Der Berner Radiesli-Hof ist der erste, der ganz auf Gemeinsinn setzt. Hier packen alle mit an.
Der junge Mann stellt sein Velo vor dem Stall ab. Jonas Burri ist 24 Jahre alt, Student und Teilzeitbauer. Er und seine WG-Genossinnen sind Mitglieder des Radiesli-Vereins, der hier arbeitet: auf dem gleichnamigen Bauernhof im bernischen Worb.
Einmal in der Woche holt Burri eine Tasche frisch geerntetes Biogemüse ab. Hätte er es im Supermarkt in den Wagen gelegt, wüsste er kaum, wie viel Arbeit dahintersteckt. Hier aber hat er für die Kartoffeln und Rüben, Tomaten und Salate selbst in der Erde gewühlt, geschwitzt, gejätet und geerntet, verpackt, verteilt – und bezahlt.
Für ihr Gemüse-Abo packen Radiesli-Mitglieder an vier Tagen im Jahr selbst mit an und beteiligen sich mit 1100 Franken an den Betriebskosten des Hofs. Ihr Wochenlohn ist eine Ladung frischer Naturprodukte.
Gemüse mit SchönheitsfehlernSind die Bedingungen gut, ist Burris Tasche übervoll, spielt das Wetter nicht mit, muss er mit weniger Gemüse zurechtkommen. Es ist auch mal Grünzeug darunter, das es im Supermarkt nicht in die Regale schaffen würde. Aber hier stört sich niemand an Schönheitsfehlern.
Familien, ältere Paare oder Studenten wie Burri machen bei dem Projekt mit. Die etwa 300 Vereinsmitglieder teilen sich Kosten, Arbeit und Ertrag des Hofs – 60 Biogemüsearten, Fleisch von der behornten Mutterkuhherde, Eier und Getreide – mit der Bauernfamilie Töndury und drei weiteren Bäuerinnen. Was angebaut wird, entscheiden alle gemeinsam.
Solidarische Landwirtschaft holt die Konsumenten aufs Feld. «Uns passt das. Wir sind schon seit ein paar Jahren dabei», sagt Jonas Burri, während er die Taschen auf den Gepäckträger schnallt. «Ich würde es weiterempfehlen!»
Manchmal arbeiten dreissig Vereinsmitglieder zusammen auf dem Feld, heute sind nur zwei Frauen zum Befüllen der Gemüsetaschen da. Sie legen Radiesli, Salat, Zucchetti, Endivien und Chinakohl in die Säcke.
«Klar ist die Mitarbeit manchmal anstrengend», sagt die eine, während sie einen Bund Radiesli aus der Kiste fischt. «Aber man ist umso dankbarer, dass man nur ab und zu helfen muss und doch von allem profitieren kann.» Am Anfang habe sie etwas Mühe damit gehabt, dass es bloss das gibt, was gerade auf dem Feld geerntet wird. Aber mittlerweile sei sie dadurch beim Kochen erfinderisch geworden. Die andere Frau fügt hinzu: «Meine Kinder sollen sehen, wie viel Arbeit es braucht, bis etwas auf dem Teller liegt.»
15 Projekte in der DeutschschweizDamit auf dem Hof mit den vielen Teilzeitbauern alles rundläuft, gibt es die Familie Töndury. Ursina und Niculin Töndury (beide 33) leben mit ihren zwei kleinen Buben auf dem Landwirtschaftsbetrieb. Er ist Bauer, sie landwirtschaftliche Mitarbeiterin. Unterstützt werden sie von einer weiteren Bäuerin und zwei Gemüsebäuerinnen. Angestellt sind sie alle von der Radiesli-GmbH.
Vor drei Jahren suchten die Mitglieder einen Bauern, der den Worber Hof zusammen mit dem Verein pachten möchte. Niculin Töndury fühlte sich berufen. Nun arbeiten und wohnen die Töndurys hier. Gerade ist die vierköpfige Familie zurück aus den Frankreich-Ferien. Die dürfen sie sich auch während der Ernte gönnen. Für eine konventionelle Bauernfamilie wäre so etwas undenkbar. Für die Töndurys ist es dank der Mitarbeit der Vereinsmitglieder völlig normal.
Der Radiesli-Verein ist Teil einer Bewegung, die es zwar schon länger gibt, die nun aber immer populärer wird. In der Romandie entstanden bereits Ende der 70er-Jahre die ersten Betriebe. Mittlerweile gibt es dort über 30 Projekte, in der Deutschschweiz sind es etwa 15. Und es werden immer mehr.
Meist sind es Genossenschaften, die auf einem Bauernhof ein Stück Land pachten und dort Gemüse anbauen. Vereinzelt gibt es auch Projekte mit Käse, Brot oder Wein. 2015 fand in der Schweiz erstmals ein Lehrgang statt, organisiert von der Kooperationsstelle für solidarische Landwirtschaft. Der Radiesli-Hof ist der erste, bei dem das Konzept auf dem ganzen Betrieb umgesetzt wird.
Kleine Betriebe stärkenNeue Ideen für die Landwirtschaft sind gefragt. Denn die Zahl der Bauernhöfe in der Schweiz hat sich seit 1980 halbiert. Jeden Tag geben etwa fünf Landwirte auf, weil das Einkommen zu gering oder kein Nachfolger in Sicht ist.
Ist solidarische Landwirtschaft, wie sie auf dem Radiesli-Hof praktiziert wird, also die Zukunft? Martin Brugger, stellvertretender Departementsleiter beim Schweizer Bauernverband, ist skeptisch: «Für viele Konsumenten bleibt der Gang in den Supermarkt die einfachere Methode, sich zu ernähren.»
Im Einzelfall könnten solche Projekte aber helfen, kleine Betriebe zu stärken und zu retten, sagt er. Interessant findet Brugger die solidarische Landwirtschaft vor allem aus einem anderen Grund: «Sie ist für die Landwirtschaft eine grosse Chance, um der Bevölkerung zu zeigen, wie viel Arbeit und Herzblut in einem Lebensmittel stecken.»
Im Doppelinterview schildern die beiden Schweizer Stars, wie sich ihr Leben seit ihrem Outing verändert hat, was anders an Beziehungen mit Männern oder mit Frauen ist und wie sie mit schwulen- und lesbenfeindlicher Kritik im Alltag umgehen.
Was ist anders daran, plötzlich nicht mehr Frauen, sondern Männer zu lieben – oder umgekehrt? Erlebt man Erotik mit einem Menschen des gleichen Geschlechts anders? Welchen Vorurteilen muss man sich stellen? Ex-Miss-Schweiz Dominique Rinderknecht (29) und Ex-Kunstturner Lucas Fischer (28) kennen die Antworten. Sie waren früher beide in heterosexuellen Beziehungen, heute lieben sie Menschen des gleichen Geschlechts.
Der Aargauer hat sich Ende September beim SonntagsBlick als schwul geoutet. Die Zürcherin verriet vor knapp zwei Jahren, sich in Model Tamy Glauser (33) verliebt zu haben. Fischer und Rinderknecht teilen nicht nur ähnliche Erfahrungen, sondern finden auch in unserem Gespräch auf dem Zürcher Sechseläutenplatz sofort einen Draht zueinander. Während Passanten das Paar neugierig beobachten, unterhalten sich die beiden angeregt, posieren für Bilder und wirken dabei wie zwei alte Freunde, die sich nach langer Zeit wieder einmal treffen.
SonntagsBlick: Lucas Fischer, es ist genau drei Wochen her, dass Sie sich bei uns als schwul geoutet haben. Wie hat Ihr Umfeld auf diese Neuigkeit reagiert?
Lucas Fischer: Sehr, sehr positiv. Ich habe viele Nachrichten und Briefe erhalten. Besonders berührend sind die Rückmeldungen von Menschen, die sich durch mein Outing gestärkt fühlen, selber zu ihrer Sexualität zu stehen. Auf der anderen Seite musste ich auch eine Enttäuschung einstecken. Einige Menschen in meinem Dorf verhalten sich mir gegenüber seit meinem Coming-out leider etwas anders. Leute, die mich vorher auf der Strasse oder bei der Busstation immer angesprochen haben, gehen mir jetzt plötzlich aus dem Weg. Das verletzt mich. Ich würde ihnen gerne sagen: «Hey, ich bin doch immer noch derselbe Mensch wie vorher.»
Dominique Rinderknecht: Das ist krass und schockiert mich. Eigentlich denkt man ja, in der Schweiz sei es heutzutage akzeptiert, schwul oder lesbisch zu sein. Doch diese Reaktion zeigt, dass es eben doch nicht überall so ist. Sehr schade.
Macht Sie das wütend?
Rinderknecht: Ja, das macht mich wütend und traurig. Eine solche Reaktion ist nicht okay, sondern schlimm!
Was glauben Sie, ist der Grund für dieses Verhalten der Dorfbewohner?
Rinderknecht: Ich glaube, es ist ihnen schlicht unangenehm.
Fischer: Ja genau, sie meinen es wahrscheinlich gar nicht böse. Trotzdem verstehe ich es nicht. Wir haben uns ja vor meinem Outing auch normal miteinander unterhalten. Es gibt keinen Grund, dass wir das jetzt plötzlich nicht mehr tun könnten.
Gerade im Spitzensport ist Homosexualität nach wie vor ein grosses Tabu. Welche Reaktionen haben Sie in den letzten drei Wochen von Ihren ehemaligen Kunstturner-Kollegen erhalten?
Fischer: Es haben mir genau zwei Leute aus meiner Sportlerzeit geschrieben. Es enttäuscht mich, dass sich nicht mehr bei mir gemeldet haben.
Rinderknecht: Warum? Hättest du dir gewünscht, dass sie deine Freude beim Outing teilen?
Fischer: Ja genau – immerhin stehe ich mit manchen von ihnen nach wie vor in Kontakt. Aber gerade im Mannschaftssport ist es eben wirklich noch ein grosses Tabu. Ich hatte vor meinem Outing grosse Angst, dass meine Kollegen von früher mich danach als Lügner sehen könnten. Weil ich es immer abgestritten hatte, schwul zu sein. Aber damals habe ich es ja auch noch nicht gewusst.
Dominique Rinderknecht, haben Sie bei Ihrem Liebesouting mit Tamy Glauser vor knapp zwei Jahren auch negative Reaktionen dieser Art erlebt?
Rinderknecht: Ja, nicht auf privater, aber auf beruflicher Ebene musste ich Tiefschläge einstecken. Es sind damals mehrere grössere Werbekunden von mir abgesprungen. Das schockierte mich. Gut möglich, dass die sich heute darüber ärgern. Aber ich bin da strikt. Wenn mich diese Kunden je wieder anfragen sollten, werde ich eine Zusammenarbeit ablehnen.
Gibt es in Ihrem beruflichen Alltag auch heute noch Situationen, in denen Sie aufgrund Ihrer Sexualität benachteiligt werden?
Rinderknecht: Ja. Es gibt Momente, in denen ein Auftraggeber darüber bestimmen will, wie ich mich in der Öffentlichkeit zu geben habe, nur weil ich mit einer Frau zusammen bin – eine Frechheit. Mit einem Mann an meiner Seite wäre es kein Thema, wie wir über den roten Teppich laufen. Ich rede da aus Erfahrung, ich war vor Tamy ja jahrelang mit einem Mann zusammen.
Apropos: Wie haben Ihre Ex-Partner auf Ihr Liebesbekenntnis zum gleichen Geschlecht reagiert?
Fischer: Ich habe mit meiner Ex-Freundin vorher ein langes Gespräch geführt. Sie ging sehr gut damit um. Stellte sich allerdings die Frage, ob ich schon während der Beziehung Zweifel an meiner Sexualität hatte. Doch das hatte ich nicht.
Rinderknecht: Mein Ex-Freund hat immer gewusst, dass ich auch auf Frauen stehe. Für ihn war es deshalb keine Überraschung.
Darin unterscheiden Sie sich ja von Lucas Fischer. Sie haben schon vor Ihrer Beziehung mit Tamy Glauser sexuelle Erfahrungen mit Frauen gemacht ...
Rinderknecht: Ja, aber ich habe mich früher nie in eine Frau verliebt und hatte auch keine Beziehungen mit Frauen. Ich hatte allerdings von Anfang an die Grundeinstellung, dass es nicht darauf ankommt, ob ich mit einem Mann oder einer Frau zusammen bin. Für mich war relativ schnell klar: Ich finde beide Geschlechter interessant. So hab ich das auch meiner Familie und Freunden kommuniziert.
Sie kennen beide beides. Sie waren in Beziehungen mit Männern und Frauen. Worin liegen für Sie die grössten Unterschiede?
Fischer: Ich fühle mich bei Männern viel geborgener, beschützter und ich bin mehr ich selber. Für mich fühlt es sich schöner an – auch im Bett.
Rinderknecht: Also grundsätzlich sind für mich Liebe und Beziehung dasselbe – egal, ob mit einem Mann oder einer Frau. Aber es gibt natürlich Themen, die als Frau mit einer Frau angenehmer sind. Wenn ich einem Mann sage, ich bin jetzt etwas hässig oder habe Schmerzen, weil ich meine Tage kriege, dann weiss er nicht, wovon ich rede. Meine Freundin hingegen weiss ganz genau, was ich durchmache. Tamy und ich tauschen zudem viele Kleider, schminken uns gemeinsam, teilen sehr viel. Ich geniesse das sehr!
Alles miteinander zu teilen, macht diese Symbiose in einer Frauenbeziehung auch die Sexualität einfacher?
Rinderknecht: Klar, man versteht einen gleich gebauten Körper besser als den des anderen Geschlechts. Die Empfindungen sind ähnlich. Man weiss ungefähr, was der anderen gefallen könnte. Ich muss ehrlich zugeben: Ich wäre als Mann bei einer Frau wohl total überfordert (lacht). Ich möchte kein Mann sein, der sich mit dem Körper einer Frau auseinandersetzen muss, der ist viel komplexer. Aber natürlich ist auch zwischen Frauen die Kommunikation im Bett sehr wichtig. Man hat ja nicht automatisch alles gern, was die andere gernhat.
Fischer: Ich habe meine Freundinnen von Herzen geliebt, und die Liebe war nicht anders. Ich habe damals Sex mit Frauen auch genossen und schön gefunden. Aber mit einem Mann finde ich es heute einfach intensiver und noch schöner.
Als prominente Personen stehen Sie beide gerade auch mit Ihrer sexuellen Orientierung im Rampenlicht. Nach wie vor ist Homosexualität ein Thema, das nebst positiven auch für zahlreiche Negativkommentare sorgt. Wie gehen Sie damit um?
Rinderknecht: Ich lese die Kommentare nicht mehr. Für Negativität habe ich keine Zeit.
Fischer: So weit bin ich noch nicht. Die negativen Sprüche und Postings zu meinem Outing haben mich belastet. Vor allem, wenn Leute mir vorwarfen, es wäre doch gar nicht nötig gewesen, mich öffentlich zu bekennen. Ich habe mich schliesslich hingesetzt und ein zwei Seiten langes Statement verfasst, das ich auf Facebook posten wollte. Aber ich hab es dann doch nicht veröffentlicht.
Rinderknecht: Du musst dich doch gar nicht rechtfertigen für so was!
Fischer: Ich weiss, aber ich wollte meinen Standpunkt klarmachen. Wenn es ja so normal wäre, schwul oder lesbisch zu sein, könnten wir auch heiraten. Aber das können wir eben noch nicht.
Machen wir in Hinblick auf die Kritiker ein Gedankenspiel: Wenn Sie einen Knopf drücken könnten, der Sie sofort heterosexuell macht. Würden Sie ihn drücken?
Fischer: Nein. Weil ich die Liebe zu Männern geniesse. Es ist so schön, dass ich diese Liebe leben darf und kann. Und es ist nichts Falsches daran.
Rinderknecht: Im Gegensatz zu Lucas könnte ich ja diesen Knopf tatsächlich drücken. Ich könnte einfach sagen, ich lebe von nun an nur noch mit Männern. Aber das will und tue ich nicht. Auch wenn es aus gesellschaftlicher und rechtlicher Sicht einfacher wäre. Da kämpfe ich lieber dafür, dass wir als homosexuelle Paare dieselben Rechte kriegen, wie sie heterosexuelle Paare haben.
Welche Frage im Zusammenhang mit Ihrer Sexualität können Sie nicht mehr hören?
Fischer: Die Frage: «Wer ist der Mann und wer ist die Frau in der Beziehung.» Dabei ist das doch genau der Punkt. Man muss es in einer gleichgeschlechtlichen Beziehung eben nicht benennen.
Rinderknecht: Ja, diese Frage nervt. Das ist ja genau das Interessante, dass die Rollen nicht klar verteilt sind, sondern wechseln können. Einmal ist man selber die starke Schulter zum Anlehnen, ein anderes Mal der Partner oder die Partnerin.
Christos Cabolis analysiert die digitale Wettbewerbsfähikgeit von Nationen. Gemäss seiner Studie werden digitale Angebote in der Schweiz viel weniger genutzt als in anderen Ländern.
Das IMD in Lausanne ist eine weltweit renommierte Ausbildungsstätte für Manager. Am «International Institute for Management Development», wie es ausgeschrieben heisst, ist Christos Cabolis Chefökonom, unter anderem verantwortlich für die Rangliste der digital wettbewerbsfähigsten Nationen. Am Digitaltag, dem 25. Oktober, wird er darüber ein Referat halten. (Das Programm des Digitaltags entnehmen Sie der Beilage in diesem SonntagsBlick.)
Die USA, wo Cabolis lange gearbeitet hat, sind in seinem Ranking die Nummer eins. Die Schweiz, wo er heute wirkt, steht auf Rang fünf, sein Geburtsland Griechenland ist die 53. von 63 ausgewerteten Nationen. Den letzten Platz belegt Venezuela.
SonntagsBlick: Was muss die Schweiz tun, um im Ranking noch weiter nach oben zu kommen?
Christos Cabolis: Die Lebensqualität hier ist sehr hoch. Die Wirtschaft ist sehr wettbewerbsfähig und steht in allen Rankings seit Jahren weit oben. Die Schweiz macht also sehr viel richtig.
Trotzdem: Die Internet-Giganten sitzen alle in den USA – Facebook, Google, Amazon, Netflix ...
Das sind ganz spezifische Firmen, die ein digitales Geschäft im engeren Sinn verfolgen. So etwas fehlt hier tatsächlich. Aber die Schweiz ist sehr stark in anderen Bereichen.
Etwa in der Pharma- und Maschinenindustrie.
Ja, das sind nicht direkt digitale Firmen, aber sie setzen in der Herstellung ihrer Produkte digitale Aspekte ein. Dadurch generieren sie Waren, die sehr schwierig zu kopieren sind.
Die Schweiz ist auch unter den Internet-Usern nur Nummer 22. Das heisst, hier nutzen prozentual weniger Leute das Internet als in 21 anderen Ländern.
Ja, das sind harte Zahlen, Internetnutzung pro 1000 Einwohner.
Mir fällt auf, dass die Schweiz auf einem Gebiet besonders schlecht abschneidet und nur Rang 51 von 63 belegt – in der sogenannten E-Partizipation. Sind wir digital zu wenig aktiv?
Ja, die Menschen in der Schweiz nutzen vergleichsweise wenig von dem, was vom Staat und den Unternehmen an digitalen Instrumenten zur Verfügung gestellt wird.
Woran liegt das?
Unter anderem daran, dass die Schweizer ihre Privatsphäre in hohem Mass schätzen.
... und daher stärker als andere befürchten, dass ihre Daten in falsche Hände geraten?
Ja, das kann sein. Als ich vor drei Jahren in die Schweiz kam, war ich überrascht, wie viele Geschäfte hier noch auf Papier abgewickelt werden. Wenn ich etwas von meiner Gemeinde will, muss ich sogar fast jedes Mal persönlich dorthin.
So lässt sich einfach sicherstellen, dass Sie auch wirklich Sie selber sind ...
Elektronisch ginge das auch!
Im vergangenen Jahr wurde die Schweizer E-Identität vorgestellt, die genau das ermöglichen würde. Ich kenne allerdings in meinem privaten Umfeld niemanden, der dies nutzt.
Das stimmt mit dem Ranking der Schweiz in der E-Partizipation überein!
Tatsächlich waren in der Öffentlichkeit bald skeptische Stimmen zu vernehmen, weil es unter anderem Privatunternehmen sind, welche die E-Identität lanciert hatten.
Interessant, denn wir haben im Rahmen des Rankings auch festgestellt, dass die Unternehmen in der Schweiz deutlich agiler sind, schneller und flexibler auf Veränderungen reagieren als die einzelnen Bürger.
Wir vermuten, Sie messen das an der E-Partizipation, aber etwa auch an der Einstellung gegenüber der Globalisierung. Bei Letzterer liegt die Schweiz auf Rang 25.
Ja, der Wert stammt aus einer Studie, in der wir das höhere und mittlere Management in Unternehmen befragt haben. Konkret lautete unsere Frage: Verhindern die Einwanderungsgesetze, dass Sie in Ihrem Unternehmen ausländische Arbeitnehmer anstellen können?
Dass es sich dabei um die Einschätzung der Unternehmen handelt, gilt auch für den Faktor Einwanderungsgesetze, bei dem die Schweiz auf Rang 39 liegt?
Ja, die Manager finden, dass die Einwanderungsgesetze es ihren Unternehmen relativ schwierig machen, qualifizierte ausländische Arbeitnehmer einzustellen.
Der Staat zeigt sich auch darin als Hürde, dass es in der Schweiz relativ schwierig ist, ein Unternehmen zu gründen. In diesem Punkt reicht es nur für Platz 37.
Hier stammen die Daten von der Weltbank. Es geht darum, wie schnell jemand mit einer Idee eine Firma gründen kann.
Am schnellsten geht das in Neuseeland, wo Firmen an einem einzigen Nachmittag gegründet werden können
Während es in der Schweiz laut Weltbank zehn Tage dauert, bis ein Unternehmen gegründet ist.
So lange wie in der Mongolei ...
Aber weniger lang als in Deutschland, Finnland oder Luxemburg.
Okay, reden wir über die Stärken!
Besonders stark ist die Schweiz darin, hoch qualifiziertes Personal aus dem Ausland anzuziehen.
Da sind wir Nummer eins. Steht das nicht im Widerspruch zu den wenig hilfreichen Einwanderungsgesetzen
Nein, dass die Schweiz hoch qualifiziertes Personal anzieht, ist ein Ist-Zustand. Dagegen bezieht sich der Faktor der Einwanderungsgesetze auf eine Umfrage, in der sich die Befürchtungen der befragten Manager über die künftige Entwicklung manifestieren.
Was macht die heutige Anziehungskraft unseres Landes für hoch qualifizierte Ausländer aus?
Es gibt hier attraktive Jobs und eine grosse Lebenszufriedenheit. Zudem sind schon einige hoch qualifizierte Arbeitnehmer hier, die sozialen Anschluss bieten.
In welchen anderen Punkten ist die Schweiz top?
Der Wissenstransfer von den Hochschulen zu den Unternehmen funktioniert sehr gut. Mit der ETH in Zürich und der EPFL in Lausanne besitzt die Schweiz zwei Institute von Weltruf. In Zukunft wird meiner Meinung nach die Zusammenarbeit von Universitäten und Unternehmen noch wichtiger. Wichtiger werden dürfte auch das Thema Cybersecurity.
Da belegt die Schweiz Nummer 15 im Ranking.
Ja, wir fragen Manager, ob die digitale Sicherheit in ihren Staaten und Firmen angemessen thematisiert wird.
Ganz zufrieden scheinen sie nicht.
Nein, da gibt es Raum für Verbesserungen.
Welchen Stellenwert haben in Ihrem Ranking Blockchain-Technologie und Kryptowährungen?
Diese Themen sind extrem wichtig, aber es ist noch schwierig einzuschätzen, auf welche Weise sie die Wettbewerbsfähigkeit beeinflussen werden. Im Ranking sind sie derzeit nur indirekt reflektiert.
Dänemark ist gemäss einem Subranking am besten auf die digitale Zukunft vorbereitet. Dies, obwohl dort die Steuern relativ hoch sind.
Der Steuersatz ist nur die eine Seite der Gleichung ...
... die andere Seite wäre dann, was der Staat aus den Steuergeldern macht?
Ja, in Dänemark und generell in den skandinavischen Ländern glauben die Bürger, dass die Leistungen, die sie in diesem Punkt vom Staat erhalten, mehr wert sind als die Steuern, die sie dafür bezahlen. Deshalb sind auch viele hoch qualifizierte Nicht-Dänen bereit, in Dänemark arbeiten zu gehen.
Auf der Plus-Seite dieser Gleichung steht etwa der Elternschaftsurlaub für Männer und Frauen.
Genau, aber beispielsweise auch Gesundheitsdienstleistungen oder die Sorge um die Umwelt.
CVP-Präsident Gerhard Pfister erklärt, weshalb er als wilder Kandidat eine Wahl in den Bundesrat ablehnen würde und warum der Job in der Landesregierung unattraktiver geworden ist.
SonntagsBlick: Herr Pfister, CVP-Fraktionsmitglieder wollen Sie als Bundesratskandidaten. Sie seien der beste Kandidat Ihrer Partei. Obwohl Sie bisher immer Nein sagten, dürfte Sie das freuen.
Gerhard Pfister: Natürlich ehrt das. Es gibt unangenehmere Schlagzeilen. Aber an meiner Position hat sich nichts geändert. Ich will nicht Bundesrat werden, ich stehe nicht zur Verfügung.
Auch bei der SVP und FDP heisst es, Sie wären der beste Kandidat. Bekommen Sie die Unterstützung der Rechten, wären Sie nach dem ersten Wahlgang plötzlich an der Spitze. Was würde passieren?
Es ist ja schon etwas eigenartig, dass man nur von mir solche Antworten verlangt. Und ich weiss, man glaubts mir auch jetzt nicht. Aber für den unwahrscheinlichen Fall, dass dies eintrifft, würde ich wohl erklären, dass ich eine Wahl nicht annehmen könnte und dass die Bundesversammlung jemanden der offiziell Kandidierenden aus der CVP wählen sollte.
Eine wilde Kandidatur lehnen Sie also ab?
Ich bin der Meinung, dass nur Kandidaten gewählt werden können, die auf dem Ticket der Partei sind. Das gilt nicht nur für die CVP, sondern auch für die anderen Parteien. Ich habe bei allen Bundesratswahlen immer nur offizielle Kandidaten gewählt. Und habe aus diesem Grund auch die Wahl von Widmer-Schlumpf kritisiert.
Im Bundeshaus sagt man, dass Sie Ihrer Partei einen grösseren Dienst als Bundesrat erweisen würden denn als Parteipräsident ...
Das stimmt nicht. Bundesräte sind oft von den Parteien abgekoppelt, agieren überparteilich, leiten ihre Departemente. Als CVP-Präsident habe ich mehr Möglichkeiten, den Kurs der Partei zu beeinflussen.
Fakt ist: Zusammen mit Karin Keller-Sutter und Ignazio Cassis würden Sie frischen Wind in die Regierung bringen.
Nochmals: Ich werde am 5. Dezember nicht Bundesrat!
Wie kommt es, dass sich die CVP-Politiker nur zögerlich für eine Bundesratskandidatur zur Verfügung stellen?
Das empfinde ich nicht so. Im Gegenteil, es läuft eigentlich alles nach Plan. Die Kantonalparteien melden immer mehr Bewerber. Von Ex-Parteipräsident Carlo Schmid habe ich viel über Bundesratswahlen gelernt. Er sagte einmal zu mir, diese Ausmarchungen seien Ehrgeizveranstaltungen. Damit hat er sicher recht.
Seit die Parteien bei Bundesratswahlen auf Tickets setzen, häufen sich jene Kandidaturen, die einzig der Profilierung des jeweiligen Kandidaten dienen. Was halten Sie von dieser Entwicklung?
Ich nehme es niemandem übel, dass er sich für dieses Amt interessiert. Es ist doch verständlich und nachvollziehbar, dass viele Politiker diese Arbeit interessiert.
Mit Verlaub, keine der bisher bekannten Kandidaturen gehört politisch in die A-Liga. Die CVP hat ein Personalproblem.
Überhaupt nicht. Sie tun unseren Kandidaten unrecht. Wir haben ein ausgewiesenes Bewerberfeld. Was stimmen mag: Das Amt des Bundesrats hat an Attraktivität eingebüsst. Es ist unheimlich anstrengend und fordernd. Oft ist es aber auch mühsam und schlicht langweilig. Stundenlang sitzt man zum Beispiel an Kommissionssitzungen und muss sich mit Detailfragen auseinandersetzen.
Woher nehmen die Bundesräte ihre Motivation?
Vom Volk. Im Bundeshaus werden sie kritisiert, gehen sie aber an eine öffentliche Veranstaltung, geniessen alle Bundesräte eine hohe Verehrung. Für viele Menschen ist es immer noch ein grossartiges Erlebnis, einem Bundesrat die Hand zu schütteln. In gewisser Weise sind die Mitglieder der Landesregierung unantastbar, die Royals der Schweiz. Daraus ziehen sie ihre Kraft für ihren oft langweiligen Alltag.
Mit Doris Leuthard tritt die populärste Bundesrätin der jüngeren Zeit ab. Trotzdem: Die CVP verliert auch während dieser Zeit ständig Wähler – sogar in Leuthards Heimatkanton Aargau. Warum eigentlich?
Die Bundesräte werden eben genau nicht als Parteisoldaten wahrgenommen. Sie sind überparteilich. Umgekehrt kann man sich aber auch die Frage stellen, wo die Partei wäre, wenn wir Doris Leuthard nicht als unsere Magistratin gehabt hätten. Persönlich muss ich sagen, ich habe grössten Respekt und kann vieles nicht so gut, wie sie es kann. Das ist auch ein wichtiger Grund, warum ich nicht Bundesrat werden will. Ich kenne meine Grenzen.
Das Ultimatum der EU: Bern soll neben dem Lohnschutz auch bei der Sozialhilfe Entgegenkommen zeigen.
Ein Bild des Scheiterns: Am Dienstag erspähte das Schweizer Fernsehen die Schweizer Staatssekretäre Mario Gattiker (62) und Roberto Balzaretti (53) vor dem Gebäude des Europäischen Auswärtigen Dienstes in Brüssel.
Die beiden tippten nervös auf ihren Handys herum, zupften am Hemdkragen und waren alles andere als erfreut, als der SRF-Journalist wissen wollte, was denn passiert sei: «No comment» – mehr hatten die Chefbeamten nicht zu sagen.
Kein Wunder, denn seit diesem Tag gilt das Rahmenabkommen mit der EU – zumindest vorerst – als gescheitert. Da passt es nur zu gut, dass Kommissionspräsident Jean-Claude Juncker (63) Bundespräsident Alain Berset (46, SP) am Freitag brüskierte: Ein Gespräch war zwar anberaumt, wurde aber kurzfristig wieder abgesagt.
Weshalb war auch Mario Gattiker dort?Dass Roberto Balzaretti als Chefunterhändler der Schweiz in Brüssel weilte, ist eine Selbstverständlichkeit. Nur: Weshalb war auch Mario Gattiker dort, der Chef des Staatssekretariats für Migration? Die Anwesenheit des obersten Migrationsbeamten in Brüssel – ausgerechnet am Tag, als das Rahmenabkommen scheitert – wirft ein neues Licht auf die Verhandlungen.
Die gängige Erzählung lautet: Der Streit um die flankierenden Massnahmen verhindert eine Annäherung zwischen der EU und der Schweiz. Brüssel fordert eine Änderung der Acht-Tage-Regel, die bislang vorschreibt, dass ausländische Handwerksbetriebe acht Tage warten müssen, ehe sie einen Auftrag in der Schweiz ausführen. Die Gewerkschaften sträuben sich erbittert gegen jede Anpassung dieser Regel – ohne ihre Unterstützung aber hätte das Rahmenabkommen bei einer Volksabstimmung keine Chance. Dies sei auch der Grund dafür, dass der Schweizer Chefunterhändler Balzaretti seinen Verhandlungspartnern in Brüssel kein Entgegenkommen signalisieren konnte.
Die Story von der Acht-Tage-Regel ist höchstens die halbe Wahrheit. Einen nicht weniger explosiven Streitpunkt bildet die sogenannte Unionsbürgerrichtlinie. In einem E-Mail aus der EU-Kommission, das SonntagsBlick vorliegt, steht wörtlich: «Die wichtigsten ausstehenden Fragen sind die flankierenden Massnahmen und die Rechte von Unionsbürgern.»
Die Einführung der Unionsbürgerschaft würde den Familiennachzug erleichternBrüssel fordert unter anderem, dass EU-Bürger nach fünf Jahren Aufenthalt in der Schweiz Sozialhilfe beziehen dürfen und deshalb keine Ausweisung befürchten müssen. Ein mit dem Dossier Vertrauter zu SonntagsBlick: «Für die EU ist es zentral, dass EU-Bürger, die in die Sozialwerke eines europäischen Staates einbezahlt haben, im Bedarfsfall von diesen Sozialwerken profitieren können.»
Heute können EU-Bürger den Aufenthaltsstatus in der Schweiz verlieren, sobald sie auf Sozialhilfe angewiesen sind. Laut Auskunft des Staatssekretariats für Migration geschieht dies nur selten. «Es handelt sich um Einzelfälle», schreibt die Behörde. Mit einer Übernahme der Unionsbürgerrichtline wären solche Ausweisungen künftig gar nicht mehr möglich, sobald der EU-Bürger fünf Jahre lang hier gelebt und gearbeitet hat. Weil mit Einführung der Unionsbürgerschaft in der Schweiz auch der Familiennachzug erleichtert würde, wäre in jedem Fall mit Mehrkosten zu rechnen. Beim Bund wagt allerdings niemand eine Schätzung über die Höhe der zu erwartenden Mehrausgaben.
Aus Brüssel ist zu hören, die Schweiz dürfe nicht erwarten, dass man in dieser Frage zu grösseren Kompromissen bereit sei als 2016 gegenüber Grossbritannien. Im Vorfeld der Brexit-Abstimmung im Vereinigten Königreich forderte der damalige Premierminister David Cameron (52) verzweifelt Zugeständnisse – und erhielt sie auch. Bei einem starken Anstieg der Zuwanderung hätte London Sozialleistungen an EU-Bürger befristet kürzen können. Obwohl die Briten davon schliesslich nichts wissen wollten und sich für den Austritt entschieden, hat die EU bei diesem Thema also offenbar ein wenig Spielraum.
SP-Nationalrat Corrado Pardini kritisiert Ignazio CassisZwar spricht hierzulande kaum jemand über die Unionsbürgerrichtlinie, doch sie entspricht einer alten Forderung der EU an die Schweiz: Bereits 2011 forderte Brüssel ein erstes Mal deren Übernahme. Bern machte damals klar, dies komme nicht in Frage. Basta.
Warum leben die Schweizer dennoch in dem Glauben, das Rahmenabkommen hänge allein von den flankierenden Massnahmen ab? Weshalb wurde nie öffentlich über diese Hürde bei den Verhandlungen für ein Rahmenabkommen gesprochen?
SP-Nationalrat und Unia-Gewerkschafter Corrado Pardini (53, BE) kritisiert Ignazio Cassis (57, FDP) in diesem Punkt mit voller Härte. Der Aussenminister habe im Sommer «wiederholt seine Nebelpetarden gezündet» und die roten Linien des Bundesrats verletzt, worauf die Schweiz Monate damit zugebracht habe, den Lohnschutz zu diskutieren. «Das ist von einem Bundesrat schlicht inakzeptabel», so der Parlamentarier.
Pardini erwartet nun vom Bundesrat, «dass er Volk und Parlament endlich reinen Wein einschenkt und darlegt, was die Verhandlungsposition der EU wirklich ist, ohne Ablenkungsmanöver und Halbwahrheiten». Dann sei er zuversichtlich, dass die Beziehungen zwischen Bern und Brüssel gefestigt werden können: «Daran führt kein Weg vorbei, sie sind für unseren Wohlstand entscheidend.»
Laut Jean-Marc Crevoisier, Informationschef im Aussendepartement, habe der Bundesrat stets betont, er wolle die Unionsbürgerrichtlinie nicht übernehmen.
Oberflächlich betrachtet ist das die Wahrheit. Genau genommen hat der Bundesrat jedoch nie erwähnt, dass die EU bei den Verhandlungen für ein Rahmenabkommen auf einer Übernahme der Unionsbürgerrichtlinie besteht.
Offenbar war es bis zuletzt die Hoffnung der Schweizer Verhandlungsführer, dass die EU das Thema doch noch fallen lässt.
Tag 1 nach der 180-Grad-Kehrtwende der Saudis: US-Präsident Donald Trump (72) zieht Sanktionen für die Tötung des Journalisten Jamal Khashoggi (†59) in Betracht. Die Waffenexporte sollen aber unangetastet bleiben. Derweil verleiht der saudische König seinem handverlesenen Erben MBS noch mehr Macht.
Das Eingeständnis von Saudi-Arabien, dass Journalist und Regierungskritiker Jamal Khashoggi (†59) im saudischen Konsulat in Istanbul getötet wurde, hat zu Beginn des Wochenendes hohe Wellen geschlagen. Die neuste Version der Saudis, die einen ausgearteten «Faustkampf» als Grund für dessen Ableben vorschiebt, hat US-Präsident Donald Trump (72) in einer ersten Stellungnahme am Freitagabend als «glaubwürdig» bezeichnet. Zu möglichen Konsequenzen wollte sich Trump nicht konkret äussern. Er liess aber durchblicken, dass der milliardenschwere Waffendeal mit den Saudis nicht zur Diskussion stehe (BLICK berichtete).
Doch der Druck auf den US-Präsidenten nimmt zu. Denn kaum jemand in den USA kauft den Saudis die Story ab, dass eine 15-köpfige Delegation Khashoggi lediglich befragen wollte, bevor es zur Auseinandersetzung kam. Sogar Trumps Parteifreunde nennen die Saudi-Version eine «Lüge» und fordern drastische Massnahmen. Der republikanische Senator Rand Paul will einen vorläufigen Stopp der Waffenexporte in den Golf-Staat, bis die Ermordung Khashoggis restlos aufgeklärt ist.
Trump zieht Sanktionen in BetrachtDonald Trump buchstabierte wohl auch deshalb etwas zurück, als er am Samstag bei einer Veranstaltung im Bundesstaat Nevada mit seinen Äusserungen vom Vortag konfrontiert wurde. «Nein, ich bin nicht zufrieden, bis wir die Antwort haben», sagte Trump. Es seien noch zu viele Fragen offen. Die Version der Saudis wollte er nicht mehr als «glaubwürdig» bezeichnen, wiederholte aber: «Es war ein grosser Schritt».
Erstmals seit der neuen Wende im Fall Khashoggi äusserte er sich zu Konsequenzen. Er ziehe Sanktionen in Betracht, aber nicht bei militärischen Verkäufen. Trump fügte hinzu, dass es «doch möglich sei», dass Kronprinz Mohammed bin Salman (kurz: MBS) nichts von dem Mord wusste.
Gegenüber BLICK sagten am Freitagabend zwei Saudi-Experten jedoch, es sei «undenkbar», dass Kronprinz bin Salman keine Kenntnis von der der Tötung Khashoggis hatte. «Klar hat er davon gewusst. Da habe ich keine Zweifel», sagte Autor Thomas Lippman, der sich auf die Beziehungen zwischen Saudi-Arabien und den USA spezialisiert hat.
MBS sitzt fest im SattelIn Saudi-Arabien derweil scheint alles beim Alten zu bleiben. Der König hat am Samstag ein starkes Signal ausgesendet, dass MBS trotz der grausamen Ermordung Khashoggis weiterhin fest im Sattel sitzt. König Salman gab seinem handverlesenen Erben neue Befugnisse über die Geheimdienste des Landes, wie das «Wall Street Journal» berichtet. Ausserdem entlastete der saudische Generalstaatsanwalt den Kronprinzen offiziell, indem er die Version des «Faustkampfes» wiederholte.
Die Menschen im Lager des Kronprinzen sagen, dass seine innere Macht weitgehend ungehindert bleibt. Und es gebe «keine Anzeichen» dafür, dass der saudische König sich darauf vorbereitet, seinen Sohn zu entfernen, so die US-Zeitung weiter. Dass ein anderes Familienmitglied Mohammed bin Salman gefährlich werden könnte, ist ebenfalls unwahrscheinlich. Der 33-jährige Prinz hat in den vergangenen Monate seine Machtbasis gefestigt, indem er potenzielle Rivalen eliminiert hat.
Ein 22 Monate alter Junge in Australien ist in letzter Minute von seinem Grossvater aus dem Würgegriff eines Pythons gerettet worden. Der Retter enthauptete das Tier.
Heldentat in Australien: Ein 22 Monate alter Bub in Australien ist in letzter Minute von seinem Grossvater aus dem Würgegriff eines Pythons gerettet worden. Nach einem Bericht des Senders ABC hatte der Bub mit seiner Schwester im Garten des Familiengrundstücks in Julatten im Norden des Bundesstaats Queensland gespielt, als sich die vier Meter lange Würgeschlange in seinen Körper verbiss und ihn zu erdrücken begann.
Mit vereinten Kräften versuchten Mutter und Grossvater zunächst erfolglos, das Reptil von seinem Opfer zu lösen. Erst als Opa das Messer zückte und den Kopf der Schlange abtrennte, konnte der Junge befreit werden.
Erinnerungen an Python-Vorfall von Mitte MonatErst Mitte Monat war der Angriff einer Schlange auf eine professionelle Schlangenfängerin aus Mission Beach südlich von Cairns ebenfalls in Queensland publik geworden. Die von Anwohnern gerufene Frau wollte eine Python von einem Baum holen. Dabei legte sich die Schlange um den Hals der Frau und nahm diese in den Würgegriff, bis sie das Bewusstsein verlor.
Passanten und Rettungskräfte eilten schliesslich der zu Boden gefallenen Frau zu Hilfe. Sie erlitt geplatzte Blutgefässe im Gesicht und Prellungen. Weil sie schon lange mit Schlangen arbeite, sei sie wohl zu nachlässig an die Sache herangegangen, schrieb sie nach dem Vorfall auf Facebook. «Ich habe eine Lektion gelernt.» (SDA)
81. Pole-Position für Lewis Hamilton! Der Brite jagt am Sonntag den sechsten Sieg in Austin im siebten Rennen. Sebastian Vettel startet von Platz 5 aus der dritten Reihe.
Pole-Kampf in Texas!
Und nach dem verregneten Freitag gehts am Samstag mit trockenem Asphalt bei rund 19 Grad auf die Jagd auf die Pole-Position. Auch wenn in der letzten Quali-Minute noch ein paar Tröpfchen fallen.
Kein Problem für Regen-König Lewis Hamilton. Er schnappt sich seine 81. Karriere-Pole, die dritte in Austin, wo er fünf von sechs Rennen gewann. Hamilton: «Wie immer ein tolles Publikum hier. Aber Ferrari ist plötzlich wieder schnell. Wenn aber morgen die Sonne scheint, freue ich mich aufs Rennen.»
Zur Erinnerung: Kann Hamilton seinen Vorsprung auf Vettel in Austin um 8 Punkte ausbauen, ist er vorzeitig Weltmeister.
Vettel aus Reihe 3
0,061 hinter Hamilton fährt Sebastian Vettel im Ferrari auf Platz 2. Doch weil er nach einer Roten Flagge im Training zu spät runterbremste, startet der Wahl-Thurgauer am Sonntag von Platz 5 aus der dritten Reihe. Vettel: «Schade, dass wir die Bestzeit so knapp verpasst haben. Nach vielen Rennen mit vielen Problemen endlich ein Lichtblick.» Die letzte Pole holte Vettel übrigens im Juli in Hockenheim, wo er im Rennen mit einem Ausritt ins Kiesbett quasi den Titel verschenkte.
Verstappen: Aufhängung gebrochen!Q1 beginnt mit einem Red-Bull-Aufreger: Max Verstappen bricht die Aufhängung! Der Holländer ist zu fest über die Randsteine geräubert, muss seinen Boliden rausstellen, qualifiziert sich zwar für Q2, kann dieses aber nicht bestreiten und wird nur aus dem Mittelfeld starten.
Ebenfalls raus in Q1 muss Sauber-Schwede Marcus Ericsson. Sein monegassischer Teamkollege Charles Leclerc machts besser, rast ins Q2 und schlägt Ericsson zum sechsten Mal in Folge. Im stallinternen Hinwiler Quali-Duell stehts damit 15:3 für den künftigen Ferrari-Piloten. Ausgeschieden in Q1: 16. Alonso. 17. Sirotkin. 18. Stroll. 19. Ericsson. 20. Vandoorne.
«Vielleicht kann ich Lewis nervös machen»In Q2 wechseln übrigens die meisten Piloten auf Supersoft-Reifen. Es muss ja bekanntlich auf dem Gummi ins Rennen gestartet werden, mit dem man im Q2 die beste Zeit fuhr. Räikkönen indes nicht: Er fährt das Q2 auf Ultrasoft. Der Finne, der mit 0,070 Rückstand die drittbeste Qualizeit fährt und wegen Vettels Strafe neben Hamilton startet, sagt nach der Quali: «Ein positiver Tag, auch wenn ich jetzt 39 bin. Ich bin selber gespannt, wie ich als Einziger da vorne mit dem Ultrasofa-Reifen starten werde. Vielleicht kann ich Hamilton beim Start etwas nervös machen…» Bei Ferrari versucht man also zurzeit alles, um die Titelverteidigung von Mercedes herauszuzögern.
Leclerc nur kurz in Q3 draussenSauber-Leclerc zeigt unterdessen erneut, was er im Sauber C37 drauf hat, ist in Q2 mit Platz 6 der Beste hinter den Top-Teams Ferrari, Mercedes und Red Bull. Out in Q2: Sainz, Magnussen, Gasly, Hartley and Verstappen.
Die beiden Toro Rosso von Gasly und Hartley starten am Sonntag ja nach je einem Motorenwechsel bekanntlich ganz hinten im Feld. Im Duell zwischen Sauber und Toro Rosso im Kampf um Konstrukteurs-Platz 8 liegen die Hinwiler noch 27:30 zurück.
Leclerc fährt im Top-10-Final übrigens nur für eine Runde raus, wird Neunter. Der Monegasse spart Gummi – ob dieser Schachzug im Rennen aufgeht, wird sich am Sonntag zeigen.
Hier gehts zur Übersicht der Qualifikation und der Startaufstellung!
Lewis Hamilton holt sich in Austin die 81. Pole-Position seiner Karriere. 61 Tausendstelsekunden vor Konkurrent Sebastian Vettel, der aber noch drei Strafplätze fürs Rennen kriegt.
Qualifikation
1. Teil (18 Minuten)
1. Hamilton 1:34,176
2. Bottas
3. Vettel
4. Räikkönen
5. Ricciardo
6.Verstappen (Aufhängung)
7 Gasly
8. Ocon
9. Sainz
10. Grosjean
11. Hülkenberg
12. Magnussen
13. Leclerc
14. Pérez
15. Hartley 1:35,206
-------------------------
16. Alonso 1:35,294
17. Sirotkin
18. Stroll
19. Ericsson 1:35,536
20. Vandoorne
2. Teil (15 Minuten)
1. Räikkönen 1:32,884
2. Vettel
3. Hamilton
4. Bottas
5. Ricciardo
6. Leclerc
7. Grosjean
8. Ocon
9. Pérez
10. Hülkenberg 1:34,564
---------------------------
11. Sainz 1:34,566
12. Magnussen
13. Gasly
14. Hartley
15. Verstappen
Pole-Kampf (12 Minuten)
1. Hamilton 1:32,237
2. Vettel 1:32,298
3. Räikkönen
4. Bottas
5. Ricciardo
6. Ocon
7. Hülkenberg
8. Grosjean
9. Leclerc 1:34,420
10. Pérez
STRAFEN:
Gasly (Motorwechsel) – letzte Reihe
Hartley (Motorwechsel) – letzt Reihe
Vettel (zu schnell bei Rot) – drei Strafplätze
SO STARTEN SIE
(Sonntag, 20.10 Uhr TV live, MEZ)
1. Reihe:
Hamilton – Räikkönen
**
2. Reihe:
Bottas – Ricciardo
**
3. Reihe:
Vettel – Ocon
**
4 Reihe:
Hülkenberg – Grosjean
**
5. Reihe:
Leclerc – Pérez
**
6. Reihe:
Sainz – Magnussen
**
7. Reihe:
Verstappen – Alonso
**
8. Reihe:
Sirotkin – Stroll
**
9. Reihe:
Ericsson – Vandoorne
**
10. Reihe:
Gasly – Hartley
Hamburg – Auch ein Besuch in der Schweiz steht auf dem Programm: 25 Jahre nach ihrem Album «Over The Hump» geht die Kelly Family Ende 2019 erneut auf Tournee.
Das kündigte die Musikerfamilie am Samstagabend an. Die Platte mit Songs wie «An Angel» und «Why Why Why» verkaufte sich 1994 über 3,5 Millionen Mal und ist somit das bisher erfolgreichste Album der Band.
Auf ihren 20 Konzerten im November und Dezember wollen die ehemaligen Strassenmusiker die Songs des Albums in der genauen Reihenfolge präsentieren - und im Anschluss weitere Hits ihrer 40-jährigen Bandgeschichte. Am 22. Dezember 2019 ist ein Auftritt im Zürcher Hallenstadion geplant.
Die Kelly Family feierte Ende 2017 nach über 20 Jahren ihr Bühnen-Comeback. Die früheren Bandmitglieder Paddy und Maite fehlen allerdings bei der Reunion, sie sind mittlerweile solo erfolgreich.
Die US-Regierung will aus einem wichtigen Abrüstungsvertrag mit Russland aussteigen. Man stehe kurz vor dem Rückzug aus dem mit Russland geschlossenen INF-Vertrag zur Abschaffung von atomwaffenfähigen Mittelstreckenraketen, sagte US-Präsident Trump am Samstag.
Die US-Regierung will aus einem wichtigen Abrüstungsvertrag mit Russland aussteigen. «Russland hat das Abkommen verletzt», sagte US-Präsident Donald Trump am Samtag zu Journalisten in Elko im Bundesstaat Nevada. «Sie haben es viele Jahre lang verletzt.» Er wisse nicht, warum die Vorgängerregierung unter Präsident Barack Obama nicht verhandelt habe oder sich aus dem INF-Vertrag zurückgezogen haben. «Wir werden es nicht zulassen, dass sie ein Nuklearabkommen verletzen» und sich Waffen zulegen, «während es uns nicht erlaubt ist».
Der INF-Vertrag ist eine Vereinbarung zwischen den Vereinigten Staaten und der damaligen Sowjetunion aus dem Jahr 1987. Er verbietet beiden unter anderem den Bau und den Besitz landgestützter, atomar bewaffneter Marschflugkörper mit einer Reichweite von 500 bis 5500 Kilometern.
Trump sagte, seine Regierung werde solche Waffen bauen, sollten Russland und auch China nicht einem neuen Abkommen dazu zustimmen.
Putin deutet auf Nato-Abschussrampen in RumänienDie USA und Russland werfen sich seit längerem gegenseitig Verstösse gegen den INF-Vertrag vor. Die US-Regierung bezieht ihre Anschuldigungen auf neue russische Marschflugkörper mit dem Nato-Code SS-C-8 (Russisch: 9M729), die eine Reichweite von 2600 Kilometern haben sollen. Anfang des Monats machten die 28 Mitgliedsstaaten der Nato deswegen Druck auf Moskau und forderten Putins Regierung auf, glaubwürdige Angaben zu dem Raketensystem vorzulegen.
Der russische Präsident Wladimir Putin behauptet im Gegenzug, von den Abschussrampen des Nato-Raketenschutzschirms in Rumänien könnten jederzeit auch atomar bestückte US-Marschflugkörper gestartet werden.
Abrüstungsverträge müssen reformiert werdenTrumps Ankündigung dürfte für neue Spannungen zwischen den beiden Ländern sorgen. Trump gilt zwar als russlandfreundlich und hat Putin wiederholt gelobt. Seine Regierung verfolgt aber einen scharfen Kurs gegenüber dem Kreml und hat etwa wiederholt Sanktionen gegen Moskau verhängt.
Die Abrüstungsverträge sind eines der Streitpunkte zwischen den beiden Militärmächten. Das ausgeklügelte System ist in die Jahre gekommen und braucht eine Erneuerung. Das jüngste und weitreichendste Abkommen, der New START-Vertrag von 2010, läuft 2020 aus. Den ABM-Vertrag zur Begrenzung von Raketenabwehrsystemen haben die USA schon 2002 gekündigt. (SDA/nim)
Freie Wahl beim Strom: Noch-Bundesrätin Doris Leuthard will, dass bald jeder Haushalt seinen Stromlieferanten selbst bestimmen kann. Eine Gesetzesrevision soll die Liberalisierung durchsetzen. Elektrizität nach freier Wahl: Strom aus dem Stausee in den Bergen, Strom aus Solarpanels oder vom Fluss- oder Kernkraftwerk.
Im Puschlav gibt es zurzeit den günstigsten Strom. Er kommt aus dem natürlichen Stausee – könnte mir gefallen. Wie aber käme dieser Billig-strom aus Brusio GR zu meiner Steckdose in einem Zürcher Vorort? Ein Fachmann vom Elektrizitätswerk hat es mir fassbar erklärt: «Unser Strommarkt ist wie ein grosser Topf Gemüsesuppe.» Die Energiekonzerne sorgen für die Bouillon, den Fond in der Suppe. Hunderte von regionalen Anbietern steuern die vielfältigen Gemüsebeilagen bei.
Wenn ich nun einen dieser Lieferanten auswähle, darf er mehr Anteile in den Suppentopf liefern. Aus meiner Steckdose fliesst am Ende eine Stromsuppe, in der sein Produkt enthalten ist. So ist das also mit dieser Liberalisierung! Warum sagt Frau Leuthard das nicht gleich ...?
Der erste Cup-Viertelfinalist steht fest! Zug gewinnt gegen Lugano mit 4:3 und ist eine Runde weiter.
Lugano – Zug 3:4
Der EV Zug zieht in die Viertelfinals des Schweizer Cups ein. Die Zentralschweizer gewinnen gegen Lugano knapp mit 4:3. Die Zuger erwischen dabei einen Start nach Mass. Bereits nach einer Minute zappelt die Scheibe im Netz, Senteler schiesst die Gäste in Front. Nur: Neun Minuten später haben die Hausherren die Partie dank Walker (2.) und Reuille (10.) wieder gedreht. Simion gleich die Partie aber kurz vor Drittelsende wieder aus. Nach einem torlosen Mitteldrittel sind es dann wieder die Zuger, die vorlegen können. Klingberg trifft zum 3:2, vier Minuten später trifft Luganos Sannitz zum 3:3. Als sich alle schon auf eine Verlängerung eingestellt haben, ist es wieder Simion, der mit seinem zweiten Treffer des Abends den Sack zu macht.
Die weiteren Cup-Achtelfinals werden dann am Sonntag gespielt. Das sind die Begegnungen:
Kloten - Biel
Tigers – ZSC
Olten - Lakers
Bern – Freiburg
Chaux-de-Fonds – Davos
Ambri – Lausanne
EVZ Academy – Genf
Bundesrat Ueli Maurer erwägt, im kommenden Jahr nicht als Bundespräsident nach Saudi-Arabien zu reisen. So berichtet es die «Schweiz am Wochenende». Grund ist die Ermordung des regimekritischen Journalisten Jamal Khashoggi im saudischen Konsulat in Istanbul.
Bereits zuvor hatten Schweizer Wirtschaftsführer ihre Teilnahme an einem Gipfeltreffen in Riad abgesagt. So richtig es ist, dass Maurer seine Reise prüft und die Spitzen der Schweizer Grossunternehmen schlechte PR scheuen, so durchsichtig, ja unglaubwürdig wirkt das plötzliche Fremdeln mit den Petro-Scheichs. Kein Schweizer Vertreter verzichtete auf Kontakt mit Riad, als der Blogger Raif Badawi 2015 öffentlich ausgepeitscht wurde.
Die blutige Unterdrückung der Opposition in Bahrain oder die Zigtausenden Toten im Jemen waren nie ein Grund, auf Geschäfte mit den Saudis zu verzichten. Lieber bejubelte man die Reförmchen des Kronprinzen Mohammed bin Salman. Wirtschaftsminister Johann Schneider-Ammann reiste noch 2017 ohne Bedenken ins Wüstenreich. Nein, der Westen, die Schweiz wissen, mit wem wir da seit Jahrzehnten kuscheln: mit einer absolutistischen Monarchie, deren wichtigstes Exportgut neben Erdöl ihr Fundamentalismus ist – eine Ideologie, in deren Geist rund um den Globus Unschuldige sterben. Für die Tötung Khashoggis prasselt nun endlich Kritik auf die Saudis ein. Doch wie die Vergangenheit zeigt, wird das Königreich wohl nur kurz am Pranger stehen.
Brüssel verlangt, dass EU-Bürger hierzulande nach fünf Jahren Aufenthalt die gleichen Ansprüche an den Sozialstaat stellen dürfen wie Schweizer. Der Bundesrat will das nicht – und uns Stimmbürger über diese Forderung darum gar nicht erst informieren.
Man reibt sich die Augen: Es ist nicht allein die Acht-Tage-Regel, die eine Einigung über das Rahmenabkommen mit der EU verunmöglicht. Weit höher ist eine andere Hürde, über die bisher niemand gesprochen hat: Brüssel verlangt von der Schweiz die Übernahme der sogenannten Unionsbürgerrichtlinie. Im Vergleich zur heute geltenden Personenfreizügigkeit würde die Richtlinie mit dem fürchterlich komplizierten Namen zu weiteren Ansprüchen von EU-Bürgern in der Schweiz führen, insbesondere bei Sozialhilfe und Familiennachzug.
Konkret verlangt Brüssel von Bern unter anderem, dass sämtliche EU-Bürger hierzulande nach fünf Jahren Aufenthalt die gleichen Ansprüche an den Sozialstaat stellen dürfen wie Schweizer. Heute haben EU-Bürger in der Schweiz dieses Recht erst nach 15 Jahren.
Für den Bundesrat war von Anfang an klar, dass man Herrn und Frau Schweizer mit solchen Forderungen gar nicht erst kommen muss. Die Landesregierung fürchtete: Sollte es zu einer Volksabstimmung über ein Rahmenabkommen inklusive Unionsbürgerschaft kommen, wäre ein Nein programmiert – und damit eine Situation, so misslich wie jene 1992, als die Schweiz den EWR-Beitritt ablehnte.
Aus diesem Grund hatte der Schweizer Chefunterhändler in Brüssel die strikte Anweisung, das Thema Unionsbürgerrichtlinie von der Traktandenliste zu bekommen. Nur war dem Mann leider bis zuletzt kein Erfolg beschieden – für die EU ist die Unionsbürgerschaft sogar die wichtigste aller Forderungen. Und deshalb erreicht uns diese Woche einmal mehr die Meldung vom Scheitern der Schweizer Europapolitik.
Was mich als Stimmbürger interessieren würde: Wie viele Personen sind von der Debatte eigentlich betroffen? Wie viele EU-Bürger würden bei einer Einführung der Unionsbürgerrichtlinie zusätzlich Anspruch auf Sozialhilfe haben – und wie viele würden solche Hilfe aller Voraussicht nach tatsächlich beziehen? Um welchen Betrag geht es? Ist es eine Summe, die hoch genug ist, dass es sich lohnt, auf einen Rahmenvertrag und damit auf ein langfristig gutes Einvernehmen mit der EU zu verzichten?
Leider kann und will man uns diese Fragen nicht beantworten. Der Bundesrat mag darüber nicht sprechen. Wie ein Elternpaar, das seinen Kindern die Wahrheit nicht zutraut, haben unsere Landesväter und -mütter die Bevölkerung gar nicht erst darüber informiert, worum es bei den Verhandlungen mit der EU wirklich geht.
Wie soll es bei so viel Angst vor der Debatte im Inland je eine konstruktive, intelligente Schweizer Europapolitik geben?
Aus Angst vor einem Nein an der Urne setzt der Bundesrat das Rahmenabkommen gleich selber in den Sand.
Selbstmord aus Angst vor dem Tod. Tolle Strategie!
Kim Kardashian zieht blank, Kliby trägt Bart und Bella Hadid sorgt für Gerüchte. Willkommen zu den Foto-Storys des Tages!
In den grossen Schweizer Spitälern ist man sich einig: Muslimische Seelsorger braucht das Land –und zwar professionell ausgebildete! Sie sollen helfen, wenn Ärzte und Pfleger aufgrund kultureller Barrieren nicht an einen Patienten herankommen. Und sie sollen sicherstellen, dass Muslime einen kompetenten Ansprechpartner haben, wenn im Spital spirituelle Fragen auftauchen.
Der Kanton Zürich macht nun vorwärts. In Zusammenarbeit mit der Uni Freiburg werden seit September die ersten muslimischen Seelsorger ausgebildet. 2019 soll der Lehrgang landesweit angeboten werden.
Diese Bestrebungen werden nicht allen gefallen. «Islamisierung!», werden einige rufen. Doch die Islamkritiker sollten sich vor Augen halten: Der Islam ist Teil der Schweiz. Rund fünf Prozent der Wohnbevölkerung sind Muslime. Ob es einem passt oder nicht: Sie werden hier bleiben. Relevant ist deshalb nur die Frage: Wie gehen wir mit dieser Situation um?
Sollen wir die Muslime ignorieren, diffamieren und ausgrenzen? Oder vielleicht doch besser offen auf sie zugehen und sie in unsere Gesellschaft integrieren? Ist es uns lieber, dass irgendwo in einem Hinterzimmer radikale Prediger ihre menschenverachtende Weltsicht verbreiten? Oder ist es nicht gescheiter, auf die moderaten Kräfte zuzugehen und so ihren Einfluss zu stärken?
Der Islam ist in der Schweiz. Doch das Ziel muss sein, dass es in Zukunft einen Schweizer Islam gibt. Einen moderaten Islam, der sich mit unseren Werten verträgt. Die Ausbildung muslimischer Seelsorger ist ein erster kleiner Schritt in diese Richtung.
Die Berner Oberländer reisen mit drei Punkten im Gepäck zurück nach Thun. Und das obwohl Luzern das Spiel bestimmt.
Das Spiel:
Es ist alles andere als ein Kracher in der Luzerner Swissporarena. Beide Teams spielen verhalten, Luzern nutzt die Chancen nicht aus. Am Ende kann Thun beim FCL drei glückliche Punkte entführen. Die erste Halbzeit gehört nämlich einzig Luzern. Doch die wenigen Torchancen vergeben die Innerschweizer kläglich. Die Kugel will einfach nicht ins Tor. Und auch nach der Pause tut sich hier wenig. Solange bis Thuns Topskorer wieder zuschlägt. Dejan Sorgic bringt die Berner Oberländer in der 64. Minute in Führung und schiesst seinen siebten Saisontreffer. Der FCL kann das Ergebnis nicht mehr korrigieren, zumal Schwegler in der Schlussphase noch Rot sieht. Dennis Salanovic sorgt kurz vor Schluss für die Entscheidung (96.).
Die Stimmen:
Die Tore:
0:1, 64. Minute | Dejan Sorgic | Luzern-Keeper Zibung wehrt einen Weitschuss von Kablan nach vorne ab. Sorgic profitiert, steht goldrichtig und bringt den FC Thun in Führung.
0:2, 96. Minute | Dennis Salanovic | Luzerns Joker schlägt wieder einmal zu. Der 22-Jährige dribbelt sich durch den Strafraum und bringt den Ball mit einem wunderschönen Schlenzer im Tor unter. Einmal mehr ein Traumtor von Salanovic!
Der Beste: Steht da, wo ein Knipser stehen muss. Thun-Stürmer Dejan Sorgic staubt zum wegweisenden 1:0 ab. Es ist bereits sein siebtes Saisontor.
Der Schlechteste: David Zibung. Der FCL-Keeper macht einen einzigen Fehler im ganzen Spiel, lässt einen Weitschuss von Kablan nach vorne abprallen. Sorgic staubt eiskalt ab.
Das gab zu reden: Unterbruch nach einer Stunde: FCL-Fans zünden zum wiederholten Mal pyrotechnische Gegenstände. Schiri Tschudi hat die Nase voll. Er lässt alle Spieler an der Mittellinie versammeln. Weil aber die FCL-Fans das Feuerwerk sofort wieder löschen, kann die Partie nach wenigen Minuten wieder angepfiffen werden.
So gehts weiter:
Luzern gastiert nächsten Sonntag bei Neuchatel Xamax. Ebenfalls am Sonntag und ebenfalls auswärts spielt der FC Thun. Die Berner Oberländer reisen ins Tessin zum FC Lugano. Anpfiff ist bei beiden Partien um 16 Uhr.
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Luzern – Thun 0:2 (0:0)Swissporarena; 8250 Zuschauer; SR: Lionel Tschudi.
Tore: 64. Sorgic 0:1, 96. Salanovic 0:2.
Aufstellungen:
Luzern: Zibung; Kakabadze, Lucas, Knezevic, Schwegler; Grether, Schulz; Vargas, Gvilia, Schürpf; Eleke.
Thun: Glarner, Rodrigues, Sutter, Kablan; Hediger; Tosetti, Da Silva, Stillhart, Spielmann; Sorgic.
Bemerkungen: Luzern ohne Lustenberger, Ndenge, Rodriguez (verletzt), Voca (gesperrt), Juric nicht im Aufgebot. Thun ohne Costanzo, Joss, Karlen, Righetti, Schwizer (verletzt). 58. Pfostenschuss Schürpf.
Gelb: 5. Schulz, 32. Kakabadze, 66. Schwegler, 69. Sorgic, 83. Tosetti, 91. Kablan (Foul), 70. Hediger (Handspiel).
Gelb-Rot: 85. Schwegler (Foul).
Einwechslungen:
Luzern: Schneuwly (65. für Gvilia), Demhasaj (81. für Lucas).
Thun: Fatkic (62. für Da Silva), Salanovic (72. für Spielmann), Gelmi (90. für Stillhart).
Nach dem verregneten Freitag konnte sich die Formel 1 in Texas während 60 Minuten auf trockenem Asphalt auf die Quali (ab 23 live) einschiessen. Am schnellsten unterwegs mit dem weichsten Gummi: Ferrari oder Vettel 0,046 vor Räikkönen.
Ein rotes Wunder? Hamilton liegt nur einen Atemzug dahinter (0,073 Sekunden). Nun Ferrari hat seinen Boliden fast auf den Stand vom Heimrennen in Monza zurückgebaut. Vor allem beim Heckflügel. Dazu kamen nur ein neuer Unterboden und Leitbleche.
Ferrari als Spielverderber für Hamilton bei dessen Jagd nach seiner 81. Pole-Position, seiner neunten in diesem Jahr? Am Sonntag gehts dann ab 20.10 Uhr (TV live MEZ) im Silberpfeil Richtung Grand-Prix-Sieg Nummer 72, es wäre der zehnte 2018.
Drei Strafplätze für VettelUnd so nebenbei könnte der Brite auch noch zum fünften Mal nach 2008, 2014, 2015 und 2017 Weltmeister werden. Wenn er in Austin weitere acht Punkte mehr als Vettel (Ferrari) einfährt.
Der Deutsche hat ja am Freitag drei Strafplätze kassiert, weil er bei der roten Flagge (wegen Leclercs Abflug ins Kiesbett) zu schnell in eine Radarfalle geriet. Selbst die Pole-Position würde Vettel mit Platz 4 in die zweite Startreihe zurückwerfen.
Pole-Zeit nicht erreicht…Auf der trockenen Strasse und bei kalten 18 Grad standen den 20 Piloten folgende drei Mischungen zur Verfügung: Gelb (Soft), Rot (Supersoft) und Violett (Ultrasoft). Und alle mussten im Hinblick auf die Qualifikation und das Rennen getestet werden. So blieb den Fahrern kaum eine ruhige Minute.
Gejagt wurde in Austin die Pole-Zeit vom fünffachen Texas-Sieger Hamilton aus dem letzten Jahr: 1:33,108. Erreicht hat sie in den 60 Minuten keiner. Vettel blieb bei 1:33,797 kleben.
Sauber hinter den 3 TopteamsBei Alfa Sauber demonstrierte Leclerc als Siebter hinter den drei Topteams wieder seine Extraklasse, Teamkollege Marcus Ericsson grüsst von Platz 15.
Ihre Hauptgegner im Kampf um den 8. WM-Platz, Gasly und Hartley im Toro Rosso-Honda, belegten die Plätze 12 und 19.
Vier WM-Läufe vor Schluss liegt das Team aus Faenza in Italien mit 30:27 Punkten vor der Mannschaft aus Hinwil im Zürcher Oberland.
Die CVP hat Grosses geleistet. Im 19. Jahrhundert integrierte sie die Katholiken in den Bundesstaat. Im 20. Jahrhundert bildete sie das Scharnier zwischen Freisinn und Sozialdemokratie. Die Christdemokraten sind die Erfinder der Sozialen Marktwirtschaft.
Leider weiss niemand, welche Rolle die CVP im 21. Jahrhundert spielen könnte. Land und Partei haben sich auseinandergelebt. Seit 1979 schrumpft der Wähleranteil von damals 21,3 auf 11,6 Prozent 2015. Nun wird der Niedergang für alle Welt sichtbar: Es gilt, den wichtigsten Posten im Land zu besetzen, doch ins Rennen um den frei werdenden Bundesratssitz steigen für die CVP lauter Unbekannte.
Viola Amherd, Peter Hegglin, Elisabeth Schneider-Schneiter, Heidi Z’graggen: Die Kandidatenliste der CVP ist eine Ansammlung von Einzelmasken. Das sagt nichts über das Potenzial dieser Politiker; die Kandidatur der Urner Regierungsrätin Z’graggen ist sogar ein erfrischender Aufsteller. Tatsache aber bleibt: Keiner hat sich bislang einen Namen über die Grenzen des eigenen Kantons hinaus gemacht.
Die Kandidaturen von Amherd bis Z’graggen zeigen: Die schweizerische CVP lässt sich von niemandem repräsentieren, weil diese CVP gar nicht mehr existiert. Womit wir es hier zu tun haben, ist ein versprengtes Häufchen Elend, das mit der historischen CVP nur den Namen gemein hat.
Oder gibt es eine Ausnahme? Es mehren sich Stimmen, die Gerhard Pfister als Bundesrat ins Spiel bringen. Obschon er sich als Parteipräsident eingemittet hat, sehen viele Rechte in ihm nach wie vor einen Verbündeten.
Diesen Punkt haben seine Fans auf alle Fälle: Als Parteichef dürfte Pfister – neben Doris Leuthard – der Einzige sein, für den das Prädikat «CVP-Schwergewicht» wirklich noch zutrifft.
Wahr ist überdies: Als einziger CVP-Politiker im Bundeshaus hat der 56-Jährige den Auftritt eines Christdemokraten alter Schule. Er wirkt wie der letzte Vertreter jener historischen CVP, die ja eigentlich gar nicht mehr existiert.
Zum Stallgeruch der alten CVP-Elite gehörte die humanistisch-christlich-patriarchale Bildung, der Latein- und Griechischunterricht an einer Klosterschule. Flavio Cotti hat das Kollegium der Benediktiner in Sarnen besucht, Arnold Koller das Kapuziner-Gymnasium in Appenzell, Alphons Egli die Stiftsschule Engelberg, Hans Hürlimann jene von Einsiedeln. Bei Gerhard Pfister ist es die Klosterschule Disentis.
Dieser Hintergrund dringt bei ihm stets durch. Doch Pfisters Biografie hat einen entscheidenden Unterschied zum klassischen CVP-Lebenslauf. Zu einem solchen gehörte – nach der Klosterschule – das Studium der Rechtswissenschaften in Freiburg. Gerhard Pfister indes hat sich für Germanistik und Philosophie entschieden.
Seiner Doktorarbeit aus dem Jahr 2000 stellt Pfister ein Zitat des Schriftstellers Peter Handke voran: «Das ist für mich überhaupt die Metapher für den Künstler: der schwermütige Spieler, der sich auf ein Spiel eingelassen hat, wo er überhaupt nicht weiss, was es ihn kosten wird.» Einem Dr. iur. Kurt Furgler, einem lic. iur. Flavio Cotti hätte man mit derlei Sätzen nicht kommen müssen. Die alten CVP-Granden interessierten sich nicht für Abstraktes – ihnen ging es um die Macht und darum, die Politik zu gestalten. Für Gerhard Pfister als Germanist, Philosoph und Chef einer Partei im Niedergang dagegen sind Politik und Macht zunächst etwas, worüber man intensiv nachdenkt. Die Tat kommt dann erst an zweiter Stelle.
In diesem Sinne trennen Pfister letztlich eben doch Welten von der alten CVP.
Und worüber denkt er derzeit besonders nach? Über eines gewiss: Vielleicht erhält die CVP jetzt letztmals einen Bundesrat – schon bald könnte die Partei keinen Anspruch mehr auf einen Sitz in der Regierung haben.
Ob Pfister auch darüber nachdenkt, wie er es hinkriegt, selber zu diesem letzten CVP-Bundesrat gewählt zu werden, obwohl er ja offiziell gar nicht kandidiert? Die Antwort auf diese Frage behält der schwermütige Spieler selbstredend für sich.