Das Konjunkturbarometer des Deutschen Instituts für Wirtschaftsforschung (DIW Berlin) hat sich im Juli etwas aufgehellt und verharrt für das zweite und dritte Quartal bei rund 104 Punkten. Die deutsche Wirtschaft dürfte also weiterhin überdurchschnittlich wachsen, auch wenn sie nicht an die hohen Raten des vergangenen Jahres anknüpfen kann. „Der Aufschwung setzt sich im Umfeld des Handelskonflikts zwischen den USA, der Europäischen Union und China zunächst noch in gemächlicherer Gangart fort, auch wenn sich zuletzt zwischen den USA und der EU zumindest eine gegenseitige Gesprächsbereitschaft abgezeichnet hat“, sagt DIW-Konjunkturchef Ferdinand Fichtner. Im zweiten Vierteljahr dürfte das deutsche Bruttoinlandsprodukt um 0,5 Prozent höher ausgefallen sein als im Auftaktquartal (erste Zahlen veröffentlicht das Statistische Bundesamt am 14. August). Im laufenden dritten Quartal wird der Zuwachs dann wohl bei gut 0,4 Prozent liegen.
Der Europäische Forschungsrat (European Research Council - ERC) vergibt Fördergeld in Höhe von 1,5 Millionen Euro an Hannes Ullrich, wissenschaftlicher Mitarbeiter in der Abteilung Unternehmen und Märkte am Deutschen Institut für Wirtschaftsforschung (DIW Berlin). Hannes Ullrich, der an der Schnittstelle von Gesundheitsökonomik und Digitalisierung arbeitet, kann damit ein eigenes Forschungsteam für sein geplantes Projekt Antibiotic Resistance: Socio-Economic Determinants and the Role of Information and Salience in Treatment Choice aufstellen und über einen Zeitraum von fünf Jahren finanzieren. Der Europäische Forschungsrat ist eine Einrichtung der Europäischen Kommission zur Förderung von Grundlagenforschung, insbesondere bahnbrechender Pionierforschung. Hannes Ullrich ist einer von insgesamt neun innovativen Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftlern aus Berlin, die mit dem renommierten ERC Starting Grant ausgezeichnet werden.
Weltweit sind Antibiotika-Resistenzen auf dem Vormarsch. Um den Kampf gegen sie zu gewinnen, sind neue Konzepte zur Regulierung von Angebot und Nachfrage auf dem Markt für Antibiotika erforderlich. Bei Ullrichs Projekt steht die Nachfrageseite im Fokus – also ÄrztInnen und PatientInnen. Welche gesundheitspolitischen Maßnahmen können die Verschreibungspraxis nachhaltig verbessern und die Qualität der medizinischen Versorgung erhöhen? Ullrich geht dazu neue Wege und verwendet unter anderem hoch-dimensionale, verknüpfte sozio-ökonomische und Gesundheitsdaten, die er anhand von mikroökonometrischen Modellen und Methoden maschinellen Lernens analysiert. Die Ergebnisse sollen zu einem besseren Verständnis der ärztlichen Verschreibungen von Antibiotika beitragen. Darüber hinaus sollen effektive Politikmaßnahmen zur Eindämmung von Resistenzen entwickelt und evaluiert werden.
DIW-Ökonomen untersuchen Immobilienpreise in 20 Ländern auf spekulative Überbewertung – Verhältnis von Kaufpreisen zu Mieten in deutschen Großstädten bedenklich, landesweite Preisblase aber unwahrscheinlich – Regulierungsinstrumente sollten dennoch konsequent weiterentwickelt werden
Zehn Jahre nach Ausbruch der weltweiten Finanz- und Wirtschaftskrise, die ihren Ursprung auf dem US-amerikanischen Immobilienmarkt hatte, steigen die Immobilienpreise weltweit wieder kräftig. Auf Basis von OECD-Daten haben Ökonomen des Deutschen Instituts für Wirtschaftsforschung (DIW Berlin) für insgesamt 20 Länder untersucht, wie sich die Immobilienpreise in den vergangenen Jahren entwickelt haben. Dabei fanden sie anhand des Verhältnisses von Kaufpreisen zu Mieten vielerorts Hinweise auf ein spekulatives Anlageverhalten von InvestorInnen. Beispielsweise halten die Studienautoren Spekulationsblasen im Vereinigten Königreich, in Portugal und in Schweden für wahrscheinlich. „Die Gefahr, dass wieder Immobilienpreisblasen entstehen, die in eine neue weltweite Finanz- und Wirtschaftskrise münden können, ist real“, sagt der Studienautor und DIW-Immobilienökonom Claus Michelsen. „Die Regulierung der Finanzmärkte ist nicht so weit vorangeschritten, wie man sich das wünschen würde und wie man sich das nach der großen Finanzkrise in den Jahren 2007 und 2008 gegenseitig versprochen hat.“
Herr Michelsen, vor zehn Jahren löste das Platzen einer Immobilienpreisblase in den USA eine weltweite Finanz- und Wirtschaftskrise aus. Sie haben OECD-Daten für 20 Länder untersucht. Wie steht es um die Bewertung von Immobilien in diesen Ländern?
Wir haben uns angeschaut, wie sich die globalen Immobilienpreise entwickeln und festgestellt, dass in allen untersuchten Ländern die Immobilienpreise kräftig steigen. Wir sehen einen weltweiten Immobilienzyklus, der einen Aufschwung markiert. Das ist nach den starken Verwerfungen in den großen Immobilienmärkten wie den USA durchaus erstaunlich. [...]
Das Interview mit Claus Michelsen wurde im DIW Wochenbericht Nr. 30-31/2018 veröffentlicht. Hier gibt es das Interview als PDF-Dokument und als Podcast
Arbeits- und Sozialminister Hubertus Heil hat kürzlich seine Vorschläge für eine Reform der Grundsicherung für Arbeitssuchende vorgelegt. Auch wenn es dabei durchaus Anlass zur Kritik gibt, der Schritt war lange überfällig. Denn 17 Jahre nach der Neuordnung des deutschen Sozialsystems muss man festhalten: Im Zweiklang Fördern und Fordern hat vielfach das Fordern die Oberhand gewonnen, das Fördern wird zunehmend kleingeschrieben. Die angestrebte Symmetrie zwischen Rechten („Ich habe ein Recht darauf, in einer schwierigen Phase meines Lebens finanziell und bei der Aufnahme einer Erwerbstätigkeit unterstützt zu werden“) und Pflichten („Ich muss alle Möglichkeiten zur Beendigung oder Verringerung der Hilfebedürftigkeit ausschöpfen, um der Gemeinschaft nur so lange wie wirklich nötig auf der Tasche zu liegen“) ist aus der Balance geraten. [...]
Der volständige Kommentar von Jürgen Schupp aus dem DIW Wochenbericht 30/31 2018
Korrigierte Version vom 25. Juli, 14:00 Uhr: Präzisierungen im zweiten Absatz der Pressemitteilung und in der Infografik mit Blick auf Prozent vs. Prozentpunkte.
In Deutschland lag der Gender Pay Gap bei Führungskräften im Durchschnitt der Jahre 2010 bis 2016 bei 30 Prozent – Ein maßgeblicher Erklärungsfaktor hierfür ist der Arbeitsumfang im bisherigen Erwerbsleben – Wer nicht durchgängig Vollzeit gearbeitet hat, verdient weniger – Arbeitgeber sind gut beraten, Frauen und Männern mehr Zeitsouveränität zu gewähren
Unter den vollzeitbeschäftigten Führungskräften in Deutschland sind Frauen mit 28 Prozent nicht nur unterrepräsentiert, sie erzielen auch nur 70 Prozent der Verdienste der Männer: Der Gender Pay Gap beträgt somit 30 Prozent. Das hat das Deutsche Institut für Wirtschaftsforschung (DIW Berlin) auf Basis des Bruttostundenverdiensts vollzeitbeschäftigter Führungskräfte in der Privatwirtschaft in einer neuen Studie ermittelt. Die Angaben beziehen sich auf den Durchschnitt der Jahre 2010 bis 2016.
Wertschöpfung griechischer Privatunternehmen immer noch 38 Prozent niedriger als 2008 – in naher Zukunft kein stärkeres Wirtschaftswachstum zu erwarten – Rahmenbedingungen für Investitionen und Innovationen nur punktuell verbessert – Chancen in der Wissenschaft und bei schnell wachsenden Unternehmen – Reformdruck schwindet: Krise wurde nicht als Chance genutzt
Am 20. August endet das dritte Hilfsprogramm für Griechenland, zehn Jahre nach dem Beginn des wirtschaftlichen Einbruchs. Neu verfügbare Daten, die das Deutsche Institut für Wirtschaftsforschung (DIW Berlin) ausgewertet hat, erlauben nun einen detaillierten Blick auf die Entwicklung der Privatwirtschaft in der Krise: Diese wurde besonders stark getroffen, ihre Bruttowertschöpfung brach bis zum Jahr 2014 um 42 Prozent ein. Seitdem hat sich die Privatwirtschaft nur wenig erholt und liegt nun 38 Prozent unter dem Wert von 2008.
Herr Kritikos, vor zehn Jahren hat die Finanzkrise Griechenland erfasst. Es wurde während dieser Krise viel von einem Strukturwandel hin zu einer innovationsgetriebenen Ökonomie gesprochen. Inwieweit ist das gelungen?
Kaum. Griechenland hat hunderte von Reformen durchmachen müssen. Man hat Renten gespart, Löhne und Staatsausgaben massiv gekürzt und auch die Arbeitsmärkte erheblich dereguliert. Was man aber nicht wirklich gemacht hat, ist, den Transformationsprozess in Richtung einer innovationsgetriebenen Ökonomie anzugehen. Angesichts seiner guten Forschungsleistungen hat es Griechenland nicht geschafft, Forschung und Wirtschaft zu verknüpfen. Man hat nicht versucht, Überregulierung und staatliche Bürokratie so abzubauen, dass es für innovative Unternehmen attraktiv ist, in Griechenland zu bleiben. [...]
Das Interview mit Alexander S. Kritikos ist im Wochenbericht 29/2018 erschienen. Hier gibt es das ganze Interview als PDF-Dokument und als Podcast.
Nach der Veröffentlichung des Brexit-Weißbuches ist es nun amtlich: Die Regierung May strebt ein Freihandelsabkommen mit der Europäischen Union an, allerdings ohne die Finanzbranche einzubeziehen. Der Handel mit Waren und landwirtschaftlichen Erzeugnissen soll auch nach dem Brexit möglichst in gewohnter Weise funktionieren. Dazu ist das Vereinigte Königreich bereit, die Vorschriften und Standards der EU für den Warenverkehr zu übernehmen und gegebenenfalls auch an seinen Außengrenzen Zölle zu erheben. Anders sieht es beim Handel mit Finanzdienstleistungen aus. [...]
Der vollständige Kommentar von Dorothea Schäfer aus dem DIW Wochenbericht 29/2018 als PDF-Dokument
Verena Grass, who is a member of the DIW Graduate Center, has successfully defended her dissertation at the Freie Universität Berlin.
The dissertation with the title "Aftermath of financial crises and natural disasters on public budgets" was supervised by Prof. Dr. Helmut Lütkepohl (DIW Berlin, Freie Universität Berlin) and Prof. Ronny Freier Ph.D. (DIW Berlin, Technical University of Applied Sciences Wildau).
We congratulate Verena on her success and wish her all the best for her future career!
Annika Schnücker, who works at the Macroeconomics department, has successfully defended her dissertation at the Freie Universität Berlin.
The dissertation with the title "Model Selection for Panel Vector Autoregressive Models" was supervised by Prof. Dr. Helmut Lütkepohl (DIW Berlin, Freie Universität Berlin) and Prof. Dr. Dieter Nautz (Freie Universität Berlin).
We congratulate Annika on her success and wish her all the best for her future career!
Georg Camehl, who works at the Education and Family department, has successfully defended his dissertation at the Freie Universität Berlin.
The dissertation with the title "Non-cognitive Skills and the Quality of Early Education - Four Essays in Applied Microeconomics" was supervised by Prof. Dr. C. Katharina Spieß (DIW Berlin, Freie Universität Berlin) and Prof. Jan Marcus, Ph.D. (DIW Berlin, Universität Hamburg).
We congratulate Georg on his success and wish him all the best for his future career!
Rund ein Viertel der Rentnerinnen würde von Mütterrente II profitieren – Haushaltsnettoeinkommen der einkommensschwächsten Rentnerinnen unter ihnen würde um sechs Prozent steigen, aber auch wohlhabende wären begünstigt – Kosten für die Reform in Höhe von 3,5 Milliarden Euro würde zu 40 Prozent von der Rentnergeneration getragen
Mit der Mütterrente II, deren Einführung die derzeitige Koalition für kommendes Jahr plant, sollen Mütter ein drittes Jahr Kindererziehungszeit für jedes vor 1992 geborene Kind erhalten, wenn sie mindestens drei Kinder geboren haben. 24 Prozent der heutigen Rentnerinnen würden von dieser Reform profitieren, geht aus einer aktuellen Studie des Deutschen Instituts für Wirtschaftsforschung (DIW Berlin) hervor. Insgesamt würde das Haushaltsnettoeinkommen der begünstigten Rentnerhaushalte um knapp vier Prozent steigen, haben die DIW-ÖkonomInnen Stefan Bach, Hermann Buslei und Michelle Harnisch auf Basis von Daten des am DIW angesiedelten Sozio-oekonomischen Panels (SOEP) berechnet.
Herr Buslei, seit dem Jahr 2014 gibt es die so genannte Mütterrente. 2019 soll die Mütterrente II eingeführt werden. Was ist das Ziel dieser Reform?
Die Mütterrente II soll nun auch allen Müttern, die vor 1992 geborene Kinder haben, einen dritten Entgeltpunkt gewähren, wenn sie mindestens drei Kinder haben. Diesen bekommen Mütter bisher nur für Kinder, die ab 1992 geboren wurden. Diese Ungleichbehandlung möchte man jetzt beenden. Jede begünstigte Mutter bekommt also pro Kind insgesamt drei statt bisher zwei Entgeltpunkte. Wenn man das mit dem aktuellen Rentenwert multipliziert, kommt man auf 3 mal 32 Euro. Bei drei Kindern sind das knapp 100 Euro im Monat. [...]
Das Interview mit Hermann Buslei ist im DIW Wochenbericht 28/2018 erschienen. Hier gibt es das Interview als PDF-Dokument und als Podcast.
Studie des DIW Berlin vergleicht vier verschiedene Vergütungsmodelle für erneuerbare Energien – Festhalten an gleitender Marktprämie würde zu steigenden Kosten führen – Bei Differenzverträgen profitieren die StromverbraucherInnen dagegen voll von sinkenden Technologiekosten
Damit Deutschland seine energie- und klimapolitischen Ziele erreicht, ist ein weiterer starker Ausbau der erneuerbaren Energien erforderlich. Trotz sinkender Technologiekosten sind auch in Zukunft Vergütungsinstrumente für erneuerbare Energien sinnvoll. Dabei geht es immer weniger darum, den produzierten Strom wie in den Anfängen finanziell zu bezuschussen, denn die Technologiekosten vor allem von Wind- und Solarenergie sind in den vergangenen Jahren stark gesunken. Vielmehr ermöglicht ein Vergütungsinstrument die Absicherung des Erlösrisikos – also des Risikos, dass die Betreiber von Wind- oder Solaranlagen ihren Strom nicht zu einem ordentlichen Preis verkaufen können. Wird dieses Risiko als hoch eingestuft, verteuern sich die Finanzierungskosten von Investitionen. Ist dieses Risiko hingegen abgesichert, können die Finanzierungskosten dagegen gering gehalten werden können. So können Investitionen angeregt werden, die für das Erreichen der Klimaziele notwendig sind, und gleichzeitig die Kosten der Energiewende gesenkt werden, wovon letztlich die EndkundInnen profitieren.
Der Bundestag hat jüngst einer Umstrukturierung der Schulden für Griechenland zugestimmt und damit den Weg frei gemacht für eine letzte Tranche aus dem Hilfspaket und vor allem für Schuldenerleichterungen. Mit diesem Beschluss, der einem Schuldenschnitt gleich kommt, wird die Regierung in Athen wieder handlungsfähig, um nötige Reformen umzusetzen und Eigenverantwortung zu übernehmen. Eine Entscheidung, die auch im Interesse Deutschlands richtig ist. Doch nicht nur Griechenland benötigt einen solchen Schuldenschnitt, um wirtschaftlich wieder auf die Beine zu kommen. Viele deutsche Kommunen könnten Schuldenerleichterungen brauchen, um wieder handlungsfähig zu werden. [...]
Der vollständige Kommentar von Marcel Fratzscher aus dem DIW Wochenbericht 28/2018
Melissa Newham (Abteilung Unternehmen und Märkte sowie KU Leuven) wurde von der Forschungsstiftung Flandern (FWO) das ICM-FWO Fellowship verliehen, das der prominenteste Finanzierungskanal für Doktorandinnen und Doktoranden in Belgien ist. Die Förderperiode beträgt ein Jahr und kann zweimal verlängert werden. Melissa Newham wird ihre Forschung zu "gemeinsamen Eigentümerstrukturen" - wenn sich Unternehmen zumindest teilweise im Besitz desselben Anlegers befinden - und zu Markteintrittsstrategien in der pharmazeutischen Industrie durchführen.
Sascha Drahs, who worked at the Public Economics department, has successfully defended his dissertation at the Freie Universität Berlin.
The dissertation with the title "Essays in Public Economics" was supervised by Prof. Dr. Peter Haan (DIW Berlin, Freie Universität Berlin) and Prof. Georg Weizsäcker, Ph.D. (Humboldt-Universität zu Berlin, DIW Berlin).
We congratulate Sascha on his success and wish him all the best for his future career!
„Zukunft der kapitalgedeckten Alterssicherung in Deutschland – zwischen Staatsfond und individuellem Vermögenskonto“
Herausgeber: Timm Bönke, Markus M. Grabka und Carsten Schroeder
(DIW Berlin / FU Berlin)
Das Arbeitsministerium hat im Mai 2018 die Rentenkommission "Verlässlicher Generationenvertrag" einberufen. Ziel dieser Kommission ist es „Wege zu einer nachhaltigen Sicherung und Fortentwicklung der Alterssicherungssysteme ab dem Jahr 2025 zu finden und damit das Fundament zu schaffen für einen neuen, verlässlichen Generationenvertrag“.
Dabei sind die Herausforderungen für die Alterssicherung in Deutschland groß. Das Rentenniveau in der Gesetzlichen Rentenversicherung liegt bereits heute unter 50 Prozent und soll bis 2030 auf 43 Prozent weiter sinken. Parallel dazu wird nach Angaben des Statistischen Bundesamtes der Altenquotient – d.h. die Quote der 60-Jährigen und Älteren zu den 20- bis unter 60-Jährigen – von 49,7 in 2013 auf 74,5 in 2030 deutlich steigen. Dabei belaufen sich die Bundesmittel zur Finanzierung der Gesetzlichen Rentenversicherung in 2017 bereits auf etwa 91 Mrd. Euro und sind damit der größte Posten innerhalb des Haushalts des Arbeitsministeriums.
In der Vergangenheit wurde mit der Rürup-Kommission Weichen für eine ausgewogenere Finanzierung von Alterssicherungsleistungen über verschiedene Generationen hinweg eingeleitet. Insbesondere wurde eine Neujustierung des 3-Säulen Modells der Alterssicherung in Deutschland beschlossen und mit der Einführung der staatlich geförderten privaten Altersvorsorge, den so genannten Riester- und Rürup-Rentenversicherungen, etabliert. Zwar ist die Zahl der abgeschlossenen Riester-Verträge auf zuletzt rund 16,5 Mio. gestiegen. Aber es gibt eine grundlegende Kritik gegen diese Form der Altersvorsorge, da die Produkte sehr komplex, die Renditen gering und gleichzeitig die Verwaltungskosten relativ hoch sind. Zudem werden die unteren Einkommensschichten, die von späterer Altersarmut zunehmend bedroht sind, nicht ausreichend erreicht. Viele Analysten bewerten daher die Maßnahmen zur Förderung der privaten Altersvorsorge als unzureichend. Andererseits besteht weiterhin ein Interesse daran, neben einer umlagebasierten Säule der Alterssicherung auch einen starken und ertragreichen kapitalgedeckten Pfeiler der Alterssicherung in Deutschland zu haben.
Ein mögliches Instrument, die Alterssicherung auf eine breitere Basis zu stellen sind Staatsfonds in der Form von Pensionsfonds. Hier lohnt sich der Blick ins Ausland. In vielen Ländern wurden Staatsfonds (Sovereign Wealth Funds, SWF) zu diesem Zweck etabliert. Pensionsfonds investieren in Kapitalmärkten, um mit der Rendite einen Teil der steigenden Rentenzahlungen in der Zukunft zu decken und so den Folgen des demografischen Wandels entgegenzuwirken. Die seit Ende der 1990er Jahre gegründeten Versorgungsrücklagen des Bundes und der einzelnen Bundesländer zum Ausgleich der steigenden Pensionsforderungen bei Beamten sind bereits existierende Ansätze dieses Pensionsfondstypus in Deutschland.
Ein anderer Weg ist es, ein staatlich verwaltetes oder staatlich reguliertes Standardprodukt zu schaffen, um zu möglichst geringen Verwaltungskosten einen transparenten und einfachen Zugang zum Kapitalmarkt zu ermöglichen und gleichzeitig eine möglichst hohe Rendite zu erzielen. Auch hier existieren zahlreiche Vorbilder im Ausland (bspw. Schweden).
Das Ziel des geplanten Vierteljahrshefts ist es, Erfahrungen sowohl mit kapitalgedeckten Staatsfonds und individuellen Vermögenskonten als auch mit Mischformen in unterschiedlichen Ländern zu präsentieren, und der Frage einer möglichen Implementation und deren Herausforderungen in Deutschland nachzugehen. Hierbei sollen Aspekte beleuchtet werden, wie der des abgedeckten Personenkreises, die Notwendigkeit einer obligatorischen Teilnahme und die Finanzierungsgrundlage, Renditen und Anlagestrategien, Verwaltung, Rechtssicherheit und wettbewerbsrechtliche Implikationen, etc.
Willkommen sind theoretische wie auch empirisch fundierte Beiträge. Politische Implikationen der Analysen sollen vorgestellt und diskutiert werden. Auch Positionspapiere aus Verbänden, Politik und Wirtschaft können eingereicht werden. Von Interesse sind vorrangig konkrete Beispiele von aktuellen oder ehemals existierenden Staatsfonds und individuellen Vermögenskonten.
Für das Vierteljahrsheft zeichnet das Herausgeberteam verantwortlich. Autorinnen und Autoren, die einen Beitrag einreichen möchten (in Deutsch oder Englisch), schicken bitte bis zum 31. August 2018 einen Abstrakt über den geplanten Beitrag (maximal 1 Seite) an Markus M. Grabka (mgrabka@diw.de). Die Autorinnen und Autoren erhalten kurzfristig eine Rückmeldung ob der Beitrag angenommen wird. Die fertigen Beiträge, die eine Länge von ca. 30.000 Zeichen nicht überschreiten sollen, müssen bis zum 15. Dezember 2018 eingereicht werden. Es schließt sich ein mehrstufiger Lektorats- und Überarbeitungsprozess an. Das Vierteljahrsheft soll voraussichtlich im ersten Halbjahr 2019 erscheinen.
Auf der 13. interdisziplinären SOEP-Nutzerkonferenz am 19. und 20. Juli in Berlin präsentieren Forschende aus aller Welt aktuelle Ergebnisse auf Basis der SOEP-Daten.
Wie sind die Einkommen in Deutschland verteilt? Welche Folgen für den Arbeitsmarkt hat der 2015 eingeführte Mindestlohn nach sich gezogen? Wie wirkt sich ein als ungerecht empfundenes Einkommen auf das Wohlbefinden und auf die Bereitschaft zu kündigen aus? Und welche Folgen für die Gesundheit hat es, wenn Menschen keine Arbeit haben? Welchen Einfluss hat das Einkommen der Väter auf das der Söhne? Welche Rolle spielt der familiäre Hintergrund für den schulischen Erfolg der Kinder?