Jedes Jahr am 22. Mai feiern die Vereinten Nationen den Internationalen Tag der biologischen Vielfalt, um an den Tag im Jahr 1992 zu erinnern, an dem das Übereinkommen über die biologische Vielfalt (Convention on Biological Diversity – CBD) in Kraft trat. Das CBD ist der weltweit umfassendste Naturschutzvertrag, der zwar bisher den Erhalt von Arten in Schutzgebieten erfolgreich gefördert hat, allerdings weniger erfolgreich ist, die nachhaltige Nutzung der biologischen Vielfalt durch Wirtschaftssektoren zu sichern. Da der Verlust der biologischen Vielfalt immer schneller voranschreitet, sollten sich die Vertragsstaaten der CBD dringend mit den Folgen des Wirtschaftswachstums auseinandersetzen.
Studien aus den vergangenen Jahrzehnten zeigen eine starke Korrelation zwischen dem weltweiten Wirtschaftswachstum und dem Verlust der biologischen Vielfalt. Konkret gesprochen geht das Wachstum des Bruttoinlandsprodukts (BIP) zum Beispiel mit Landnutzungsänderungen durch eine intensivierte Produktion und die Ausbeutung natürlicher Ressourcen sowie mit einer Ausdehnung von Städten und Infrastrukturen einher. Die Folge: die Entstehung von Monokulturen und die Fragmentierung von Lebensräumen. Auch die Treibhausgasemissionen nehmen mit einem wachsenden BIP zu, und die daraus resultierende Erderwärmung hat zur Folge, dass viele Arten aussterben. Im Zuge der mit dem weltweiten Wirtschaftswachstum einhergehenden Ausweitung der globalen Handelsrouten werden vermehrt gebietsfremde Arten in weit entfernte Lebensräume eingeschleppt, wo sie heimische Arten bedrohen. Die Hoffnungen, dass wirtschaftliche Effizienzgewinne das Wirtschaftswachstum deutlich vom Ressourcenverbrauch entkoppeln, haben sich bisher nicht erfüllt. In China, Indien und Südafrika war zwar eine beträchtliche relative Entkopplung zu beobachten, das heißt, das BIP ist schneller gestiegen als der Ressourcenverbrauch, global nimmt die Ressourcennutzung allerdings weiterhin zu, während die biologische Vielfalt abnimmt.
In Anbetracht der fortdauernden Herausforderungen, die mit dem materiellen Wachstum verbunden sind, haben zwei hochrangige Gremien jüngst wissenschaftliche Berichte veröffentlicht – den Global assessment report on biodiversity and ecosystem services, veröffentlicht vom Weltbiodiversitätsrat (Intergovernmental Science-Policy Platform on Biodiversity and Ecosystem Services – IPBES) im Mai 2019, und den von der britischen Regierung in Auftrag gegebenen und im Februar 2021 veröffentlichten Dasgupta-Bericht zur Ökonomie der biologischen Vielfalt – in denen politische Entscheidungsträger*innen aufgefordert werden, ihre Wirtschaftspolitik von Grund auf neu auszurichten. Beide Berichte betonen die Notwendigkeit eines transformativen wirtschaftlichen Wandels, den der IPBES als „grundlegende, systemweite Umstrukturierung über technologische, wirtschaftliche und soziale Faktoren hinweg“ definiert. Zu den erforderlichen Maßnahmen gehören der Abbau biodiversitätsschädigender wirtschaftlicher Anreize (z. B. Agrarsubventionen), die Umsetzung umweltfreundlicher Anreize, die Anwendung von Vorsorgeansätzen im Ressourcenmanagement sowie strengere Umweltgesetze und -richtlinien. Allerdings berücksichtigt keines der beiden Dokumente systematisch mögliche Alternativen zum Wirtschaftswachstum, wie z. B. Postwachstum, als Lösung für das sechste Massenaussterben. Postwachstumsgesellschaften funktionieren auch ohne konstantes Wirtschaftswachstum. In ihnen haben das Allgemeinwohl und kooperative Ansätze Priorität, und es wird zwischen gutem (z. B. Bildung, Gesundheit) und schlechtem (z. B. Waffen, fossile Brennstoffe, Fast Fashion) Wachstum unterschieden. Es gibt zahlreiche Postwachstumsszenarien, und vielerorts werden Postwachstumsansätze bereits heute verfolgt. Eines der möglichen Zukunftsszenarien ist Degrowth. Insoweit Entwicklung nicht automatisch an das Wirtschaftswachstum gekoppelt ist und sich Degrowth an den vielen, im Globalen Süden praktizierten Umweltschutzansätzen orientiert, wäre das Konzept praktikabel, müsste aber unter Einbeziehung aller Akteur*innen diskutiert werden – so wie es auch im Globalen Norden erforderlich wäre.
Die Länder des Globalen Nordens stellen aktuell Überlegungen an, wie sie ihre Wirtschaft nach der COVID-19-Pandemie neu aufstellen können. Die Corona-Krise sollte als politische Chance begriffen werden, unser gesamtes Wirtschaftssystem zu transformieren. Auf internationaler Ebene werden die Vertragsstaaten der CBD im Oktober dieses Jahres voraussichtlich einen neuen strategischen Rahmen für das nächste Jahrzehnt und darüber hinaus verabschieden. Wenn dieses Rahmenwerk berücksichtigt, dass wirtschaftliches Wachstum eine Gefahr für die biologische Vielfalt darstellen kann, könnte dies zu einem wichtigen normativen Bezugspunkt für die Vertragsstaaten der CBD werden. In Deutschland sollten die Parteien angesichts der anstehenden Wahlen zeigen, wie „grün“ ihre Wirtschaftspolitik wirklich ist, indem sie den Fokus nicht länger einzig und allein auf das Wachstum des BIP legen.
Jedes Jahr am 22. Mai feiern die Vereinten Nationen den Internationalen Tag der biologischen Vielfalt, um an den Tag im Jahr 1992 zu erinnern, an dem das Übereinkommen über die biologische Vielfalt (Convention on Biological Diversity – CBD) in Kraft trat. Das CBD ist der weltweit umfassendste Naturschutzvertrag, der zwar bisher den Erhalt von Arten in Schutzgebieten erfolgreich gefördert hat, allerdings weniger erfolgreich ist, die nachhaltige Nutzung der biologischen Vielfalt durch Wirtschaftssektoren zu sichern. Da der Verlust der biologischen Vielfalt immer schneller voranschreitet, sollten sich die Vertragsstaaten der CBD dringend mit den Folgen des Wirtschaftswachstums auseinandersetzen.
Studien aus den vergangenen Jahrzehnten zeigen eine starke Korrelation zwischen dem weltweiten Wirtschaftswachstum und dem Verlust der biologischen Vielfalt. Konkret gesprochen geht das Wachstum des Bruttoinlandsprodukts (BIP) zum Beispiel mit Landnutzungsänderungen durch eine intensivierte Produktion und die Ausbeutung natürlicher Ressourcen sowie mit einer Ausdehnung von Städten und Infrastrukturen einher. Die Folge: die Entstehung von Monokulturen und die Fragmentierung von Lebensräumen. Auch die Treibhausgasemissionen nehmen mit einem wachsenden BIP zu, und die daraus resultierende Erderwärmung hat zur Folge, dass viele Arten aussterben. Im Zuge der mit dem weltweiten Wirtschaftswachstum einhergehenden Ausweitung der globalen Handelsrouten werden vermehrt gebietsfremde Arten in weit entfernte Lebensräume eingeschleppt, wo sie heimische Arten bedrohen. Die Hoffnungen, dass wirtschaftliche Effizienzgewinne das Wirtschaftswachstum deutlich vom Ressourcenverbrauch entkoppeln, haben sich bisher nicht erfüllt. In China, Indien und Südafrika war zwar eine beträchtliche relative Entkopplung zu beobachten, das heißt, das BIP ist schneller gestiegen als der Ressourcenverbrauch, global nimmt die Ressourcennutzung allerdings weiterhin zu, während die biologische Vielfalt abnimmt.
In Anbetracht der fortdauernden Herausforderungen, die mit dem materiellen Wachstum verbunden sind, haben zwei hochrangige Gremien jüngst wissenschaftliche Berichte veröffentlicht – den Global assessment report on biodiversity and ecosystem services, veröffentlicht vom Weltbiodiversitätsrat (Intergovernmental Science-Policy Platform on Biodiversity and Ecosystem Services – IPBES) im Mai 2019, und den von der britischen Regierung in Auftrag gegebenen und im Februar 2021 veröffentlichten Dasgupta-Bericht zur Ökonomie der biologischen Vielfalt – in denen politische Entscheidungsträger*innen aufgefordert werden, ihre Wirtschaftspolitik von Grund auf neu auszurichten. Beide Berichte betonen die Notwendigkeit eines transformativen wirtschaftlichen Wandels, den der IPBES als „grundlegende, systemweite Umstrukturierung über technologische, wirtschaftliche und soziale Faktoren hinweg“ definiert. Zu den erforderlichen Maßnahmen gehören der Abbau biodiversitätsschädigender wirtschaftlicher Anreize (z. B. Agrarsubventionen), die Umsetzung umweltfreundlicher Anreize, die Anwendung von Vorsorgeansätzen im Ressourcenmanagement sowie strengere Umweltgesetze und -richtlinien. Allerdings berücksichtigt keines der beiden Dokumente systematisch mögliche Alternativen zum Wirtschaftswachstum, wie z. B. Postwachstum, als Lösung für das sechste Massenaussterben. Postwachstumsgesellschaften funktionieren auch ohne konstantes Wirtschaftswachstum. In ihnen haben das Allgemeinwohl und kooperative Ansätze Priorität, und es wird zwischen gutem (z. B. Bildung, Gesundheit) und schlechtem (z. B. Waffen, fossile Brennstoffe, Fast Fashion) Wachstum unterschieden. Es gibt zahlreiche Postwachstumsszenarien, und vielerorts werden Postwachstumsansätze bereits heute verfolgt. Eines der möglichen Zukunftsszenarien ist Degrowth. Insoweit Entwicklung nicht automatisch an das Wirtschaftswachstum gekoppelt ist und sich Degrowth an den vielen, im Globalen Süden praktizierten Umweltschutzansätzen orientiert, wäre das Konzept praktikabel, müsste aber unter Einbeziehung aller Akteur*innen diskutiert werden – so wie es auch im Globalen Norden erforderlich wäre.
Die Länder des Globalen Nordens stellen aktuell Überlegungen an, wie sie ihre Wirtschaft nach der COVID-19-Pandemie neu aufstellen können. Die Corona-Krise sollte als politische Chance begriffen werden, unser gesamtes Wirtschaftssystem zu transformieren. Auf internationaler Ebene werden die Vertragsstaaten der CBD im Oktober dieses Jahres voraussichtlich einen neuen strategischen Rahmen für das nächste Jahrzehnt und darüber hinaus verabschieden. Wenn dieses Rahmenwerk berücksichtigt, dass wirtschaftliches Wachstum eine Gefahr für die biologische Vielfalt darstellen kann, könnte dies zu einem wichtigen normativen Bezugspunkt für die Vertragsstaaten der CBD werden. In Deutschland sollten die Parteien angesichts der anstehenden Wahlen zeigen, wie „grün“ ihre Wirtschaftspolitik wirklich ist, indem sie den Fokus nicht länger einzig und allein auf das Wachstum des BIP legen.
Jedes Jahr am 22. Mai feiern die Vereinten Nationen den Internationalen Tag der biologischen Vielfalt, um an den Tag im Jahr 1992 zu erinnern, an dem das Übereinkommen über die biologische Vielfalt (Convention on Biological Diversity – CBD) in Kraft trat. Das CBD ist der weltweit umfassendste Naturschutzvertrag, der zwar bisher den Erhalt von Arten in Schutzgebieten erfolgreich gefördert hat, allerdings weniger erfolgreich ist, die nachhaltige Nutzung der biologischen Vielfalt durch Wirtschaftssektoren zu sichern. Da der Verlust der biologischen Vielfalt immer schneller voranschreitet, sollten sich die Vertragsstaaten der CBD dringend mit den Folgen des Wirtschaftswachstums auseinandersetzen.
Studien aus den vergangenen Jahrzehnten zeigen eine starke Korrelation zwischen dem weltweiten Wirtschaftswachstum und dem Verlust der biologischen Vielfalt. Konkret gesprochen geht das Wachstum des Bruttoinlandsprodukts (BIP) zum Beispiel mit Landnutzungsänderungen durch eine intensivierte Produktion und die Ausbeutung natürlicher Ressourcen sowie mit einer Ausdehnung von Städten und Infrastrukturen einher. Die Folge: die Entstehung von Monokulturen und die Fragmentierung von Lebensräumen. Auch die Treibhausgasemissionen nehmen mit einem wachsenden BIP zu, und die daraus resultierende Erderwärmung hat zur Folge, dass viele Arten aussterben. Im Zuge der mit dem weltweiten Wirtschaftswachstum einhergehenden Ausweitung der globalen Handelsrouten werden vermehrt gebietsfremde Arten in weit entfernte Lebensräume eingeschleppt, wo sie heimische Arten bedrohen. Die Hoffnungen, dass wirtschaftliche Effizienzgewinne das Wirtschaftswachstum deutlich vom Ressourcenverbrauch entkoppeln, haben sich bisher nicht erfüllt. In China, Indien und Südafrika war zwar eine beträchtliche relative Entkopplung zu beobachten, das heißt, das BIP ist schneller gestiegen als der Ressourcenverbrauch, global nimmt die Ressourcennutzung allerdings weiterhin zu, während die biologische Vielfalt abnimmt.
In Anbetracht der fortdauernden Herausforderungen, die mit dem materiellen Wachstum verbunden sind, haben zwei hochrangige Gremien jüngst wissenschaftliche Berichte veröffentlicht – den Global assessment report on biodiversity and ecosystem services, veröffentlicht vom Weltbiodiversitätsrat (Intergovernmental Science-Policy Platform on Biodiversity and Ecosystem Services – IPBES) im Mai 2019, und den von der britischen Regierung in Auftrag gegebenen und im Februar 2021 veröffentlichten Dasgupta-Bericht zur Ökonomie der biologischen Vielfalt – in denen politische Entscheidungsträger*innen aufgefordert werden, ihre Wirtschaftspolitik von Grund auf neu auszurichten. Beide Berichte betonen die Notwendigkeit eines transformativen wirtschaftlichen Wandels, den der IPBES als „grundlegende, systemweite Umstrukturierung über technologische, wirtschaftliche und soziale Faktoren hinweg“ definiert. Zu den erforderlichen Maßnahmen gehören der Abbau biodiversitätsschädigender wirtschaftlicher Anreize (z. B. Agrarsubventionen), die Umsetzung umweltfreundlicher Anreize, die Anwendung von Vorsorgeansätzen im Ressourcenmanagement sowie strengere Umweltgesetze und -richtlinien. Allerdings berücksichtigt keines der beiden Dokumente systematisch mögliche Alternativen zum Wirtschaftswachstum, wie z. B. Postwachstum, als Lösung für das sechste Massenaussterben. Postwachstumsgesellschaften funktionieren auch ohne konstantes Wirtschaftswachstum. In ihnen haben das Allgemeinwohl und kooperative Ansätze Priorität, und es wird zwischen gutem (z. B. Bildung, Gesundheit) und schlechtem (z. B. Waffen, fossile Brennstoffe, Fast Fashion) Wachstum unterschieden. Es gibt zahlreiche Postwachstumsszenarien, und vielerorts werden Postwachstumsansätze bereits heute verfolgt. Eines der möglichen Zukunftsszenarien ist Degrowth. Insoweit Entwicklung nicht automatisch an das Wirtschaftswachstum gekoppelt ist und sich Degrowth an den vielen, im Globalen Süden praktizierten Umweltschutzansätzen orientiert, wäre das Konzept praktikabel, müsste aber unter Einbeziehung aller Akteur*innen diskutiert werden – so wie es auch im Globalen Norden erforderlich wäre.
Die Länder des Globalen Nordens stellen aktuell Überlegungen an, wie sie ihre Wirtschaft nach der COVID-19-Pandemie neu aufstellen können. Die Corona-Krise sollte als politische Chance begriffen werden, unser gesamtes Wirtschaftssystem zu transformieren. Auf internationaler Ebene werden die Vertragsstaaten der CBD im Oktober dieses Jahres voraussichtlich einen neuen strategischen Rahmen für das nächste Jahrzehnt und darüber hinaus verabschieden. Wenn dieses Rahmenwerk berücksichtigt, dass wirtschaftliches Wachstum eine Gefahr für die biologische Vielfalt darstellen kann, könnte dies zu einem wichtigen normativen Bezugspunkt für die Vertragsstaaten der CBD werden. In Deutschland sollten die Parteien angesichts der anstehenden Wahlen zeigen, wie „grün“ ihre Wirtschaftspolitik wirklich ist, indem sie den Fokus nicht länger einzig und allein auf das Wachstum des BIP legen.
Waterscapes with mining activities are often sites of water resource degradation and contestation. To prevent this, policy-makers deploy an increasing number of measures that purportedly align the interests of different water users. In Mongolia, mining-related protests led to the prohibition of mining in and close to rivers. However, implementation of these regulations has been slow. In this paper, we investigate why that is the case, drawing on an extended elaboration of the Institutional Analysis and Development (IAD) framework to disentangle the web of formal and informal rules, incentive structures, discourses, and other elements that characterize Mongolian miningscapes. We find that i) a combination of insufficient resources for lower-level actors, large areas to cover and high mobility of extractive operations, ii) a lack of information among implementing entities, combined with time pressure on decision-making and a lack of involvement of local actors, and iii) cultural norms and political context conditions that privilege the pursuit of private interests are key obstacles. Irrespective of these challenges, the prohibition of mining in riverbeds entrenches a social imaginary in the Mongolian governance framework that prioritizes water resources protection over resource extraction, offering a counterweight to dominant discourses that cast mining as a necessary requirement for social and economic development. Our analysis illustrates the usefulness of looking at implementation processes through the lens of mining- and waterscapes to identify how social power is embedded in social-political artifacts and impacts hydro-social outcomes. Strong discrepancies between the formal description of governance processes and interactions on the ground support the need to look at how processes play out in practice in order to understand implementation obstacles.
Waterscapes with mining activities are often sites of water resource degradation and contestation. To prevent this, policy-makers deploy an increasing number of measures that purportedly align the interests of different water users. In Mongolia, mining-related protests led to the prohibition of mining in and close to rivers. However, implementation of these regulations has been slow. In this paper, we investigate why that is the case, drawing on an extended elaboration of the Institutional Analysis and Development (IAD) framework to disentangle the web of formal and informal rules, incentive structures, discourses, and other elements that characterize Mongolian miningscapes. We find that i) a combination of insufficient resources for lower-level actors, large areas to cover and high mobility of extractive operations, ii) a lack of information among implementing entities, combined with time pressure on decision-making and a lack of involvement of local actors, and iii) cultural norms and political context conditions that privilege the pursuit of private interests are key obstacles. Irrespective of these challenges, the prohibition of mining in riverbeds entrenches a social imaginary in the Mongolian governance framework that prioritizes water resources protection over resource extraction, offering a counterweight to dominant discourses that cast mining as a necessary requirement for social and economic development. Our analysis illustrates the usefulness of looking at implementation processes through the lens of mining- and waterscapes to identify how social power is embedded in social-political artifacts and impacts hydro-social outcomes. Strong discrepancies between the formal description of governance processes and interactions on the ground support the need to look at how processes play out in practice in order to understand implementation obstacles.
Waterscapes with mining activities are often sites of water resource degradation and contestation. To prevent this, policy-makers deploy an increasing number of measures that purportedly align the interests of different water users. In Mongolia, mining-related protests led to the prohibition of mining in and close to rivers. However, implementation of these regulations has been slow. In this paper, we investigate why that is the case, drawing on an extended elaboration of the Institutional Analysis and Development (IAD) framework to disentangle the web of formal and informal rules, incentive structures, discourses, and other elements that characterize Mongolian miningscapes. We find that i) a combination of insufficient resources for lower-level actors, large areas to cover and high mobility of extractive operations, ii) a lack of information among implementing entities, combined with time pressure on decision-making and a lack of involvement of local actors, and iii) cultural norms and political context conditions that privilege the pursuit of private interests are key obstacles. Irrespective of these challenges, the prohibition of mining in riverbeds entrenches a social imaginary in the Mongolian governance framework that prioritizes water resources protection over resource extraction, offering a counterweight to dominant discourses that cast mining as a necessary requirement for social and economic development. Our analysis illustrates the usefulness of looking at implementation processes through the lens of mining- and waterscapes to identify how social power is embedded in social-political artifacts and impacts hydro-social outcomes. Strong discrepancies between the formal description of governance processes and interactions on the ground support the need to look at how processes play out in practice in order to understand implementation obstacles.
Die Corona-Pandemie hat viele Familien vor gewaltige Herausforderungen gestellt. Deren Situation kommentiert anlässlich des bevorstehenden Tages der Familie (15. Mai) C. Katharina Spieß, Leiterin der Abteilung Bildung und Familie am DIW Berlin:
Es ist gar nicht hoch genug zu bewerten, was Familien während der Corona-Pandemie leisten. Vor allem geschlossene Kitas und Schulen, aber auch die derzeit nicht zur Verfügung stehenden Freizeitmöglichkeiten stellen sie vor enorme Probleme. Zu den Herausforderungen des Alltags kommen Sorgen der Eltern um Bildung, Gesundheit und Zukunft ihrer Kinder und in nicht wenigen Familien auch um die eigene wirtschaftliche Situation. Bis zu 60 Prozent der Eltern sorgten sich in den vergangenen Wochen und Monaten beispielsweise um die Bildung ihrer Kinder. Solche Sorgen machen etwas mit Eltern, sie beeinflussen deren Aktivitäten zu Hause, aber auch die Produktivität bei der Erwerbsarbeit. Das Umfeld, in dem Kinder und Jugendliche aufwachsen und lernen, ist seit der Corona-Pandemie ein anderes. Die Politik hat ein „Aufholprogramm“ von zwei Milliarden Euro beschlossen, um Familien zu entlasten und Lernrückstände zu kompensieren. Das ist ein Anfang, mehr aber auch nicht. Das Programm wird nicht ausreichen, um insbesondere jene Familien zu unterstützen, die von der Pandemie besonders betroffen waren und es noch immer sind. Dafür braucht es koordinierte und gezielte Maßnahmen aller familienpolitischen Akteure. So könnten die Kommunen beispielsweise Pandemiebeauftragte speziell für die Belange der Familien einsetzen, die durch Land und Bund unterstützt werden. Ein unkoordiniertes Nebeneinander vieler gut gemeinter Initiativen ist bei weitem nicht so effektiv wie abgestimmte Maßnahmen. Diese dürfen nicht an bürokratischen Hürden scheitern.Die Schulschließungen in der Corona-Pandemie haben Ängste geweckt, dass gerade lernschwache Kinder oder Kinder von weniger gebildeten Eltern durch das Homeschooling abgehängt werden. Aktuelle Auswertungen der SOEP-CoV-Studie zeigen nun, dass die Bildung der Eltern zwar kaum Auswirkung auf die Lernzeiten der SchülerInnen hatte, solange die Schulen geschlossen waren. Aber das änderte sich in der Zeit unmittelbar nach dem ersten Lockdown, als die Schulen teilweise wieder öffneten. Kinder von weniger gebildeten Eltern verbrachten damals zu Hause wesentlich weniger Zeit mit Schulaufgaben als ihre MitschülerInnen. Eine ähnliche Entwicklung ist auch aktuell zu erwarten, wenn an immer mehr Schulen wieder Präsenzunterricht stattfindet. Um die unterschiedlichen Leistungsrückstände der SchülerInnen aufzufangen, plant das Bundesministerium für Bildung und Forschung (BMBF) groß angelegte Förderprogramme. Damit diese erfolgreich sind, muss der Leistungsstand der Kinder und Jugendlichen zeitnah, überall zur gleichen Zeit und konsistent zueinander erfasst werden.
Die im DIW Berlin angesiedelte forschungsbasierte Infrastruktureinrichtung Sozio-oekonomisches Panel (SOEP) sucht zum nächstmöglichen Zeitpunkt
eine studentische Hilfskraft (w/m/div) für 10 Wochenstunden.
Ihre Aufgabe ist die Mitwirkung bei der Datenaufbereitung, Gewichtung und der Generierung von nutzerfreundlichen Variablen. Dabei lernen Sie das reichhaltige Angebot der SOEP-Daten in seiner ganzen Breite kennen und können mit vergleichbaren Datensätzen aus anderen Ländern arbeiten (UKHLS, PSID, HILDA).
Das Umfeld deutscher Entwicklungspolitik hat sich seit Gründung des Bundesministeriums für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung (BMZ) vor 60 Jahren grundlegend verändert. Damals gingen viele Partnerländer ihre ersten Schritte in neu gewonnener Unabhängigkeit. Heute sind sie politisch und wirtschaftlich etablierte, eigenständige Nationalstaaten. Die bipolare Ordnung der 1960er bis 1980er Jahre ist einer komplexeren, dynamischen Welt gewichen. Neben den Großmächten USA, China, Russland und EU prägen auch die großen Schwellenländer und Regionalmächte wirtschaftliche und politische Verflechtungen. Wie Zukunft aussehen kann – wirtschaftlich, sozial, ökologisch, kulturell – ist damit vielgestaltiger. Die liberale, demokratisch organisierte Marktwirtschaft steht einer Vielzahl von politischen Regimetypen gegenüber. Gleichzeitig nehmen globale Herausforderungen und der Bedarf nach gemeinsamen Antworten zu. Für Deutschland im Wahljahr stellen sich somit in den externen Politikfeldern einige Fragen: Wie kann die kräftezehrende Konkurrenz zwischen Außen-, Sicherheits-, Entwicklungs-, Wirtschafts- und Klimapolitik zu einer fruchtbaren Komplementarität werden? Was ist das Zukunftsmodell der deutschen Entwicklungspolitik?
Das Zukunftsmodell einer deutschen Entwicklungspolitik für eine nachhaltige Zukunft liegt im Fördern und in der Ausgestaltung von gleichberechtigten Kooperationsbeziehungen auf Augenhöhe – mit Ländern aller Einkommensgruppen, auch der OECD. Weder verhaftet in einer Attitüde des Helfens, noch getrieben von dem Ziel, Gefahren abzuwehren. Sondern fokussiert darauf, gemeinsam sozial, ökologisch und ökonomisch nachhaltige Zukunftsmodelle zu erarbeiten und zu verfolgen. Basierend auf den Menschenrechten und idealerweise geteilter demokratischer, freiheitlicher Werte. Stets mit dem Ziel, Strukturen und Standards für globale Gemeinwohlsicherung im partnerschaftlichen Austausch zu entwickeln und gesellschaftlich zu verankern, um globalen Herausforderungen entgegen zu treten.
Wir sehen sieben Leitlinien für die deutsche Entwicklungspolitik im 21. Jahrhundert:
1. Wir begreifen Entwicklungspolitik als transformative Strukturpolitik für nachhaltige Entwicklung. Es bedarf eines Umbaus unserer Sozial- und Wirtschaftssysteme, um menschliche Existenz innerhalb der planetaren Grenzen sicherzustellen. Wir benötigen institutionelle, technologische und ökonomische Infrastrukturen, die katalysierend einen nachhaltigen Umgang mit gesellschaftlichen und natürlichen Ressourcen ermöglichen.
2. Entwicklung ist eine universelle, geographisch ungebundene Herausforderung, in deren Zentrum das Recht auf Selbstbestimmung jedes Menschen steht. Es gilt, die strukturellen Voraussetzungen für ein globales Miteinander so weiterzuentwickeln, dass Selbstbestimmung, also emanzipierende Handlungsfreiheit, für alle Menschen möglich und insbesondere für die unteren 40% gefördert wird. Dieser Strukturwandel bedarf der entwicklungspolitischen Kooperation Deutschlands mit Niedrigeinkommens-, Schwellen- und Hocheinkommensländern.
3. Entwicklung ist nicht das einfache Ergebnis von Wirtschaftswachstum oder der Überwindung von Armut. Vielmehr entsteht Entwicklung durch Prozesse des Erdenkens und Verwirklichens nachhaltiger Zukünfte. Folglich beginnt Entwicklung erst dann, wenn absolute Armut überwunden und soziale, politische, wirtschaftliche und kulturelle Teilhabe möglich ist.
4. Diese Zukünfte nachhaltig zu gestalten, wie in der Agenda 2030 der Vereinten Nationen und in der Deutschen Nachhaltigkeitsstrategie beschrieben, ist eine ressort-, skalen- und sektorübergreifende Aufgabe binnen- und außenorientierter Politik. Sie kann nur im Zusammenspiel der unterschiedlichen Ressorts, Entscheidungsebenen (lokal, national, regional, global) und von Politik, Wirtschaft und Gesellschaft erreicht werden. Nachhaltigkeit bedarf somit einer starken Governance-Architektur, die mit den notwendigen Entscheidungsbefugnissen und Ressourcen ausgestattet ist.
5. Zukünfte sind je nach Kontext unterschiedlich und nur erreichbar, wenn sie von lokalen Akteursstrukturen verwirklicht werden. Zukunft entsteht nicht durch Vorgaben oder Unterstützung von außen. Daher sind entwicklungspolitische Bemühungen stets gleichberechtigte Kooperationen auf Augenhöhe. Weder mehr, noch weniger. Kooperation macht einen kontinuierlichen Austausch und Dialog möglich, der die Verständigung auf gemeinsame Werte und Voraussetzungen für Zukunft erlaubt und existierende Strukturen transformiert.
6. Politik für nachhaltige Entwicklung und globales Gemeinwohl im 21. Jahrhundert muss einen planetaren Blick einnehmen und den Dialog mit lokalen Lebenswelten weltweit pflegen. Ziel ist der Schutz der globalen Gemeingüter: soziale Gleichheit und Armutsbekämpfung, gesellschaftlicher Frieden und politische Teilhabe, ein klimaneutrales und wohlstandsicherndes Wirtschaftssystem, gesunde Ökosysteme, ein stabiles Klima, Biodiversität und kulturelle Vielfalt. Die zentralen politischen Hebel wurden durch die COVID-19-Pandemie erneut deutlich. Dazu gehören unter anderen eine nachhaltige Gestaltung der Finanzmärkte, der Digitalisierung und der Wirtschaft, robuste soziale Sicherungs-, Ernährungs- und Gesundheitssysteme, eine Stärkung von Bildung, Wissenschaft und Innovationsentwicklung, inklusive Institutionen für den globalgesellschaftlichen Zusammenhalt und die Förderung der regionalen und multilateralen regelbasierten Kooperation. Entwicklungspolitik kann nicht alle Hebel bedienen, benötigt sie aber und trägt zu ihnen bei.
7. Entwicklungspolitik verstehen wir als Politik für die Entwicklung und Ermöglichung nachhaltiger Zukünfte im Sinne eines globalen Gemeinwohls. Eine solche Politik investiert in die Gestaltung multilateraler Normen und Regelwerke und rückt die multilaterale Zusammenarbeit in ihren Mittelpunkt, zu dem die bilaterale und europäische Zusammenarbeit flankierend und unterstützend hinzukommt.
Anna-Katharina Hornidge & Imme Scholz leiten gemeinsam das Deutsche Institut für Entwicklungspolitik (DIE). A.-K. Hornidge bekleidet zusätzlich die Professur für Globale Nachhaltige Entwicklung an der Universität Bonn. I. Scholz ist Honorarprofessorin an der Hochschule Bonn-Rhein-Sieg.
Das Umfeld deutscher Entwicklungspolitik hat sich seit Gründung des Bundesministeriums für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung (BMZ) vor 60 Jahren grundlegend verändert. Damals gingen viele Partnerländer ihre ersten Schritte in neu gewonnener Unabhängigkeit. Heute sind sie politisch und wirtschaftlich etablierte, eigenständige Nationalstaaten. Die bipolare Ordnung der 1960er bis 1980er Jahre ist einer komplexeren, dynamischen Welt gewichen. Neben den Großmächten USA, China, Russland und EU prägen auch die großen Schwellenländer und Regionalmächte wirtschaftliche und politische Verflechtungen. Wie Zukunft aussehen kann – wirtschaftlich, sozial, ökologisch, kulturell – ist damit vielgestaltiger. Die liberale, demokratisch organisierte Marktwirtschaft steht einer Vielzahl von politischen Regimetypen gegenüber. Gleichzeitig nehmen globale Herausforderungen und der Bedarf nach gemeinsamen Antworten zu. Für Deutschland im Wahljahr stellen sich somit in den externen Politikfeldern einige Fragen: Wie kann die kräftezehrende Konkurrenz zwischen Außen-, Sicherheits-, Entwicklungs-, Wirtschafts- und Klimapolitik zu einer fruchtbaren Komplementarität werden? Was ist das Zukunftsmodell der deutschen Entwicklungspolitik?
Das Zukunftsmodell einer deutschen Entwicklungspolitik für eine nachhaltige Zukunft liegt im Fördern und in der Ausgestaltung von gleichberechtigten Kooperationsbeziehungen auf Augenhöhe – mit Ländern aller Einkommensgruppen, auch der OECD. Weder verhaftet in einer Attitüde des Helfens, noch getrieben von dem Ziel, Gefahren abzuwehren. Sondern fokussiert darauf, gemeinsam sozial, ökologisch und ökonomisch nachhaltige Zukunftsmodelle zu erarbeiten und zu verfolgen. Basierend auf den Menschenrechten und idealerweise geteilter demokratischer, freiheitlicher Werte. Stets mit dem Ziel, Strukturen und Standards für globale Gemeinwohlsicherung im partnerschaftlichen Austausch zu entwickeln und gesellschaftlich zu verankern, um globalen Herausforderungen entgegen zu treten.
Wir sehen sieben Leitlinien für die deutsche Entwicklungspolitik im 21. Jahrhundert:
1. Wir begreifen Entwicklungspolitik als transformative Strukturpolitik für nachhaltige Entwicklung. Es bedarf eines Umbaus unserer Sozial- und Wirtschaftssysteme, um menschliche Existenz innerhalb der planetaren Grenzen sicherzustellen. Wir benötigen institutionelle, technologische und ökonomische Infrastrukturen, die katalysierend einen nachhaltigen Umgang mit gesellschaftlichen und natürlichen Ressourcen ermöglichen.
2. Entwicklung ist eine universelle, geographisch ungebundene Herausforderung, in deren Zentrum das Recht auf Selbstbestimmung jedes Menschen steht. Es gilt, die strukturellen Voraussetzungen für ein globales Miteinander so weiterzuentwickeln, dass Selbstbestimmung, also emanzipierende Handlungsfreiheit, für alle Menschen möglich und insbesondere für die unteren 40% gefördert wird. Dieser Strukturwandel bedarf der entwicklungspolitischen Kooperation Deutschlands mit Niedrigeinkommens-, Schwellen- und Hocheinkommensländern.
3. Entwicklung ist nicht das einfache Ergebnis von Wirtschaftswachstum oder der Überwindung von Armut. Vielmehr entsteht Entwicklung durch Prozesse des Erdenkens und Verwirklichens nachhaltiger Zukünfte. Folglich beginnt Entwicklung erst dann, wenn absolute Armut überwunden und soziale, politische, wirtschaftliche und kulturelle Teilhabe möglich ist.
4. Diese Zukünfte nachhaltig zu gestalten, wie in der Agenda 2030 der Vereinten Nationen und in der Deutschen Nachhaltigkeitsstrategie beschrieben, ist eine ressort-, skalen- und sektorübergreifende Aufgabe binnen- und außenorientierter Politik. Sie kann nur im Zusammenspiel der unterschiedlichen Ressorts, Entscheidungsebenen (lokal, national, regional, global) und von Politik, Wirtschaft und Gesellschaft erreicht werden. Nachhaltigkeit bedarf somit einer starken Governance-Architektur, die mit den notwendigen Entscheidungsbefugnissen und Ressourcen ausgestattet ist.
5. Zukünfte sind je nach Kontext unterschiedlich und nur erreichbar, wenn sie von lokalen Akteursstrukturen verwirklicht werden. Zukunft entsteht nicht durch Vorgaben oder Unterstützung von außen. Daher sind entwicklungspolitische Bemühungen stets gleichberechtigte Kooperationen auf Augenhöhe. Weder mehr, noch weniger. Kooperation macht einen kontinuierlichen Austausch und Dialog möglich, der die Verständigung auf gemeinsame Werte und Voraussetzungen für Zukunft erlaubt und existierende Strukturen transformiert.
6. Politik für nachhaltige Entwicklung und globales Gemeinwohl im 21. Jahrhundert muss einen planetaren Blick einnehmen und den Dialog mit lokalen Lebenswelten weltweit pflegen. Ziel ist der Schutz der globalen Gemeingüter: soziale Gleichheit und Armutsbekämpfung, gesellschaftlicher Frieden und politische Teilhabe, ein klimaneutrales und wohlstandsicherndes Wirtschaftssystem, gesunde Ökosysteme, ein stabiles Klima, Biodiversität und kulturelle Vielfalt. Die zentralen politischen Hebel wurden durch die COVID-19-Pandemie erneut deutlich. Dazu gehören unter anderen eine nachhaltige Gestaltung der Finanzmärkte, der Digitalisierung und der Wirtschaft, robuste soziale Sicherungs-, Ernährungs- und Gesundheitssysteme, eine Stärkung von Bildung, Wissenschaft und Innovationsentwicklung, inklusive Institutionen für den globalgesellschaftlichen Zusammenhalt und die Förderung der regionalen und multilateralen regelbasierten Kooperation. Entwicklungspolitik kann nicht alle Hebel bedienen, benötigt sie aber und trägt zu ihnen bei.
7. Entwicklungspolitik verstehen wir als Politik für die Entwicklung und Ermöglichung nachhaltiger Zukünfte im Sinne eines globalen Gemeinwohls. Eine solche Politik investiert in die Gestaltung multilateraler Normen und Regelwerke und rückt die multilaterale Zusammenarbeit in ihren Mittelpunkt, zu dem die bilaterale und europäische Zusammenarbeit flankierend und unterstützend hinzukommt.
Anna-Katharina Hornidge & Imme Scholz leiten gemeinsam das Deutsche Institut für Entwicklungspolitik (DIE). A.-K. Hornidge bekleidet zusätzlich die Professur für Globale Nachhaltige Entwicklung an der Universität Bonn. I. Scholz ist Honorarprofessorin an der Hochschule Bonn-Rhein-Sieg.
Das Umfeld deutscher Entwicklungspolitik hat sich seit Gründung des Bundesministeriums für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung (BMZ) vor 60 Jahren grundlegend verändert. Damals gingen viele Partnerländer ihre ersten Schritte in neu gewonnener Unabhängigkeit. Heute sind sie politisch und wirtschaftlich etablierte, eigenständige Nationalstaaten. Die bipolare Ordnung der 1960er bis 1980er Jahre ist einer komplexeren, dynamischen Welt gewichen. Neben den Großmächten USA, China, Russland und EU prägen auch die großen Schwellenländer und Regionalmächte wirtschaftliche und politische Verflechtungen. Wie Zukunft aussehen kann – wirtschaftlich, sozial, ökologisch, kulturell – ist damit vielgestaltiger. Die liberale, demokratisch organisierte Marktwirtschaft steht einer Vielzahl von politischen Regimetypen gegenüber. Gleichzeitig nehmen globale Herausforderungen und der Bedarf nach gemeinsamen Antworten zu. Für Deutschland im Wahljahr stellen sich somit in den externen Politikfeldern einige Fragen: Wie kann die kräftezehrende Konkurrenz zwischen Außen-, Sicherheits-, Entwicklungs-, Wirtschafts- und Klimapolitik zu einer fruchtbaren Komplementarität werden? Was ist das Zukunftsmodell der deutschen Entwicklungspolitik?
Das Zukunftsmodell einer deutschen Entwicklungspolitik für eine nachhaltige Zukunft liegt im Fördern und in der Ausgestaltung von gleichberechtigten Kooperationsbeziehungen auf Augenhöhe – mit Ländern aller Einkommensgruppen, auch der OECD. Weder verhaftet in einer Attitüde des Helfens, noch getrieben von dem Ziel, Gefahren abzuwehren. Sondern fokussiert darauf, gemeinsam sozial, ökologisch und ökonomisch nachhaltige Zukunftsmodelle zu erarbeiten und zu verfolgen. Basierend auf den Menschenrechten und idealerweise geteilter demokratischer, freiheitlicher Werte. Stets mit dem Ziel, Strukturen und Standards für globale Gemeinwohlsicherung im partnerschaftlichen Austausch zu entwickeln und gesellschaftlich zu verankern, um globalen Herausforderungen entgegen zu treten.
Wir sehen sieben Leitlinien für die deutsche Entwicklungspolitik im 21. Jahrhundert:
1. Wir begreifen Entwicklungspolitik als transformative Strukturpolitik für nachhaltige Entwicklung. Es bedarf eines Umbaus unserer Sozial- und Wirtschaftssysteme, um menschliche Existenz innerhalb der planetaren Grenzen sicherzustellen. Wir benötigen institutionelle, technologische und ökonomische Infrastrukturen, die katalysierend einen nachhaltigen Umgang mit gesellschaftlichen und natürlichen Ressourcen ermöglichen.
2. Entwicklung ist eine universelle, geographisch ungebundene Herausforderung, in deren Zentrum das Recht auf Selbstbestimmung jedes Menschen steht. Es gilt, die strukturellen Voraussetzungen für ein globales Miteinander so weiterzuentwickeln, dass Selbstbestimmung, also emanzipierende Handlungsfreiheit, für alle Menschen möglich und insbesondere für die unteren 40% gefördert wird. Dieser Strukturwandel bedarf der entwicklungspolitischen Kooperation Deutschlands mit Niedrigeinkommens-, Schwellen- und Hocheinkommensländern.
3. Entwicklung ist nicht das einfache Ergebnis von Wirtschaftswachstum oder der Überwindung von Armut. Vielmehr entsteht Entwicklung durch Prozesse des Erdenkens und Verwirklichens nachhaltiger Zukünfte. Folglich beginnt Entwicklung erst dann, wenn absolute Armut überwunden und soziale, politische, wirtschaftliche und kulturelle Teilhabe möglich ist.
4. Diese Zukünfte nachhaltig zu gestalten, wie in der Agenda 2030 der Vereinten Nationen und in der Deutschen Nachhaltigkeitsstrategie beschrieben, ist eine ressort-, skalen- und sektorübergreifende Aufgabe binnen- und außenorientierter Politik. Sie kann nur im Zusammenspiel der unterschiedlichen Ressorts, Entscheidungsebenen (lokal, national, regional, global) und von Politik, Wirtschaft und Gesellschaft erreicht werden. Nachhaltigkeit bedarf somit einer starken Governance-Architektur, die mit den notwendigen Entscheidungsbefugnissen und Ressourcen ausgestattet ist.
5. Zukünfte sind je nach Kontext unterschiedlich und nur erreichbar, wenn sie von lokalen Akteursstrukturen verwirklicht werden. Zukunft entsteht nicht durch Vorgaben oder Unterstützung von außen. Daher sind entwicklungspolitische Bemühungen stets gleichberechtigte Kooperationen auf Augenhöhe. Weder mehr, noch weniger. Kooperation macht einen kontinuierlichen Austausch und Dialog möglich, der die Verständigung auf gemeinsame Werte und Voraussetzungen für Zukunft erlaubt und existierende Strukturen transformiert.
6. Politik für nachhaltige Entwicklung und globales Gemeinwohl im 21. Jahrhundert muss einen planetaren Blick einnehmen und den Dialog mit lokalen Lebenswelten weltweit pflegen. Ziel ist der Schutz der globalen Gemeingüter: soziale Gleichheit und Armutsbekämpfung, gesellschaftlicher Frieden und politische Teilhabe, ein klimaneutrales und wohlstandsicherndes Wirtschaftssystem, gesunde Ökosysteme, ein stabiles Klima, Biodiversität und kulturelle Vielfalt. Die zentralen politischen Hebel wurden durch die COVID-19-Pandemie erneut deutlich. Dazu gehören unter anderen eine nachhaltige Gestaltung der Finanzmärkte, der Digitalisierung und der Wirtschaft, robuste soziale Sicherungs-, Ernährungs- und Gesundheitssysteme, eine Stärkung von Bildung, Wissenschaft und Innovationsentwicklung, inklusive Institutionen für den globalgesellschaftlichen Zusammenhalt und die Förderung der regionalen und multilateralen regelbasierten Kooperation. Entwicklungspolitik kann nicht alle Hebel bedienen, benötigt sie aber und trägt zu ihnen bei.
7. Entwicklungspolitik verstehen wir als Politik für die Entwicklung und Ermöglichung nachhaltiger Zukünfte im Sinne eines globalen Gemeinwohls. Eine solche Politik investiert in die Gestaltung multilateraler Normen und Regelwerke und rückt die multilaterale Zusammenarbeit in ihren Mittelpunkt, zu dem die bilaterale und europäische Zusammenarbeit flankierend und unterstützend hinzukommt.
Anna-Katharina Hornidge & Imme Scholz leiten gemeinsam das Deutsche Institut für Entwicklungspolitik (DIE). A.-K. Hornidge bekleidet zusätzlich die Professur für Globale Nachhaltige Entwicklung an der Universität Bonn. I. Scholz ist Honorarprofessorin an der Hochschule Bonn-Rhein-Sieg.
Um neben zahlreichen Bildungsangeboten zu Krisenprävention und Friedensförderung auch vielfältige Erfahrungen aus der Praxis zusammenzuführen, sehen die 2017 von der Bundesregierung verabschiedeten Leitlinien „Krisen verhindern, Konflikte bewältigen, Frieden fördern“ eine „Lernplattform“ vor. Sie sollte verschiedene Akteure der Friedensförderung in unterschiedlichen Formaten zusammenbringen und Wissen kontinuierlich und problemorientiert sammeln. Dafür bleibt noch viel zu tun.
Um neben zahlreichen Bildungsangeboten zu Krisenprävention und Friedensförderung auch vielfältige Erfahrungen aus der Praxis zusammenzuführen, sehen die 2017 von der Bundesregierung verabschiedeten Leitlinien „Krisen verhindern, Konflikte bewältigen, Frieden fördern“ eine „Lernplattform“ vor. Sie sollte verschiedene Akteure der Friedensförderung in unterschiedlichen Formaten zusammenbringen und Wissen kontinuierlich und problemorientiert sammeln. Dafür bleibt noch viel zu tun.
Um neben zahlreichen Bildungsangeboten zu Krisenprävention und Friedensförderung auch vielfältige Erfahrungen aus der Praxis zusammenzuführen, sehen die 2017 von der Bundesregierung verabschiedeten Leitlinien „Krisen verhindern, Konflikte bewältigen, Frieden fördern“ eine „Lernplattform“ vor. Sie sollte verschiedene Akteure der Friedensförderung in unterschiedlichen Formaten zusammenbringen und Wissen kontinuierlich und problemorientiert sammeln. Dafür bleibt noch viel zu tun.