Eine Gemeinde im Fricktal könnte heute zum Weltmeister-Dorf werden. SonntagsBlick besucht Möhlin AG, die Heimat von Kroaten-Star Ivan Rakitic.
Möglich, dass Möhlin heute zum Weltmeister-Dorf wird. Was haben die Möhlemer geplant? Unter «Aktuelles» auf der Homepage der Gemeinde stehen Baugesuchspublikationen, eine Bilderausstellung. Auch unter Veranstaltungen kein WM-Final. Für diejenigen, die es interessiert: Am 3. August sind nationale Dressurtage. Am 11. August trifft sich die Krabbelgruppe.
Autokorso durch MöhlinSonntagsBlick wollte wissen, wie die rund 11'000 Einwohner dem WM-Final entgegenfiebern. Spielen Kinder mit Rakitic- und Modric-Shirts auf dem Sportplatz Steinli? Da, wo früher Klein Rakitic gekickt hat. Wird Möhlin zur kroatischen Exklave voller Kroatien-Fahnen? Zu Möhlic? Servieren die Restaurants als «Menü 1» Ćevapčići (Fleischröllchen aus gewürztem Hackfleisch)?
Es beginnt unaufgeregt. Auf der Ortstafel steht Möhlin AG. Schwarz auf weiss. Schlicht wie immer. Kein Möhlic. Kein Schachbrettmuster. An den Häusern wehen vereinzelt Flaggen an Balkonen. Meist sind es Schweizer Fahnen. Ein paar portugiesische. Eine Handvoll kroatische.
Schulhaus und Pausenplatz, wo früher auch Klein Ivan zur Schule ging, sind leer. Seit Montag sind Sommerferien.
Auch auf dem Steinli nebenan ist nichts los. Die Fussballplätze sind gesperrt. Marc (35) wässert den Rasen, sonst keine Menschenseele. Er sei zwar kein Fussballfan, sagt der Platzwart, den WM-Final verfolge er dennoch. «Ich bin für Kroatien. Das wäre eine schöne Sache für Ivan und für die Kroaten.»
Dass die Kroaten gegen England gewonnen hätten, sei in Möhlin nicht zu überhören gewesen, erzählt er. Sogar ein Autokorso fuhr hupend durchs Dorf. Die Feiernden sind fast allesamt Mitglieder von NK Pajde, dem kroatisch-schweizerischen Fussballklub des Dorfes. Ivans Papi Luka ist Präsident. Ivans Bruder Dejan Trainer der 1. Mannschaft. Auch am Sonntag wird im Klubhäuschen des Vereins wieder die Hölle los ein.
An diesem Freitagmittag ist keiner da. Eine Schweiz- und eine Kroatien-Fahne zieren den Eingang – daneben ein Foto von Ivan Rakitic.
Ein Mann mit einem Buben auf den Schultern geht vorbei. «Ich bin für Frankreich», sagt er. Dass ein kroatischer Finalteilnehmer aus Möhlin kommt, ist ihm neu. «Ich bin erst vor einem Jahr hergezogen», entschuldigt sich der Papi.
Der US-Präsident hat den Europäern endlich aus nächster Nähe sein wahres Ich gezeigt: Der Mann im Weissen Haus ist ein gefährlicher Egomane.
Wenn man nur lachen könnte über den Mann im Weissen Haus. Etwa über seinen ungenierten Versuch, den Nato-Gipfel mit frei erfundenen Daten und Fakten zu manipulieren. Oder über den dreisten Versuch, die während eines Interviews mit der «Sun» aufgezeichnete eigene Stimme zu «Fake News» zu deklarieren – nachdem seine masslose Kritik an der Brexit-Politik von Premierministerin Theresa May bei den Briten gar nicht gut angekommen war.
Oder sein ungelenkes Kratzfüsschen vor der – so wörtlich – «tollen alten Frau» Queen Elizabeth II. Oder sein Abtauchen im eigenen schottischen Golfclub – sehnsüchtig wartend auf den Abflug nach Helsinki und sein Treffen mit Wladimir Putin.
Skrupellose Erpressung der VerbündetenDoch statt spöttischen Gelächters sollte Trump diesmal tiefe Dankbarkeit gezeigt werden. Denn der amerikanische Präsident hat den Europäern endlich aus nächster Nähe sein wahres Ich gezeigt: Der Mann im Weissen Haus ist ein gefährlicher Egomane, ein notorischer Lügner und skrupelloser Erpresser. Trumps fünf Tage in Europa waren das Kondensat einer perfiden Strategie: Bewusst sät er Zwietracht unter den Nato-Partnern der USA. Gezielt lässt er seine Provokateure hinter den Kulissen mit den Gegnern seiner «Verbündeten» mauscheln.
An oberster Stelle der To-do-Liste des amerikanischen Präsidenten steht der Sturz der so verhassten deutschen Kanzlerin.
Nur die eigenen geostrategischen Interessen im VisierEuropas «freundlicher Hegemon» sind die USA in den vergangenen Jahrzehnten immer nur an der Oberfläche gewesen. Zbigniew Brzezinski als Vordenker der gültigen amerikanischen Geostrategie nannte Europa den Brückenkopf auf dem Weg zur Kontrolle des eurasischen Raums und damit der Weltherrschaft der USA. Aus amerikanischer Sicht waren die Nato, aber auch die EU mehr als friedensstiftende Utopien. Sie dienten nicht zuletzt der Kontrolle globaler europäischer Interessen.
Die Amerikaner, spöttelte der konservative Strategieexperte Robert Kagan über die europäische Friedenspolitik, «sind vom Mars und die Europäer von der Venus».
Vielleicht hätten die Europäer mit dieser Nebenrolle auch weiterhin gut leben können – hätte Trump in Brüssel nicht endgültig die Maske fallen lassen. Jetzt ist es nicht mehr zu leugnen: Der US-Präsident hält nichts von Verbündeten – und allen in Abhängigkeit gehaltenen Vasallen.
Schreck mit heilender Wirkung?Der Schock sitzt tief in Europa. Doch Schrecken können heilende Wirkung zeitigen. Europa bleibt nur so lange ein politischer Zwerg, als es die amerikanische Herausforderung nicht selbstbewusst annimmt. Mit Trump haben die europäischen Verteidigungspläne auf einmal wieder Fahrt aufgenommen. Für diesen unbeabsichtigten Integrationsschub gebührt der Dank nur einem – Donald Trump.
Die Friedenslage auf der Welt hat sich verschlechtert – auch bei uns. Im Global Peace Index erreicht die Schweiz nur noch Rang 12.
Die Konflikte in der Welt nehmen zu. Im zwölften Jahr in Folge hat das australische Institute for Economics and Peace (IEP) in Kooperation mit der britischen Zeitschrift «The Economist» die Friedenslage untersucht. Fazit: So gewalttätig wie heute war die Welt seit zehn Jahren nicht mehr.
In 91 Ländern hat sich die Friedenslage 2017 verschlechtert, 71 Staaten wurden friedlicher. Es gibt mehr Kriegstote und mehr Flüchtlinge, kurz: weniger Frieden.
Die renommierten Autoren des Global Peace Index nahmen 163 Länder unter die Lupe, in denen sie die Entwicklung von 23 Indikatoren untersuchten. Schlüsselbeispiele: «andauernde Konflikte», «Sicherheit und Schutz», «Militarisierung».
Europa fällt allgemein zurückZur Verschlechterung trugen vor allem zwischenstaatliche und interne bewaffnete Konflikte bei, der wachsende Terrorismus und ein vermindertes Engagement für UN-Friedensmissionen.
Auch in Europa ist die Situation laut Index schlechter geworden. 23 von 36 Ländern Europas seien 2017 weniger friedlich gewesen – darunter auch die Schweiz. 2012 belegte unser Land den vierten Platz, im neusten Ranking steht die Schweiz nur noch auf Position 12. Damit rangiert sie hinter Staaten wie Portugal, Tschechien oder Slowenien (Rang 11).
Der Grund dafür ist eine miserable Bewertung im Bereich Militarisierung. Insbesondere die Waffenexporte bringen uns Minuspunkte ein. Zusammen mit Israel, Russland oder Pakistan liegt die Schweiz in diesem Punkt im tiefroten Bereich. Negativ wirkt sich auch die vergleichsweise lasche Bewilligungspraxis für den Waffenerwerb aus.
Noch ein weiter Weg in Syrien, Irak oder LibyenDas friedlichste Land der Welt ist und bleibt Island, dicht gefolgt von Neuseeland und Österreich. Auf den hintersten Plätzen liegen Südsudan, Afghanistan und Syrien (letzter Rang).
«Wir können den anhaltenden Rückgang des Friedensniveaus in den vergangenen zehn Jahren auf Konflikte in Nahost und Nordafrika zurückführen – und auf unsere Unfähigkeit, diese Kriege zu lösen», sagt Steve Killelea, Leiter des australischen Friedensinstituts.
Es sei noch ein weiter Weg, bis sich die Lage in Ländern wie Syrien, Irak und Libyen verbessern und sich damit auch deren Auswirkung auf Europa – etwa Terrorismus und Flüchtlingsströme – beseitigen lasse.
Rechtspopulisten in EuropaIn Europa haben laut der Studie vor allem das Erstarken nationalistischer, populistischer und EU-feindlicher Kräfte sowie die damit verbundene politische Instabilität zu einer Verschlechterung geführt.
Der Bericht zeigt im Übrigen, dass der Frieden einen grossen Effekt auf die Wirtschaft hat: In Ländern, in denen sich die Friedenslage verbessert hat, ist das Bruttoinlandprodukt siebenmal schneller gewachsen als dasjenige der Staaten, deren Friedensniveau sich verschlechterte. 2017 kosteten Gewalt und Krieg knapp 15 Billionen US-Dollar.
Gemäss Angaben des Schweizer Fussballverbands besitzt Nati-Star Granit Xhaka (25) sowohl einen Schweizer als auch einen albanischen Pass. Stimmt nicht, sagt sein Berater zur SonntagsZeitung.
Trotz der grossen SFV-Entschuldigung am Freitag ist die Doppelbürger-Diskussion in der Nati noch nicht ausgestanden.
Wie die SonntagsZeitung schreibt, hat Nati-Star Granit Xhaka nämlich nur den Schweizer Pass. Beim Schweizer Fussballverband hiess es bisher, Xhaka sei auch im Besitz eines albanischen Passes, was sich nun als Fake-News herausstellt! Einen albanischen oder gar kosovarischen habe er nie besessen. Genauso wenig wie die Staatsangehörigkeit dieser beiden Länder. Anwalt und Xhaka-Berater André Gross bestätigt dies.
Offenbar stammen die Falschinformationen aus einer Liste, welche die Spieler im Jahr 2015 selber ausfüllen mussten. Dort sei bei Xhaka der Kosovo als zweite Nationalität angegeben. Wie daraus beim Verband ein albanischer Pass werden konnte, ist nicht bekannt.
Xhaka selbst bezeichnete sich unlängst auch als Doppelbürger, als er in einem Interview SFV-Generalsekretär Alex Miescher attackierte. Miescher hatte ein Nati-Verbot für Spieler mit zwei Staatsangehörigkeiten vorgeschlagen. «Damit hat er mich und andere Doppelbürger enttäuscht», sagte Xhaka.
Wie Berater Gross sagt, ist Granit aber gar kein Doppelbürger. Gemäss Recherchen der SonntagsZeitung ist auch der albanischen Botschaft in Bern kein Granit Xhaka mit Jahrgang 1992 bekannt.
Bleibt die Frage, wie es um den Doppelbürger-Status von Xherdan Shaqiri und Valon Behrami steht. Auch sie sollen nach SFV-Angaben einen albanischen Pass besitzen. Zweifel sind zumindest angebracht. (red)
Drei Kinderzimmer, ein Heimkino und ein grosser Garten: Das künftige Heim von Meghan Markle und Prinz Harry lässt keine Wünsche offen.
Rund zwei Stunden von London entfernt liegt ihr neues Liebesnest: Schon bald soll das Haus von Prinz Harry (33) und Meghan Markle (36) mitten im Grünen fertig werden. Noch wird am perfekten Anwesen in Gloucestershire gebaut – die überarbeiteten Baupläne wurden erst einen Tag vor der Hochzeit des Royal-Paars am 19. Mai bewilligt. Geplant ist gemäss «Daily Mail» ein wahres Traumhaus: Drei Etagen und einen riesigen Garten werden Prinz Harry und seine Meghan ihr Zuhause nennen. Während der Kensington Palace in London künftig nur noch als Arbeitsbasis dienen wird, will sich das Paar auf dem Land niederlassen – und eine Familie gründen.
Hecken für Igeli und Häuschen für FledermäuseFür Privatsphäre sorgen Ahorn- und Apfelbäume, die als Sichtschutz dienen. Ausserdem liegt das Anwesen auf dem Great Tew Estate des britischen Multimillionärs Nicholas Johnston (45). Zutritt für Unerwünschte? Keine Chance! Die Umweltbehörde empfahl dem Paar, Hecken für Igel zu pflanzen und Häuschen für Fledermäuse aufzustellen.
Langweilig dürfte es Meghan Markle, die sich das Grossstadt-Leben gewohnt ist, auf dem Land nicht werden: Ein Ableger des Londoner Soho House, in dem sie ihren Harry angeblich kennenlernte, liegt nur einen Kilometer vom Haus entfernt. Promi-Paar Victoria (44) und David Beckham (43), das auch die Royal-Hochzeit besuchte, wohnen nur 15 Minuten entfernt in Chipping Norton. Der örtliche Pub The Falkland Arms liegt nur vier Minuten entfernt.
Doria darf über der Garage wohnenAuch wie es im Inneren des Hauses aussehen wird, ist dank des Grundrisses bekannt. So sind für die erste Etage neben dem Elternschlafzimmer mit XL-Ankleideraum drei Kinderzimmer geplant. Während die zwei Zimmer auf der zweiten Etage für Personal, also Nanny oder Bodyguards, eingerichtet wird, gibt es über der Garage extra eine Wohnung für Meghans Mutter Doria Ragland (61). In dieser wird Doria wohnen, wenn sie aus Los Angeles zu Besuch anreist. Entspannen können Meghan und Harry übrigens im eigenen Heimkino. (kad)
Am Samstagabend hat sich in Le Prese ein Motorradunfall ereignet. Der Lenker wurde mittelschwer und seine Beifahrerin schwer verletzt.
Ein 38-jähriger Motorradlenker und seine Begleiterin wurden nach einem Verkehrsunfall am Samstagabend verletzt ins Spital gebracht.
Der Mann fuhr auf der Berninastrasse von Tirano kommend in Richtung Berninapass. Kurz vor 19.30 Uhr überquerte der Italiener in Le Prese GR die nasse Gleisanlage und kam mit dem Motorrad zu Fall. Er zog sich Schulterverletzungen zu, die Frau verletzte sich am Kopf schwer, teilt die Kantonspolizei Graubünden mit.
Die Kantonspolizei Graubünden untersucht den genauen Unfallhergang. (man)
In Schaffhausen haben Unbekannte einen Säureanschlag verübt. Sie warfen mehrere Glasflaschen auf einen Vorplatz, die mit der stinkenden Flüssigkeit gefüllt waren.
Unbekannte haben am Samstagabend gegen 23.15 Uhr mehrere Glasflaschen auf den Vorplatz einer Liegenschaft der Säntisstrasse in Schaffhausen geworfen. Anwohner nahmen daraufhin eine stinkende Flüssigkeit wahr und alarmierten die Polizei.
Im Haus wohnt eine Familie mit drei Kindern. Polizeisprecher Matthias Bänziger: «Die Familie wurde evakuiert.» Wenn mit Säure hantiert werde, könne man nicht mehr von einem Lausbubenstreich sprechen. «Wir gehen davon aus, dass die Täterschaft diese Liegenschaft gezielt ausgewählt hat.»
Untersuchungen von Fachspezialisten der Feuerwehr Stadt Schaffhausen und des Interkantonalen Labors vor Ort ergaben, dass es sich bei der ausgetretenen Flüssigkeit um Säure handelt, schreibt die Kantonspolizei Schaffhausen in einer Mitteilung. Während des Einsatzes musste die Säntisstrasse vorübergehend gesperrt werden und die Anlieger wurden gebeten, ihre Häuser nicht zu verlassen.
Der Tathergang sowie die genaue Analyse der Substanz ist Gegenstand laufender Ermittlung. Für die Bevölkerung besteht keine Gefahr mehr. Es muss jedoch noch weiterhin mit einer Geruchsbelästigung gerechnet werden. (ct/sga)
Russland sei der «aggressivste ausländische Akteur» bei Cyberattacken, sagte der nationale Geheimdienstdirektor der USA. Und dies kurz vor dem Treffen zwischen US-Präsident Donald Trump und dem russischen Staatschef Wladimir Putin.
Am Montag treffen sich Donald Trump und Wladimir Putin in Helsinki. Kurz vor dem Treffen hat der nationale Geheimdienstdirektor der USA Russland als «aggressivsten ausländischen Akteur» bei Cyberattacken bezeichnet. Die Bedrohung durch solche Angriffe habe einen «kritischen Punkt» erreicht.
Dies sagte Dan Coats bei einer Veranstaltung in Washington. Die digitale Infrastruktur werde «buchstäblich angegriffen", fügte er hinzu.
Coats nannte Russland, China, Iran und Nordkorea als die schlimmsten Angreifer, wobei Russland «ohne Frage» am aggressivsten vorgehe. In die digitale Infrastruktur werde «jeden Tag» eingedrungen. Ziele seien Unternehmen, Behörden und Infrastrukturen, sagte der Geheimdienstdirektor. Die Angriffe sollten die Demokratie täglich untergraben, unabhängig davon, ob Wahlen anstünden.
Am Freitag hatte die US-Justiz zwölf russische Geheimdienstmitarbeiter wegen der Hackerangriffe während des US-Wahlkampfs 2016 unter Anklage gestellt. Ihnen wird unter anderem Vorgeworfen, E-Mails und Dokumente von Computern der Demokratischen Partei sowie der Wahlkampagne von deren Präsidentschaftskandidatin Hillary Clinton gestohlen zu haben.
Die Anklagen gehen auf die Untersuchungen des Sondermittlers Robert Mueller zurück, der seit Mai 2017 die mutmasslichen russischen Interventionen im Wahlkampf und eine mögliche Verwicklung von Mitarbeitern Trumps in diese Einmischungen untersucht. Der US-Präsident hatte die Ermittlungen wiederholt als «Hexenjagd» kritisiert. Beim Gipfeltreffen mit Putin am Montag in Helsinki will Trump dennoch die Frage der russischen Einmischung in den US-Wahlkampf ansprechen.
Bereits bei ihrem Treffen am Rande eines Asien-Gipfels in Vietnam im November hatten Trump und Putin über das Thema gesprochen. Der US-Präsident sagte damals, er schenke Putins Darstellung Glauben: «Er hat mir absolut beteuert, dass er sich nicht in unsere Wahl eingemischt hat. Ich glaube wirklich, dass er das, was er mir sagt, auch so meint.» (SDA)
Der sozialistische Inselstaat Kuba möchte in einer neuen Version seiner Verfassung privaten Besitz in begrenztem Rahmen anerkennen.
Privatbesitz soll auf dem sozialistischen Inselstaat Kuba in begrenztem Rahmen bald möglich sein. So sieht es eine neue Version der Verfassung vor. Staatsbesitz solle aber weiterhin Vorrang geniessen, berichteten kubanische Staatsmedien am Samstag (Ortszeit).
Details wurden allerdings kaum näher erläutert. Die Rolle des offenen Marktes soll allerdings in die Verfassungsreform einfliessen.
In dem ersten Entwurf des Papiers wurde zudem die Wichtigkeit ausländischer Investitionen für die Entwicklung Kubas betont.
Die Verfassungsreform sieht ausserdem Religionsfreiheit vor. Auch Diskriminierung aufgrund des Geschlechts soll untersagt werden; offizielle Quellen haben sich jedoch bisher nicht zu den Vorhaben geäussert, ob eine Ehe für Alle eingeführt wird. Vor allem einige Kirchengemeinden in Kuba lehnen es ab, homosexuellen Paare die Heirat zu ermöglichen.
Mit der neuformulierten Verfassung soll ferner das politische Amt eines Ministerpräsidenten geschaffen werden, wie die staatliche Internetplattform «Cubadebate» berichtete.
Dem Präsidenten des Landes sollen demnach laut Verfassungsentwurf künftig nur noch zwei Amtszeiten von jeweils fünf Jahren erlaubt sein - anstatt beliebig viele wie bisher. Der Entwurf wird Ende Juli im Parlament vorgestellt. Um in Kraft zu treten, muss darüber auch noch die Bevölkerung abstimmen. (SDA)
Grenzwerte für Alkoholkonsum entstammen dem viktorianischen Zeitalter. Gut, dass die Jugend heute nicht mehr auf so etwas angewiesen ist, schreibt der stv. SonntagsBlick-Chefredaktor.
Es gibt die schöne, helle Seite des Alkohols: junge Leute im Grünen, die das Ende ihrer Schulzeit feiern, also das Leben, das sie vor sich haben. Vielleicht mit einem Bier, vielleicht mit zwei oder drei – Alkohol als Genussmittel. SonntagsBlick traf am Freitag solche Heranwachsenden im Park. Sie begossen den Beginn der Sommerferien. Und fragten sich, was Konsumrichtlinien eigentlich bringen, wie sie der Bund diese Woche verschärft hat. In der Tat: Kann es die Aufgabe eines liberalen Staates sein, uns zu erziehen, uns zu sagen, was wir trinken, was wir essen, wie wir uns bewegen und wie wir lieben sollen?
Damit wären wir bei der dunklen Seite – Alkohol als Droge. Alkohol, von dem in der Schweiz eine Viertelmillion Menschen abhängig sind. Dessen Missbrauch jährlich Kosten von vier Milliarden Franken verursacht. Der süchtig macht wie Heroin.
Woher stammen die staatlichen Empfehlungen überhaupt? Sie wurzeln im viktorianischen England. Im 19. Jahrhundert war Alkohol der Suchtstoff der Arbeiter, das Lösungsmittel für die Probleme des kleinen Mannes – mit enormen gesellschaftlichen Kosten: Elend, Verwahrlosung, Krankheit und Gewalt. Als Reaktion darauf formierten sich Abstinenzbewegungen. Und ein englischer Neurologe namens Francis E. Anstie entwickelte den ersten Alkoholgrenzwert: «Anstie’s limit» definierte anderthalb Unzen reinen Alkohols pro Tag als unbedenklich. Was rund drei Stangen Bier entspricht.
Es war die Geburtsstunde des paternalistischen Staates, der sich um das Leibeswohl seiner Bürger kümmert.
Heute ist die Jugend so drogenkompetent wie nie zuvor, das Prekariat aus den Romanen von Charles Dickens Geschichte und der Alkoholkonsum rückläufig. Die Jungen lassen sich die Lebenslust von keiner öffentlichen Instanz vermiesen, wie auch die erwähnte Stippvisite im Park zeigt. Fürsorger Staat könnte sich allmählich etwas zurücknehmen.
Die Briten haben eine politisch turbulente Woche hinter sich. Ein Drama in fünf Akten – mit komödiantischen Einlagen.
Ihren peinlichen Höhepunkt fand diese turbulente Woche, als es Donald Trump tatsächlich gelang, bei seinem Besuch in Grossbritannien am Freitag sogar die Königin zu beleidigen. Indem er während des Abschreitens der Ehrengarde Elizabeth II. davonlief, liess er auch die königliche Etikette hinter sich.
Im Video sieht man, wie der US-Präsident der Queen enteilt, ohne sich umzuschauen. Erst nach mehreren Sekunden bleibt er stehen und lässt die 92-Jährige aufholen. Ein Schock für Royalisten!
Es waren ohnehin schwierige Tage im Vereinten Königreich, vor allem für die Premierministerin. Dabei wirkte Theresa Mays Welt vor etwas mehr als einer Woche noch vielversprechend ... Vorhang auf für eine sehr britische Tragödie.
I: Die EinigungZwölf Stunden dauerte die Brexit-Sitzung am Freitag vor einer Woche auf Theresa Mays Landsitz Chequers. Bei Grillhähnchen, Lachs und Rindsfilet einigte sich ihr Kabinett in der Monsterverhandlung auf einen gemeinsamen Brexit-Kurs.
Endlich ein Kompromiss, nachdem sich die Brexit-Hardliner zuvor monatelang erbittert mit den Befürwortern eines «weicheren» EU-Austritts gestritten hatten. Immer wieder untergruben Erzkonservative Mays Versuche einer
Einigung.
Die Premierministerin zielt auf einen «soft Brexit» inklusive Freihandelszone für Waren und landwirtschaftliche Güter.
Nun scheint sie das Kabinett hinter ihrer Position vereint zu haben. Für May ist der hart erkämpfte Deal ein wichtiger Etappensieg, den sie der britischen Öffentlichkeit nur allzu gern als Durchbruch präsentieren möchte.
II: Erste RisseDoch zwei Brexit-Hardliner versauen ihr die gehobene Stimmung: Brexit-Minister David Davis und Aussenminister Boris Johnson. Beide verkünden zum Wochenanfang ihren Rücktritt aus der Regierung. Mit ihnen treten zwei ranghohe Mitglieder der konservativen Tories aus Protest gegen Mays Brexit-Kurs zurück.
Die vermeintliche Erfolgswoche startet mit einer massiven Regierungskrise. Vor allem Johnsons Rücktritt kam überraschend. Schielt er auf ihren Posten? Tatsächlich muss sich May nun vor einem parteiinternen Putsch fürchten.
III: Am BodenDer Sport hätte die Woche retten können: England stand gegen Kroatien im WM-Halbfinal. Und führte nach fünf Minuten! Hunderttausendfacher Jubel in Pubs und Public Viewings, Bierduschen zum Soundtrack des Fussballhits «Three Lions». Ein Sieg täte dem gebeutelten Inselreich so gut ...
Es kam bekanntlich anders. Ein spätes Tor der Gegner in der 109. Minute macht den Freudenabend zur Katastrophe. Der Kater am Mittwochabend ist riesig.
IV: Besuch eines besonderen FreundesDie Woche ist noch lange nicht zu Ende. Nervös und hoffnungsvoll blickt die Nation auf den Besuch eines besonderen Freundes: US-Präsident Donald Trump betritt am Donnerstag die Bühne, nachdem er beim Nato-Gipfel in Brüssel mit seiner Abrissbirnenpolitik gegen die Alliierten wütete.
Premierministerin May hofft, wenigstens mit dem engsten Verbündeten ein gutes Geschäft auszuhandeln. Schliesslich verbindet die zwei Nationen eine «special relationship», ihre historische transatlantische Beziehung. May will ein Freihandelsabkommen mit den US-Amerikanern. Es soll die negativen Auswirkungen des EU-Austritts abmildern.
Deshalb wird Trump mit Pomp und Paraden empfangen, mit Galadinners in Palästen und sogar zur Teestunde mit Königin Elizabeth II. Der US-Präsident soll umgarnt, seinem Ego möglichst geschmeichelt werden. Er soll wenig von den Protesten mitbekommen, die im ganzen Land gegen ihn geplant sind.
V: Der EklatDoch ausgerechnet beim Galadinner mit May wird Trumps diplomatische Stinkbombe ruchbar. In einem Exklusiv-Interview mit der ihm freundlich gesinnten Zeitung «The Sun» kritisiert er Mays Brexit-Pläne und erteilt der Idee des Freihandelsabkommens eine Abfuhr, sollte der Brexit nicht hart genug ausfallen. Gleichzeitig lobt er Mays Rivalen Boris Johnson – und empfiehlt ihn gar als künftigen Premierminister. Was für eine Ohrfeige für die Gastgeberin!
Bei einer Pressekonferenz mit May auf den Affront angesprochen, nennt Trump seine eigenen, auf Tonband festgehaltenen Aussagen am Freitag «Fake News». «Ich habe die Premierministerin nicht kritisiert», lügt er. Und: «Vielleicht waren meine Vorschläge zu brutal für sie.» Nur um Boris Johnson sogleich erneut als künftigen Premierminister zu
empfehlen. Theresa May steht neben ihm, lächelt gequält. Ihr Blick: eiskalt.
Ein Mitglied ihres Kabinetts, das beim Galadinner mit Trump dabei war, fasst die Stimmung dieser Woche gegenüber der Zeitung «Telegraph» in die wunderbaren Worte: «Das war eine Peinlichkeit – ein pelziger, rothaariger Elefant im Raum.»
Gegen diesen pöbelnden US-Präsidenten demonstrieren am Freitag in London Zehntausende. Drei Viertel aller Briten missbilligen laut Umfragen Trumps Politik, die Hälfte wünscht sich, der Besuch hätte nie stattgefunden. Noch nie war ein US-Präsident in England, Wales, Schottland und Nordirland so wenig willkommen.
Als Trump schliesslich am Freitagabend mit der Air Force One auf seinen schottischen Golfplatz fliegt, kann Theresa May endlich aufatmen. Wenn auch nur kurz. Ihr droht inzwischen weiteres Ungemach: eine mögliche Rebellion im eigenen Kabinett. Dabei haben die schwierigen Austrittsverhandlungen mit der EU noch nicht einmal begonnen.
Das britische Drama hat gerade erst begonnen.
Er begleitet den kanadischen Popstar Shania Twain bis Ende Jahr als Supporting Act auf ihrer Welttournee. Presse und Fans sind von Baker gleichermassen begeistert.
Seit Anfang Mai bis Ende Jahr ist Bastian Baker (27) als Supporting Act mit dem kanadischen Popstar Shania Twain (52) unterwegs durch Nordamerika, Brasilien, Europa und Australien – 80 Konzerte in Hallen mit 12’000 bis 15’000 Zuschauern. Dabei fliegen dem welschen Beau die Herzen zu. «Ich bekomme schon den einen oder anderen Heiratsantrag», sagt Baker lachend, «auf der Bühne flirte ich halt auch gern.»
Bei einem TV-Termin in Toronto haben letzte Woche erstmals Fans auf Autogramme gewartet. Dass er so gut ankommt, verdankt Baker auch seiner Mentorin. «Unglaublich, was Shania für mich macht. Ihr Lob auf ihren Social-Media-Kanälen macht die Fans neugierig.» Kennengelernt haben sich Twain und Baker 2012 in Montreux VD. Jazzfestival-Mitbegründer Claude Nobs (†76) stellte sie einander vor, 2015 durfte Baker sie erstmals auf einer Kanada-Tour begleiten.
Standing Ovations in MontrealBei der Presse kommt Baker ebenfalls gut an. Twains Ehemann und Manager Frédéric Thiébaud (47) sammelt für ihn alle Artikel. Die Journalisten schwärmen von ihm als «tolle Neuentdeckung». «Erstaunt sind sie vor allem darüber, dass ich nur mit meiner Gitarre auf die Bühne komme», sagt Baker.
Für den Erfolg betreibt er viel Aufwand. Er hat verschiedene Setlisten, die er passend zur jeweiligen Stadt einsetzt. «In Montreal, wo Leonard Cohen herkommt, habe ich seinen Song ‹Hallelujah› eingebaut. Die Fans bedankten sich mit einer Standing Ovation, ein intensiver Moment voller Emotionen und Hühnerhaut.»
Burger auf hohem US-NiveauHeute steht die US-Hauptstadt Washington auf dem Programm. Baker schätzt die Lockerheit der Menschen hier. «Man kommt schnell in Kontakt und kann auch alleine auswärts essen gehen, ohne schief angeschaut zu werden.» Punkto Küche haben es ihm die Burger-Gerichte angetan. «Die sind hier auf einem ganz anderen Niveau.»
Um die Form zu halten, spielt er mit Twains Ehemann Tennis. «Beim Joggen würde ich mich bloss verlaufen.» Mit der Tour ist ein Traum für ihn wahr geworden. «Mittlerweile bin ich voll drin. Heimweh ist kein Thema.» Auswandern will Baker aber nicht: «Die Schweiz bleibt mein Nr.-1-Land.»
Offensiv, aber nicht mehr aggressiv will der Taxidienst die Schweiz erobern, betont Uber-Landeschef Steve Salom.
Monsieur Salom, von meinem Büro in Zürich bis zu Ihrem in Carouge GE sind es 226 Kilometer. Ich musste nur zweimal umsteigen ...
Steve Salom: Haben Sie den Zug genommen?
Tram, Zug, Tram. Die Schweiz hat einen der besten ÖV der Welt. Wie will Uber bei dieser Konkurrenz Erfolg haben?
Indem wir Teil des Systems sind und dieses ergänzen. Sie sagen es richtig: Unser ÖV ist sehr gut. Der Kunde soll seine Reise möglichst bequem zusammenstellen – ob Tram, Bus, Zug, Taxi, Velo oder Uber. Unsere Studien, auch aus der Schweiz, zeigen: Weil es uns gibt, nutzen die Menschen vermehrt den öffentlichen Verkehr.
Was können Sie denn bieten?
Wir können die erste oder die letzte Meile anbieten. Indem wir die Menschen bis vor ihre Haustür bringen, ergänzen wir die Infrastruktur. Wenn Sie knapp dran sind, können Sie von Ihrem Büro via Uber zum Bahnhof fahren und den Zug nehmen.
Uber ist in vier Schweizer Städten unterwegs: Basel, Zürich, Lausanne und Genf. Wie erfolgreich sind Sie?
In Zürich feierten wir gerade unser Fünfjähriges. Wir haben uns definitiv etabliert. Heute haben wir über die Schweiz verteilt rund 300’000 Kunden, die regelmässig Uber nutzen. Insgesamt gibt es etwa 2600 Fahrer, welche die App verwenden, rund zur Hälfte in der deutschen wie in der französischen Schweiz. Wir hatten einige Herausforderungen, aber das Geschäft läuft gut.
Jeder Kanton hat sein eigenes Taxigesetz. Welcher ist der komplizierteste?
Einerseits haben wir ja in jeder Stadt eigene Gesetze. Andererseits gibt es noch das übergeordnete Gesetz auf Bundesebene. Wir sind also mit mehreren Schichten von Regulierungen konfrontiert. Das macht es für uns sehr kompliziert. Deshalb sind wir auch nicht in mehr Städten präsent. Grundsätzlich gibt es in der Deutschschweiz relativ wenige zusätzliche Regulierungen zum Bundesgesetz. In der Romandie ist es komplizierter.
Also setzen Sie sich über die Gesetze hinweg?
Nein. Ob ein Gesetz nun kompliziert ist oder nicht, ist nicht der Punkt. Wir müssen den Regulierungen entsprechen und ein verantwortungsbewusster Akteur sein. Wir setzen uns mit den Behörden und Gemeinden zusammen und sprechen mit ihnen. Wir wollen aufzeigen, was wir bieten können.
Überall, wo Uber hinkommt, gibt es Proteste. In Zürich oder Basel genauso wie in Paris oder London.
Wir waren froh über dieses Feedback. Wir haben uns geändert und verändern uns immer noch. Ja, wir haben Fehler gemacht. Wir wollten zu schnell wachsen, waren zu aggressiv. Heute setzen wir auf ein nachhaltiges Wachstum. Wir haben bereits einige Schritte unternommen.
Zum Beispiel?
Wir haben den Peer-to-Peer-Dienst Uber-Pop in der ganzen Schweiz eingestellt. Damit wollen wir den Behörden zeigen, dass wir bereit sind, uns zu verändern.
Wie steht es um die Löhne der Fahrer?
Das ist der nächste Schritt. Wir wollen, dass die Fahrer genug verdienen, damit sie in einem teuren Land wie der Schweiz leben können. Die Preise für eine mit Uber gebuchte Fahrt sind in der Schweiz höher als zum Beispiel in Paris. In Genf haben wir vor kurzem die Preise erhöht. Aber wir geben den Fahrern auch hilfreiche Tipps, wie sie mit Uber ihre Verdienste optimieren können.
Wie muss man sich das vorstellen?
Was am Ende bei den Fahrern hängen bleibt, sind ja nicht nur die Einnahmen. Den grössten Einfluss haben die Kosten. Deswegen erleichtern wir den Fahrern den Zugang zu Beratungsangeboten in Sachen Effizienz: Wie finanziert man ein Auto? Welches Auto macht Sinn? Zu welchen Jahres- und Uhrzeiten sollen sie fahren? Solche Dinge haben einen viel grösseren Einfluss auf die Einkünfte als der Preis pro Kilometer. Jetzt wollen Sie sicher nach dem Anstellungsverhältnis fragen …
Genau! Sind Sie nun ein Arbeitgeber oder nur ein Fahrtenvermittler? Das ist für die Schweiz immer noch ungeklärt.
Ich finde, dass diese Frage anders gestellt werden sollte. Wir sehen die Fahrer als unsere Kunden. Wir wollen, dass sie geschützt sind. Aber: Warum fahren Fahrer mit Uber? Weil sie damit total unabhängig sind! Unsere Befragungen zeigen: Den grössten Nutzen, den wir den Fahrern bieten, ist ihre Freiheit und Flexibilität.
Sie halten also fest: Schweizer Uber-Fahrer sind selbständig erwerbend.
Ja. Das ist uns wichtig. Wir sagen niemandem, wann, wo oder wie lange er oder sie zu arbeiten hat. Das ist es, was die Fahrer schätzen und weswegen sie auch nicht angestellt sein wollen. Aber noch mal: Das heisst nicht, dass wir keine Verantwortung für sie übernehmen möchten.
Am Ende werden wohl Richter darüber entscheiden, ob Uber ein Arbeitgeber ist oder nicht.
Ja.
Sind Sie zuversichtlich, dass Sie recht bekommen?
Ich glaube, dass es eine vernünftige Entscheidung geben wird.
Die Schweiz ist das einzige europäische Uber-Land, in dem Sie die Hauptstadt meiden. Wann fahren Sie in Bern?
Die Schweiz ist ja sehr stolz auf ihre dezentrale Struktur. Für uns macht es das aber schwierig. Klar ist: Wir wollen expandieren. Und Bern ist ein naheliegender Schritt. Aber wir werden nicht vorgehen wie in der Vergangenheit. Wir werden das Gespräch mit den Stadt- und Kantonsbehörden suchen. Wann genau, können wir noch nicht sagen.
Die SBB wollten mit Uber zusammenarbeiten, haben sich aber zurückgezogen. Setzen Sie noch auf Kooperationen?
Das streben wir auf jeden Fall an. Wir sprechen regelmässig mit ÖV-Unternehmen in der Schweiz. Aber auch das braucht Zeit. Langfristig werden die Menschen Mobilität als Service verstehen. Sie werden eine App anklicken und ihre Reise buchen. Wir wollen ein One-Stop-Shop sein, wo man auch sein Zugbillett kaufen kann.
Uber hat viele spektakuläre Pläne für die Zukunft. Wann kommen die selbstfahrenden Uber-Autos in die Schweiz?
Das dauert sicherlich noch eine Weile. Aber ich hoffe, in den nächsten paar Jahren.
Und wann fliegen die Drohnentaxis, über die Uber derzeit so gerne redet?
Daran arbeiten wir intensiv. In Paris, einer Stadt, für die ich auch zuständig bin, haben wir ein Forschungsteam. Es ist uns wirklich ernst. Wir hoffen, dass wir diese Vision in den nächsten zehn bis zwanzig Jahren realisieren können. In unseren Transportsystemen eine weitere Dimension zu erschliessen, würde viel Druck aus der heutigen Verkehrssituation nehmen – vor allem in der Schweiz. Stellen Sie sich vor, Sie könnten von Zürich nach Zug fliegen. Von solchen Distanzen reden wir. Es würde den Transport zwischen den Städten massiv vereinfachen.
Verzetteln Sie sich nicht mit all Ihren futuristischen Plänen?
Klar besteht die Gefahr. Für Uber ist aber zentral: Wir wollen nie von anderen disruptiert werden. Uber will noch lange existieren. Deshalb arbeiten wir so hart an Innovationen und erfinden uns immer wieder neu.
Der Dopingfall Martin Grab schüttelt den Schwingsport durch. Das heisst aber nicht, dass der gute Ruf der Schwinger nun Geschichte sein muss, schreibt BLICK-Experte Adrian Käser.
In diesen Tagen hören wir sie wieder häufiger, die Stimmen derer, die behaupten, jetzt könne man nicht mal mehr Schwingern vertrauen. Das ist Unsinn. Natürlich kann man für niemanden die Hand ins Feuer legen.
Aber bleiben wir bei den Fakten: In 17 Jahren gab es fünf Dopingfälle. Ist bei Martin Grab auch die B-Probe positiv, sind es sechs. Das ist nicht nichts – aber das ist relativ wenig.
Gerüchte gab es immer mal wieder. Geredet wurde schon immer viel. Das ist ja auch kein Schwinger-Phänomen, die Menschen sind wohl einfach so. Man hört etwas und tratscht es weiter, statt es zu hinterfragen.
Aber ich weiss von vielen Schwingern, dass sie extrem darauf achten, dass sie nichts Falsches nehmen. Das geht so weit, dass sie vorsichtig sind, wenn ihnen einer im Ausgang ein Getränk ausgeben will. Woher soll man auch wissen, ob da jetzt etwas drin ist, das verboten ist?
Gut ist, dass mittlerweile professionell getestet wird, dass man sich dem offiziellen Programm von Swiss Olympic angeschlossen hat. Das schafft Sicherheit. Und es zeigt denen, die mit dem Gedanken spielen, zu unsauberen Mitteln zu greifen, dass es Konsequenzen hat.
Mittlerweile kann man via App innert Sekunden überprüfen, welche Inhaltsstoffe ein Mittel hat. Ein Fortschritt: Wir hatten damals Listen mit verbotenen Substanzen – und waren uns nie ganz sicher, ob sie wirklich auf dem neuesten Stand waren.
Ich kann mich an meine erste und einzige Dopingkontrolle erinnern. Das war 1999, in meinem letzten Karrierejahr. Wir hatten gerade Besuch, als der Kontrolleur an der Tür klingelte. Da hilft ja dann alles nichts: Der bleibt, bis die Probe abgegeben ist – auch wenn du gerade erst auf dem WC warst.
Ich kann Ihnen sagen: Die Wochen danach sind nicht angenehm. Ich hatte ein absolut reines Gewissen. Aber auch wenn du weisst, dass da eigentlich nichts Verbotenes in deiner Probe auftauchen kann, bist du trotzdem extrem nervös, bis das Ergebnis endlich da ist.
Verglichen mit dem, was Martin Grab im Moment erlebt, ist das aber alles nichts. Ich kann mir vorstellen, wie er darauf hofft, dass die B-Probe negativ ist. Sollte sie es nicht sein, hoffe ich, dass er uns eine Erklärung liefern kann, die nachvollziehbar ist.
Dass er das Risiko, als Doper erwischt zu werden, für zwei starke Feste am Ende seiner Karriere auf sich genommen haben soll – das kann ich mir immer noch nicht vorstellen.
Diese Woche musste sich ein 70-Jähriger wegen sexuellen Übergriffen auf vier bis 15-jährige Kinder verantworten. Trotz mehrfachem Missbrauch kam er mit einer bedingten Strafe davon.
Mehrere Jahrzehnte lang vergriff er sich an Nichten, Neffen und Enkeln, an Göttikindern und sogar an seinen eigenen Kindern. Als der heute 70 Jahre alte Hans J.* sie sexuell missbrauchte, waren sie zwischen vier und 15 Jahre alt. Am Ende stoppte sein letztes und jüngstes Opfer den Missbrauch. Enkel Markus* schilderte 2014 gegenüber der Polizei, wie J. ihm ans «Schnäbi» griff.
Am Mittwoch stand der Täter in Olten SO vor Gericht. Opferanwältin Stephanie Selig berichtete, wie verstört und aggressiv der kleine Markus* damals nach dem Besuch bei seinem Grossvater reagiert hatte. Als die Mutter Genaueres von ihm wissen will, erzählt er Ungeheuerliches.
Es geschah während Übernachten bei Oma und OpaEs geschah offenbar jeweils dann, wenn der Junge bei den Grosseltern übernachtete. Die Anklageschrift fasst die Übergriffe in kühlem Juristendeutsch zusammen: «Der Beschuldigte berührte und streichelte den Penis des Geschädigten teilweise über und teilweise unter den Kleidern.»
Nachdem der kleine Markus seiner Mutter gebeichtet hatte, was ihm geschehen war, kamen längst verdrängte Missbrauchserfahrungen aus ihrer eigenen Kindheit wieder hoch – auch bei ihr selbst war J. zum Täter geworden. Der eigene Vater! Das nährte einen ungeheuren Verdacht: Wahrscheinlich gibt es weitere Opfer.
Und tatsächlich: Nachdem die Mutter mit anderen Müttern in ihrer Verwandtschaft gesprochen hatte, zählte sie elf Opfer. Im Frühling 2014 schliesslich geht sie mit Markus zur Polizei und bringt damit die Untersuchung ins Rollen.
Übergriffe auf fünf Kinder vor Gericht – andere sind verjährtViereinhalb Jahre dauerte es, bis es zum Prozess vor Gericht kam. Dutzende Interviews wurden geführt. Am Ende kam es wegen der Übergriffe auf fünf Kinder zur Anklage. Die übrigen Taten waren verjährt.
Diese Woche nun sass der harmlos wirkende Rentner mit kurzem weissem Haar und kariertem Hemd in Saal 106 des Amtsgerichts Olten-Gösgen. Zuletzt arbeitete er in einer Fabrik bei Olten. Er lebt mit seiner Ehefrau zusammen. Seit 45 Jahren sind sie verheiratet, haben drei Kinder.
Nur einmal gibt Hans J. zu, wie er seinem Göttibub Andreas* bei einem Familienfest die Badehose runterzog. Auf die Frage von Amtsgerichtspräsidentin Eva Berset, warum er das getan habe, antwortet er: Es habe ihn «wundergenommen», was da sei. «Weil ich wohl pädophil bin», bringt er noch heraus.
«Warum sollten diese Opfer lügen?»Im Übrigen bestreitet er die Übergriffe. «Warum sollten all diese Opfer lügen?», will die Richterin wissen. Der Angeklagte zuckt nur mit den Schultern. Am meisten unter den Übergriffen litt Göttibub Andreas*: Bei Familientreffen, selbst am Weihnachtsfest, wenn die ganze Familie beim Grossvater übernachtete, nutzte Hans J. jede Gelegenheit, sich dem Jungen zu nähern, ihm zwischen die Beine zu fassen.
Zu Übergriffen kam es auch auf Nichte Sandra*. Mehrmals berührte er das damals knapp siebenjährige Mädchen unter dem Pyjama, drang mit dem Finger in ihre Vagina ein. Vor Gericht schilderte Anwältin Selig, dass Sandra noch heute unter den Übergriffen leidet.
Keine Reue, «Familie enttäuscht und tief getroffen»Das Gericht sprach den Mann schliesslich wegen mehrfachen sexuellen Handlungen mit Kindern, mehrfachen versuchten sexuellen Handlungen mit einem Kind und Pornografie schuldig. J. konnte der Konsum von pädophilen Fotos nachgewiesen werden. Das Urteil ist mild: zwei Jahre Gefängnis bedingt, bei einer Probezeit von fünf Jahren. Einzig die Verfahrenskosten von rund 18’000 Franken muss der Mann abstottern. Das Urteil kann an die nächste Instanz weitergezogen werden und ist daher noch nicht rechtskräftig.
Die Anwältin der Opfer war auf ein mildes Urteil gefasst. Auch die Opfer und ihre Familien waren darauf vorbereitet. «Die Betroffenen, deren Leben zerstört ist, haben vor allen Dingen auf eine Entschuldigung und Einsicht gehofft.»
Selig betonte, wie die Familie bis zuletzt hoffte, dass J. seine Übergriffe gesteht und sich reuig zeigt. «Das Leugnen und Abstreiten vor Gericht hat die Familie zusätzlich enttäuscht und tief getroffen.»
Immerhin sei eine ungewöhnlich lange Probezeit von fünf Jahren festgelegt worden – und die zusätzlich angeordnete Bewährungshilfe gebe zumindest Anlass zur Hoffnung, dass Hans J. nicht mehr übergriffig werde.
* Namen geändert
Port-au-Prince – Haitis Ministerpräsident Jack Guy Lafontant ist nach gewaltsamen Protesten gegen inzwischen zurückgenommene Preiserhöhungen auf Treibstoffe zurückgetreten. Er habe seinen Abdankungsgesuch beim Präsidenten eingereicht, der «meinen Rücktritt angenommen hat».
Dies sagte Lafontant im Unterhaus des haitianischen Parlaments am Samstag. Er habe das Rücktrittsgesuch von Jack Guy Lafontant und dessen Kabinett angenommen, schrieb auch Haitis Präsident Jovenel Moïse am Samstag (Ortszeit) auf Twitter.
Auslöser der Unruhen war die Ankündigung drastischer Erhöhungen der Preise für Benzin und Diesel in dem karibischen Inselstaat vor einer Woche gewesen. Die Regierung hatte angesichts der Proteste die Preiserhöhungen wieder zurückgenommen. Lafontant zog nun die Konsequenz aus den Geschehnissen. Damit kam er einem möglichen Misstrauensvotum im Parlament zuvor.
Hunderte Demonstranten zogen am Samstag dennoch durch die Hauptstadt Porte-au-Prince und forderten auch den Rücktritt von Präsident Jovenel Moïse.
Die vom Internationalen Währungsfonds (IWF) geforderten Preisanhebungen um 38 Prozent für Benzin und 47 Prozent für Diesel sowie um 51 Prozent für Kerosin hatten Krawalle in mehreren Städten ausgelöst, bei denen mindestens vier Menschen starben. In Porte-au-Prince waren Barrikaden aus brennenden Reifen errichtet worden. Geschäfte wurden geplündert, Autos in Brand gesetzt.
Schon vor dem Konflikt über die Treibstoffpreise war Lafontant politisch angeschlagen gewesen. Der politische Quereinsteiger hatte bei der Bevölkerung vergeblich um Geduld geworben, damit seine Regierung «eine Vision, ein klares Programm» umsetzen könne.
Haiti ist das ärmste Land der westlichen Hemisphäre. Die Bevölkerung leidet unter Massenarbeitslosigkeit und seit drei Jahren unter einer Inflationsrate von mehr als 13 Prozent.
Das Land hat sich noch nicht von dem verheerenden Erdbeben erholt, bei dem 2010 etwa 200'000 Menschen ums Leben gekommen waren. In der Folge starben tausende weitere durch eine Cholera-Epidemie. Der Hurrikan «Matthew» im Jahr 2016 richtete weitere schwere Schäden in dem bitterarmen Karibikstaat an.
US-Präsident Donald Trump zeigt sich fest entschlossen, bei der Wahl im Jahr 2020 erneut anzutreten. «Das ist meine Absicht», sagte Trump im Interview mit der britischen Zeitung «Mail on Sunday».
US-Präsident Donald Trump will es nochmals wissen: In einem Interview mit der der britischen Zeitung «Mail on Sunday» sagte er, er sei fest entschlossen, bei der Wahl im Jahr 2020 erneut anzutreten. «Das ist meine Absicht», sagte Trump.
Er könne bei den rivalisierenden Demokraten keinen Kandidaten ausmachen, der ihn dann schlagen könne. «Ich kenne sie alle und sehe keinen», sagte er.
Trump äusserte sich im Rahmen seines Grossbritannien-Besuchs, bei dem er auch Königin Elizabeth II traf. Mit ihr habe er unter anderem über den geplanten EU-Austritt der Briten gesprochen.
«Sie sagte, es sei ein sehr - und sie hat recht - es sei ein sehr komplexes Problem», sagte Trump. (SDA)
Berlin – Die SPD liegt in der deutschen Wählergunst wieder vor der AfD. Nachdem beide Parteien im Sonntagstrend, den das Meinungsforschungsinstitut Emnid für die Zeitung «Bild am Sonntag» erhebt, in der Vorwoche gleichauf lagen, gewinnt die SPD nun einen Zähler hinzu.
Sie kommt damit auf 18 Prozent. Die AfD büsste dagegen einen Punkt auf 16 Prozent ein. CDU/CSU erreichen erneut 30 Prozent. Die Grünen liegen ebenfalls unverändert bei zwölf Prozent.
Die Linke legt einen Punkt auf zehn Prozent zu. Die FDP erreicht erneut neun Prozent.
Für den Sonntagstrend hat Emnid zwischen dem 5. und 11. Juli insgesamt 2.368 repräsentativ ausgewählte Personen befragt.
Die Schweiz hat jetzt einen der strengsten Grenzwerte für Alkoholkonsum. Nach ihrem Etappensieg wittern die Abstinenzler Morgenluft.
Alle vier Jahre versammelt sich die Menschheit zum Final der Fussballweltmeisterschaft vor dem Fernseher, viele mit einem Bier oder einem Glas Wein. Die Franzosen dürfen sich heute drei Glas gönnen, die Katalanen sogar sieben – denn die staatlichen Alkoholempfehlungen sind unterschiedlich.
Der Schweizer sollte nach zwei Glas aufhören, die Schweizerin nach einem, rät das Bundesamt für Gesundheit (BAG) seit dieser Woche. Die Eidgenössische Kommission für Alkoholfragen (Ekal) hat ihre Empfehlungen für einen risikoarmen Alkoholkonsum gerade erst nach unten korrigiert. Davor lagen für Mann und Frau täglich je ein Glas mehr drin. Neu sollen mehrere alkoholfreie Tage pro Woche eingelegt werden. Zwei solche Tage, wie früher empfohlen, reichen den Behörden nicht mehr. Damit hat die Schweiz eine der restriktivsten Alkoholempfehlungen in ganz Europa.
Schlacht zwischen Gesundheits- und WirtschaftslobbyZwar hat der Entscheid keine bindende Wirkung, es handelt sich eben lediglich um eine Empfehlung. Die Symbolkraft für Justiz, Versicherer und Gesellschaft allerdings ist enorm. Vor allem Alkoholgegner können einen wichtigen Etappensieg in der bundespolitischen Schlacht um den Milliardenmarkt verbuchen, die seit Jahren zwischen Gesundheits- und Wirtschaftslobbyisten tobt.
Die Oberhand hatte zuletzt die Wirtschaft, die Tendenz ging hin zur Deregulierung. Erst letztes Jahr winkte der Ständerat die Liberalisierung des Alkoholverkaufs auf Autobahnraststätten durch. Auch Autofahrer dürfen sich nun ein Schlückchen gönnen. Ebenso Hobbykapitäne: Gummibötler sollen von der Promillegrenze ausgenommen werden.
Kritiker sahen in diesen Entscheidungen ein Zeugnis orchestrierter Einflussnahme. Bierbrauer, Wirte, Detailhändler, Weinbauern und Schnapsbrenner hätten die Wandelhalle des Bundeshauses belagert.
Der Entscheid ist eine KorrekturDer wichtigste Erfolg der Alkohollobby aber war vor drei Jahren die Erhöhung der empfohlenen Alkoholgrenzwerte – für die Kritiker war damit klar: Der Bund macht das nur, damit niemand sagen kann, er gängle seine Bürger. Der Entscheid von dieser Woche ist nun also eine Korrektur.
Beim Bund winkt man freilich ab. Politischer Druck habe keine Rolle gespielt, sagt Jann Schumacher, Vizepräsident der Ekal. Weder 2015, als der Wert definiert wurde, noch beim Entscheid über die Anpassung von dieser Woche. Allein neue wissenschaftliche Erkenntnisse seien der Grund gewesen. «Es ist doch klar, dass wir bei solchen Botschaften nicht wollen, dass es heisst, der Staat entmündige seine Bürger», sagt Schumacher.
Warum darf der Spanier mehr trinken?Das Ziel sei, dass derlei Empfehlungen, mit denen jedermann sein Risiko selber beurteilen könne, von der Bevölkerung anerkannt und akzeptiert werden.
Aber wie viel ist jetzt eigentlich zu viel? Und warum soll ein Spanier mehr vertragen als ein Schweizer? Markus Meury von der Stiftung Sucht Schweiz versucht die teils beträchtlichen Unterschiede zwischen den Ländern so zu erklären: «Die Empfehlungen sind aus wissenschaftlichen Erwägungen heraus entstanden. Sie sind in vielen Ländern anders, weil die politischen und kulturellen Faktoren jeweils unterschiedlich sind.»
In Sachen Trinkkultur ist in der Schweiz offenbar eine neue Nüchternheit angebrochen. Siegestrunken sind höchstens noch die Abstinenzler.
Philipp Frei vom Blauen Kreuz, einer Organisation, die gegen den Alkoholismus kämpft, stösst sich daran, dass die Wirtschaft von gelockerten Gesetzen profitiert, während die Gesellschaft für die Schäden geradezustehen habe: «Jährlich rund vier Milliarden Franken.» Frei sagt: «Empfehlungen sind gut und recht, es bräuchte aber auch konkrete Schritte seitens des Bundes.»
Der Solothurner Nationalrat Philipp Hadorn (SP) präsidiert das Blaue Kreuz. Er wird im Parlament eine Interpellation einreichen, um Druck zu machen: Er verlangt vom Bundesrat Auskunft darüber, welche «zusätzlichen Sensibilisierungs- und Präventionsmassnahmen» angesichts der neuen Ausgangslage geplant sind. Zudem soll mit dem Vorstoss der allfällige «Anpassungsbedarf bei aktuell geltenden Gesetzen» geprüft werden.
«Bei nicht gebührender Beantwortung meiner Fragen», so Hadorn, «behalte ich mir die Einreichung einer parlamentarischen Initiative vor.»
Ivan Rakitic (30) über seine Liebsten. Seinen Glauben. Seine wichtigsten Schweizer Trainer. Seine Jugend in Möhlin AG. Sein Tagesablauf vor dem Frankreich-Knüller.
Wenn ich ans Steinli denke, bekomme ich noch heute Hühnerhaut. Ich war knapp vier, als ich das erste Mal das Trikot des FC Möhlin tragen und auf jenem Platz spielen durfte. Das Steinli ist bis heute mein liebster Sportplatz auf der ganzen Welt. Ich bin unheimlich stolz, «Möhlemer» zu sein. Ich bin «Möhlemer» zu 100 Prozent. Ich sage das unglaublich gern.
Es begann alles im kleinen Aargau – heute darf ich im grossen WM-Final von Moskau spielen. Ich kann es immer noch nicht fassen, es ist alles so unbeschreiblich. Wenn Gott will, halte ich heute Nachmittag den WM-Pokal in Händen. Wenn ich an diese Möglichkeit denke, wird mir fast anders.
Die Schweiz hat dabei einen grossen Anteil, dass ich heute für den FC Barcelona und um den WM-Titel spielen darf. Drei Trainer und Menschen aus meiner Jugend sind für mich besonders wichtig. Als ich mit sieben, acht Jahren zum FC Basel kam, war Stefan Hirschi mein erster Trainer. Es folgten Remo Gaugler und Werner Mogg, die beide noch heute beim FCB sind. Diese drei waren mit Abstand meine besten Trainer bei den Junioren. Ich möchte ihnen hier auf diesem Weg danken für die Zeit, die sie sich für mich genommen haben. Sie werden immer ein Teil meines Lebens sein – und ein Stück des WM-Pokals würde ihnen gehören.
Ich bin beim FC Basel wie beim Schweizerischen Fussballverband unglaublich gut gefördert worden. Beide haben einen grossen Anteil an meiner Karriere. Meine Mannschaft ist und bleibt der FCB, ich war dort sogar als Ballbub stolz. Und ein grosser Teil von mir ist Schweizer.
Ich bin stolz auf jede Minute im Schweizer Nati-Dress, auf die ganzen fünf Jahre. Und ich bin stolz auf meinen Schweizer Pass. Das wird immer so sein.
Den WM-Titel würde ich meinen Töchtern widmenMein Vater war Gipser, kam als Saisonnier in die Schweiz nach Möhlin. Wir wurden sehr katholisch erzogen. Und Glaube ist für mich auch heute sehr wichtig. Ich habe mir sogar ein Kreuz und einen Rosenkranz auf die Arme tätowiert.
Darunter trage ich ein Tattoo der Geburtstage meines Vaters, meiner Mutter, meines Bruders und meiner Schwester. Und zwei Sätze auf Spanisch: «Die vereinte Familie wird niemals besiegt werden.» Und: «Raquel, Du bist meine Gegenwart, Du bist meine Zukunft, Du bist das Beste, was mir je passiert ist.»
Deswegen würde ich ihr und meinen Kindern Althea (5) und Adara (2) auch den WM-Titel widmen. Die Grosse hatte vergangene Woche Geburtstag, während der WM. Für jeden Papa der Welt sind die Kinder alles, ich werde mit vielen Geschenken kommen und ein grosses Fest machen und ab nächster Woche vieles mit der Familie nachholen. Eine WM ist schön, und im Moment sind wir in Tagen voller Euphorie. Aber gegen sieben Wochen unterwegs zu sein, das ist auch eine lange Zeit.
Ich werde alles dafür tun, dass ich ihnen den WM-Pokal zu Hause in Barcelona zeigen darf. Meine Frau und meine Kinder, sie bedeuten mir alles in meinem Leben.
Sie liess mich ein halbes Jahr lang abblitzenMeine Frau und ich, es ist eine Story wie in Hollywood. Ich wechselte von Schalke zu Sevilla, sass mit meinem Bruder Dejan am Abend an der Hotelbar. Kurz davor war ich im Zimmer, aber weil ich am nächsten Tag unterschreiben sollte, konnte ich aus Nervosität nicht schlafen, wir entschieden uns für einen Drink.
Und da servierte sie uns die Getränke, diese wunderschöne Frau. Ich sagte zu meinem Bruder, dass ich sie heiraten würde. Er lachte sich kaputt.
Über ein halbes Jahr lang liess sie mich abblitzen, sie müsse nebenher studieren, sie habe keine Zeit, hatte immer eine Ausflucht. Bis ein Freund von mir mich anrief, weil er sie in Privatkleidern entdeckt hatte. Ich fuhr sofort hin, sagte ihr: «Fertig mit den Ausreden, jetzt gehen wir essen!» Seit jenem Abend sind wir ein Paar.
Raquel gibt mir unvorstellbar viel Kraft. Gerade auch während einer so langen Zeit wie einer WM ist so ein Halt für einen Spieler sehr wichtig. Auch wenn es sein könnte, dass in den nächsten Jahren mal ein kleiner Beziehungstest ansteht: Vielleicht steht ja irgendwann die Entscheidung an, ob ich zum FC Basel oder in ihre andalusische Heimat zurück zum FC Sevilla wechsle – das könnte harte Diskussionen geben …
Vielleicht bringe ich den Pokal nach MöhlinWir haben uns diesen WM-Final heute als Mannschaft verdient. Wie wir zusammen auf dem Platz stehen. Wie wir zusammen ausserhalb des Platzes miteinander umgehen. Der Zusammenhalt ist sensationell, es passt einfach alles zwischen uns. Wir haben das ganze Land schon richtig stolz gemacht. Aber jetzt wollen wir den ganz grossen Schlag landen und den Pokal nach Kroatien bringen.
Heute am frühen Abend steigt für uns alle das Spiel der Spiele. Luschniki-Stadion, 80'000 Zuschauer, WM-Final, vielleicht eine Milliarde vor dem Fernseher. So etwas gibts höchstwahrscheinlich nur einmal im Leben.
In der Vorbereitung des Spieltags ändert sich nicht allzu viel für mich. Jetzt, wo wir diese Zeilen gemeinsam zu Papier bringen, sitze ich gerade beim Kaffeetrinken im Hotel. Wir Kroaten versuchen, entspannt zu bleiben.
Am Matchtag bin ich relativ gelassen. Erst schlafe ich gut aus, spreche mit Teamkollegen, wir haben Mannschaftssitzung. Nach dem Mittagessen schlafe ich nochmals ein wenig, lagere danach die Beine hoch, dusche nochmals, bevors ins Stadion geht – und zum Start des Spiels, dann bin ich bereit. Einen Sieg würde ich mit der kroatischen, der spanischen und der Schweizer Flagge feiern. Ich hoffe, dass die ganze Schweiz mit Kroatien mitfiebert.
Und vielleicht komme ich nach der WM bald wieder nach Möhlin. Ins Steinli. Und wer weiss: Vielleicht habe ich ja sogar den WM-Pokal dabei.
Aufgezeichnet: Andreas Böni