In der Nacht auf Mittwoch findet in den USA das erste Halbfinale der grössten Talentshow der Welt, «America's Got Talent» statt. Mittendrin: Nathanya Köhn aus Balgach SG.
Im Kodak Theatre in Los Angeles – dort, wo einmal im Jahr die Oscars vergeben werden – zittert heute Nacht die St. Gallerin Nathanya Köhn (25) um den Einzug ins Finale von «America's Got Talent». Die Zeichen stehen gut: Mit der Vorarlberger Akrobatik- und Tanzgruppe Zurcaroh gilt sie als Favoritin der 13. Staffel der grössten Talentshow der Welt.
Das Video mit dem ersten Auftritt der Truppe ist mit 320 Millionen Aufrufen das meistgesehene der Sendung aller Zeiten. Die Moderatorin der Sendung, das Model Tyra Banks (44), drückte den goldenen Buzzer und schickte die 48-köpfige Truppe direkt in die Livesendungen: «Es war ein Schwall von Emotionen! Freude, Stolz, Fassungslosigkeit, Überraschung», schwärmt Köhn.
Viel Freizeit in Los Angeles gibts nichtFür den Sieg der Sendung üben die Athleten und Tänzer intensiv: «Wir trainieren täglich bis zu fünf Stunden. Nebenbei gibt es Videoaufnahmen für die Sendung. Viel Zeit für anderes bleibt nicht», erzählt Köhn. Sie war einst im Schweizer Kader der Rhythmischen Sportgymnastik, stand kurz vor der Teilnahme an den Olympischen Spielen 2012. Ihr aktueller Traum: «Mit Zurcaroh eine Show in Las Vegas zu haben.» Genau das ist – neben einer Million Franken – der Hauptgewinn der Casting-Show. Ob sich die Gruppe aus dem österreichischen Götzis dem Traum nähert, entscheidet sich nach einem 24-Stunden-Voting in der Nacht auf Donnerstag. Jury-Mitglied Heidi Klum (45) war schon nach dem Viertelfinale sicher: «Wenn hier irgendjemand bereit ist für Las Vegas, dann seid ihr das!»
US-Open-Viertelfinalist John Isner steht in New York vor dem Highlight seiner Karriere. Die Geburt seiner Tochter ginge trotzdem vor.
John Isner ist ein 2,08m-grosser Tennis-Gigant, bekannt für die längsten Partien der Grand-Slam-Geschichte, die ein Turnier-Programm heftig durcheinander bringen: 11:5 Stunden gegen Nicolas Mahut, 6:36 Stunden gegen Kevin Anderson, beide in Wimbledon.
Nun könnte was anderes Isners Turnier-Pläne über den Haufen werfen: die Geburt seines ersten Kindes! Indem er Wawrinka-Bezwinger Milos Raonic in fünf Sätzen eliminiert, egalisiert der US-Schlaks sein bestes US-Open-Ergebnis von 2011 und ist heute zum Viertelfinal der Riesen mit 1,98m-Mann Juan Martin del Potro verabredet.
Wenn seine Frau Madison McKinley nicht gerade in den Wehen liegt! In dem Fall – das stellt Isner klar – müsste Tennis hinten anstehen. «Ich verpasse auf keinen Fall die Geburt meiner Tochter!» Passiere es an einem spielfreien Tag, käme er nach Flushing Meadows zurück, wenn es zeitlich drin liege. «Aber das habe nicht ich unter Kontrolle.»
Hoffen wir mal, dass ihm «Maddie», wie er seine schwangere Frau nennt, erst in zwei Wochen zum geplanten Termin gebärt. Seitdem John mit der US-Schauspielerin zusammen ist, feiert er mit 33 Jahren das beste Jahr seiner Karriere.
Isner weiss, was er an ihr hat, macht daraus im letzten Platz-Interview kein Geheimnis: «Maddie, wenn du gerade zuschaust, ich liebe dich!» Den Namen ihres ungeborenen Kindes verrät er nicht. «Sie würde mich umbringen!»
ZÜRICH - Mallorca-Queen Silvia Kaufmann wird von einem Brief von Hyundai Schweiz aufgeschreckt. Wegen Kurzschluss-Gefahr muss ihr Ioniq-Modell in die Garage. Hunderte weitere Hyundai-Fahrer sind betroffen.
Ahnungslos öffnet die Luzerner Schlagersängerin Silvia Kaufmann (51) den Brief von Hyundai Schweiz. Sie liest von Problemen, die «Sicherheit und Komfort beeinflussen». Der Brief hat es in sich: Hyundai ruft Fahrzeuge der Modelle Ioniq Hybrid und Ioniq Plug-in zurück in die Werkstatt. «Ich bin erschrocken», sagt Kaufmann, die offizielle «Königin von Mallorca», zu BLICK. Diesen Titel hat der deutsche Schlagerstar Jürgen Drews der Schweizerin 2005 verliehen.
Nicht alle Modelle sind betroffen, sondern nur solche, die zwischen dem 1. November 2016 und 20. September 2017 vom Band liefen.
Konkret geht es um den hydraulischen Kupplungsstellantrieb, «welcher aufgrund einer Undichtigkeit zu einem elektrischen Kurzschluss führen könnte». Sprich: Es besteht Brandgefahr!
Die Empfehlung von Hyundai: Sich umgehend an den Garagisten wenden. Das hat Kaufmann gemacht. Demnächst kann sie das Auto für einen Test vorbeibringen. Kaufmann will ihr Auto solange weiterbenutzen. Sie sagt aber: «Ich habe schon ein bisschen Angst.»
Auf Anfrage von BLICK schreibt Hyundai: «In der Schweiz sind momentan 419 Fahrzeuge von der Rückrufaktion betroffen.»
ZÜRICH - ZH - Der Energiekonzern BKW hat im ersten Halbjahr 2018 mit mehr Dienstleistungen den anhaltend tiefen Strompreisen getrotzt. Die Gesamtleistung stieg um 2 Prozent auf 1,28 Milliarden Franken.
Unter dem Strich wurde deutlich mehr verdient, was aber auf einen Sondereffekt im Zusammenhang mit der Pensionskasse zurückzuführen ist.
Mit profitablem Wachstum im Dienstleistungsgeschäft sei der Umsatz auch in einem Umfeld anhaltend negativer Strompreiseffekte weiter gestiegen, teilte das Unternehmen am Dienstag mit. Auch konnten Kosten weiter reduziert werden, um die sinkenden Einnahmen aus den Energiegeschäft zu kompensieren.
Das Betriebsergebnis (EBIT) stieg in der ersten Jahreshälfte im Vergleich zum Vorjahr um 23 Prozent auf 224 Millionen Franken, der Reingewinn um 9 Prozent auf 126 Millionen. Bereinigt allerdings um einen einmaligen Sondereffekt aus dem Primatwechsel der Pensionskasse beträgt der EBIT 171 Millionen (-6%) und der bereinigte Reingewinn 85 Millionen Franken (-26%).
Der Rückgang des Reingewinns sei allein auf die Performance der Anlagen in den Stilllegungs- und Entsorgungsfonds zurückzuführen, die im Vorjahr überdurchschnittlich gut rentiert hätten, so die BKW.
Die Zweitkotierung der Aktien an der BX Swiss soll derweil bis zum Jahresende aufgehoben werden, weil sich der Aufwand angesichts des fehlenden Handelsvolumens nicht lohne.
Der Taifun «Jebi» sorgt in Japan gerade für Chaos. Die Behörden warnen vor Überschwemmungen und Erdrutschen. Der Flug- und Bahnverkehr ist unterbrochen.
Japan ist von einem sehr starken Taifun heimgesucht worden. «Jebi» traf mit Windgeschwindigkeiten von bis zu 216 km/h den Flug- und Bahnverkehr im Westen des Landes am Dienstag hart, viele Verbindungen fielen aus. Es ist der stärkste Taifun seit rund 25 Jahren, der auf das japanische Archipel traf. «Jebi» erreichte zunächst die Provinz Tokushima auf Japans kleinster Hauptinsel Shikoku, dann zog der Wirbelsturm weiter Richtung Norden.
Die nationale Wetterbehörde warnte die Bevölkerung vor Überschwemmungen und Erdrutschen als Folge von starkem Regen und von Sturmböen. Im späteren Tagesverlauf werde sich der Taifun über dem Japan-Meer abschwächen. Das Inselreich Japan wurde in jüngster Zeit bereits mehrfach von Taifunen heimgesucht. Besonders hart traf es den Westen. Dort kamen in Folge von Überschwemmungen und Erdrutschen mehr als 220 Menschen ums Leben. (SDA)
ZÜRICH - Die Börsenbetreiberin SIX hat im ersten Halbjahr trotz einem Rekordumsatz von 1 Milliarde Franken einen Gewinntaucher erlitten. Der Reingewinn sackte um ein Fünftel auf 100,7 Millionen Franken ab.
Der Betriebsgewinn (EBIT) fiel um 15 Prozent auf 139 Millionen Franken. Grund dafür seien einmalige Kosten primär für die Neuausrichtung, teilte die SIX am Dienstag in einem Communiqué mit.
Die Börsenbetreiberin und Finanzinformationsanbieterin befindet sich gerade im grössten Umbau ihrer Geschichte. Einerseits hat die SIX mehrere Geschäftsfelder neu geordnet. So wurden beispielsweise die Schweizer Börse mit der Abwicklung und Verwahrung von Wertschriften zusammengelegt. Auch andere Geschäftsfelder wurden zusammengeführt.
Erstmals über MilliardengrenzeAnderseits hat die SIX im Mai den Verkauf ihres Kartengeschäfts an das französische Zahlungsverkehranbieterin Worldline unterschrieben. Worldline zahlt für die Übernahme von SIX Payment Services 2,3 Milliarden Euro. Dieser Preis setzt sich aus 49,1 Millionen neu ausgegebenen Aktien von Worldline und einem Barbetrag von 338 Millionen Franken zusammen. Die SIX Group wird neuer Minderheitsaktionär von Worldline mit einem Anteil von 27 Prozent.
Operativ konnte die SIX bei den Einnahmen in den ersten sechs Monaten zulegen. Der Umsatz kletterte um 8 Prozent auf 1 Milliarde Franken. Damit habe die SIX erstmals in ihrer Geschichte in einem Halbjahr die Milliardengrenze erreicht, hiess es. (SDA)
ST.GALLEN - Die Helvetia-Gruppe ist im ersten Halbjahr 2018 gewachsen und hat auch mehr verdient. Der Konzerngewinn der Gruppe stieg nach IFRS-Rechnungslegung auf 223,9 Millionen Franken nach einem Gewinn von 210,1 Millionen im Vorjahr.
Unverändert gut habe sich dabei das Nichtlebensgeschäft entwickelt, teilte der Versicherer am Dienstag weiter mit. Allerdings rutschte das Spartenergebnis aufgrund des schwächeren Beitrags vonseiten der Kapitalmärkte auf 146,8 Millionen Franken von 176,6 Millionen ab. Zudem hätten auch die Winterstürme Burglind und Friederike in der Schweiz und Deutschland höhere Belastungen nach sich gezogen.
Die Lebensversicherung trug 78,0 Millionen Franken zum Ergebnis bei nach 92,2 Millionen vor Jahresfrist. Dabei sei beinahe die Hälfte des Rückgangs auf die noch fortlaufenden Veränderungen im Bond-Portfolio zurückzuführen. Und aufgrund der anhaltend tiefen Zinsen seien die Reserven weiter verstärkt worden, so die Helvetia.
Mehr PrämieneinnahmenDas Geschäftsvolumen der Gruppe wuchs derweil um 5,4 Prozent und erreichte 5,83 Milliarden Franken. In Lokalwährungen belief sich das Plus noch auf 2,9 Prozent. Die Bruttoprämieneinnahmen wurden mit 5,75 Milliarden Franken nach 5,46 Milliarden in der Vorjahresperiode angegeben. Hauptwachstumstreiber war das Nichtlebensgeschäft, während Helvetia auch in der Rückversicherung zulegte.
Konzernchef Philipp Gmür zeigte sich in der Mitteilung erfreut über das Erreichte. Zudem komme man mit der Umsetzung der Strategie 2020 zügig voran. Helvetia hat sich zum Ziel gesetzt, das Geschäftsvolumen auf 10 Milliarden Franken zu steigern. Überdies strebt die Gruppe in der Nichtlebensversicherung eine Combined Ratio an, die unterhalb der Schwelle von 93 Prozent liegt. (SDA)
BERN - Der Subventionsskandal hat die Postauto durchgeschüttelt. Die Mitglieder der Geschäftsleitung mussten den Hut nehmen. Jetzt ist das Gremium wieder beinahe vollständig.
Den neuen Finanzmann von Postauto hat BLICK letzte Woche bereits exklusiv vorgestellt. Inzwischen sind auch fast alle anderen Posten in der Geschäftsleitung neu besetzt. Die Neulinge sollen die skandalgeplagte Postauto wieder auf ruhigere Bahnen lenken. Jahrelang wurden Subventionen in Millionenhöhe erschwindelt. Unter anderem waren deshalb die Mitglieder der Geschäftsleitung freigestellt worden.
Jetzt sind die Leitungspersonen für die Bereiche Betrieb, Marketing ÖV, Strategie & Innovation, Systeme & Services sowie das Personal gefunden. Der Findungsprozess sei «kurz und intensiv» gewesen, heisst es in einem Communiqué.
Zwei fehlen nochDiese Leute gehören in die neue Geschäftsleitung: Christian Plüss, Leiter Postauto und Mitglied der Konzernleitung Post; Benno Bucher, Leiter Finanzen; Peter Lacher, Leiter Betrieb; Ian Hennin, Leiter Marketing ÖV; Andreas Biedermann, Leiter Systeme & Services; Martina Müggler, Leiterin Strategie & Innovation; Gabrielle Dobson, Leiterin Personal.
Die gewählten Personen treten ihre Stellen bei Postauto zwischen dem 1. Oktober und dem 1. Dezember 2018 an. Zu einem späteren Zeitpunkt werden die Funktionen Leitung Verkauf und Leitung Kommunikation besetzt. Die Ernennung von Plüss und Bucher war bereits früher erfolgt.
«Vor anspruchsvollen Aufgaben»Thomas Baur, interimistischer Leiter von Postauto, äussert sich in der Medienmitteilung erfreut, dass es gelungen sei, innert kurzer Zeit «ein starkes, breit abgestütztes Team» zusammenzustellen.
«Die neue Geschäftsleitung steht vor anspruchsvollen Aufgaben», erklärte Baur. «Ich bin überzeugt, dass sie zusammen mit unserem motivierten Personal in der ganzen Schweiz die Neuausrichtung von Postauto erfolgreich umsetzen und im operativen Geschäft weiterhin einen hochstehenden und kundennahen Service erbringen wird.» (SDA/jfr)
Curitiba – Brasiliens inhaftierter Ex-Präsident Luiz Inácio Lula da Silva will den Entscheid des Obersten Wahlgerichts, wonach er bei der Präsidentenwahl im Oktober nicht antreten darf, bei der Uno und beim Obersten brasilianischen Gerichtshof anfechten.
Er habe Lula über «alle ihm zur Verfügung stehenden Möglichkeiten» informiert, sagte sein Vizepräsidentschaftskandidat Fernando Haddad am Montag nach einem Besuch des Ex-Staatschefs im Gefängnis in Curitiba.
Haddad verwies zudem auf den Uno-Menschenrechtsausschuss, der die brasilianische Regierung Mitte August aufgefordert hatte, Lula bei der Wahl antreten zu lassen, solange er nicht sämtliche juristische Möglichkeiten gegen seine Verurteilung ausgeschöpft habe.
Das Oberste Wahlgericht Brasiliens hatte am Freitag dagegen entschieden, dass Lula nicht antreten dürfe. Nach brasilianischem Recht seien in zweiter Instanz verurteilte Staatsbürger nicht wählbar und dies sei bei Lula der Fall.
Lula, der von 2003 bis Ende 2010 Präsident war, sitzt nach einer Verurteilung wegen Korruption und Geldwäscherei im Gefängnis. In Wahlumfragen liegt er dennoch vor allen seinen Mitbewerbern.
Das Wahlgericht hatte Lulas Arbeiterpartei (PT) bis zum 12. September Zeit gegeben, um einen Ersatzkandidaten aufzustellen. Sollte der Einspruch gegen die Entscheidung des Wahlgerichts zum Antrittsverbot Lulas abgewiesen werden, wird vermutlich Haddad für ihn einspringen.
Rio de Janeiro – Nach dem Grossbrand im Nationalmuseum in Rio de Janeiro haben zahlreiche Menschen gegen den mangelhaften Brandschutz in dem Gebäude protestiert. Sie kritisierten, dass die Regierung von Präsident Michel Temer das Vermächtnis des Landes nicht ausreichend schütze.
«Weg mit Temer, weg mit Temer», skandierten die Demonstranten am Montag vor der Ruine des völlig ausgebrannten Gebäudes. Die Polizei ging mit Pfeffersprays gegen die protestierenden Menschen vor.
In dem ältesten Museum Brasiliens war am Sonntagabend Feuer ausgebrochen und hatte den früheren Kaiserpalast fast völlig zerstört. Experten befürchteten, dass fast alle der rund 20 Millionen Ausstellungsstücke vernichtet wurden. Das Museum galt mit seiner geologischen, botanischen, paläontologischen und archäologischen Sammlung als eines der wichtigsten Ausstellungshäuser Südamerikas. Neben Exponaten aus der Region verfügte es auch über ägyptische Mumien, griechische Statuen und etruskische Artefakte.
Der mangelhafte Brandschutz des Hauses stand schon seit längerem in der Kritik. «Für die Instandhaltung von historischen Gebäuden sind finanzielle Mittel nötig und in Brasilien werden diese nicht zur Verfügung gestellt», kritisierte Museumsdirektor Alexander Kellner. Der Finanzchef der Universität von Rio de Janeiro (UFRJ), die das Museumsgebäude verwaltete, warf der Regierung vor, zuletzt den Haushalt der Hochschule gekürzt zu haben.
Nach dem Grossbrand im Nationalmuseum bot die Unesco Brasilien ihre Hilfe an. Die Uno-Kulturorganisation könne den Behörden ihre Expertise anbieten, insbesondere beim Schutz und bei der Bewahrung des kulturellen Erbes, sagte Unesco-Generaldirektorin Audrey Azoulay in Paris.
Ermittler suchten unterdessen weiter nach der Brandursache. Nach Einschätzung von Kulturminister Sergio Sá Leitao könnte ein Ballon auf das Dach des Museums gestürzt sein und den Brand ausgelöst haben. In Brasilien werden häufig kleine Heissluftballons bei Feiern steigen gelassen. Eine andere Hypothese lautete, dass ein Kurzschluss im Auditorium das Feuer verursacht haben könnte.
Vor der Absperrung der Ruine sass am Montag ein Mitarbeiter des Museums und weinte. Eine Studentin sagte: «Wir haben unser kulturelles Gedächtnis verloren». Eine Demonstrantin führte für ihren Protest das berühmte Fossil «Luzia» aus dem Fundus des Museums ins Felde. «Luzia hat 13'000 Jahre in der Natur überlebt, aber kein halbes Jahrhundert in den Händen der Regierung», war auf ihrem Plakat zu lesen.
Mehr als 600 Flüchtlinge sind am Montag beim Versuch der Überfahrt nach Spanien aus dem Mittelmeer gerettet worden. Die Geretteten stammten aus Länder südlich der Sahara und aus Nordafrika.
Mehr als 600 Flüchtlinge sind am Montag beim Versuch der Überfahrt nach Spanien aus dem Mittelmeer gerettet worden. Insgesamt seien in der Strasse von Gibraltar sowie im Alborán-Meer zwischen Marokko und Spanien 626 Menschen von 16 Booten gerettet worden.
Dies sagte ein Sprecher der spanischen Küstenwache der Nachrichtenagentur AFP in der Nacht auf Dienstag. Die Geretteten stammten aus Länder südlich der Sahara und aus Nordafrika.
Rettungskräfte waren zudem zu einem weiteren in Seenot geratenen Boot unterwegs, wie der Sprecher weiter ausführte. Die Zahl der Menschen auf dem Boot war aber nicht bekannt.
Spanien Flüchtlingsziel Nummer 1Spanien hat Italien inzwischen als Hauptankunftsland für Migranten in der EU abgelöst. Die neue rechts-populistische Regierung in Rom lässt kaum noch Bootsflüchtlinge ins Land, zudem scheinen die libyschen Behörden verstärkt gegen Schlepper vorzugehen. Viele Migranten weichen deshalb in die Nachbarländer Algerien und Marokko aus, um von dort aus die Überfahrt nach Spanien zu wagen.
In diesem Jahr kamen nach Angaben der Internationalen Organisation für Migration (IOM) bereits mehr als 28'500 Flüchtlinge über das Meer in Spanien an. 313 starben bei dem Versuch.
Die marokkanischen Behörden hatten in den vergangenen Wochen verstärkt Migranten nahe der Mittelmeerküste aufgegriffen und in den Süden des Landes gebracht. Offenbar sollen sie dadurch von der Überfahrt über das Mittelmeer nach Europa abgehalten werden.
Ein Sprecher der Marokkanischen Menschenrechtsvereinigung (AMDH), Said Tbel, sagte AFP am Montag, bei einer der Zwangsumsiedlungen seien Anfang August zwei Flüchtlinge aus Mali ums Leben gekommen. Die marokkanischen Behörden sprachen von einem Unfall; es seien Ermittlungen eingeleitet worden. (SDA)
Tscholpon-Ata – Ungarns EU-kritischer Ministerpräsident Viktor Orban hat die Gemeinsamkeiten seines Landes mit den meist autoritär regierten turksprachigen Ländern herausgestellt. Dafür nutzte er eine besondere Veranstaltung.
Der rechts-nationale Politiker aus Ungarn nahm am Montag in Kirgistan in Zentralasien an einem Gipfel des Kooperationsrates der turksprachigen Staaten teil.
«Die Ungarn betrachten sich als späte Nachfahren des (Hunnenkönigs) Attila (aus der Völkerwanderungszeit). Sie stehen auf der Grundlage des hunnisch-turkvölkischen Ursprungs. Ihre Sprache ist mit den Turksprachen verwandt», sagte Orban nach Angaben der staatlichen ungarischen Nachrichtenagentur MTI.
Die Aussagen des Regierungschefs stiessen in Ungarn auf Befremden. Sprachwissenschaftlich ist es erwiesen, dass die ungarische Sprache der Familie der finno-ugrischen Sprachen und nicht der der Turksprachen angehört. In rechten und nationalistischen Kreisen Ungarns wird aber diese Erkenntnis seit dem 19. Jahrhundert bestritten. Die Anhänger des sogenannten Turanismus glauben, dass die heutigen Ungarn von den sagenumwobenen Hunnen der Völkerwanderungszeit abstammen und sowohl abstammungsmässig als auch sprachlich mit den Turkvölkern Zentralasiens verwandt seien.
Wissenschaftlich sind diese Ansichten nicht haltbar. Zwar erhalten ihre Anhänger in den von Orban und seinen Geschäftsleuten kontrollierten Medien häufig eine Bühne. Doch war es am Montag das erste Mal, dass sich Orban eindeutig zu dieser pseudo-wissenschaftlichen These bekannte. «In dem von Orban erträumten »Magyaristan« setzen augenblickliche politische und wirtschaftliche Interessen selbst wissenschaftliche Fakten ausser Kraft», schrieb die oppositionelle Tageszeitung «Nepszava» am Montag auf ihrer Webseite.
Am Präsidentengipfel in Tscholpon-Ata am See Issyk-Kul nahmen auch der türkische Präsident Recep Tayyip Erdogan und seine Kollegen aus Kirgistan, Kasachstan, Usbekistan und Aserbaidschan teil. Ungarn erhielt in der Organisation einen Status als Beobachter. Der kirgisische Präsident Sooronbai Scheenbekow lobte, dass Ungarn an seinem historischen Zusammenhang mit den Turkvölkern festhalte.
Orban pries wiederum die Turkvölker, die in der modernen Welt ihre Sprache, Kultur und Tradition bewahren würden. «Nur ein Volk, das stolz ist auf seine nationale Identität, kann stark sein», fügte er hinzu.
Äusserer Anlass des Präsidententreffens waren die Weltnomadenspiele. Etwa 2000 Sportler aus 80 Ländern messen sich in Disziplinen wie Reiten, Bogenschiessen oder Ringen, die für Nomaden und Hirten wichtig sind.
New York – Eine ganze Strasse ist in New York in ein Graffiti-Kunstwerk verwandelt worden. Der Künstler Chen Dongfan bemalte den Belag der rund 60 Meter langen Doyers Street in Chinatown in Manhattan im Auftrag einer lokalen Kunstorganisation mit bunten Blumen und Drachen.
«Die Geschichte von Chinatown ist voller Not, aber auch voller Liebe», sagte Dongfan. «Die Erfahrung der Einwanderer und wie sie diese Gegend als ihre Heimat erleben, haben mich inspiriert.» Noch bis November soll die Strasse mit dem Kunstwerk tagsüber für Autos gesperrt bleiben.
Die Doyers Street ist für Manhattan sehr ungewöhnlich, weil sie kurz und gebogen ist. Früher wurde sie auch «Bloody Angle» (etwa: blutiger Winkel) genannt, weil sich hier Anfang des 20. Jahrhunderts chinesische Strassengangs bekämpften - von Hollywood verfilmt in dem Epos «Gangs of New York» (2002) mit Leonardo DiCaprio und Daniel Day-Lewis. Heutzutage ist die Doyers Street harmlos und mit einigen Bars und Restaurants bei jungen Menschen zum Ausgehen beliebt.
Roger Federer (ATP 2) unterlaufen im Achtelfinal der US Open gegen den Australier John Millman (ATP 55) viel zu viele Fehler. Er scheidet nach vier Sätzen sensationell aus!
Aus dem erwarteten Viertelfinal-Knüller an den US Open zwischen Roger Federer und Novak Djokovic wird nichts! Der Schweizer patzt überraschend in seinem Achtelfinal gegen den Australier John Millman (ATP 55).
Nach 3:34 Stunden Kampf muss Federer kurz vor 1 Uhr Ortszeit in New York als Verlierer vom Platz. Millman triumphiert mit 3:6, 7:5, 7:6 und 7:6. Für ihn ists der grösste Erfolg seiner Karriere. Noch nie stand der 29-Jährige in einem Major-Viertelfinal.
Bei Federer hingegen reisst eine Serie an den US Open. Erstmals verliert der 37-Jährige beim 14. Auftritt im Big Apple gegen einen Spieler ausserhalb der Top 50. Bisher war die Pleite gegen Mirnyi (ATP 34) im Jahr 2002 die Negativmarke.
Schwache Vorstellung von FedererDas Aus von Federer kommt überraschend. Allerdings zeigt sich der Maestro nicht auf der Höhe seines Könnens und liefert eine schwache Leistung ab. Roger leistet sich 76 (!) vermeidbare Fehler und serviert zehn Doppelfehler. Nur 49 Prozent der ersten Aufschläge landen im Feld!
Woran liegts? Setzen Roger die Bedingungen zu sehr zu? Auch gegen Mitternacht zeigt das Thermometer in New York noch immer fast 30 Grad – bei einer extrem hohen Luftfeuchtigkeit.
Bezeichnend für den Auftritt Federers ist das Tiebreak im 4. Satz. Er geht zwar 1:0 in Führung, kassiert dann aber sechs Punkte in Serie zum 1:6 – darunter zwei Doppelfehler. Danach lässt sich Millman die Butter nicht mehr vom Brot nehmen.
Mit dem Out muss Federer weiter auf seinen 6. US-Open-Titel warten. Von 2004 bis 2008 siegte er fünfmal en suite, seither schaffte er es nur noch 2015 in den Final. Trotz der Pleite wird er auch nach dem Turnier die Weltnummer 2 hinter Rafael Nadal bleiben. (rib)
Tokio – Ein besonders starker Taifun hat den Luftverkehr in Japan stark beeinträchtigt. Hunderte Flüge mussten am Dienstag aus Sorge vor Sturmböen und starken Regenfällen gestrichen werden, wie örtliche Medien berichteten.
«Jebi» drohte mit Windgeschwindigkeiten von bis zu 216 Kilometern in der Stunde im Tagesverlauf auf die südwestliche Hauptinsel Shikoku oder die Halbinsel Kii an der Pazifikküste des Landes zu treffen.
Die nationale Wetterbehörde warnte die Bevölkerung vor heftigen Regenfällen, starken Sturmböen und hohem Wellengang. Anschliessend dürfte sich der Taifun über dem Japan-Meer abschwächen.
Das Inselreich Japan wurde in jüngster Zeit bereits mehrfach von Taifunen heimgesucht. Besonders hart traf es den Westen. Dort kamen in Folge von Überschwemmungen und Erdrutschen mehr als 220 Menschen ums Leben.
Die Finanzkontrolle hat die Schweizer Kriegsmaterial-Exporte unter die Lupe genommen. Befund: Die Vorschriften werden eingehalten. Trotzdem gibts keinen Grund zur Entwarnung. Kommentar von BLICK-Chefredaktor Andreas Dietrich.
Der Bundesrat ist drauf und dran, Waffenexporte in Bürgerkriegsländer zu ermöglichen. BLICK hat den unmoralischen Entscheid in den letzten Tagen hart kritisiert.
Mitten in diese Diskussion platzt der Bericht der Finanzkontrolle. Sie hat unter die Lupe genommen, ob die Überprüfung der Kriegsmaterial-Ausfuhren funktioniert. Der Hauptbefund: Das Staatssekretariat für Wirtschaft hält sich an die Gesetze und Vorgaben, die untersuchten Waffen-Exporte wurden korrekt bewilligt.
Legale UmgehungstricksDas ist eine gute Nachricht. Auch wenn bloss bestätigt wird, was man als Bürger erwarten darf: dass die Beamten ihren Job machen. Ein anderes Ergebnis wäre alarmierend gewesen.
Einige Befunde der Finanzkontrolle sind dennoch beunruhigend. So wird gezeigt, wie Schweizer Waffenschmieden die Bestimmungen umgehen können. Mit legalen Tricks und dank internationaler Verflechtungen wickeln sie Geschäfte ab, die in der Schweiz so nicht bewilligt würden. Das kann man nicht den Behörden vorwerfen. Es zeigt bloss den unbedingten Willen der Branche, ihr Business zu machen. Dies wiederum kann man nicht den Firmen vorwerfen.
Zu nah an den LobbyistenDer Vorwurf, der zu machen ist: Statt auf erhöhte Wachsamkeit stösst die Branche in Bundesbern auf weit offene Ohren und übertriebenes Wohlwollen. Die Finanzkontrolle stellt eine sehr grosse Nähe zur Wirtschaft fest und fordert von den Kontrollbeamten nachdrücklich «eine kritische Distanz zu den beaufsichtigten Firmen und ihren Lobbyisten» – offenbar hat sie konkrete Veranlassung zu diesem Aufruf.
Ausweitung der KampfzoneDoch ist das mehr als ein frommer Wunsch an die Beamten? Von ihren Chefs erhalten sie nämlich entgegengesetzte Zeichen: Statt auf dem ohnehin heiklen Terrain bestehender Waffengeschäfte noch mehr Sorgfalt einzufordern, will die Bundesratsmehrheit die Kampfzone ausweiten und die Exportbestimmungen lockern. Eine überzeugende Begründung für diese Unnötigkeit in Zeiten von Kriegs- und Flüchtlingselend gibt es nicht. Dafür eine ernüchternde Erklärung: Willfährigkeit gegenüber den Rüstungsfirmen und ihren Lobbyisten.
Moralischer Kompass ist wegDer Bundesrat hat beim Thema Rüstungsexporte den moralischen Kompass verloren und auch das Gespür fürs Land. Ökonomische Vernunft und Verständnis für die Anliegen der Wirtschaft sind in der Bevölkerung zum Glück weit verbreitet. Ebenso aber der Stolz auf die humanitäre Tradition und das Bewusstsein, dieses kostbare Erbe als Verpflichtung zu nehmen.
Es ist an der Zeit, den Bundesrat bei Waffenexporten teilweise zu entwaffnen. Mit weitreichenden Befugnissen und in vertraulichen Beschlüssen fällt er nicht nachvollziehbare Entscheide, die für die Schweiz von grösserer Bedeutung sind als Zahlen in der Aussenhandelsstatistik. Alles ist gut, was hier zu mehr Kontrolle und weniger Eigenmächtigkeit führt.
Die AfD hat die SPD in einer Umfrage in Deutschland auf Platz drei verdrängt. Im neuesten Insa-Meinungstrend für «Bild» legen die AfD sowie die CDU/CSU um jeweils einen halben Prozentpunkt auf 17 beziehungsweise 28,5 Prozent zu.
Die AfD hat die SPD in einer Umfrage in Deutschland auf Platz drei verdrängt. Im neuesten Insa-Meinungstrend für «Bild» legen die AfD sowie die CDU/CSU um jeweils einen halben Prozentpunkt auf 17 beziehungsweise 28,5 Prozent zu.
Die SPD verliert in der am Dienstag veröffentlichten Befragung hingegen einen halben Punkt auf 16 Prozent. Auch FDP und Linke verlieren jeweils einen halben Punkt auf 9,5 beziehungsweise zehn Prozent. Die Grünen halten mit 13,5 Prozent ihren Wert aus der Vorwoche.
Regieren als Nachteil«Die Stellung der SPD als zweitstärkste politische Kraft im Bund ist in Gefahr», sagte Insa-Chef Hermann Binkert zu der Zeitung. Je länger Union und SPD zusammen regierten, umso unwahrscheinlicher werde es, dass sie bei Wahlen noch eine parlamentarische Mehrheit erzielten, fuhr der Experte fort.
Befragt wurden vom 31. August bis zum 3. September insgesamt 2069 Bürger in Deutschland. (SDA)
Sven Andrighetto (25) verleiht seiner Heimatliebe besonderen Ausdruck. Der NHL-Star hat sich auf dem rechten Oberschenkel ein Tattoo mit Zürich-Motiv stechen lassen.
Zu Beginn seiner NHL-Karriere hätte Sven Andrighetto in Montreal beinahe Schiffbruch erlitten. Doch jetzt gleitet der gebürtige Bassersdorfer entspannt mit einem Motorboot über den Zürichsee. Seit er im Frühling 2017 bei den Colorado Avalanche in Denver gelandet ist, geniesst «Ghetto» in der besten Eishockey-Liga der Welt einen viel besseren Status.
In der letzten Saison hat der Flügelstürmer trotz einer langen Verletzungspause 22 Skorerpunkte verbucht. Obwohl er in Colorado zu einer festen Grösse herangewachsen ist, weint er seiner Heimat immer wieder ein Tränchen nach: «Denver ist eine tolle Stadt, aber es gibt dort keinen so schönen See und kein Altstadt-Feeling, wie man es im Zürcher Niederdörfli hat.»
Deshalb hat sich der 25-Jährige, der die Saisonvorbereitung mit den Kloten Flyers absolviert hat, den Züri-Löwen und das Grossmünster auf seinen Oberschenkel tätowieren lassen. «Ich muss gestehen, dass ich mittlerweile regelrecht süchtig nach Tattoos bin», sagt Andrighetto. «Ich gehe ungefähr gleich oft zum Tätowierer wie andere zum Coiffeur.»
Bis vor ein paar Wochen hat einiges darauf hingedeutet, dass sich auch der Name Emma in Andrighettos Leben verewigen könnte. Emma heisst die Schwedin, die unseren WM-Silber-Helden im August zu der Verleihung der Swiss Hockey Awards begleitet hat.
Heja Sverige!«Ich habe sie im letzten Winter kennengelernt, als ich mit Colorado Avalanche zwei Spiele in Stockholm absolviert habe. Wir waren dann während ein paar Monaten ein Paar, aber jetzt haben wir uns nicht zuletzt wegen der Distanz zwischen unseren Wohnsitzen getrennt.»
Einen starken Schweden-Bezug hat der Mann mit dem schwedischen Vornamen Sven, der im WM-Final 2018 gegen das DreiKronen-Team den einzigen Schweizer Penalty versenkt hat, aber nach wie vor. «Wir haben in Colorado vier Schweden im Kader, unser Captain Gabriel Landeskog wohnt in Denver in meiner Nachbarschaft. Er ist nicht nur ein grossartiger Hockeyspieler, ich mag ihn auch als Mensch sehr gerne. Ich habe bei Gabriel zu Hause schon einige Partien Billard und Tischtennis gespielt.»
Sven Andrighetto ist letzte Woche zurück nach Denver geflogen. Am 4. Oktober wird er mit Colorado Avalanche die NHL-Saison mit dem Spiel gegen Nino Niederreiters Minnesota Wild eröffnen.
ST.GALLEN SG - Hans Fässler drückte seinen Ärger über die Raiffeisen-Führung mit einem kreativen Protest aus: Er überklebte die Platzwidmung vor dem Hauptsitz. Nun wurde er von Geschäftsführer Patrik Gisel empfangen.
Es war ein wirkungsvoller Protest: Mitte August überklebt Hans Fässler (64) das Namensschild auf dem Raiffeisenplatz in St. Gallen.
«Friedrich Wilhelm Raiffeisen würde sich im Grabe umdrehen, wenn er wüsste, was man aus seiner Bank gemacht hat», lautet Fässlers Widmung, die dieser direkt vor dem Hauptsitz der drittgrössten Schweizer Bank anbringt.
Einige Stunden später wird das Schild durch Raiffeisen entfernt. Gleichzeitig signalisiert ein Mediensprecher, dass man mit dem Historiker und ehemaligen SP-Kantonsrat das Gespräch suchen wolle.
Treffen kam «überraschend»Noch-CEO Patrik Gisel (56) erklärt den Fall zur Chefsache und spricht gestern eine Dreiviertelstunde mit dem pensionierten Englischlehrer.
«Damit hätte ich niemals gerechnet, das kam wirklich überraschend», sagt Fässler. Dennoch seien Welten aufeinandergetroffen. Er sei Sozialist, Gisel Kapitalist.
Der einstige SP-Politiker erhält vom Banken-Boss ein Bekenntnis zur genossenschaftlichen Struktur der Raiffeisen. Mit seiner Forderung nach einem Lohnverhältnis von maximal 1:12 blitzt er hingegen ab. Stattdessen hört er, dass die Bank branchenübliche Löhne bezahle und diese in den letzten Jahren gesunken seien.
Protest-Schild wird zum MahnmalDer Rentner spricht dennoch von einer «sympathischen Begegnung». Patrik Gisel sei anzumerken gewesen, wie sehr ihm die letzten Monate zugesetzt hätten. «Er klagte: ‹Ich trage den leidigen Stempel auf der Stirn, 13 Jahre mit Vincenz gearbeitet zu haben.›»
Die schöne Überraschung für den Protest-Kunden: Sein Schild soll im Raiffeisen-Hauptsitz einen Platz als Mahnmal bekommen. «Wir können Ihnen bestätigen, dass Patrik Gisel Herrn Fässler zugesagt hat, das Schild aufzuhängen», sagt Mediensprecher Dominik Chiavi dem BLICK.
Hans Fässler hätte schon eine Idee für den Standort: «Am besten in der Teppichetage!»
BERN - Seit 2005 verkauft die Blindenwerkstatt in Brig VS überteuerte Produkte aus «Blindenhand». BLICK deckte auf: In der Werkstatt arbeiten keine Blinden. Ein Ex-Mitarbeiter packt über die Tricks aus. Kanton und nationaler Blindenbund wollen handeln.
Seit 13 Jahren verkauft die Schweizerische Blinden- und Sehbehindertenwerkstatt (SBSW) in Brig VS Produkte, die angeblich von Blinden hergestellt werden – zu erhöhten Preisen, da es ein soziales Projekt sei. BLICK deckte gestern auf: In der Blinden-Werkstatt arbeiten gar keine Blinden!
In Brig werden auch nur Bürsten und Besen hergestellt. Frotteetücher, Teelichter und Computer-Reinigungssets, die ebenfalls im 18-seitigen Katalog der Blindenwerkstatt angeboten werden, importiert die SBSW aus Deutschland und Österreich. Die Blindenwerkstatt ist eine GmbH. Im Besitz von drei deutschen Brüdern.
Lerchen-Osterhasen waren aus verleimtem KieferAndreas Ritler (62) kennt die Tricks der Firma. Der Walliser arbeitete fünf Jahre als Produktions- und Werkstattleiter in der SBSW in Brig. Er war auch Ausbildner der Bürstenmacher. «Ich wehrte mich, dass die Artikel aus Deutschland kamen und dann hier als Schweizer Produkte, die von Blinden hergestellt sein sollen, verkauft werden.»
Ritler reiste mehrmals nach Deutschland, um dort Produkte herzustellen. «Wir machten Osterhasen und Hirsche, die als Lärchenholz verkauft wurden. Tatsächlich waren die Artikel aus verleimtem Kiefer.»
Auch Weihnachtsbeleuchtung habe er in Deutschland gemacht. «All diese Artikel wurden dann in Hunderten von Kisten abgepackt und in die Schweiz verfrachtet. Als ich in Deutschland vor Ort war, arbeitete auch dort kein einziger Blinder. Als ich mich über diese Geschäftspraktiken beschwerte, hat mir der deutsche Geschäftsleiter Michael B.* fristlos gekündigt.»
Kanton kündigt endlich Kontrolle anDie Direktion für Wirtschaftsentwicklung des Kantons Wallis stellte 2005 eine schriftliche Empfehlung für die SBSW GmbH aus. Mit der noch heute auf der Webseite geworben wird. «Das ist sehr bedauerlich», sagt jetzt Joyceline Pepin, zuständig für neue Firmen im Wallis. «Wir werden dem natürlich nachgehen und die Blindenwerkstatt besuchen. Wir werden auch prüfen, ob der Betrieb noch mit unserer Empfehlung von 2005 Werbung macht und die geeigneten Massnahmen ergreifen.»
Bei der Empfehlung vor 13 Jahren seien alle Kriterien erfüllt gewesen. «Ein Betrieb wird entsprechend seiner Bedürfnisse üblicherweise zwei bis drei Jahre nach dem Start begleitet und anschliessend bei Bedarf unterstützt», sagt Pepin. «Bei der Blindenwerkstatt fand der letzte Kontakt am 27. Juni 2006 per Mail statt. Dabei ging es um eine Arbeitsbewilligung.»
Der nationale Blindenbund prüft rechtliche SchritteDie Regionalgruppe Wallis (RGW) des Schweizerischen Blindenbundes ist mit 20 Prozent an der Blindenwerkstatt GmbH beteiligt. Der nationale Verband will nichts mit der Firma in Brig zu tun haben. «Letztmals haben wir 2015 die SBSW GmbH aufgefordert, unseren Namen aus allen Online- und Print- Publikationen zu löschen», sagt Geschäftsführer Jvano Del Degan zu BLICK. «Wir werden sicher rechtliche Schritte gegen die SBSW GmbH prüfen.»
Von der Regionalgruppe distanziert er sich nicht. «Die RGW leistet gute Arbeit. Die Gewinnausschüttungen aus der SBSW GmbH werden ausschliesslich für Betroffene im Oberwallis eingesetzt.» Nun müsse aber die Beteiligung an der Firma hinterfragt werden.
Von der Regionalgruppe wollte niemand Stellung nehmen. «Die Blindenwerkstatt organisiert am Donnerstag einen Tag der offenen Tür. Es gibt auch eine Stellungnahme», sagt Ernst Lochmatter von der Regionalgruppe Wallis des Schweizerischen Blindenbundes.
* Name der Redaktion bekannt