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Diplomacy & Defense Think Tank News

Importance of dehumanization has been exaggerated in study of violence

DIIS - Mon, 03/30/2020 - 10:46
New article concludes: Explanatory value of key concept now in doubt

Konstruierte Ortsgebundenheit und Körperlichkeit in Orten der Wissenschaft: Feldstationen und Forschungsschiffe

Welche Rolle spielt körperliche Kommunikation in der Konstitution von Kommunikationsmacht in Prozessen wissenschaftlicher Wissensproduktion? Wie wirkt sich dies auf die wissenschaftliche Wissensproduktion selbst aus, leitet und prägt sie? Inwiefern ist dies besonders relevant in Zeiten, in der fast alle Bereiche der von Deutschland finanzierten Großforschung sukzessive aus den Universitäten in außeruniversitäre Forschungsinstituten wandern und mittels Forschungsinfrastrukturen, Laboren, Feldstationen, Forschungsschiffen global agierend in größer werdenden und wissenschaftlich immer mehr aufeinander angewiesenen internationalen Teams die Erforschung unseres Planeten vorantreiben? Welche Rolle spielt Körperwissen und -kommunikation in sozialen Prozessen wissenschaftlicher Wissensproduktion?

Diesen Fragen geht die Autorin am Beispiel einer landwirtschaftlichen Feldstation im Nordwesten Usbekistans und einem deutschen Forschungsschiff auf einer Ausfahrt im Südatlantik nach. Es handelt sich um Orte und Formen der wissenschaftlichen Wissensproduktion, die repräsentativ sind für von Deutschland aus finanzierte, international agierende Großforschung im Umweltbereich.

Konstruierte Ortsgebundenheit und Körperlichkeit in Orten der Wissenschaft: Feldstationen und Forschungsschiffe

Welche Rolle spielt körperliche Kommunikation in der Konstitution von Kommunikationsmacht in Prozessen wissenschaftlicher Wissensproduktion? Wie wirkt sich dies auf die wissenschaftliche Wissensproduktion selbst aus, leitet und prägt sie? Inwiefern ist dies besonders relevant in Zeiten, in der fast alle Bereiche der von Deutschland finanzierten Großforschung sukzessive aus den Universitäten in außeruniversitäre Forschungsinstituten wandern und mittels Forschungsinfrastrukturen, Laboren, Feldstationen, Forschungsschiffen global agierend in größer werdenden und wissenschaftlich immer mehr aufeinander angewiesenen internationalen Teams die Erforschung unseres Planeten vorantreiben? Welche Rolle spielt Körperwissen und -kommunikation in sozialen Prozessen wissenschaftlicher Wissensproduktion?

Diesen Fragen geht die Autorin am Beispiel einer landwirtschaftlichen Feldstation im Nordwesten Usbekistans und einem deutschen Forschungsschiff auf einer Ausfahrt im Südatlantik nach. Es handelt sich um Orte und Formen der wissenschaftlichen Wissensproduktion, die repräsentativ sind für von Deutschland aus finanzierte, international agierende Großforschung im Umweltbereich.

Konstruierte Ortsgebundenheit und Körperlichkeit in Orten der Wissenschaft: Feldstationen und Forschungsschiffe

Welche Rolle spielt körperliche Kommunikation in der Konstitution von Kommunikationsmacht in Prozessen wissenschaftlicher Wissensproduktion? Wie wirkt sich dies auf die wissenschaftliche Wissensproduktion selbst aus, leitet und prägt sie? Inwiefern ist dies besonders relevant in Zeiten, in der fast alle Bereiche der von Deutschland finanzierten Großforschung sukzessive aus den Universitäten in außeruniversitäre Forschungsinstituten wandern und mittels Forschungsinfrastrukturen, Laboren, Feldstationen, Forschungsschiffen global agierend in größer werdenden und wissenschaftlich immer mehr aufeinander angewiesenen internationalen Teams die Erforschung unseres Planeten vorantreiben? Welche Rolle spielt Körperwissen und -kommunikation in sozialen Prozessen wissenschaftlicher Wissensproduktion?

Diesen Fragen geht die Autorin am Beispiel einer landwirtschaftlichen Feldstation im Nordwesten Usbekistans und einem deutschen Forschungsschiff auf einer Ausfahrt im Südatlantik nach. Es handelt sich um Orte und Formen der wissenschaftlichen Wissensproduktion, die repräsentativ sind für von Deutschland aus finanzierte, international agierende Großforschung im Umweltbereich.

Wie wir der Klimamigration nach der Corona-Zeit begegnen müssen

Immer mehr Fallzahlen zeugen von der Ausweitung der Corona-Krise, weltweit und auch in Deutschland. Manche stellen sich bereits eine sensible Frage: Finden wir neben den medizinischen und gesellschaftlichen Herausforderungen, die die Pandemie mit sich bringt, vielleicht zu einem neuen gesellschaftlichen Miteinander? Ist es möglich, dass wir danach auch andere globale Probleme anders angehen? Die Liste dieser globalen Herausforderungen reicht von der Bekämpfung von Hunger und der Klimakrise bis hin zum Umgang mit Migration. Ob dieser Optimismus gerechtfertigt sein mag oder nicht: Wir dürfen diese langfristigen Herausforderungen nicht aus den Augen verlieren und auch nicht isoliert voneinander betrachten. Gerade den Zusammenhang zwischen Klimawandel und Migration müssen wir aufgrund der sich abzeichnenden Klimakrise sehr ernst nehmen. Wissenschaft, aber vor allem auch Politik und Zivilgesellschaft waren hier bis dato zu zögerlich und müssen umsteuern.

Schon lange gibt es Szenarien, nach denen sich bald Millionen sogenannte „Klimaflüchtlinge“ auf den Weg nach Europa machen könnten. Diese Befürchtungen haben die wissenschaftliche Auseinandersetzung mit dem Thema „Klimamigration“ begünstigt: Zahlreiche größere und kleinere Forschungsprojekte zum Zusammenhang zwischen Erderwärmung und menschlicher Mobilität wurden seit den 2000er Jahren initiiert. Die Ergebnisse zeigen, dass der Zusammenhang von Klimawandel und Migration wesentlich komplexer ist als gemeinhin angenommen. Auch in bereits vom Klimawandel besonders betroffenen Gebieten sind es wirtschaftliche, soziale oder politische Gründe, die dazu führen, dass Menschen ihre Heimat verlassen. Ob ein Migrationsprozess nun „klimainduziert“ oder gar eine „Klimaflucht“ ist oder nicht, ist schwer zu sagen.

Häufig handelt es sich um Prozesse von zirkulärer Arbeitsmigration, bei denen nicht ganze Familien, sondern Individuen – meist zeitlich begrenzt – ihre Heimat verlassen. Unter Umständen können durch das so verdiente Geld klimabedingte Schäden wie Ernteverluste wieder ausgeglichen werden: Migration kann auch eine Anpassungsstrategie an den Klimawandel sein. Da besonders ärmere Bevölkerungsgruppen im globalen Süden betroffen sind, sind Szenarien eines von Klimawandel hervorgerufenen Massenansturms in Richtung Europa eher unrealistisch. Denn dazu fehlen den allermeisten Betroffenen die notwendigen finanziellen Ressourcen. Viele Menschen sind gar so arm, dass sie auch trotz der schlimmsten Folgen von Umwelt- und Klimawandel nirgendwohin migrieren können.

Diese Ergebnisse beruhen allerdings auf einer Betrachtung des Status Quo. Wir müssen davon ausgehen, dass sich die Folgen des Klimawandels in den nächsten 30 Jahren immer heftiger äußern werden, dass Territorien vor allem aufgrund des Meeresspiegelanstiegs verschwinden oder unbewohnbar werden. Dann werden wir wohl auch ganz neue Migrationsdynamiken erleben. Bisher war die Forschung zum Thema „Klimamigration“ sehr auf die Frage ausgerichtet, welche Rolle der Klimawandel nun ganz genau für Migrationsentscheidungen und -prozesse spielt. Wir brauchen aber eine Hinwendung zu den Erfahrungen und spezifischen „Migrationswirkungen“ im Kontext von Umwelt- und Klimawandel. Letztendlich muss es auch darum gehen, konzeptionelle und politisch sehr relevante Fragen besser zu beantworten. Dazu zählt vor allem die Frage, unter welchen Umständen und welche Formen von Mobilität als Anpassungs- oder Bewältigungsstrategie gelten können. Notwendig sind dafür auch eine bessere interdisziplinäre Forschung, eine bessere Verknüpfung verschiedener Forschungsmethoden oder eine Analyse großer Datenmengen (zum Beispiel Mobilfunkdaten). Ebenso wichtig sind mehr Langzeitstudien und Studien in Ländern und Regionen, welche bis dato noch kaum betrachtet wurden hinsichtlich des Zusammenhangs zwischen Klimawandel und (Binnen-)Migration – dazu zählt auch Europa.

Dies muss natürlich auch von der Politik unterstützt werden. Migration ist zwar schon seit 2010 ein Thema bei den UN-Klimakonferenzen. Auch gibt es internationale Initiativen wie die Platform on Disaster Displacement, die sich des Themas annehmen. Politische und zivilgesellschaftliche Akteure von der globalen bis zur lokalen Ebene waren aber bis jetzt insgesamt zu zögerlich, wenn es um konkrete Maßnahmen geht, wie der klimabezogenen Migration begegnet werden kann. Aus Sicht der Wissenschaft benötigen wir ein politisches Leitbild, um Migration im Kontext des Klimawandels – und darüber hinaus – zu gestalten. Dazu sollte gehören: Zwangsmigration bestmöglich zu verhindern, die positiven Potentiale von Migration (zum Beispiel durch Regelungen zu regionaler Personenfreizügigkeit) zu maximieren und Risiken und negative Aspekte wie Menschenhandel oder die Ausbeutung von Migranten zu minimieren. Statt primär jegliche Migration unterbinden zu wollen, wäre ein Verinnerlichen dieses Leitbilds auf allen politischen und zivilgesellschaftlichen Ebenen und Sektoren ein probates Mittel, der „Klimamigration“ zu begegnen. Es muss ja nicht immer erst zur Krise kommen.

Wie wir der Klimamigration nach der Corona-Zeit begegnen müssen

Immer mehr Fallzahlen zeugen von der Ausweitung der Corona-Krise, weltweit und auch in Deutschland. Manche stellen sich bereits eine sensible Frage: Finden wir neben den medizinischen und gesellschaftlichen Herausforderungen, die die Pandemie mit sich bringt, vielleicht zu einem neuen gesellschaftlichen Miteinander? Ist es möglich, dass wir danach auch andere globale Probleme anders angehen? Die Liste dieser globalen Herausforderungen reicht von der Bekämpfung von Hunger und der Klimakrise bis hin zum Umgang mit Migration. Ob dieser Optimismus gerechtfertigt sein mag oder nicht: Wir dürfen diese langfristigen Herausforderungen nicht aus den Augen verlieren und auch nicht isoliert voneinander betrachten. Gerade den Zusammenhang zwischen Klimawandel und Migration müssen wir aufgrund der sich abzeichnenden Klimakrise sehr ernst nehmen. Wissenschaft, aber vor allem auch Politik und Zivilgesellschaft waren hier bis dato zu zögerlich und müssen umsteuern.

Schon lange gibt es Szenarien, nach denen sich bald Millionen sogenannte „Klimaflüchtlinge“ auf den Weg nach Europa machen könnten. Diese Befürchtungen haben die wissenschaftliche Auseinandersetzung mit dem Thema „Klimamigration“ begünstigt: Zahlreiche größere und kleinere Forschungsprojekte zum Zusammenhang zwischen Erderwärmung und menschlicher Mobilität wurden seit den 2000er Jahren initiiert. Die Ergebnisse zeigen, dass der Zusammenhang von Klimawandel und Migration wesentlich komplexer ist als gemeinhin angenommen. Auch in bereits vom Klimawandel besonders betroffenen Gebieten sind es wirtschaftliche, soziale oder politische Gründe, die dazu führen, dass Menschen ihre Heimat verlassen. Ob ein Migrationsprozess nun „klimainduziert“ oder gar eine „Klimaflucht“ ist oder nicht, ist schwer zu sagen.

Häufig handelt es sich um Prozesse von zirkulärer Arbeitsmigration, bei denen nicht ganze Familien, sondern Individuen – meist zeitlich begrenzt – ihre Heimat verlassen. Unter Umständen können durch das so verdiente Geld klimabedingte Schäden wie Ernteverluste wieder ausgeglichen werden: Migration kann auch eine Anpassungsstrategie an den Klimawandel sein. Da besonders ärmere Bevölkerungsgruppen im globalen Süden betroffen sind, sind Szenarien eines von Klimawandel hervorgerufenen Massenansturms in Richtung Europa eher unrealistisch. Denn dazu fehlen den allermeisten Betroffenen die notwendigen finanziellen Ressourcen. Viele Menschen sind gar so arm, dass sie auch trotz der schlimmsten Folgen von Umwelt- und Klimawandel nirgendwohin migrieren können.

Diese Ergebnisse beruhen allerdings auf einer Betrachtung des Status Quo. Wir müssen davon ausgehen, dass sich die Folgen des Klimawandels in den nächsten 30 Jahren immer heftiger äußern werden, dass Territorien vor allem aufgrund des Meeresspiegelanstiegs verschwinden oder unbewohnbar werden. Dann werden wir wohl auch ganz neue Migrationsdynamiken erleben. Bisher war die Forschung zum Thema „Klimamigration“ sehr auf die Frage ausgerichtet, welche Rolle der Klimawandel nun ganz genau für Migrationsentscheidungen und -prozesse spielt. Wir brauchen aber eine Hinwendung zu den Erfahrungen und spezifischen „Migrationswirkungen“ im Kontext von Umwelt- und Klimawandel. Letztendlich muss es auch darum gehen, konzeptionelle und politisch sehr relevante Fragen besser zu beantworten. Dazu zählt vor allem die Frage, unter welchen Umständen und welche Formen von Mobilität als Anpassungs- oder Bewältigungsstrategie gelten können. Notwendig sind dafür auch eine bessere interdisziplinäre Forschung, eine bessere Verknüpfung verschiedener Forschungsmethoden oder eine Analyse großer Datenmengen (zum Beispiel Mobilfunkdaten). Ebenso wichtig sind mehr Langzeitstudien und Studien in Ländern und Regionen, welche bis dato noch kaum betrachtet wurden hinsichtlich des Zusammenhangs zwischen Klimawandel und (Binnen-)Migration – dazu zählt auch Europa.

Dies muss natürlich auch von der Politik unterstützt werden. Migration ist zwar schon seit 2010 ein Thema bei den UN-Klimakonferenzen. Auch gibt es internationale Initiativen wie die Platform on Disaster Displacement, die sich des Themas annehmen. Politische und zivilgesellschaftliche Akteure von der globalen bis zur lokalen Ebene waren aber bis jetzt insgesamt zu zögerlich, wenn es um konkrete Maßnahmen geht, wie der klimabezogenen Migration begegnet werden kann. Aus Sicht der Wissenschaft benötigen wir ein politisches Leitbild, um Migration im Kontext des Klimawandels – und darüber hinaus – zu gestalten. Dazu sollte gehören: Zwangsmigration bestmöglich zu verhindern, die positiven Potentiale von Migration (zum Beispiel durch Regelungen zu regionaler Personenfreizügigkeit) zu maximieren und Risiken und negative Aspekte wie Menschenhandel oder die Ausbeutung von Migranten zu minimieren. Statt primär jegliche Migration unterbinden zu wollen, wäre ein Verinnerlichen dieses Leitbilds auf allen politischen und zivilgesellschaftlichen Ebenen und Sektoren ein probates Mittel, der „Klimamigration“ zu begegnen. Es muss ja nicht immer erst zur Krise kommen.

Wie wir der Klimamigration nach der Corona-Zeit begegnen müssen

Immer mehr Fallzahlen zeugen von der Ausweitung der Corona-Krise, weltweit und auch in Deutschland. Manche stellen sich bereits eine sensible Frage: Finden wir neben den medizinischen und gesellschaftlichen Herausforderungen, die die Pandemie mit sich bringt, vielleicht zu einem neuen gesellschaftlichen Miteinander? Ist es möglich, dass wir danach auch andere globale Probleme anders angehen? Die Liste dieser globalen Herausforderungen reicht von der Bekämpfung von Hunger und der Klimakrise bis hin zum Umgang mit Migration. Ob dieser Optimismus gerechtfertigt sein mag oder nicht: Wir dürfen diese langfristigen Herausforderungen nicht aus den Augen verlieren und auch nicht isoliert voneinander betrachten. Gerade den Zusammenhang zwischen Klimawandel und Migration müssen wir aufgrund der sich abzeichnenden Klimakrise sehr ernst nehmen. Wissenschaft, aber vor allem auch Politik und Zivilgesellschaft waren hier bis dato zu zögerlich und müssen umsteuern.

Schon lange gibt es Szenarien, nach denen sich bald Millionen sogenannte „Klimaflüchtlinge“ auf den Weg nach Europa machen könnten. Diese Befürchtungen haben die wissenschaftliche Auseinandersetzung mit dem Thema „Klimamigration“ begünstigt: Zahlreiche größere und kleinere Forschungsprojekte zum Zusammenhang zwischen Erderwärmung und menschlicher Mobilität wurden seit den 2000er Jahren initiiert. Die Ergebnisse zeigen, dass der Zusammenhang von Klimawandel und Migration wesentlich komplexer ist als gemeinhin angenommen. Auch in bereits vom Klimawandel besonders betroffenen Gebieten sind es wirtschaftliche, soziale oder politische Gründe, die dazu führen, dass Menschen ihre Heimat verlassen. Ob ein Migrationsprozess nun „klimainduziert“ oder gar eine „Klimaflucht“ ist oder nicht, ist schwer zu sagen.

Häufig handelt es sich um Prozesse von zirkulärer Arbeitsmigration, bei denen nicht ganze Familien, sondern Individuen – meist zeitlich begrenzt – ihre Heimat verlassen. Unter Umständen können durch das so verdiente Geld klimabedingte Schäden wie Ernteverluste wieder ausgeglichen werden: Migration kann auch eine Anpassungsstrategie an den Klimawandel sein. Da besonders ärmere Bevölkerungsgruppen im globalen Süden betroffen sind, sind Szenarien eines von Klimawandel hervorgerufenen Massenansturms in Richtung Europa eher unrealistisch. Denn dazu fehlen den allermeisten Betroffenen die notwendigen finanziellen Ressourcen. Viele Menschen sind gar so arm, dass sie auch trotz der schlimmsten Folgen von Umwelt- und Klimawandel nirgendwohin migrieren können.

Diese Ergebnisse beruhen allerdings auf einer Betrachtung des Status Quo. Wir müssen davon ausgehen, dass sich die Folgen des Klimawandels in den nächsten 30 Jahren immer heftiger äußern werden, dass Territorien vor allem aufgrund des Meeresspiegelanstiegs verschwinden oder unbewohnbar werden. Dann werden wir wohl auch ganz neue Migrationsdynamiken erleben. Bisher war die Forschung zum Thema „Klimamigration“ sehr auf die Frage ausgerichtet, welche Rolle der Klimawandel nun ganz genau für Migrationsentscheidungen und -prozesse spielt. Wir brauchen aber eine Hinwendung zu den Erfahrungen und spezifischen „Migrationswirkungen“ im Kontext von Umwelt- und Klimawandel. Letztendlich muss es auch darum gehen, konzeptionelle und politisch sehr relevante Fragen besser zu beantworten. Dazu zählt vor allem die Frage, unter welchen Umständen und welche Formen von Mobilität als Anpassungs- oder Bewältigungsstrategie gelten können. Notwendig sind dafür auch eine bessere interdisziplinäre Forschung, eine bessere Verknüpfung verschiedener Forschungsmethoden oder eine Analyse großer Datenmengen (zum Beispiel Mobilfunkdaten). Ebenso wichtig sind mehr Langzeitstudien und Studien in Ländern und Regionen, welche bis dato noch kaum betrachtet wurden hinsichtlich des Zusammenhangs zwischen Klimawandel und (Binnen-)Migration – dazu zählt auch Europa.

Dies muss natürlich auch von der Politik unterstützt werden. Migration ist zwar schon seit 2010 ein Thema bei den UN-Klimakonferenzen. Auch gibt es internationale Initiativen wie die Platform on Disaster Displacement, die sich des Themas annehmen. Politische und zivilgesellschaftliche Akteure von der globalen bis zur lokalen Ebene waren aber bis jetzt insgesamt zu zögerlich, wenn es um konkrete Maßnahmen geht, wie der klimabezogenen Migration begegnet werden kann. Aus Sicht der Wissenschaft benötigen wir ein politisches Leitbild, um Migration im Kontext des Klimawandels – und darüber hinaus – zu gestalten. Dazu sollte gehören: Zwangsmigration bestmöglich zu verhindern, die positiven Potentiale von Migration (zum Beispiel durch Regelungen zu regionaler Personenfreizügigkeit) zu maximieren und Risiken und negative Aspekte wie Menschenhandel oder die Ausbeutung von Migranten zu minimieren. Statt primär jegliche Migration unterbinden zu wollen, wäre ein Verinnerlichen dieses Leitbilds auf allen politischen und zivilgesellschaftlichen Ebenen und Sektoren ein probates Mittel, der „Klimamigration“ zu begegnen. Es muss ja nicht immer erst zur Krise kommen.

The European Union needs to clarify its posture at sea

DIIS - Fri, 03/27/2020 - 16:02
For 12 years, the EU has combatted maritime crime but has not defined its approach to increasing political tensions at sea.

Increasing policy coherence between NDCs and SDGs: a national perspective

Fewer than 10 years remain to achieve Agenda 2030, yet no country is on track to meet all 17 Sustainable Development Goals (SDGs). Countries are also far behind in achieving the low-carbon and climate-resilient society envisioned in the Paris Agreement; their climate pledges, or nationally determined contributions (NDCs), are far less ambitious than required to keep global warming to the Paris target of “well below” 2°C above pre-industrial levels.

The goals of the NDCs intersect both positively and negatively with the SDGs; progress on climate goals can therefore either help or hinder progress on the SDGs. The success of both can be helped by policy coherence, wherein countries promote synergies and address conflicts in the implementation of both their NDC and SDG agendas.

This policy brief presents initial findings on coherence in the joint implementation of these two agendas in 6 countries: Germany, Kenya, South Africa, Sri Lanka, Sweden and the Philippines. We chose these countries to provide a diverse representation with respect to levels of income and domestic dependence on fossil fuels.

Increasing policy coherence between NDCs and SDGs: a national perspective

Fewer than 10 years remain to achieve Agenda 2030, yet no country is on track to meet all 17 Sustainable Development Goals (SDGs). Countries are also far behind in achieving the low-carbon and climate-resilient society envisioned in the Paris Agreement; their climate pledges, or nationally determined contributions (NDCs), are far less ambitious than required to keep global warming to the Paris target of “well below” 2°C above pre-industrial levels.

The goals of the NDCs intersect both positively and negatively with the SDGs; progress on climate goals can therefore either help or hinder progress on the SDGs. The success of both can be helped by policy coherence, wherein countries promote synergies and address conflicts in the implementation of both their NDC and SDG agendas.

This policy brief presents initial findings on coherence in the joint implementation of these two agendas in 6 countries: Germany, Kenya, South Africa, Sri Lanka, Sweden and the Philippines. We chose these countries to provide a diverse representation with respect to levels of income and domestic dependence on fossil fuels.

Increasing policy coherence between NDCs and SDGs: a national perspective

Fewer than 10 years remain to achieve Agenda 2030, yet no country is on track to meet all 17 Sustainable Development Goals (SDGs). Countries are also far behind in achieving the low-carbon and climate-resilient society envisioned in the Paris Agreement; their climate pledges, or nationally determined contributions (NDCs), are far less ambitious than required to keep global warming to the Paris target of “well below” 2°C above pre-industrial levels.

The goals of the NDCs intersect both positively and negatively with the SDGs; progress on climate goals can therefore either help or hinder progress on the SDGs. The success of both can be helped by policy coherence, wherein countries promote synergies and address conflicts in the implementation of both their NDC and SDG agendas.

This policy brief presents initial findings on coherence in the joint implementation of these two agendas in 6 countries: Germany, Kenya, South Africa, Sri Lanka, Sweden and the Philippines. We chose these countries to provide a diverse representation with respect to levels of income and domestic dependence on fossil fuels.

Peter Haan: „Rentenreformen brauchen politischen Handlungswillen und Mut wie in der Corona-Krise“

Die Kommission „Verlässlicher Generationenvertrag“, die sogenannte Rentenkommission, hat heute unter anderem an Bundesarbeitsminister Hubertus Heil ihren Abschlussbericht übergeben. Dazu ein Statement von Peter Haan, Leiter der Abteilung Staat am Deutschen Institut für Wirtschaftsforschung (DIW Berlin):

Das wichtigste Ergebnis der Rentenkommission ist offenbar, dass das Rentensystem nicht generell verändert werden soll. Stattdessen empfiehlt sie, das bestehende System mit einer starken gesetzlichen Säule, die durch Beiträge und Steuern finanziert wird, beizubehalten. Kurzfristig mag das ausreichen. Angesichts der sehr heterogen besetzen Kommission, in der Vertreterinnen und Vertreter aus Politik, Wirtschaft, Gewerkschaft und Wissenschaft über die Zukunft der Rente berieten, überraschen die wenig konkreten Ergebnisse auch nicht wirklich. Für die mittel- und langfristige Perspektive müssen jedoch weitreichendere Ziele gesteckt und konkretere Reformschritte beschlossen werden. Wichtig ist die Erkenntnis, dass Reformen nicht umsonst zu haben sind. Welche Gruppe wie stark belastet wird, das sind Entscheidungen, die politisch getroffen werden müssen. So belastet eine weitere Senkung des Rentenniveaus auch die bereits Rentenbeziehenden. Würde stattdessen das Renteneintrittsalter erhöht, um die finanzielle Situation des Systems zu verbessern, würden diese hingegen verschont. Für solche Entscheidungen braucht es mutige Politikerinnen und Politiker, die den Menschen klar Kosten und Nutzen aufzeigen. Daneben sollten auch weiterreichende Entscheidungen im Bereich der privaten Vorsorge getroffen werden, um Altersarmut zu vermeiden. Die Empfehlungen der Kommission hierzu erscheinen nicht ausreichend oder sie fehlen sogar, weil der Bereich nicht im Fokus des Kommissionsauftrags stand. Wir sehen gerade in der Corona-Krise, dass die Politik durchaus drastische Maßnahmen ergreifen kann. Bei Rentenreformen wären dieser Mut und Handlungswille auch längst angebracht – je früher und transparenter, desto besser, da dadurch Unsicherheit reduziert werden kann.

Strategies to strengthen socially responsible public procurement practices in German municipalities: a mapping exercise

Socially Responsible Public Procurement (SRPP) is a tool to use the market power of the public sector to trigger private companies to provide socially responsible products and services. In this sense, SRPP contributes to achieving SDG 12 of the Agenda 2030 (“Ensure sustainable consumption and production patterns”). However, while regulations at EU level and within the member states encourage SRPP, German municipalities lack effective implementation of social criteria in their tenders. This gap seriously decreases the triggering effect of the country’s procurement expenditures of which municipalities account for more than 50 per cent. By triangulating interview data with secondary literature, this paper identifies success factors and triggers for the introduction and consolidation of SRPP practices in German municipalities. Our research shows that there is not one gold standard of implementing SRPP in a municipality (as suggested by most existing toolboxes and handbooks on the topic). Rather, our paper presents a compilation of various different entry points from which practitioners may embark on fitting pathways. Beyond this, we have translated the most crucial success factors and triggers into nine recommendations for political action, for example, with regard to clear and ambitious regulations; measures to ensure broad support for SRPP within the municipal administration; and approaches for a more strategic procurement management. Our research also highlights the role played by individuals, that is, the importance of personal commitment for successful implementation of SRPP. This finding, however, is problematic when it comes to transferring and upscaling good practices. To reach a high level of broad and ambitious SRPP action, the balance between individual, regulatory and institutional measures has to change for the benefit of the latter two.

Strategies to strengthen socially responsible public procurement practices in German municipalities: a mapping exercise

Socially Responsible Public Procurement (SRPP) is a tool to use the market power of the public sector to trigger private companies to provide socially responsible products and services. In this sense, SRPP contributes to achieving SDG 12 of the Agenda 2030 (“Ensure sustainable consumption and production patterns”). However, while regulations at EU level and within the member states encourage SRPP, German municipalities lack effective implementation of social criteria in their tenders. This gap seriously decreases the triggering effect of the country’s procurement expenditures of which municipalities account for more than 50 per cent. By triangulating interview data with secondary literature, this paper identifies success factors and triggers for the introduction and consolidation of SRPP practices in German municipalities. Our research shows that there is not one gold standard of implementing SRPP in a municipality (as suggested by most existing toolboxes and handbooks on the topic). Rather, our paper presents a compilation of various different entry points from which practitioners may embark on fitting pathways. Beyond this, we have translated the most crucial success factors and triggers into nine recommendations for political action, for example, with regard to clear and ambitious regulations; measures to ensure broad support for SRPP within the municipal administration; and approaches for a more strategic procurement management. Our research also highlights the role played by individuals, that is, the importance of personal commitment for successful implementation of SRPP. This finding, however, is problematic when it comes to transferring and upscaling good practices. To reach a high level of broad and ambitious SRPP action, the balance between individual, regulatory and institutional measures has to change for the benefit of the latter two.

Strategies to strengthen socially responsible public procurement practices in German municipalities: a mapping exercise

Socially Responsible Public Procurement (SRPP) is a tool to use the market power of the public sector to trigger private companies to provide socially responsible products and services. In this sense, SRPP contributes to achieving SDG 12 of the Agenda 2030 (“Ensure sustainable consumption and production patterns”). However, while regulations at EU level and within the member states encourage SRPP, German municipalities lack effective implementation of social criteria in their tenders. This gap seriously decreases the triggering effect of the country’s procurement expenditures of which municipalities account for more than 50 per cent. By triangulating interview data with secondary literature, this paper identifies success factors and triggers for the introduction and consolidation of SRPP practices in German municipalities. Our research shows that there is not one gold standard of implementing SRPP in a municipality (as suggested by most existing toolboxes and handbooks on the topic). Rather, our paper presents a compilation of various different entry points from which practitioners may embark on fitting pathways. Beyond this, we have translated the most crucial success factors and triggers into nine recommendations for political action, for example, with regard to clear and ambitious regulations; measures to ensure broad support for SRPP within the municipal administration; and approaches for a more strategic procurement management. Our research also highlights the role played by individuals, that is, the importance of personal commitment for successful implementation of SRPP. This finding, however, is problematic when it comes to transferring and upscaling good practices. To reach a high level of broad and ambitious SRPP action, the balance between individual, regulatory and institutional measures has to change for the benefit of the latter two.

Warum Soziale Sicherung in der Corona-Krise entscheidend ist

Es war eine der verheerendsten Seuchen der Menschheit: Bis zu 50 Millionen Tote weltweit forderte die Spanische Grippe 1918 und 1919. Es gibt viele Parallelen zum aktuellen Coronavirus, und die Weltgemeinschaft tut gut daran, aus vergangenen Pandemien wie der Spanischen Grippe zu lernen. Damals kamen auf jeden Grippetoten vier Personen, die zwar überlebten, aber verarmten. Um solch ein Szenario zu verhindern, müssen jetzt soziale Sicherungssysteme genutzt und angepasst werden, die Menschen unbürokratisch und schnell helfen.

Als die ersten Menschen Anfang 1918 an der Spanischen Grippe starben, glaubte zunächst niemand an eine hochansteckende Krankheit. Dabei hatte das aggressive Virus als erstes Soldaten in den USA erwischt. Die Truppenbewegungen des Ersten Weltkriegs sorgten dafür, dass die Grippe rasend schnell um die Erde ging. Auch in Deutschland überrollte die Pandemie Städte und Dörfer: anfangs langsam, dann explosionsartig. Alleine in Deutschland starben nach einem Jahr bereits 300.000 Menschen. In den USA waren es knapp 700.000 und in Indien gar über 17 Millionen. Jede*r Erkrankte infizierte damals drei bis vier Menschen. Ähnlich wie bei Corona reichte es, das Virus einzuatmen. Nach zwei bis elf Tagen brach die Grippe aus; die meisten Todesfälle gab es durch eine von der Krankheit verursachte Lungenentzündung. Wie in der heutigen Zeit gab es damals noch keinen Impfstoff.

Zwei Prozent der Weltbevölkerung starben und die Spanische Grippe führte zu einem globalen ökonomischen Schock. Anders als bei der derzeitigen Corona-Pandemie handelte es sich bei den Opfern damals aber hauptsächlich um 15- bis 40-jährige Männer, was bedeutete, dass ein großer Teil der Menschen im arbeitsfähigen Alter verstarb. Ähnlich wie in der aktuellen Corona-Krise brachen zudem die Kapitalerträge ein, die Löhne sanken und das gesamte Weltwirtschaftswachstum verlangsamte sich, weil weniger produziert und konsumiert wurde.

In der Folge stieg die Einkommensarmut in vielen Ländern stark an. Allerdings nicht in allen Ländern in gleichem Maße. Es gibt Anzeichen dafür, dass Länder, die zumindest über rudimentäre soziale Sicherungssysteme verfügten, besser mit den Folgen der Grippe fertig wurden, weil eine starke Verarmung der Bevölkerung verhindert und die Binnennachfrage gestützt wurde. In Schweden wurden beispielsweise mehr Menschen mit dem nötigsten in Armenhäusern versorgt, was Vielen nach der Krise half, wieder auf die Beine zu kommen.

Aus den Erfahrungen mit der Spanischen Grippe kann die Weltgemeinschaft lernen, besonders in einer Situation, in der sich die ökonomischen und sozialen Auswirkungen des Coronavirus in Ländern mit niedrigem und mittlerem Einkommen abzeichnen. Um einen massiven Anstieg der Armut zu verhindern, besteht deshalb die Notwendigkeit, die bestehenden sozialen Sicherungssysteme umfangreich zu nutzen und Zahlungen von Geldtransfers an arme Bevölkerungsgruppen nun schnell auszuweiten. Dadurch ließen sich zumindest die gravierendsten ökonomischen und sozialen Folgen der Corona-Pandemie eindämmen. Einige Länder haben bereits erste Schritte in diese Richtung unternommen; so wurden in Kolumbien und Brasilien die bestehenden Sozialtransferprogramme ausgeweitet. Auch Peru plant, 3 Millionen arme Haushalte mit Bargeldtransfers in Höhe von je rund 100 US-Dollar zu unterstützen. Länder mit unzureichenden sozialen Sicherungssystemen sollten mit finanzieller Unterstützung internationaler Geber rasch Maßnahmen zum Schutz der Ärmsten umsetzen. Die Einrichtung eines globalen Fonds zur Eindämmung der Folgen der Corona-Pandemie ist dringend geboten.

Die deutsche Entwicklungszusammenarbeit sollte den Ausbau sozialer Sicherungssysteme in Zukunft stärker fördern – vor allem durch Beratung und finanzielle Anreize. Zwei Maßnahmen sind besonders wichtig, um bei der Prävention und Bewältigung von Pandemien und Krisen zu helfen. Erstens ist es nötig, flächendeckende Sozialtransferprogramme aufzubauen. Die Programme sollten so flexibel angelegt werden, dass sie im Fall von Krisen in kurzer Zeit mehr Begünstigte aufnehmen und auch große Geldtransfers an arme Bevölkerungsgruppen stemmen können. Als gutes Beispiel gilt hier das Productive Safety Net Programme in Äthiopien. Zweitens ist es nötig, Gesundheitssysteme im Sinne von Universal Health Coverage massiv zu stärken. Dies umfasst neben der Verbesserung der Gesundheitsversorgung auch einen kostenfreien Zugang zu Gesundheitsdienstleistungen durch öffentliche Krankenversicherungen.  

Beide Maßnahmen bergen das Potential einen Teufelskreis zu durchbrechen. Denn Pandemien wie die spanische Grippe waren für eine Zunahme von Armut und Ungleichheit verantwortlich. Eine Zunahme der Zahl armer Menschen kann aber wiederum zu einer größeren Ausbreitung zukünftiger Pandemien führen. Tatsächlich haben Haushalte mit niedrigem Einkommen oft weniger Mittel um sich zu schützen und eine eigene Ansteckung und eine Ansteckung anderer zu vermeiden. Daher erhöhen die genannten Maßnahmen die wirtschaftliche und soziale Resilienz ganzer Gesellschaften in Zeiten von Pandemien.

Warum Soziale Sicherung in der Corona-Krise entscheidend ist

Es war eine der verheerendsten Seuchen der Menschheit: Bis zu 50 Millionen Tote weltweit forderte die Spanische Grippe 1918 und 1919. Es gibt viele Parallelen zum aktuellen Coronavirus, und die Weltgemeinschaft tut gut daran, aus vergangenen Pandemien wie der Spanischen Grippe zu lernen. Damals kamen auf jeden Grippetoten vier Personen, die zwar überlebten, aber verarmten. Um solch ein Szenario zu verhindern, müssen jetzt soziale Sicherungssysteme genutzt und angepasst werden, die Menschen unbürokratisch und schnell helfen.

Als die ersten Menschen Anfang 1918 an der Spanischen Grippe starben, glaubte zunächst niemand an eine hochansteckende Krankheit. Dabei hatte das aggressive Virus als erstes Soldaten in den USA erwischt. Die Truppenbewegungen des Ersten Weltkriegs sorgten dafür, dass die Grippe rasend schnell um die Erde ging. Auch in Deutschland überrollte die Pandemie Städte und Dörfer: anfangs langsam, dann explosionsartig. Alleine in Deutschland starben nach einem Jahr bereits 300.000 Menschen. In den USA waren es knapp 700.000 und in Indien gar über 17 Millionen. Jede*r Erkrankte infizierte damals drei bis vier Menschen. Ähnlich wie bei Corona reichte es, das Virus einzuatmen. Nach zwei bis elf Tagen brach die Grippe aus; die meisten Todesfälle gab es durch eine von der Krankheit verursachte Lungenentzündung. Wie in der heutigen Zeit gab es damals noch keinen Impfstoff.

Zwei Prozent der Weltbevölkerung starben und die Spanische Grippe führte zu einem globalen ökonomischen Schock. Anders als bei der derzeitigen Corona-Pandemie handelte es sich bei den Opfern damals aber hauptsächlich um 15- bis 40-jährige Männer, was bedeutete, dass ein großer Teil der Menschen im arbeitsfähigen Alter verstarb. Ähnlich wie in der aktuellen Corona-Krise brachen zudem die Kapitalerträge ein, die Löhne sanken und das gesamte Weltwirtschaftswachstum verlangsamte sich, weil weniger produziert und konsumiert wurde.

In der Folge stieg die Einkommensarmut in vielen Ländern stark an. Allerdings nicht in allen Ländern in gleichem Maße. Es gibt Anzeichen dafür, dass Länder, die zumindest über rudimentäre soziale Sicherungssysteme verfügten, besser mit den Folgen der Grippe fertig wurden, weil eine starke Verarmung der Bevölkerung verhindert und die Binnennachfrage gestützt wurde. In Schweden wurden beispielsweise mehr Menschen mit dem nötigsten in Armenhäusern versorgt, was Vielen nach der Krise half, wieder auf die Beine zu kommen.

Aus den Erfahrungen mit der Spanischen Grippe kann die Weltgemeinschaft lernen, besonders in einer Situation, in der sich die ökonomischen und sozialen Auswirkungen des Coronavirus in Ländern mit niedrigem und mittlerem Einkommen abzeichnen. Um einen massiven Anstieg der Armut zu verhindern, besteht deshalb die Notwendigkeit, die bestehenden sozialen Sicherungssysteme umfangreich zu nutzen und Zahlungen von Geldtransfers an arme Bevölkerungsgruppen nun schnell auszuweiten. Dadurch ließen sich zumindest die gravierendsten ökonomischen und sozialen Folgen der Corona-Pandemie eindämmen. Einige Länder haben bereits erste Schritte in diese Richtung unternommen; so wurden in Kolumbien und Brasilien die bestehenden Sozialtransferprogramme ausgeweitet. Auch Peru plant, 3 Millionen arme Haushalte mit Bargeldtransfers in Höhe von je rund 100 US-Dollar zu unterstützen. Länder mit unzureichenden sozialen Sicherungssystemen sollten mit finanzieller Unterstützung internationaler Geber rasch Maßnahmen zum Schutz der Ärmsten umsetzen. Die Einrichtung eines globalen Fonds zur Eindämmung der Folgen der Corona-Pandemie ist dringend geboten.

Die deutsche Entwicklungszusammenarbeit sollte den Ausbau sozialer Sicherungssysteme in Zukunft stärker fördern – vor allem durch Beratung und finanzielle Anreize. Zwei Maßnahmen sind besonders wichtig, um bei der Prävention und Bewältigung von Pandemien und Krisen zu helfen. Erstens ist es nötig, flächendeckende Sozialtransferprogramme aufzubauen. Die Programme sollten so flexibel angelegt werden, dass sie im Fall von Krisen in kurzer Zeit mehr Begünstigte aufnehmen und auch große Geldtransfers an arme Bevölkerungsgruppen stemmen können. Als gutes Beispiel gilt hier das Productive Safety Net Programme in Äthiopien. Zweitens ist es nötig, Gesundheitssysteme im Sinne von Universal Health Coverage massiv zu stärken. Dies umfasst neben der Verbesserung der Gesundheitsversorgung auch einen kostenfreien Zugang zu Gesundheitsdienstleistungen durch öffentliche Krankenversicherungen.  

Beide Maßnahmen bergen das Potential einen Teufelskreis zu durchbrechen. Denn Pandemien wie die spanische Grippe waren für eine Zunahme von Armut und Ungleichheit verantwortlich. Eine Zunahme der Zahl armer Menschen kann aber wiederum zu einer größeren Ausbreitung zukünftiger Pandemien führen. Tatsächlich haben Haushalte mit niedrigem Einkommen oft weniger Mittel um sich zu schützen und eine eigene Ansteckung und eine Ansteckung anderer zu vermeiden. Daher erhöhen die genannten Maßnahmen die wirtschaftliche und soziale Resilienz ganzer Gesellschaften in Zeiten von Pandemien.

Warum Soziale Sicherung in der Corona-Krise entscheidend ist

Es war eine der verheerendsten Seuchen der Menschheit: Bis zu 50 Millionen Tote weltweit forderte die Spanische Grippe 1918 und 1919. Es gibt viele Parallelen zum aktuellen Coronavirus, und die Weltgemeinschaft tut gut daran, aus vergangenen Pandemien wie der Spanischen Grippe zu lernen. Damals kamen auf jeden Grippetoten vier Personen, die zwar überlebten, aber verarmten. Um solch ein Szenario zu verhindern, müssen jetzt soziale Sicherungssysteme genutzt und angepasst werden, die Menschen unbürokratisch und schnell helfen.

Als die ersten Menschen Anfang 1918 an der Spanischen Grippe starben, glaubte zunächst niemand an eine hochansteckende Krankheit. Dabei hatte das aggressive Virus als erstes Soldaten in den USA erwischt. Die Truppenbewegungen des Ersten Weltkriegs sorgten dafür, dass die Grippe rasend schnell um die Erde ging. Auch in Deutschland überrollte die Pandemie Städte und Dörfer: anfangs langsam, dann explosionsartig. Alleine in Deutschland starben nach einem Jahr bereits 300.000 Menschen. In den USA waren es knapp 700.000 und in Indien gar über 17 Millionen. Jede*r Erkrankte infizierte damals drei bis vier Menschen. Ähnlich wie bei Corona reichte es, das Virus einzuatmen. Nach zwei bis elf Tagen brach die Grippe aus; die meisten Todesfälle gab es durch eine von der Krankheit verursachte Lungenentzündung. Wie in der heutigen Zeit gab es damals noch keinen Impfstoff.

Zwei Prozent der Weltbevölkerung starben und die Spanische Grippe führte zu einem globalen ökonomischen Schock. Anders als bei der derzeitigen Corona-Pandemie handelte es sich bei den Opfern damals aber hauptsächlich um 15- bis 40-jährige Männer, was bedeutete, dass ein großer Teil der Menschen im arbeitsfähigen Alter verstarb. Ähnlich wie in der aktuellen Corona-Krise brachen zudem die Kapitalerträge ein, die Löhne sanken und das gesamte Weltwirtschaftswachstum verlangsamte sich, weil weniger produziert und konsumiert wurde.

In der Folge stieg die Einkommensarmut in vielen Ländern stark an. Allerdings nicht in allen Ländern in gleichem Maße. Es gibt Anzeichen dafür, dass Länder, die zumindest über rudimentäre soziale Sicherungssysteme verfügten, besser mit den Folgen der Grippe fertig wurden, weil eine starke Verarmung der Bevölkerung verhindert und die Binnennachfrage gestützt wurde. In Schweden wurden beispielsweise mehr Menschen mit dem nötigsten in Armenhäusern versorgt, was Vielen nach der Krise half, wieder auf die Beine zu kommen.

Aus den Erfahrungen mit der Spanischen Grippe kann die Weltgemeinschaft lernen, besonders in einer Situation, in der sich die ökonomischen und sozialen Auswirkungen des Coronavirus in Ländern mit niedrigem und mittlerem Einkommen abzeichnen. Um einen massiven Anstieg der Armut zu verhindern, besteht deshalb die Notwendigkeit, die bestehenden sozialen Sicherungssysteme umfangreich zu nutzen und Zahlungen von Geldtransfers an arme Bevölkerungsgruppen nun schnell auszuweiten. Dadurch ließen sich zumindest die gravierendsten ökonomischen und sozialen Folgen der Corona-Pandemie eindämmen. Einige Länder haben bereits erste Schritte in diese Richtung unternommen; so wurden in Kolumbien und Brasilien die bestehenden Sozialtransferprogramme ausgeweitet. Auch Peru plant, 3 Millionen arme Haushalte mit Bargeldtransfers in Höhe von je rund 100 US-Dollar zu unterstützen. Länder mit unzureichenden sozialen Sicherungssystemen sollten mit finanzieller Unterstützung internationaler Geber rasch Maßnahmen zum Schutz der Ärmsten umsetzen. Die Einrichtung eines globalen Fonds zur Eindämmung der Folgen der Corona-Pandemie ist dringend geboten.

Die deutsche Entwicklungszusammenarbeit sollte den Ausbau sozialer Sicherungssysteme in Zukunft stärker fördern – vor allem durch Beratung und finanzielle Anreize. Zwei Maßnahmen sind besonders wichtig, um bei der Prävention und Bewältigung von Pandemien und Krisen zu helfen. Erstens ist es nötig, flächendeckende Sozialtransferprogramme aufzubauen. Die Programme sollten so flexibel angelegt werden, dass sie im Fall von Krisen in kurzer Zeit mehr Begünstigte aufnehmen und auch große Geldtransfers an arme Bevölkerungsgruppen stemmen können. Als gutes Beispiel gilt hier das Productive Safety Net Programme in Äthiopien. Zweitens ist es nötig, Gesundheitssysteme im Sinne von Universal Health Coverage massiv zu stärken. Dies umfasst neben der Verbesserung der Gesundheitsversorgung auch einen kostenfreien Zugang zu Gesundheitsdienstleistungen durch öffentliche Krankenversicherungen.  

Beide Maßnahmen bergen das Potential einen Teufelskreis zu durchbrechen. Denn Pandemien wie die spanische Grippe waren für eine Zunahme von Armut und Ungleichheit verantwortlich. Eine Zunahme der Zahl armer Menschen kann aber wiederum zu einer größeren Ausbreitung zukünftiger Pandemien führen. Tatsächlich haben Haushalte mit niedrigem Einkommen oft weniger Mittel um sich zu schützen und eine eigene Ansteckung und eine Ansteckung anderer zu vermeiden. Daher erhöhen die genannten Maßnahmen die wirtschaftliche und soziale Resilienz ganzer Gesellschaften in Zeiten von Pandemien.

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