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Das Statistische Bundesamt hat heute bekannt gegeben, dass die Verbraucherpreise in Deutschland im Juni um voraussichtlich 2,0 Prozent gestiegen sind. Dazu eine Einschätzung von Geraldine Dany-Knedlik, Konjunkturchefin des Deutschen Instituts für Wirtschaftsforschung (DIW Berlin):
Die Inflation ist in Deutschland derzeit moderat, im Juni lag sie mit wohl 2,0 Prozent sogar noch einen Tick niedriger als im Mai. Für eine dauerhafte Entwarnung ist es aber zu früh. So waren beispielsweise kürzlich nach der Eskalation zwischen Israel und dem Iran die Rohölpreise vorübergehend deutlich gestiegen. Auch wenn der große Ölpreisschock bisher ausgeblieben ist: Die Turbulenzen auf dem Rohölmarkt und damit einhergehende höhere Benzin- und Dieselpreise könnten die Stimmung der Verbraucher*innen deutlich eintrüben. Doch es gibt noch ein weiteres Inflationsrisiko: Die umfangreichen öffentlichen Mehrausgaben aus dem Sondervermögen für die Infrastruktur könnten ab nächstem Jahr für Preisdruck sorgen. Wenn auf Biegen und Brechen versucht wird, die Mehrheit der Investitionsprojekte in den kommenden paar Jahren zu realisieren, könnten die betroffenen Branchen sehr schnell an ihre Kapazitätsgrenzen stoßen und bei den Vergabeprozessen entsprechend höhere Preise verlangen, zumal es vielerorts kaum Wettbewerb gibt. Deshalb kommt es darauf an, die finanziellen Mittel nach und nach auszugeben. Bei einem allmählichen Mittelabfluss wird die Inflation wohl nur moderat steigen. Laut aktueller Konjunkturprognose des DIW Berlin dürfte sie dann in diesem Jahr bei 2,1 Prozent und im kommenden Jahr 2,2 Prozent liegen.
Die Mindestlohnkommission hat heute verkündet, dass die gesetzliche Lohnuntergrenze in zwei Schritten auf 14,60 Euro pro Stunde steigen soll. Dazu eine Einschätzung von Marcel Fratzscher, Präsident des Deutschen Instituts für Wirtschaftsforschung (DIW Berlin):
Die Entscheidung der Mindestlohnkommission gegen eine Erhöhung des Mindestlohns auf das von der neuen Bundesregierung angepeilte Niveau von 15 Euro ist eine verpasste Chance. Ein höherer Mindestlohn würde nicht nur Millionen Beschäftigten helfen, sondern auch die Produktivität steigern, faire Wettbewerbsbedingungen fördern und den Arbeitsmarkt attraktiver machen – angesichts des akuten Arbeitskräftemangels gerade auch für Menschen aus dem Ausland. Die Angst vor Jobverlusten und einer Lohn-Preis-Spirale infolge des Mindestlohns ist empirisch unbegründet. Die Mindestlohnkommission ignoriert zudem die EU-Vorgabe, 60 Prozent des Medianlohns anzustreben – was rund 15 Euro entspräche. Der Mindestlohn ist kein Hemmschuh, sondern ein Instrument für mehr soziale Gerechtigkeit und wirtschaftliche Stabilität.
Die Abteilung Klimapolitik des Deutschen Instituts für Wirtschaftsforschung (DIW Berlin) untersucht mit empirischen und theoretischen Ansätzen bisherige Wirkungen und zukünftige Gestaltungsoptionen von Politikinstrumenten und regulatorischen Rahmenbedingungen für die Transformation zur Klimaneutralität. Schwerpunkte bilden Arbeiten zum Strom- und Gebäudesektor, zur Industrie, zu Sustainable Finance sowie zu internationalen sektorbezogenen Kooperationen im Klimaschutz. Wir suchen für ein Forschungsprojekt zum nächstmöglichen Zeitpunkt zwei studentische Hilfskräfte (w/m/div) für 10-12 Wochenstunden.
The Climate Policy Department uses empirical and theoretical approaches to examine previous effects and future design options for policy instruments and regulatory frameworks for the transformation to climate neutrality. The focus is on work on the electricity and building sectors, industry, sustainable finance and international sector-related cooperation in climate protection.
Starting on 01.10.2025, DIW Berlin is looking for a Postdoc (f/m/x) (Full time/Part time) who is excited to join a small team examining policy instruments and market design options for an economically viable transition to climate neutrality of the power, industry and building sector. This involves empirical, theoretical and numerical methods. For the position, experience with questions relating to electricity market design and risk management is desirable.
Researchers in the department have no teaching responsibilities but are expected to contribute to policy and transfer activities, including workshops and exchanges with experts from companies and policy makers, as well as communicating findings in policy-relevant time frames and formats.
This position is suitable for furthering scientific training according to Section 2, paragraph 1 of the Act on Fixed-Term Employment Contracts in Academic (WissZeitVG).
Nach der Bombardierung iranischer Atomanlagen hat sich das iranische Parlament für eine Schließung der Schifffahrtsstraße von Hormus ausgesprochen. Viele Öl- und Gasexporte mehrerer Länder werden durch die Meerenge verschifft. Über die Folgen einer möglichen Sperrung äußert sich Energieexpertin Claudia Kemfert, Leiterin der Abteilung Energie, Verkehr, Umwelt im DIW Berlin:
Die Straße von Hormus verkörpert die Verwundbarkeit unserer globalisierten Energieversorgung. Diese nur 50 Kilometer breite Meerenge zwischen Iran und Oman fungiert als neuralgischer Punkt des Welthandels, durch die täglich 21 Millionen Barrel Öl und ein Viertel des global gehandelten Flüssigerdgases fließen. Die Konzentration dieser Energieströme auf einen einzigen Durchgang macht deutlich, wie fragil die Fundamente unserer Energiesicherheit sind.
Die Flüssigerdgasexporte, darunter kritische Exporte aus Katar, sind für Europas Energieversorgung unverzichtbar geworden. Diese Abhängigkeit zeigt, wie die Diversifizierung weg von russischem Gas neue Verwundbarkeiten geschaffen hat. Beim Öl sieht es etwas anders aus: Obwohl deutsche Ölimporte nicht direkt über die Straße von Hormus kommen, wäre eine Blockade über den Weltmarktmechanismus spürbar. Steigende Energiepreise würden vor allem die chemische Industrie, den Transportsektor und die Verbraucher*innen treffen.
Die Lehre aus der Hormus-Analyse ist eindeutig und sollte ein Weckruf sein: Echte Energiesicherheit liegt nicht in der Diversifizierung von Importen, sondern in der Überwindung der Importabhängigkeit. Eine resiliente Energieversorgung erfordert nicht nur geografische Diversifizierung, sondern auch fundamentale strukturelle Veränderungen. Deutschland muss die Energie- und Wärmewende nicht nur aus klimapolitischen Gründen vorantreiben, sondern auch als Strategie der nationalen Sicherheit. Deutschland hat die Chance, die Hormus-Verwundbarkeit als Katalysator für eine beschleunigte Energietransformation zu nutzen und sich international als Vorreiter echter Energiesouveränität zu positionieren.
Die Abteilung Kriminalität, Arbeit und Ungleichheit des DIW Berlin forscht und analysiert die Auswirkungen von Arbeitsmarkt-, Sozial- und Wirtschaftspolitik auf Entscheidungen und Verhalten von Personen und Haushalten. Sie beschäftigt sich insbesondere mit Aspekten, die mit wirtschaftlichen Ursachen von Kriminalität und deren Auswirkungen in Zusammenhang stehen, und erforscht potenzielle Wechselwirkungen zwischen Kriminalität einerseits und Chancengleichheit und Verteilungsfragen andererseits. Im Mittelpunkt stehen dabei mikroökonomisch fundierte, empirische Forschungsarbeiten, die zu einem evidenz-basierten Diskurs beitragen.
Die Abteilung Kriminalität, Arbeit und Ungleichheit des Deutschen Instituts für Wirtschaftsforschung (DIW Berlin) sucht zum nächstmöglichen Zeitpunkt eine studentische Hilfskraft (w/m/div) für 10 Wochenstunden.
Die Monopolkommission hat heute ihr 10. Sektorgutachten Bahn an Bundesverkehrsminister Patrick Schnieder übergeben. Tomaso Duso, Leiter der Abteilung Unternehmen und Märkte im DIW Berlin und Vorsitzender der Monopolkommission, äußert sich dazu wie folgt:
Mit dem geplanten Sondervermögen Infrastruktur hat Deutschland eine historische Chance, die Bahn grundlegend zu erneuern. Aber Geld alleine reicht nicht aus. Wir müssen jetzt einen echten Kurswechsel bei der Bahn vollziehen. Es bedarf grundlegender, struktureller Veränderungen, damit das Sondervermögen auch kosteneffizient im Schienennetz ankommt und nicht in intransparenten Finanzflüssen versickert.
Das Sondervermögen muss ausschließlich für zukunftsgerichtete Maßnahmen eingesetzt werden: Für die Modernisierung des Netzes und insbesondere für die Digitalisierung. So lassen sich Abläufe effizienter gestalten und Trassenpreise senken. Am Ende profitieren auch die Kundinnen und Kunden durch günstigere Tickets.
Damit die eingesetzten Mittel den größtmöglichen Nutzen für das Gemeinwohl bringen, benötigt es auch mehr Transparenz und Kontrolle in Form einer unabhängigen, fachkompetent besetzten Steuerungs- und Monitoringstelle. Und klar ist auch: Es ist notwendig, Netz und Betrieb eigentumsrechtlich zu trennen. Die bisherigen Verflechtungen im DB-Konzern behindern den fairen Wettbewerb. Bis dahin gilt: Volle Verantwortung, volle Kontrolle bei der InfraGO AG. Schließlich müssen wir den rasanten Anstieg der Trassenpreise dringend bremsen. Dies kann durch eine Absenkung der Eigenkapitalverzinsung der DB InfraGO AG verbunden mit einem Rückgriff auf die Investitionsfinanzierung über Baukostenzuschüsse erreicht werden.
Nur wenn das Sondervermögen und die Gestaltung der Trassenpreise wettbewerbsorientiert für die Schiene ausgestaltet werden, profitieren Reisende und der Güterverkehr von günstigeren Preisen, mehr Innovationen und besserer Qualität.