ja, wir haben genügend Leute für die Kontrollen. Wir haben durch interne Umorganisation die Anzahl unlängst erhöht. Und unsere Leute bringen das nötige Rüstzeug und die Erfahrung für ihre Aufgaben mit.
Und sie sind sehr gut mit den Rüstungsfirmen bekannt. Die fehlende Distanz ist auch ein Thema.
Unsere Leute arbeiten unabhängig und professionell. Bemängelt worden war von der EFK, dass sich in einem spezifischen Fall ein Mitarbeiter von uns mit einem Mitarbeiter der Rüstungsindustrie duzte. Diese Person hatte zuvor im Seco in einer anderen Abteilung gearbeitet. Es ist ganz normal, dass unsere Mitarbeiter frühere Kollegen nicht plötzlich mit «Sie» ansprechen. Wir achten penibel auf die Unabhängigkeit: Unsere Mitarbeiter müssen jedes Jahr eine Unbefangenheitserklärung unterschreiben, in der sie bestätigen, dass sie keine Verbindungen zur Industrie haben.
Wenn man Ihnen zuhört, ist man versucht zu glauben, alles sei in Ordnung. Ist es das denn?
Man kann immer noch besser werden. Aber unsere Leute machen ihre Arbeit sehr gut. Abschliessend darüber urteilen kann man aber nur, wenn man das ganze Bild kennt und nicht nur das der EFK.
* Im Anschluss ans Gespräch konnte BLICK Einblick nehmen in die beiden Ordner.
Berlin – Einer der beiden wegen des Tötungsdelikts in Chemnitz inhaftierten Verdächtigen bestreitet einem Medienbericht zufolge eine Tatbeteiligung. Er habe während des Vorfalls mehrere Meter abseits gestanden.
Wie der deutsche Sender NDR am Donnerstagabend unter Berufung auf eigene Recherchen berichtete, gab der Verdächtige gegenüber dem Leiter der Rechtsabteilung der irakischen Botschaft an, er sei an der Auseinandersetzung in Chemnitz, bei welcher ein 35-Jähriger getötet worden war, nicht beteiligt gewesen.
Ein Zeuge, der das Tatgeschehen unmittelbar beobachtet und seine Aussage bei der Polizei zu Protokoll gegeben habe, sagte dem NDR ebenfalls, dass der Verdächtige während der Auseinandersetzung einige Meter abseits gestanden habe.
Der Anwalt des Verdächtigen sagte dem NDR, keine der im Haftbefehl benannten Beweismittel wiesen «nur im Geringsten auf eine Tatbeteiligung» seines Mandanten hin; der Haftbefehl hätte überhaupt nicht ausgestellt werden dürfen. Er wolle deshalb die Aufhebung des Haftbefehls beantragen.
Die Staatsanwaltschaft Chemnitz wollte dem NDR-Bericht zufolge mit Verweis auf die laufenden Ermittlungen keine Angaben zu den konkreten Gründen für den Haftbefehl machen. Die Staatsanwaltschaft bestätigte dem Sender aber, dass der Anwalt diese Woche Haftprüfung beantragt habe.
Der 35-Jährige war Ende August in Chemnitz einem Tötungsdelikt zum Opfer gefallen. Bei den beiden in Untersuchungshaft sitzenden Verdächtigen handelt es sich um zwei aus Syrien und dem Irak stammende Männer. Nach einem dritten Tatverdächtigen wird gefahndet.
Das Tötungsdelikt zog zahlreiche Demonstrationen auch rechter Gruppen in Chemnitz nach sich, die teilweise in Gewalttätigkeiten mündeten. Für Freitagabend rief die rechtspopulistische Bürgerbewegung Pro Chemnitz erneut zu einer Demonstration in der Innenstadt auf.
Zwei russische Spione sind Berichten zufolge im Frühling auf dem Weg zum Spiezer Chemielabor in den Niederlanden festgenommen und in ihre Heimat zurückgeschickt worden. Das Labor war an Analysen im Fall des vergifteten russischen Agenten Sergej Skripal beteiligt.
Zwei Agenten aus Russland haben sich im Frühling auf den Weg zum Spiezier Chemielabor gemacht. Bevor die zwei russischen Agenten in der Schweiz ankamen, wurden sie in den Niederlanden festgenommen und in ihre Heimat zurückgeschickt. Dies berichten der «Tages-Anzeiger» und die niederländische Zeitung «NRC Handelsblad» am Donnerstagabend unter Berufung auf anonyme Quellen.
Die beiden Agenten stünden im Verdacht, das vom Bund betriebene Labor Spiez auskundschaften zu wollen. Besonders brisant: Diese Einrichtung untersucht nicht nur mutmassliche Giftgas-Angriffe in Syrien, sondern auch die Vorwürfe gegen Moskau im Fall des Anfang März in England vergifteten russischen Ex-Doppelagenten Sergej Skripal.
Schweizer NDB war beteiligtDer Schweizer Nachrichtendienst des Bundes (NDB) bestätigte dem «Tages-Anzeiger», dass den Behörden «der Fall der in Den Haag entdeckten und dann weggeschafften russischen Spione bekannt ist». NDB-Kommunikationschefin Isabelle Graber schrieb den Angaben zufolg: «Der NDB hat aktiv an dieser Operation teilgenommen, zusammen mit seinen holländischen und britischen Partnern.» Damit habe man zur «Verhinderung illegaler Aktionen gegen eine kritische Schweizer Infrastruktur» beigetragen.
Gemeint ist nach Recherchen der Zeitung das Labor Spiez. Der Kommunikationschef des Labors, Andreas Bucher, sagte, er könne die Informationen des NDB nicht kommentieren. «Bestätigen können wir, dass das Labor Spiez Ziel von Hackerangriffen war. Dafür sind wir gewappnet. Daten sind keine abgeflossen.»
Russland streitet Verantwortung abLaut «NRC Handelsblad» hatten die beiden Spione Ausrüstung, um in das Computernetzwerk des Labors eindringen zu können. In Den Haag befindet sich der Sitz der Organisation für das Verbot chemischer Waffen (OCPW), das sich intensiv mit den Ereignissen in Syrien und Salisbury beschäftigte. Eines der wichtigsten Referenzlabore ist Spiez.
Moskau hat bereits mehrfach alle Anschuldigungen zurückgewiesen, dass russische Spione für die Vergiftung von Skripal und seiner Tochter in Salisbury verantwortlich seien. Darüber hinaus streitet Russland ab, dass die syrische Armee Chemiewaffen eingesetzt hat. Moskau unterstützt in dem Bürgerkrieg die syrische Regierung. (SDA)
LAWRENCE (USA) - In der Nähe von Boston sind nach einer Serie von Gasexplosionen Dutzende Häuser in Brand geraten und Zehntausende Menschen aus ihren Wohnungen beordert worden. Ein Mann wurde getötet, mindestens zehn Menschen wurden verletzt.
Mehrere Gasexplosionen erschütterten am frühen Donnerstagabend die US-Stadt Lawrence nahe Boston. 70 Häuser waren von Bränden betroffen. Dies teilte die Polizei des Bundesstaates Massachusetts am Donnerstagabend (Ortszeit) auf Twitter mit. Es sei davon auszugehen, dass die Zahl der betroffenen Haushalte in Lawrence, Andover und North Andover noch steigen werde.
Bei den Zwischenfällen wurden mindestens zehn Menschen verletzt. Ein 18-Jähriger ist verstorben. Das Todesopfer habe in einem Auto gesessen, als ein Kamin auf den Wagen stürzte. Im Spital sei er wenig später seinen Verletzungen erlegen.
Gaskunden des betroffenen Unternehmens mussten Häuser verlassen
Die Probleme sind offenbar auf das Netz des Versorgers Columbia Gas zurückzuführen. Die Polizei rief alle Gaskunden des Unternehmens auf, ihre Häuser zu verlassen. Vorsorglich wurde der Strom in der ganzen Gegend abgestellt. Die Behörden baten alle Anwohner ohne Strom, ebenfalls ihre Wohnungen zu verlassen. Zehntausende waren betroffen. Auch die Gasleitungen sollten entleert werden. Die genaue Schadenshöhe war zunächst noch unklar.
Laut Polizei brannten etliche Häuser gleichzeitig. Dennoch seien alle Brände gelöscht worden. Polizeichef Joseph Salomon sagte der Zeitung «USA Today»: «Es gibt soviel Rauch, wir können den Himmel nicht mehr sehen.»
Zur Ursache für die Explosionen und Brände könnten zunächst noch keine Angaben gemacht werden. Der Versorger Columbia Gas hatte am Donnerstag eine Mitteilung veröffentlicht, derzufolge Gasleitungen in verschiedenen Gegenden in der Region nachgerüstet werden sollten. (SDA)
Der Weisse Hai kommt nicht nur in Schauergeschichten vor, sondern auch im Mittelmeer. Und keine Panik jetzt: Das ist eine gute Nachricht.
Gerne schreibe ich in dieser Kolumne von Tieren, die man vor der eigenen Haustüre beobachten kann – wie etwa den Weissen Hai. Freilich, das ist jetzt massiv übertrieben, aber vielleicht realistischer als Sie denken.
Bald zwängen sich die Schweizer wieder in Heerscharen durch jedes Nadelöhr, das die Alpen bieten. Ich will Ihnen die Badeferien nicht vermiesen, aber was viele nicht wissen: Auch im Mittelmeer kommt der Weisse Hai vor. Quasi vor der Haustür. Im Juni wurde nahe Mallorca ein fünf Meter grosser Hai gesichtet. Manche Meeresbiologen zweifeln aber, ob es sich tatsächlich um den grössten Raubfisch der Welt gehandelt hat – sie vermuten eher einen Heringshai.
Mehr Tote durch SchweineSo oder so: Dass der Weisse Hai im Mittelmeer schwimmt, ist belegt. Italienische Forscher haben in Geschichtsbüchern gestöbert: In ihrer Studie kommen sie auf 628 Sichtungen in den letzten 1500 Jahren. Carcharodon carcharias soll sich (früher) vor allem im westlichen Mittelmeer, in der Adria und der Strasse von Sizilien aufgehalten haben. Es ist aber schon 30 Jahre her, als ein Weisser Hai in spanischen Gewässern gesichtet wurde.
Angst ist aber unbegründet. Erstens gibt es nur sehr wenige Weisse Haie, und in der Regel kommen sie nicht in Küstennähe. Es ist nicht zu leugnen, dass es etwa in Australien zu Angriffen kommt – diese sind aber so selten, dass das Wort «selten» schon fast übertrieben ist. Allein in den USA und Kanada werden jährlich rund 40 Menschen von Schweinen getötet, sechsmal mehr als weltweit von Haien.
Haie mögen dunkle KleidungWenn der Weisse Hai Menschen angreift, sind es meist Surfer und Schwimmer in dunkler Kleidung – in der Nähe von Robbenkolonien. Auch weil Hai-Opfer selten gefressen werden, nimmt man an, dass der Hai die Menschen mit Robben verwechselt – und nach dem ersten Biss seinen Irrtum feststellt.
Apropos: Wenn hier jemand ein Opfer ist, dann die Haie selbst. 20 bis 100 Millionen Haie werden jedes Jahr von Menschen getötet. Der Weisse Hai ist weltweit gefährdet, vor allem, weil er in Netzen verendet. Daher ist es eine Jubelmeldung, wenn ein Weisser Hai im Mittelmeer gesichtet wird – auch, weil es darauf schliessen lässt, dass im völlig überfischten Mittelmeer seine Beutetiere wieder häufiger werden, etwa Thunfische.
Simon Jäggi (38) ist Sänger der Rockband Kummerbuben, arbeitet im Naturhistorischen Museum Bern und hält Hühner.
Wissenschaftlicher Rat: Prof. Christian Kropf.
Das Nachfolger-Auto des legendären Käfers wird ab 2019 nicht mehr produziert. Volkswagen gab bekannt, den «Beetle» im neuen Jahr einzustellen. Sein Abschied wird mit zwei letzten Modellen gefeiert.
Volkswagen hat das Ende des Beetles angekündigt, dem Nachfolger des legendären Käfers. Die Fertigung werde 2019 weltweit eingestellt, teilte der Autobauer am Donnerstag mit. In den USA sollen zwei letzte Modelle auf den Markt gebracht werden, genannt Final Edition SE und SEL.
Der «New Beetle» war Ende der 90er Jahre entstanden und erinnerte von der Form an den ursprünglichen Käfer. In den ersten Jahren wurde er in den USA zu einem Hit - 1999 wurden dort mehr als 80'000 Stück verkauft.
Inzwischen hat der Absatz gelitten, auch weil amerikanische VW-Käufer bei Autos der Grösse eher Jetta oder Tiguan bevorzugen. (SDA)
LAUSANNE - Der Klimawandel wird die Wasserknappheit in Dürregebieten weiter verschärfen. Abhilfe könnten Entsalzungsanlagen schaffen – doch die sind teuer und ineffizient. Ein Schweizer forscht nun an einem anderen System.
Mit Meerwasser-Entsalzungsanlagen wird heute in trockenen Gebieten Trinkwasser erzeugt. Warum baut man nicht einfach mehr davon? Diese Anlagen genügen im Prinzip, um die Menschen mit Trinkwasser zu versorgen. Doch liegt die Herausforderung in einem anderen Bereich. Professor Urs von Gunten (58), Leiter Trinkwasserqualität und Aufbereitung beim ETH-Wasserforschungsinstitut Eawag und an der ETH Lausanne: «Im Rahmen der globalen Krise macht der Mangel an Trinkwasser nur einen relativ kleinen Teil aus. Entscheidend ist vielmehr, wie man die weiten Landwirtschaftsflächen bewässert. Hier werden rund 70 Prozent des Wassers benötigt.»
Immer noch zu teuerSolche grossen Flächen zu bewässern, ist nicht einfach, denn die Aufbereitung von Meerwasser ist teuer und braucht enorm viel Energie. «Man muss das Salzwasser in der Umkehrosmose durch sehr dichte Membrane pressen, um das Salz zu trennen», erklärt von Gunten. Zwar hat sich der Produktionspreis seit den 1970er-Jahren auf einen Fünftel von rund einem bis zwei Franken pro Kubikmeter Wasser verringert. Doch sei auch dieser Preis für die Bauern immer noch zu teuer, meint von Gunten.
Dazu kommt: Eine Entsalzungsanlage ist an einen Standort am Meer gebunden und produziert grosse Mengen an Salz, das wieder dem Meer zugeführt wird und in hoher Konzentration das lokale Ökosystem beeinträchtigen könnte.
Aus Schmutz- wird TrinkwasserUrs von Gunten tüftelt zurzeit in einem anderen Bereich der Trinkwassergewinnung, dem Wasserrecycling. Er entwickelt Methoden, mit denen verunreinigtes Wasser aus der Kanalisation mit Filterung und Desinfektion so aufbereitet wird, dass man es direkt wieder trinken kann. Im Vergleich zur Entsalzung sei das Recycling wesentlich billiger und habe daher in Gebieten mit Wassermangel Zukunft, meint von Gunten.
Doch auch dieses Verfahren löst das Problem des Wassermangels in der Landwirtschaft kaum. Von Gunten: «Damit sich die Bauern in trockenen Gebieten die Wiederaufbereitung von Wasser leisten können, bleibt nichts anderes übrig als unsere Bereitschaft, ihnen für Produkte mehr zu bezahlen und dies an eine nachhaltige Nutzung des Wassers zu knüpfen.»
Durch die Erderwärmung wird es nicht nur Millionen von Klima-Flüchtlingen geben. Experten prophezeien auch Konflikte ums Wasser, die in Kriege ausarten könnten.
Klimawandel und Wassermangel werden die Welt durchschütteln. Sofern nicht entschieden gegen die Erderwärmung vorgegangen wird, könnte es bis zum Jahr 2050 bis 200 Millionen Klimaflüchtlinge geben, rechnet etwa Greenpeace vor.
Mehr noch: Der Kampf um Wasser könnte sogar so weit eskalieren, dass es zu Kriegen kommt. Das sagt Ashok Swain (53), der sich als Friedens- und Konfliktforscher sowie Direktor der Abteilung Internationale Wasser-Zusammenarbeit an der Universität in Uppsala (Swe) intensiv mit dem Thema befasst.
Wasserknappheit verschärft KonflikteGegenüber BLICK sagt Swain: «Wasserknappheit, besonders im Zusammenhang mit dem Klimawandel, hat das Potenzial, die Intensität von bestehenden Streitigkeiten über die gemeinsame Wassernutzung in hohem Masse zu verschärfen.» Dass es dabei zur Anwendung von Gewalt kommt, könne nicht ausgeschlossen werden.
Ashok Swain schränkt aber auch ein: «Es gibt selten einen einzigen Grund, weshalb es zu einem Krieg kommt. Konflikte hängen meistens von verschiedenen Faktoren ab, insbesondere von wechselnden Machtverhältnissen der Staaten in einem Wassereinzugsgebiet.»
Konflikt sogar in EuropaAls Beispiele, wo der Kampf um Wasser ein Mitgrund für einen bewaffneten Konflikt war, nennt Swain zwei Kriege: den Sechstagekrieg von 1967, als die Israeli die Golanhöhen zur Sicherung der Wasserversorgung des Jordans besetzten, sowie die Indisch-Pakistanischen Kriege in Kashmir, dem Wassereinzugsgebiet der indischen Flüsse.
Auch in Europa ist es schon zu Streitigkeiten ums flüssige Gold gekommen, so in Spanien und Portugal, wo sich die Wasserknappheit im grenzüberschreitenden Fluss Tajo bei der Dürre 2017 noch verschärfte. Der Wassermangel führte unter anderem zu einer Preiserhöhung des Stroms, weil die Turbinen kaum auf Touren kamen.
Zuspitzen könnte sich der Kampf ums Wasser laut Swain vor allem im Gebiet des Indus in Indien, Pakistan und Afghanistan, aber auch im Einzugsgebiet des Nils in Ägypten, Äthiopien und Sudan.
Flucht in die StadtgebieteOb sich wirklich 200 Millionen Klimaflüchtlinge auf den Weg machen werden, sei schwer zu sagen, meint Ashok Swain. Er betont, dass es wegen Wasserknappheit schon immer Migrationsbewegungen gegeben habe. Swain: «Neu ist, dass wir nun Staatsgrenzen haben, die klar gekennzeichnet und geschützt sind. Die Hauptmigration wird daher innerhalb von Staaten stattfinden, und zwar vom Land in die Städte.»
Den Schlüssel zur Bewässerung von Dürregebieten ortet Ashok Swain in der Effizienz der Wassernutzung und der Wasser-Wiederverwertung sowie bei fortschrittlichen Entsalzungsanlagen. «Es bräuchte eine bedeutende wissenschaftliche Entdeckung, die dazu beitragen könnte, die Wasseraufbereitung für die Landwirtschaft erschwinglich zu machen.» Heute ist die Wasseraufbereitung noch sehr teuer.
Klimawandel als «Motor für Migration»Die Wasserknappheit ist auch bei der in Washington D.C. ansässigen Weltbank, die Entwicklungs- und Aufbauprojekte unterstützt, eines der Hauptthemen. Weltbank-Chefin Kristalina Georgiewa (65) erklärte vor kurzem, der Klimawandel sei in Regionen wie in der Subsahara, Südasien und Lateinamerika zu einem «Motor für Migration» geworden. Generell müsse man alles unternehmen, um die Klimaveränderung zu stoppen.
Weltbank-Chefin Kristalina Georgiewa warnt: «Mit jedem Tag wird der Klimawandel zu einer grösseren wirtschaftlichen, sozialen und existenziellen Bedrohung.»
Food-Festivals sind ein unaufhaltsames Phänomen. Denn Essen ist nicht mehr einfach Nahrungsaufnahme. Es muss als Event präsentiert werden.
«Die wichtigsten Momente des Lebens stehen meist in enger Verbindung mit Essen», sagt Dany Stauffacher (64). Das Essen biete stets den gebührenden Rahmen: bei Feiertagen, Geburtstagen, Familientreffen oder Geschäftsabschlüssen. «Essen ist ein sozialer Akt.» Das Thema werde in der Zukunft noch wichtiger, ist er überzeugt.
Stauffacher präsidiert als Organisator der «Settimana del Gusto» die diesjährige Genussstadt der Schweiz: Lugano.
350 000 Schweizer am Street Food FestivalKinder der 80er-Jahre erinnern sich noch an die Zeiten, als bei einem Chilbi-Besuch Frühlingsrollen das Höchste der exotischen Genüsse darstellten. Seit Street-Food-Festivals aus dem Boden schiessen, verspeist der Schweizer heute anstatt Bratwürste ganz selbstverständlich Momos aus Tibet, Empanadas aus Argentinien oder Nudelsuppen aus Vietnam. Was in Asien oder Afrika n Garküchen für einfache Leute gekocht wird, ob ein Pad Thai, Saté-Spiesse oder eine Phở, ist hier Teil eines funktionierenden Foodkonzepts. Das Bild, das sich den Besuchern bietet, ist meist ähnlich: bunte Foodtrucks, liebevoll dekorierte Stände, Girlanden, Lämpchen und ein Rahmenprogramm mit Kinderunterhaltung sowie Live-Musik. Allein die «Original Street Food Festival Tour» zog im letzten Jahr in 14 Schweizer Städten über 350’000 Besucher an.
«Das Normale ist nicht mehr gut genug»
Den Erfolg der Foodfestivals erklärt der Tessiner Starkoch Dario Ranza (61) mit den steigenden Ansprüchen. Nahrung werde wichtiger Teil der Erlebniskultur. «Das Normale ist nicht mehr gut genug.» Essen sei nicht mehr dazu da, um satt zu werden. «Ein ausgefallenes Produkt, eine spektakuläre Aussicht von einer Terrasse», gehörten dazu. Doch Street-Food-Festivals sind nur einer von vielen Anlässen. Bereits seit 25 Jahren findet in St. Moritz das Gourmetfestival statt. Hier, wie auch beim Taste of Zermatt oder beim Excellence Gourmetfestival zaubern Sterneköche für Feinschmecker mit gut gepolstertem Portemonnaie. In eine andere Richtung gehen die Genusswochen der Fondation pour la Promotion du Goût. Zum 18. Mal finden diese im September schweizweit statt. Dabei ist Lugano als sogenannte Stadt der Genüsse oder wie es 2018 heisst, la città del gusto, die Botschafterin der Genusswochen. Stauffacher findet: «Hochwertige Kost soll nicht einer Elite vorenthalten sein, sie gehört dem Volk.»
Einstige Gerichte der armen Leute werden schickAls Veranstalter der Genusswochen in Lugano sind ihm die Jungen ein Anliegen. Im Sonnenkanton möchte man ihnen Appetit auf Spitzenküche machen. Für 60 Franken können 18- bis 25-Jährige kosten, was die Top-Gastronomie zu bieten hat.
Gleichzeitig wollen die Genusswochen ein Anti-Programm zu den international aufgestellten Street-Food-Festivals sein: Weg vom globalisierten Essen, hin zur heimischen Kost. «Wir sind ein Land mit einer grossen Essenskultur», sagt Stauffacher. So stehen am Festival in Lugano die traditionellen Polpetta (Fleischbällchen) im Vordergrund. Auch der Tessiner Spitzenkoch Dario Ranza wird sie in seinem Restaurant auftischen, er hat kein Problem mit dem einstigen Gericht der Armen. Man könne die Polpetta mit Lammfleisch oder mit Poulet, Curry oder Tomatensauce servieren, «mit der Polpetta kann man um die ganze Welt reisen.» Ganz ohne Exotik gehts dann doch nicht.
Rihanna begeistert mit ihrer aussergewöhnlichen Modeschau, Frankie Grande ehrt Mac Miller und Bianca Gubser schwebt im Mami-Glück. Willkommen zu den Foto-Storys des Tages!
Befand sich Jimmy Bennett, der Asia Argento der sexuellen Nötigung beschuldigt, vor einigen Jahren in einer ähnlichen Situation wie jetzt die Schauspielerin?
Drei Wochen ist es her, als die Bombe platzte. «MeToo»-Heldin Asia Argento (42) soll selbst den damals 17-jährigen Jimmy Bennett (22) sexuell genötigt haben und sich mit ihm danach auf eine Zahlung von 380'000 Dollar geeinigt haben, um die Sache unter Verschluss zu halten. Die Polizei stellt derzeit Untersuchungen wegen Geschlechtsverkehr mit Minderjährigen in dem Fall an. Das Schutzalter in Kalifornien beträgt 18 Jahre.
Nun kam ein neues Detail in dem Skandal ans Licht. Bennett selbst soll ebenfalls bereits der sexuellen Belästigung bezichtigt worden sein. Dies berichtet «The Daily Beast». Das Portal beruft sich auf eine bei der Polizei eingereichten Anzeige einer Ex-Freundin des ehemaligen Kinderstars. Bennett soll sie gestalkt, manipuliert und belästigt haben. Der Schauspieler soll sie ausserdem erpresst haben.
«Ich und meine Mutter fühlten uns nicht mehr sicher»«Als ich 17 war und er 18, hat er mich dazu überredet, ihm Nacktfotos zu senden. Er hat mich seelisch verletzt, indem er die Aufnahmen per Snapchat weitergeschickt hat», wird die Frau aus dem Gerichtsdokument zitiert. Sie habe sich ausserdem gefürchtet, da Bennett «Gewaltpotenzial» gehabt habe.
«Er hat Erfahrung mit Drogen, und als wir uns getrennt haben, hat er nicht aufgehört, mich mit Anrufen zu belästigen. Meine Mutter und ich fühlten uns nicht mehr sicher.» Bennett habe ausserdem von ihr Geld gestohlen, da er pleite gewesen sei. Weil sie für eine zweite Anhörung nicht auf den Polizeiposten kam, wurde die Klage fallengelassen.
Auch Asia Argentos Anwalt griff nach der Veröffentlichung der Vorwürfe gegen die Schauspielerin Bennetts angeblichen Bankrott auf. «Asia sieht ein, dass Bennetts traurige Vergangenheit, seine festgefahrene Schauspielkarriere und die Klage gegen seine Eltern, die anderthalb Millionen von seinem Geld veruntreut haben sollen, seine Verzweiflung erklären könnten, weshalb er mit Lügen Geld von Argento und Bourdain bekommen wollte», liess er in einem Schreiben verlauten.
Wie «TMZ» berichtete, soll Bennett als Reaktion darauf geplant haben, eine offizielle Anzeige gegen sie wegen sexueller Nötigung einzureichen. Dazu kam es anscheinend aber nicht. (klm)
Aktivist Pjotr Wersilow (30) ist mit Vergiftungserscheinungen in ein Moskauer Spital gebracht worden. Die Punkband Pussy Riot bangt: «Sein Leben ist in Gefahr.»
Pjotr Wersilow (30) wurde beim Fussball-WM-Final am 15. Juli weltbekannt. Der Ehemann von Pussy-Riot-Frontfrau Nadeschda Tolokonnikowa (28) stürmte zusammen mit anderen Aktivisten als Polizist verkleidet den Rasen des Luschniki-Stadions.
Jetzt wurde Wersilow mit Vergiftungserscheinungen in ein Moskauer Spital gebracht. Wie das Online-Magazin «Meduza.io» schreibt, glauben Verwandte und Freunde an einen Giftanschlag.
Blind, stumm, gelähmtErste Symptome habe der Aktivist nach einer Gerichtsverhandlung gegen seine Pussy-Riot-Kollegin Veronika Nikulschina am Dienstag gezeigt. Ihren Angaben zufolge verlor Wersilow zuerst seine Sehfähigkeit, dann konnte er nicht mehr sprechen, später nicht mehr gehen.
Wersilow und Bandleaderin Tolokonnikowa haben eine gemeinsame Tochter, Gera (10). Tolokonnikowa erklärt, ihr Ehemann befinde sich «in der toxikologischen Abteilung in einem sehr ernsten Zustand».
Auf dem Twitter-Kanal von Pussy Riot bangen seine Punkrock-Kolleginnen: «Sein Leben ist in Gefahr. Wir glauben, er wurde vergiftet.» (noo)
London – Die britische Regierung will ihre Vorbereitungen für einen Brexit ohne Abkommen beschleunigen. Darauf einigte sich einem Regierungssprecher zufolge das Kabinett von Premierministerin Theresa May bei einer Sondersitzung am Donnerstag.
Primäres Ziel sei es aber, ein Austrittsabkommen mit Brüssel auf Grundlage der britischen Vorschläge zu erarbeiten, teilte der Sprecher mit.
An der dreieinhalbstündigen Kabinettssitzung im Regierungssitz Downing Street soll nach Medienberichten auch Notenbankchef Mark Carney zeitweilig teilgenommen haben. Erst zu Beginn der Woche war bekannt geworden, dass er nun doch länger als geplant an der Spitze der Bank of England bleibt, um «einen geordneten und erfolgreichen» EU-Austritt zu unterstützen.
Grossbritannien scheidet am 29. März 2019 aus der Europäischen Union aus. Die Verhandlungen laufen bisher aber nur schleppend. Sollten sie scheitern, droht in vielen Bereichen Chaos.
Das ist nach Ansicht der Ratingagentur Moody's wahrscheinlicher geworden, wie aus einem Bericht der Agentur vom Donnerstag hervorgeht. Ein so genannter No-Deal-Brexit hätte zudem «substanzielle negative Folgen» für die britische Wirtschaft und die Wirtschaft in einigen EU-Ländern, heisst es darin. Am schlimmsten betroffen wären dem Bericht zufolge Autobauer, Fluggesellschaften und die Chemiebranche.
Zunächst würde es zu einem erneuten heftigen Wertverfall des britischen Pfund kommen, schreiben die Moody's-Experten. Konsumentenpreise würden in die Höhe schiessen, Reallöhne sinken und die Arbeitslosigkeit steigen. Die Kauflust der Konsumenten würde abflachen, heisst es: «Es gibt eine echte Gefahr, dass Grossbritannien sehr schnell in eine Rezession fällt.»
Auch die britische Regierung veröffentlichte am Donnerstag Hinweise für den Fall eines No-Deal-Szenarios. Beispielsweise könnte das Reisen in Europa für britische Staatsbürger künftig erheblich beschwerlicher werden.
Für Autofahrten in der EU müssten sich Briten dann internationale Führerscheine ausstellen lassen. Bislang reicht der britische Führerschein auch als Fahrerlaubnis in allen anderen EU-Ländern aus. Briten, deren Reisepässe weniger als sechs Monate gültig sind, müssten zudem damit rechnen, bei der Einreise in die EU abgewiesen zu werden, warnte London.
Der Einschätzung Londons zufolge könnten künftig auch wieder erhebliche Roaminggebühren für britische Handynutzer im Ausland und nahe der Grenze zu Irland anfallen. Mehrere Mobilfunkanbieter teilten bereits mit, freiwillig auf die Gebühren zu verzichten. Die hohen Zusatzkosten für Datennutzung mit dem Mobiltelefon im Ausland waren im Juni vergangenen Jahres innerhalb der EU abgeschafft worden.
Der Vatikan steht in Zusammenhang mit den sich häufenden Missbräuchen von Kindern durch Priester im Fokus. In Polen soll jetzt eine interaktive Karte den Pädo-Priester von nebenan entlarven.
Der Vatikan wird immer wieder von Missbrauchsskandalen erschüttert. In diesem Sommer sorgten die Vorwürfe gegen den ehemaligen Erzbischof von Washington, Theodore McCarrick (88), für weltweite Empörung. Er soll in den 1970er-Jahren einen minderjährigen Buben sexuell missbraucht haben. Bei weitem kein Einzelfall.
Doch nicht selten kommen Pädo-Priester mit ihren Taten ungeschoren davon. In Polen aber können sich Pädo-Priester bald nicht mehr in Sicherheit wiegen und vor der Öffentlichkeit verstecken. Ab Oktober soll es dort eine interaktive Karte geben, auf der zu sehen ist, ob in der Nachbarschaft ein Pädo-Priester wohnt.
Pädo-Priester werden auf Karte markiert«Wir arbeiten seit anderthalb Jahren an der Karte», sagt die polnische Politikerin Joanna Scheuring-Wielgus, Mitglied der Liberalen und Sozialen Wahlplattform, zur Zeitung «Rzeczpospolita». Zur Projektgruppe gehört auch Marek Lisinski von der Stiftung Keine Angst.
Das System hinter der interaktiven Karte ist simpel: Stecknadeln einer Farbe markieren die vom Gericht verurteilten Täter auf der Karte. Doch mit Einschränkungen. «Wir können ihre Daten aufgrund der Aufhebung des Urteils nicht offenlegen, daher werden wir beispielsweise die Stadt und die Initialen zeigen», sagt Lisinski zu «Rzeczpospolita».
Mit einer anderen Farbe werden die Opfer markiert. Diese sind Geschädigte, die sich bei Keine Angst gemeldet haben. Die Pädo-Karte dient laut Lisinski einem klaren Zweck: «Unser Ziel ist nicht der Kampf gegen die Kirche, sondern die Hilfe für die Opfer.»
Spielte er eine Rolle? Oder wollte Daniel Küblböck tatsächlich als Frau leben? Eine enge Freundin des «DSDS»-Stars verrät jetzt, dass er eine Geschlechtsanpassung vornehmen lassen wollte.
Das Verschwinden von Daniel Küblböck (33) wirft weiter Fragen auf. Am frühen Sonntagmorgen sprang der «DSDS»-Star vom Deck des Kreuzfahrtschiffs Aidaluna ins Meer. Als bekannt wurde, dass von Küblböck jede Spur fehlte, kam ein Instagram-Profil an die Öffentlichkeit, das angeblich vom Schauspielschüler erstellt wurde. Darauf zeigte sich Küblböck in Frauenkleidern und verwendete mehrmals den Begriff transsexuell. «Künstlerin, Schauspielerin, Transsexuell», lautet etwa die Beschreibung des Profils.
Er plante eine GeschlechtsanpassungAuf der Kreuzfahrt trug Küblböck angeblich ausschliesslich Frauenkleider und wollte mit dem Namen Lana angesprochen werden. Wollte Daniel Küblböck als Frau leben – oder übte er nur für seine Abschlussprüfung an der Schauspielschule?
Wie Elke Schumann, langjährige Freundin des ehemaligen «DSDS»-Paradiesvogels, jetzt erklärt, war er tatsächlich trans und wollte künftig als Frau leben. Deshalb sei er auch als Frau aufs Schiff gegangen. Er wollte sich einer Geschlechtsanpassung unterziehen, die bereits schon kurz nach der Rückkehr von der Kreuzfahrt stattfinden sollte.
Küblböck wollte sich «auf sein neues Leben vorbereiten»Schumann sagt zu «Bunte»: «Die Operation stand für ihn fest und er freute sich riesig auf diesen Schritt.» Erste Vorbereitungen seien bereits geplant gewesen. «In Istanbul hatte er sich einer Haartransplantation unterzogen, bei einem Beauty-Doc im Saarland wollte er sich Fett absaugen lassen. Küblböck war bereits im vergangenen Jahr auf der Aida – allerdings als Künstler. «Dieses Mal wollte er ein paar Tage allein Urlaub machen und sich auf sein neues Leben vorbereiten», erklärt seine Vertraute weiter.
Die kanadische Polizei ermittelt aktuell, was sich auf der Aidaluna von Samstag auf Sonntag abspielte. Die Beamten konnten bisher keine kriminellen Handlungen feststellen, wie eine Polizeisprecherin zur «Bild» sagte. Die Polizei würde Daniel Küblböck vorerst als «vermisst» führen. (kad)
Der angeschlagene Genfer Sicherheitsdirektor Pierre Maudet gibt das Regierungspräsidium sowie die Dossiers Polizei und Flughafen vorläufig ab.
Für Pierre Maudet (40) wird die Luft immer dünner. Nachdem ihm seine Staatsratskollegen letzte Woche untersagt hatten, die Genfer Regierung als Präsident gegen aussen zu repräsentieren, legten sie gestern nach.
Maudet, Identifikationsfigur für viele am Lac Léman und Politikstar mit nationalen Ambitionen, ist ab sofort nicht mehr Präsident von Republik und Kanton Genf. An seine Stelle tritt der bisherige Vizepräsident Antonio Hodgers (42, Grüne).
General ohne ArmeeMaudet darf zwar in der Regierung bleiben, muss aber Dossiers abgeben: Seine Rolle als Justiz- und Polizeidirektor übernimmt Arbeits- und Gesundheitsdirektor Mauro Poggia (52, MCG), das Flughafenressort der Infrastrukturdirektor Serge Dal Busco (59, CVP). Maudet bleibt nur die Hoheit über die Gefängnisse, das Bevölkerungs- und Migrationsamt sowie das Amt für Bevölkerungsschutz und Militär.
Mit der faktischen Entmachtung reagiert die Genfer Regierung auf die wachsenden Vorwürfe an Maudets Adresse. Zuoberst: Der ehemalige Bundesratskandidat habe sich 2015 auf eine teure Reise nach Abu Dhabi einladen lassen. Die Staatsanwaltschaft will gegen Maudet ermitteln, daher entscheidet das Genfer Kantonsparlament kommende Woche über die Aufhebung seiner Immunität.
Der angeschlagene Staatsrat, der im BLICK eine regelmässige Kolumne schreibt, hatte vergangene Woche zugegeben, dass er über die Finanzierung und Art der Reise gelogen habe.
Vorläufig – aber bis wann?Noch ist nicht alles verloren: Sein neuer Chef Hodgers wurde nicht müde zu betonen, dass die partielle Entmachtung vorläufiger Natur sei. Würden sich die Vorwürfe in Luft auflösen, könnten sie jederzeit wieder rückgängig gemacht werden. Er machte aber auch klar, dass der aktuelle Zustand nicht für den Rest der Legislatur dauern könne.
Maudet, der übernächtigt zwischen seinen Kollegen sass, sagte, er trage die von der Regierung beschlossenen Schritte mit. Es ginge jetzt darum, «die Genfer Institutionen zu schützen». Aufgeben und abtreten sei aber keine Option: Er sei eine Kämpfernatur und wolle im Amt bleiben.
FDP fordert Maudet zum Rücktritt aufFür seine Partei, die FDP, wird Maudet allerdings immer mehr zur Hypothek. Präsidentin Petra Gössi (42) sah sich gestern angesichts der Entwicklungen genötigt, selbst vor die Medien zu treten. «Ich persönlich bin enttäuscht», sagte sie. «Die Frage sei erlaubt, ob Staatsrat Maudet angesichts des Vertrauensverlusts noch handlungsfähig ist oder ob man nicht über entsprechende Konsequenzen nachdenken muss.»
Damit forderte die FDP-Chefin ihren Fast-Bundesrat indirekt zum Rücktritt auf. Zwingen dazu kann sie ihn ebenso wenig, wie es seine Regierungskollegen in Genf können.