Beat Richner, der Gründer der Kantha-Bopha-Spitäler in Kambodscha, ist am Sonntag verstorben. Er erlag mit 71 Jahren einer schweren Krankheit.
Er «hinterlässt ein grosses, einzigartiges, erfolgreiches und sehr nachhaltiges Lebenswerk, das grösste Bewunderung verdient», schreibt die Stiftung Kinderspital Kantha Bopha am Sonntag in der Mitteilung.
Der Kinderarzt, Cellist und Musikclown «Beatocello» musste bereits im Frühling 2017 aus gesundheitlichen Gründen die Leitung seiner fünf Spitäler in Kambodscha aufgeben und in die Schweiz zurückkehren. Seine Stiftung hatte mitgeteilt, dass er an einer seltenen und unheilbaren Hirnerkrankung mit zunehmendem Funktions- und Gedächtnisverlust leide.
Die Leitung der Spitäler hatte er bei seinem Rücktritt an seinen Stellvertreter und Weggefährten Peter Studer übergeben. Der Fortbestand sei gesichert, betont die Stiftung auch jetzt.
Beat Richner hatte Anfang der 1990er Jahre seiner gutgehenden Praxis am Zürichberg den Rücken gekehrt. Der kambodschanische König Sihanouk hatte ihn angefragt, das unter dem Schreckensregime von Pol Pot zerstörte Kantha-Bopha-Spital («Duftende Blume»), benannt nach einer jung verstorbenen Tochter von König Sihanouk, zu renovieren. Nach der Einweihung im September 1992 gründete er von 1996 bis 2007 noch vier weitere Kliniken, drei in Phnom Penh und eine in Siem Reap.
Nebenbei hatte Richner die Rolle des melancholischen Musikclowns Beatocello erfunden und Kinderbücher für «Erwachsene ab etwa fünf Jahren» geschrieben. Richner war unablässig als Geldeintreiber unterwegs. Jeden Samstag gab Beatocello ein Konzert in seinem Spital in Siem Reap und warb bei den Besuchern um Spenden. Auch tourte er regelmässig mit seinem Cello «Blondine» durch die Schweiz und trat an Galaveranstaltungen des Zirkus' Knie auf.
Mit den Schweizer Behörden lag der von den Menschen in Kambodscha als «Gott» verehrte Richner zeitweise über Kreuz. Weil er sich weigerte, mit den «korrupten» Gesundheitsbehörden Kambodschas einen Vertrag zu unterzeichnen, stellte die Direktion für Entwicklung und Zusammenarbeit (Deza) 2004 vorübergehend ihre Zahlungen ein.
Unterdessen attestierte sie Richner eine «überragende Arbeit» zugunsten der Kinder und des Gesundheitswesens in Kambodscha. Aktuell unterstützt der Bund die Kantha-Bopha-Stiftung mit 4 Millionen Franken pro Jahr. Seit 1994 flossen so über 60 Millionen Franken in die Spitäler. Die kambodschanische Regierung ihrerseits verdoppelte 2016 ihren Beitrag auf jährlich 6 Millionen Dollar.
Darüber hinaus steigen die privaten Spenden aus Kambodscha kontinuierlich an. 2017 kam ein Drittel des Budgets von 42 Millionen Franken aus Kambodscha.
Die Kantha-Bopha-Spitäler zählen 2500 Mitarbeitende und haben den Status von Universitätskliniken. Sie verarzten über 80 Prozent aller kranken Kinder in Kambodscha, und das völlig kostenfrei. Seit 1992 wurden fast 15 Millionen Kinder ambulant und mehr als 1,5 Millionen weitere stationär behandelt, die meisten unentgeltlich. Die kambodschanischen Ärzte werden durch eine strategische Zusammenarbeit mit dem Universitäts-Kinderspital in Zürich aus- und weitergebildet.
Richner war Ehrendoktor der Universität Lausanne und der Universität Zürich. Daneben erhielt er weitere Auszeichnungen und Ehrungen. Schon 1994 wurde ihm etwa der Adèle-Duttweiler-Preis zugesprochen. 2003 wurde er im Rahmen der SRF-Fernsehshow «SwissAward» als erster «Schweizer des Jahres» ausgezeichnet.
Wie sich Serena Williams im Final der US Open verhält, geht gar nicht. Noch schlimmer ist aber, dass sie danach nicht einmal zu ihrem Fehler stehen kann.
Serena Williams rastet an den US Open aus. Nach einer Verwarnung wegen illegalem Coachings verliert sie die Nerven, schreit den Stuhl-Schiedsrichter an und bezeichnet ihn als Dieb. Bis sie für ihre dritte Verwarnung mit einem Game abgestraft wird – was absolut korrekt ist. Denn Serenas Verhalten ist schlicht inakzeptabel.
Es kann ja passieren, dass man in der Hitze des Gefechts einmal die Nerven verliert. Das ist nur menschlich. Aber danach sollte eine Frau mit ihrem Status zu ihren Fehlern stehen können. Und Serena Williams tut das nicht. Stattdessen kommt die 36-Jährige mit einem absolut lächerlichen Sexismus-Vorwurf.
Ein Federer, Nadal, Djokovic oder Murray würde nie so rumschreien oder den Schiedsrichter derart beschimpfen – das würde sich keiner erlauben. Und wenn dann einer über die Stränge schlägt, wie ein Nick Kyrgios, dann wird er in der Regel auch zur Rechenschaft gezogen.
Mit dem Sexismus-Vorwurf lenkt Williams nur von den eigenen Schwächen ab. Dass sie ihre Nerven nicht immer im Griff hat, hat sie schon bei früheren Gelegenheiten gezeigt. Etwa 2009 im Halbfinal der US Open, als sie wegen eines Fussfehlers eine Linienrichterin bedrohte mit den Worten: «Ich schwöre zu Gott, ich werde dir den Ball in den Hals stopfen.»
Traurig ist, dass gerade Mama Williams dieses Verhalten an den Tag legt. Sie, die sich immer wieder als leuchtendes Vorbild darstellt. Sie, die Generationen von jungen Frauen beeinflusst. Sie, die 23-fache Grand-Slam-Siegerin, die Stil-Ikone.
Ausgerechnet Williams ist es, die ihrem Fan Naomi Osaka den Abend ruiniert. Die 20-Jährige kann sich gar nicht richtig an ihrem ersten Grand-Slam-Sieg freuen. Dass Williams der Japanerin diesen magischen Moment zerstört, ist ganz schlechter Stil.
DELSBERG - Der katalanische Anführer der Unabhängigkeitsbewegung, Carles Puigdemont, traf in der Schweiz auf Seelenverwandte: Er besuchte das Fest des jurassischen Volks.
Ein Heimspiel in der Fremde. Das erlebte der frühere katalonische Präsident Carles Puigdemont am Wochenende beim Besuch des Fests des jurassischen Volkes in Delsberg. Separatistenführer Puigdemont, der zusammen mit seiner Frau in die Schweiz gereist war, stiess im jüngsten Kanton der Schweiz auf viel Verständnis.
Der 55-Jährige hielt am Samstagabend eine Rede vor den Jurassiern. Zusammen mit François Lachat, dem ehemaligen Präsidenten der Jura-Regierung, und Pierre-André Comte, Generalsekretär der autonomen Bewegung Jura, sowie der jurassischen Bevölkerung sang Puigdemont die Jurahymne La Rauracienne. Am Sonntag nahm er zusammen mit seiner Frau am offiziellen Mittagessen teil.
Im belgischen ExilAnders als im Jura, der 1979 unabhängig wurde, sind die Querelen um die Autonomiebemühungen der Separatisten in Spanien noch nicht ausgestanden. Puigdemont lebt seit Ende 2017 im Exil in Belgien, um auf der iberischen Halbinsel einem Strafverfahren wegen Rebellion zu entgehen.
Katalonien war im Herbst 2017 Schauplatz einer politischen Krise. Der damalige Regionalpräsident Puigdemont organisierte trotz Verbot ein Unabhängigkeitsreferendum. Rund 90 Prozent der Katalanen hatten sich für einen Staat Katalonien ausgesprochen, und die damalige Regionalregierung rief einseitig die Unabhängigkeit aus.
Die spanische Verfassung lässt dies aber nicht zu. Die Abstimmung war im Vorfeld für illegal erklärt worden, die Polizei ging mit harter Hand gegen Wählerinnen und Wähler vor.
Die Regionalregierung wurde später von der spanischen Zentralregierung unter der damaligen Leitung von Mariano Rajoy abgesetzt. Mehrere katalanische Unabhängigkeitsbefürworter wurden inhaftiert, worauf Puigdemont floh. (SDA)
Der frühere «DSDS»-Dritte Daniel Küblböck wird derzeit auf einer Kreuzfahrt vermisst. Er sei von Bord der «Aida Luna» gesprungen, wie die Schifffahrtsgesellschaft mitteilt.
Der durch die Castingshow «Deutschland sucht den Superstar» bekannt gewordene Daniel Küblböck (33) wird vermisst. Das berichtet die «Bild».
Der deutsche Sänger war als Urlaubsgast auf dem Kreuzfahrtschiff «Aida Luna» unterwegs von Hamburg nach New York. Gegen 6.00 Uhr Ortszeit sprang vor der kanadischen Insel Neufundland eine Person von Deck 5, wie Augenzeugen berichten. Bei dieser Person soll es sich um Daniel Küblböck, dem Dritten der ersten «DSDS»-Staffel von 2003, handeln.
«Jede Kabine wurde durchsucht»Schiffspassagier Niclas Krasenbrink vom Deck 5 berichtet BLICK von dem Zwischenfall: «Wir wurden gegen 6.00 Uhr aufgeweckt von Durchsagen der Crew. Danach ging ein Alarm los.» Etwa drei Stunden später sei jede Kabine durchsucht worden. «Seitdem erhalten wir fast stündlich eine Durchsage mit der aktuellen Lage.» Der Vorfall sei Gesprächsthema Nummer eins.
Um die anderen Gäste zu beschäftigen, habe die Besatzung ein Unterhaltungsprogramm aufgestellt. So dürfen die Passagiere beispielsweise im «Theatrium» die Proben eines Musicals schauen. Trotzdem: «Man merkt eine deutliche Anspannung unter den Passagieren», so Krasenbrink.
«Alle erforderlichen Rettungsmassnahmen eingeleitet»
Aida Cruises nimmt folgendermassen Stellung: «Aida Cruises bestätigt, dass am frühen Morgen des 9. September 2018 ein Gast von Aida Luna auf dem Seeweg nach Neufundland über Bord gesprungen ist. Der Kapitän und die Crew von Aida Luna haben umgehend und in enger Abstimmung mit den örtlichen zuständigen Behörden alle erforderlichen Rettungsmassnahmen eingeleitet.»
Ein Kabinencheck hat bestätigt, dass ein männlicher Gast namens Daniel Kaiser-Küblböck vermisst wird. Das Schiff wurde vorsorglich gestoppt und zur Stelle zurückgefahren, wo der Vorfall angenommen wurde.
Kanadische Küstenwache gibt Kurs vorPassagier Niclas Krasenbrink beschreibt die Aktion folgendermassen: «Es wurden zwei Rettungsboote ins Wasser gelassen, mehr war jedoch nicht zu sehen.» Auch ein Rettungsheli und ein holländisches Schiff sollen bei der Suche helfen. Die «Aida Luna» fahre derzeit im Kreis - einen Kurs, der von der kanadischen Küstenwache vorgegeben ist.
Küblböcks Vater reagiert gegenüber «Bild»: «Ich klammere mich jetzt nur an die Hoffnung, dass irgendwie doch noch alles gut wird!» Die Suche dauert an. Bislang ohne Erfolg.
Auf der «Aida Luna» haben über 2000 Passagiere Platz. Das Schiff ist 250 Meter lang, 32 Meter breit und verfügt über 13 Decks. Das Deck 5 befindet sich auf über 20 Metern über der Wasserlinie.
Romani Fenati riskiert im Moto2-Rennen in Misano die Gesundheit seines Gegners Stefano Manzi mit einer wahnsinnigen Aktion. Dominique Aegerter und Jesko Raffin freuen sich über Punkte.
Was geht bloss im Kopf von Romano Fenati vor? Der Italiener verliert beim GP San Marino die Nerven. Im Duell mit Stefano Manzi zieht Fenati auf gleiche Höhe – dann das Unfassbare.
Fenati greift zu seinem Gegner hinüber in den Lenker und zieht einfach die Bremse bei einem Tempo gegen 200 km/h. Eine extrem gefährliche Aktion. Ein Anschlag auf zwei Rädern. Fenati wird von der Rennleitung sofort auf dem Verkehrt gezogen. Schwarze Flagge für den 22-jährigen Hitzkopf. Für Dominique Aegerter ist der Fall klar: «Der hat einen Flick weg! Die Sturzgefahr ist riesig und an dieser Stelle hat man über 200 km/h drauf. Er hat sich schon in der Moto3 öfters nicht im Griff gehabt.»
Und auch Tom Lüthi schlägt in die gleiche Kerbe: «Das geht gar nicht. Ich war geschockt, als ich es am TV gesehen habe. Das ist extrem gefährlich. Das Vorderrad kann schnell blockieren und dann fliegt Manzi Kopf voran weg. Das kann man nicht machen, egal was vorher zwischen ihnen vorgefallen ist. Dann sollen sie es lieber nach dem Rennen in der Box austragen.»
Für Fenati bleibt es aber nicht bei der Disqualifikation. Am Sonntagabend wird er zudem für die nächsten beiden GP aus dem Verkehr gezogen.
Es ist nicht das erste Mal, dass Fenati für Schlagzeilen sorgt. 2016 flog er nach drei Jahren aus Valentino Rossis Nachwuchs-Akademie. Wegen charakterlichen Problemen. Die hat er nun einmal mehr unter Beweis gestellt.
Raffin mit toller Aufholjagd beim ComebackJesko Raffin kann bei seinem WM-Comeback in der Moto2 sein Können unter Beweis stellen. Zwar nicht mit einem Top-Resultat, dafür mit einem Top-Rennen. Weil der Töff des Zürchers vor dem Start den Geist aufgibt, muss Raffin vom 33. und letzten Startplatz (statt vom 17.) ins Rennen. Danach liefert er eine tolle Aufholjagd ab.
Einen Fahrer nach dem anderen lässt Raffin stehen – und schafft es als 15. sogar in die Punkte! Wie es mit Raffin weitergeht, steht noch aus. Möglich, dass er in dieser Saison noch weitere WM-Rennen fahren darf für das Stop-and-Go-Team, das ihn vorerst nur für den GP San Marino zurück in die WM geholt hat.
Punkte gibt es auch für Dominique Aegerter. Der Oberaargauer kommt auf den 13. Rang (Startplatz 14). Er wie auch Raffin profitieren auch von zahlreichen Ausfällen.
Den Sieg sichert sich Francesco Bagnaia vor Miguel Oliveira. Mit seinem 6. Saisonsieg baut der Italiener den Vorsprung auf Oliveira in der WM auf 8 Punkte aus. Als Dritter klettert Tom Lüthis zukünftiger Teamkollege Marcel Schrötter erstmals aufs Podest.
Dovizioso siegt, Lüthi chancenlosIn der MotoGP gewinnt Andrea Dovizioso vor Marc Marquez und Cal Crutchlow. Bitter: Jorge Lorenzo kämpft den Grossteil des Rennens gegen Marquez, ehe er in der zweitletzten Runde auf Rang zwei liegend stürzt – und schliesslich als 17. ins Ziel kommt.
Tom Lüthi ist chancenlos und wartet auch nach dem 12. Saisonrennen auf die ersten MotoGP-Punkte. Der Emmentaler belegt den 22. Rang. Auf Sieger Dovizioso verliert er 1:12,608 Minuten – eine Weltreise. Teamkollege Franco Morbidelli fährt als 12. in die Punkte. (sme)
Das 6:0 gegen Island – sechs Nati-Stars gaben eine besonders gute Visitenkarte ab.
Der klare Sieg in der Nations League gegen Island war ein Erfolg des Teams. Jeder einzelne spielte gut – und trotzdem spielten sich sechs Nationalspieler besonders in den Vordergrund. Sie sind die Gewinner des Island-Spiels.
· Xherdan Shaqiri: Ottmar Hitzfeld setzte ihn an der WM 2014 gegen Honduras erstmals als Zehner ein. Er dankte es mit drei Toren. Am Samstag in St. Gallen spielt er nach der Ausbootung von Blerim Dzemaili wieder auf der Nummer 10. Er tut es grandios und virtuos.
· Granit Xhaka: «Er kann niemals Captain sein», sagt Kubilay Türkyilmaz. «Er repräsentiert die Schweiz nicht», sagt Stéphane Henchoz. Über die Eignung als Nati-Captain wird man seine Karriere lang diskutieren können nach dem Doppeladler-Jubel. Aber auf dem Platz ist er mit der Captain-Binde am Arm der Chef im Mittelfeld.
· Kevin Mbabu: Er bringt unglaublich viel Power ins Spiel. Für Michael Lang wird der Weg ins Nationalteam zurück nicht einfach. Am Dienstag gegen England könnte Stephan Lichtsteiner (34) zurückkehren. Der Captain fehlte im WM-Achtelfinal gegen Schweden schmerzlich – und darum wird Nati-Coach Vladimir Petkovic genau überlegen, wie er die Erfahrung des Arsenal-Spielers einsetzt.
· Haris Seferovic: Bei der WM gescholten, verlor seinen Stammplatz. Als alle mit einem Wechsel rechneten, bekam er bei Benfica Lissabon wieder eine Chance. Und ackerte gegen Island wie ein Besessener. Der Lohn: Ein Tor und ein Assist, während ihm noch zwei Treffer aberkannt wurden.
· Albian Ajeti. Acht Minuten brauchte er für sein erstes Länderspiel-Tor beim Debüt. Der Torschützenkönig der letzten Super-League-Saison wird ab jetzt öfters dabei sein.
· Denis Zakaria: Der 21-Jährige spielt mit einer Selbstverständlichkeit neben Xhaka, als wäre er schon jahrelang Stammspieler. Und im Vergleich zu seinem Vorgänger Valon Behrami bringt er neben physischer Präsenz auch noch spielerisch einiges mit.
Man darf gespannt sein, wie Nati-Coach Vladimir Petkovic am Dienstag in England aufstellt. Gegen einen Gegner, der nach der 1:2-Pleite gegen Spanien wie die Feuerwehr kommen wird.
BERN - Der Gründer der Kantha-Bopha-Spitäler in Kambodscha, Beat Richner, ist seiner seltenen Gehirnerkrankung erlegen.
Der Gründer der Kantha-Bopha-Spitäler in Kambodscha, Beat Richner, ist gestorben. Dies teilte der Stiftungsrat des Kinderspitals am Sonntag mit. Der Kinderarzt, Cellist und Musikclown «Beatocello» erlag mit 71 Jahren einer schweren Krankheit.
Vor einem Jahr wurde bekannt, dass der grosse Kinderarzt an einer seltenen, unheilbaren und heimtückischen Hirnerkrankung leidet. Auch bekannt als musizierender Beatocello, hat Richner während 25 Jahren mehr als 18 Millionen Kindern in seinen Kantha-Bopha-Spitälern in Kambodscha geholfen, ihr Überleben gesichert. «Wenn ein Kind stirbt, stirbt die ganze Welt», sagte Richner 2015 zu BLICK.
«Es ist sehr, sehr traurig, ihn so zu sehen»
Tragisch: In seinen letzten Tagen erinnerte sich der grosse Wohltäter nicht mehr an sein Lebenswerk. «Er weiss nicht mehr, was Kambodscha ist», sagte René Schwarzenbach (58), Präsident der von Richner gegründeten Stiftung Kantha Botha, im vergangenen November. Seine Gehirnerkrankung hatte ihm nicht nur viele Körperfunktionen genommen, sondern auch sein Erinnerungsvermögen. «Es ist sehr, sehr traurig, ihn so zu sehen», sagte Schwarzenbach. «Beat Richner ist in eine andere Welt abgedriftet. Er erkennt seine Leute nicht mehr, kann kaum mehr sprechen. Und er ist an den Rollstuhl gefesselt.» Schmerzen habe er aber keine gehabt.
Mehrere Spitäler in Kambodscha1992 hatte Richner seine Praxis in Zürich geschlossen, um in Phnom Penh mit Hilfe von Spendengeldern aus der Schweiz das Kinderspital «Kantha Bopha» (Blumenduft) zu bauen. Dieses wurde 1993 eingeweiht. Über die Jahre folgten weitere Spitäler.
Finanziert wurde Richners Werk mit privaten und öffentlichen Geldern. Um Spenden zu sammeln, tourte er immer wieder mit seiner «Blondine», seinem Cello, durch die Schweiz.
Richner erhielt für sein Werk verschiedene Auszeichnungen und Ehrungen. Schon 1994 wurde ihm etwa der Adèle-Duttweiler-Preis zugesprochen, der mit 50'000 Franken dotiert ist. Den Preis erhalten Personen und Organisationen für Verdienste im sozialen Bereich. 2003 wurde er im Rahmen der SRF-Fernsehshow «SwissAward» als erster Schweizer des Jahres ausgezeichnet – eine seiner grössten und wichtigsten Anerkennungen.
Bunderat Ignazio Cassis würdigte Richner auf Twitter: «Unzähligen Kindern hat Beat Richner in Kambodscha geholfen und den Menschen Hoffnung gegeben», so der Aussenminister. «Sein Tod macht uns alle traurig. Durch sein unermüdliches Engagement verhalf er auch der Schweiz und ihren Werten zu hohem Ansehen.»
Ringier-CEO Marc Walder betont die Einzigartigkeit von Richners Lebenswerk: «Bei Beat Richner darf man von einem weltweit beinahe einzigartigen Lebenswerk sprechen. Zehntausende Schweizerinnen und Schweizer haben ihn über Jahrzehnte unterstützt, Kindern in Kambodscha medizinisch zu helfen. Auch dies ist einzigartig. Ein Friedensnobelpreis wäre die krönende Anerkennung dieser Jahrhundertleistung eines Schweizers gewesen.»
Auch der kambodschanische König Norodom Sihamoni würdigte das Schaffen des Schweizer Spendensammlers. «Die nachhaltige Weiterführung der Kantha-Bopha-Spitäler, die Kranke gratis behandeln, habe eine grosse Bedeutung für das Gesundheitssystem des Landes», sagte Sihamoni im vergangenen Jahr an der Feier zum 25-jährigen Bestehen der Stiftung. (sda/klm)
2017 beim GP Spanien ging der weinende Kimi-Fan Thomas um die Welt. Jetzt leidet er wieder mit seinem Idol. Hier gehts zum F1 inside.
Warum tut sich Ferrari so schwer, die Wahrheit zu sagen? Für Kimi Räikkönen wäre (oder eben ist) der Rauswurf keine grosse Überraschung mehr. Auch der kleine Kimi-Fan aus Frankreich, Thomas (7), rechnet jeden Tag mit der offiziellen Meldung. Der Bub wurde beim GP von Spanien 2017 weltberühmt, als er nach dem Startcrash von Räikkönen mit Bottas und Verstappen hemmungslos auf der Tribüne zu weinen begann. Und plötzlich war er für einige Sekunden für Hunderte Millionen Zuschauer gross im Bild. Thomas («Meine Katze heisst Schumi») wurde darauf mit seinen Eltern noch an die Boxen eingeladen, wo sie Kimi treffen konnten. Jetzt leidet Thomas wieder.
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Räikkönen (bald 39) stolpert nun über das Vermächtnis von Ex-Ferrari-Guru Sergio Marchionne (+66). Dieser machte mit Sauber-Pilot Charles Leclerc und dessen Manager Nicolas Todt einen Vorvertrag für 2019. Und diesen kann und will Ferrari jetzt nicht mehr auf gerichtlichem Weg anfechten. Da man sich dann ja auch mit FIA-Boss Jean Todt anlegen müsste...
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Für Kimi ist und muss endlich klar sein, dass er jetzt nur noch für sich fahren muss. Seine 18. Pole in Monza und der 100. Podest-Auftritt zeigen, dass der Finne noch in Topform ist. Seine Freundschaft mit Sebastian Vettel ist angekratzt. Die Härte im Startduell hat den Deutschen in Italien sicher überrascht. In den letzten sieben Rennen kann Ferrari eine Stallorder vergessen. Kimi, seit 109 WM-Läufen sieglos, hat seine Rennfahrer-Seele schon zu oft verkauft. Zur Erinnerung: In Singapur, wo es nächsten Sonntag zum 15. Grand Prix kommt, sind Vettel, Räikkönen und Verstappen beim Startcrash ausgeschieden – den Sieg auf der Angstrecke von Mercedes erbte Lewis Hamilton.
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Bei den Silberpfeilen ist eine Stallorder gar nicht mehr nötig. Die Rennintelligenz von Valtteri Bottas (29) genügt, wie Monza klar zeigte. Er bremste Räikkönen ein, damit Hamilton aufschliessen konnte. Und sich Kimi dabei die Reifen kaputtfuhr. Bottas weiss, dass er für 2020 um den Sitz fighten muss, sollte Mercedes sein grösstes GP-Talent, Esteban Ocon, für 2019 nirgendwo unterbringen können.
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Wie geht es Niki Lauda? Mercedes-Chef Toto Wolff: «Niki braucht jetzt einfach viel Ruhe und Geduld.» Nur die Familie, die auch die Kommunikation gut überwacht, darf zu ihm. Und Niki? Der guckt sich alle Rennen am TV an.
ZUCHWIL SO - Beim Überqueren eines Fussgängerstreifens in der Hauptstrasse in Zuchwil wurde am Samstagabend eine Seniorin von einem Motorrad erfasst und verletzt.
Eine Rentnerin (84) will am Samstagabend gegen 19 Uhr in Zuchwil SO die Hauptstrasse überqueren. Sie nutzt dafür einen Zebrastreifen. Zur gleichen Zeit nähert sich ein Töff. Der 43-jährige Motorradlenker übersieht die Rentnerin.
Das Töff erfasst die 84-Jährige. Sie wird dabei verletzt, muss in Spital gebracht werden. (jmh)
Ein junger Deutscher verstarb in Sachsen-Anhalt nach einer Schlägerei. Die beiden mutmasslichen Angreifer sollen aus Afghanistan stammen. Jetzt werden schlimme Ausschreitungen befürchtet.
Tödlicher Streit im deutschen Bundesland Sachsen-Anhalt: Ein junger Mann (†22) ist in Köthen nach einer Schlägerei gestorben. Die beiden mutmasslichen Angreifer sollen aus Afghanistan stammen, wie die «Bild»-Zeitung berichtet.
Drei aus Afghanistan stammende Männer sollen mit einer Frau auf dem Spielplatz gewesen sein und darüber gestritten haben, von wem die Frau schwanger ist.
Zwei Deutsche wollten schlichten, doch der Streit eskalierte. Es kam zu einer Schlägerei, wobei der 22-Jährige verletzt wurde. Er starb wenig später.
Aufruf rechter GruppierungenDie Behörden befürchten gewaltsame Ausschreitungen. Am Abend beteiligten sich rund 2500 Menschen an einem Trauermarsch, zu dem rechte Gruppierungen in sozialen Netzwerken aufgerufen hatten. Die Polizei überwachte die Lage mit einem Grossaufgebot, auch zwei Wasserwerfer standen bereit. Sie erhielt Verstärkung unter anderem aus Niedersachsen und Berlin.
Die Teilnehmer des Trauermarsches zogen schweigend und ohne Transparente oder Spruchbänder durch die Strasse in Richtung des Spielplatzes. Dort legten einige von ihnen Blumen nieder und zündeten Feuerzeuge an.
Zuvor hatten bereits rund 50 Menschen gegen rechte Hetze demonstriert.
Todesursache HerzversagenBetreffend der Todesursache des 22-jährigen Deutschen hiess es zuerst, er sei an einer Hirnblutung gestorben. Laut dem Obduktionsbericht starb er jedoch nicht wegen Schlägen oder Tritten. Er starb an einem Herzversagen!
«Nach dem vorläufigen, mündlich übermittelten Obduktionsergebnis ist der 22-jährige Köthener einem akuten Herzversagen erlegen, das nicht im direkten kausalen Zusammenhang mit den erlittenen Verletzungen steht», teilt die Staatsanwaltschaft mit. Der 22-Jährige soll an einer Vorerkrankung des Herzen gelitten haben.
Mutmassliche Täter in U-HaftZwei Afghanen – 18 und 20 Jahre alt – wurden als mutmassliche Angreifer festgenommen. «Zum gegenwärtigen Zeitpunkt werden die Ermittlungen nunmehr wegen des Verdachts der gefährlichen Körperverletzung gegen den 18-jährigen Tatverdächtigen geführt. Gegen den 20-jährigen Tatverdächtigen wird wegen des Anfangsverdachts der Körperverletzung mit Todesfolge ermittelt», heisst es bei der Staatsanwaltschaft.
Die beiden Verdächtigen sitzen in Untersuchungshaft. Ein Richter erliess am Sonntagabend Haftbefehl wegen des Verdachts der Körperverletzung mit Todesfolge, wie die Polizei mitteilte.
Nach unbestätigten Informationen der «Mitteldeutschen Zeitung» soll einer der beiden Verdächtigen eine Aufenthaltserlaubnis haben, der zweite hingegen hätte eigentlich bereits abgeschoben werden sollen. Das wurde der Zeitung zufolge bisher aber verhindert, weil die Staatsanwaltschaft wegen gefährlicher Körperverletzung gegen ihn ermittele.
Zündstoff, der für Krawalle sorgen könnte!
Zudem soll es sich beim Bruder des Toten um einen vorbestraften Rechtsextremen handeln.
Böse Erinnerungen an ChemnitzNach der Tötung eines Deutschen vor zwei Wochen war es in Chemnitz zu Aufmärschen rechter Gruppen gekommen. Wegen der Tat sitzen zwei Asylbewerber in Untersuchungshaft. Nach einem dritten Tatverdächtigen, einem Iraker, wird gefahndet.
Im Zuge der Ausschreitungen kam es am 27. August auch zu einer Attacke auf das jüdische Restaurant «Schalom», wie der Wirt in Medien bestätigte. Die Gaststätte wurde Medienberichten zufolge abends von einem Dutzend Neonazis angegriffen und auch mit Steinen beworfen. Der Eigentümer wurde an der rechten Schulter verletzt. (jmh/noo/SDA)
Vom Mauerblümchen zum Börsenliebling und wieder zurück: Gut ein halbes Jahr nach dem Bitcoin-Hype ist es ruhig geworden um Kryptowährungen.
«Es ist ruhiger geworden, aber das ist auch gut so», sagt Christoph Gerlinger, Chef der German Startups Group in Berlin. «Die Goldgräberstimmung 2017 hat bezogen auf ICOs sehr viel Schrott nach oben gespült.» Als der Preis für Bitcoin damals in wenigen Wochen auf 20'000 Dollar in die Höhe schoss, war das Cyber-Geld plötzlich in aller Munde.
Mittlerweile pendelt der Preis für die älteste und wichtigste Kryptowährung um 7000 Dollar. Das ist zwar immer noch das Siebenfache dessen, was sie Anfang 2017 gekostet hat. Von Seiten privater Kleinanleger sei das Interesse dennoch weg, sagt ein Händler, der auf Bitcoin basierende Finanzprodukte anbietet. «Für viele war der plötzliche Preissturz ziemlich schmerzhaft und sie haben jetzt erstmal die Nase voll.»
Von schwarzen Schafen und mangelnder RegulierungFast völlig vom Radar verschwunden sind ICOs, also Platzierungen neuer Cyber-Devisen mit dem Zweck der Finanzierung von Firmen in der Kryptobranche. Über sie wurden vor einem Jahr Studien zufolge weltweit noch Milliardengelder eingesammelt. «Mittlerweile investiert aber kaum noch jemand in ICOs», erklärt Philipp Sandner, Professor am Frankfurt School Blockchain Center. «Es ist schwierig geworden, damit Geld zu verdienen.» Viele Startups bekämen nur einen Bruchteil dessen, was sie ursprünglich geplant hatten, Projekte würden auf die lange Bank geschoben oder sogar komplett abgeblasen.
Experten zufolge liegt die geringere Nachfrage vor allem an der mangelnden Regulierung, die Investoren vor schwarzen Schafen und Betrugsfällen schützt. «Bei dem Thema ist in den USA, Grossbritannien und in der EU in den vergangenen Monaten nicht viel passiert», sagt Sandner. Nur Länder wie Malta oder Luxemburg hätten Regeln für die Branche aufgestellt. Auch in der Schweiz und in manchen Ländern Asiens ist der ICO-Markt weitgehend geregelt – beziehungsweise wie in China ganz verboten.
Geht es bald wieder aufwärts?Die deutsche Finanzaufsicht BaFin hat mehrfach vor Anlagen in ICOs gewarnt, ein explizites Regelwerk dafür gibt es aber hierzulande nicht. «Die Branche braucht eine europaweit einheitliche Regulierung, an der aber auch schon gearbeitet wird», sagt Rechtsanwalt Felix Biedermann von der Kanzlei Simmons & Simmons. Hauptziel müsse sein, Investoren zu schützen und Vertrauen zu schaffen. Die EU-Kommission sieht allerdings keine Eile, um den Markt zu regulieren. Dafür gibt es in Europa im internationalen Vergleich zu wenige Anleger. Ein Grossteil der Investments werden in Asien getätigt.
Trotz der Katerstimmung in der Branche sind Experten zuversichtlich, dass die Kryptobranche nur ein Zwischentief durchlebt. «In ein paar Monaten hat sich das Schiff wieder gedreht, da bin ich mir sicher», so Sandner. «Derzeit wird im Hintergrund viel Wissen aufgebaut und dass das geräuschloser passiert, ist gar nicht verkehrt.» (SDA/zas)
In der Medizinaltechnik ist die Schweiz Weltspitze. Firmen wie Roche Diagnostics, Sonova, Straumann und Ypsomed, aber auch Ableger ausländischer Gesundheitskonzerne wie Biotronik, Medtronic oder Zimmer Biomet haben im vergangenen Jahr 1500 neue Stellen geschaffen, in den letzten zehn waren es 13'000. Insgesamt bietet die Branche 58'500 Arbeitsplätze.
Und was für Arbeitsplätze! Höchste Qualifikation verschafft der Schweiz höchste Qualität und damit international höchsten Respekt. Dem Respekt in der Weltwirtschaft entspricht der Stolz der Bürgerinnen und Bürger. Die Medizinaltechnik steht für das Forschungsgenie des Landes, natürlich auch für das Genie der präzisen Produktion.
Ja, die Schweiz ist grossartig. Nichts weniger.
Und dann liest man: Schweizer Handgranaten im Arsenal der Mörderbande Islamischer Staat, Schweizer Waffen für Katar und Saudi-Arabien – trickreich als Einzelteile exportiert und im Ausland wieder zur Waffe zusammengeschraubt. Hinter all diesen Deals steckt das Rüstungsunternehmen Ruag.
Schweizer Waffen in schmutzigsten Händen! Wie soll man die Machthaber in Katar und Saudi-Arabien sonst beschreiben? Religiös unterfütterte Unmoral ist die Staatsräson dieser totalitären Prinzenreiche. Zum Islamischen Staat, der Ruag-Waffen ebenfalls zu schätzen weiss, fällt dem gesitteten Menschen kaum noch ein Begriff ein, der dieses Pack zutreffend charakterisieren würde.
Doch die Ruag ist in diesen finstersten Winkeln der Weltpolitik erfolgreich. Was heisst «die Ruag»? Die Schweiz ist dort erfolgreich!
Was aber ist das für ein Erfolg? Was ist das für eine Schweiz? Eine Schweiz, auf die ihre Bürgerinnen und Bürger stolz sein dürfen? Wie auf die Schweiz der Medizinaltechnik?
Richtig ist: Die Schweiz braucht Waffenforschung, Waffentechnik und Waffenproduktion – für die eigene Armee. Und weil dies nur durch Waffenexport wirtschaftlich bleiben kann, braucht sie auch Abnehmer. Ruag-Waffen sind von höchster Qualität, wie die Produkte der Medizinaltechnik. Das hat sich auch bei den Armeen der anständigen Welt herumgesprochen. Gegen den Export in solche Länder gibt es kaum etwas einzuwenden.
Wieso aber dieser Export ins Reich der Finsternis? Aus Gier? Aus Gedankenlosigkeit?
Gier und Gedankenlosigkeit bilden eine Mélange, die am besten mit dem Begriff Amoral zu bezeichnen ist. Amoral ist schlimmer als Unmoral, denn wer unmoralisch handelt, der weiss wenigstens noch, dass es eine Moral gibt. Amoral dagegen kennt die Kategorie Moral überhaupt nicht. Der Amoralische ist völlig frei von der bindenden, beim Zuwiderhandeln oft quälenden sittlichen Qualität Moral – und empört, wenn ihm jemand damit kommt.
Die Schweiz kann sich die Ruag leisten. Die Amoral der Ruag kann sie sich nicht leisten.
Wir hätten sonst zwei Schweizen:
Die eine beschmutzt die andere.
Der Goldene Löwe des Filmfestivals Venedig geht an die Netflix-Produktion «Roma» des Mexikaners Alfonso Cuarón. Das teilte die Jury am Samstagabend mit. Es ist der erste Goldene Löwe für eine Produktion des Streaming-Anbieters Netflix.
Es ist eine kleine Sensation! Anstatt an eine Produktion der grossen Filmstudios wie Universal oder einen kleinen Independent-Film, geht der goldene Löwe am diesjährigen Filmfestival in Venedig in die Hände des Streaming-Dienstes «Netflix». Das Drama «Roma» des Mexikaners Alfonso Cuarón (56) wurde als bester Film ausgezeichnet.
Cuarón, der zuvor zwei Oscars für das Weltraumdrama «Gravity» gewann, drehte «Roma» ausschliesslich in schwarz-weissen Bildern. Der Film erzählt die Geschichte einer Familie im Mexiko der 1970er Jahre und fokussiert dabei auf die Kindermädchen und Haushälterinnen. Der Regisseur erklärte, das Werk sei eine Hommage an die Frauen, die ihn grosszogen.
Der zweitwichtigste Preis des Festivals, der Grosse Preis der Jury, ging an «The Favourite». Der Grieche Yorgos Lanthimos (45) erzählt darin von den Intrigen am Hof der britischen Queen Anne. Für die Rolle der Königin wurde Hauptdarstellerin Olivia Colman (44) als beste Schauspielerin geehrt.
Für die beste Regie wurde der Franzose Jacques Audiard (66) für seinen Western «The Sisters Brothers» ausgezeichnet. Die US-Brüder Ethan (60) und Joel Coen (63) gewannen den Preis für das beste Drehbuch für «The Ballad of Buster Scruggs», ebenfalls eine Netflix-Produktion.
Als besten Schauspieler ehrte die Jury den US-Amerikaner Willem Dafoe. Der 63-Jährige verkörpert in Julian Schnabels «At Eternity's Gate» den berühmten Maler Vincent van Gogh.
Gleich zwei Auszeichnungen gab es für «The Nightingale» der Australierin Jennifer Kent. Der Film wurde mit dem Spezialpreis der Jury geehrt.
Die Regisseurin war die einzige Filmemacherin im diesjährigen Wettbewerb. Ihr Hauptdarsteller Baykali Ganambarr gewann ausserdem den Marcello-Mastroianni-Preis für den besten Jungdarsteller. Er spielt in dem Drama einen Aborigine, der unter den britischen Kolonialherren leidet. (sda/klm)
Der serbische Präsident Aleksandar Vucic hätte am Wochennde den Kosovo besuchen sollen. Bei den Albanern kommt das nicht gut an. Dutzende haben mit Baggern und Lastwagen eine Strasse blockiert.
Dutzende Albaner haben am Sonntagmorgen im Kosovo mit Baggern und Lastwagen eine Strasse blockiert, um einen Besuch des serbischen Präsidenten Aleksandar Vucic zu verhindern. Die Kosovo-Regierung untersagte daraufhin Vucic den Besuch «aus Sicherheitsgründen».
Vucic war am Vortag aus Belgrad angereist, um die serbische Minderheit im Kosovo zu besuchen. Dazu hatte er auf Druck der USA und der EU ursprünglich alle Genehmigungen der Kosovo-Regierung erhalten. Trotz des Widerrufs dieser Erlaubnis machte sich Vucic von der Stadt Mitrovica aus auf den Weg in das serbische Dorf Banje in der Region Skenderaj (serbisch: Srbica) westlich von Pristina.
Aus dem Kosovo vertriebenEnde der 90er-Jahre hatten serbische Militärs und Paramilitärs bis zu 800'000 Albaner aus dem Kosovo vertrieben, um die Region wieder unter Kontrolle zu bringen. Nato-Bomben hatten den Rückzug der Serben erzwungen. Seitdem stand das Land unter internationaler Verwaltung unter dem Schutz einer Nato-geführten Schutztruppe, an der auch die deutsche Bundeswehr beteiligt ist.
2008 hatte sich das Kosovo für unabhängig erklärt und ist heute von über 110 Staaten als selbstständiger Staat anerkannt. Belgrad akzeptiert das nicht und will seine frühere Provinz wegen seiner dort gelegenen mittelalterlichen Klöster und Schlachtfelder wieder zurückhaben.
Der serbische Präsident sieht praktisch keine Chancen für eine schnelle Lösung des Konflikts. Ein Kompromiss in diesem Streit sei «fast unmöglich», zitierten die Medien in Belgrad am Sonntag Vucic. Demgegenüber streben die EU und die USA an, in den nächsten Monaten einen Durchbruch in dem Dauerkonflikt zu erreichen.
Minderheit unterstützenDer Westen hatte immer wieder behauptet, eine Ende der Dauerkrise könne nahe sein. Am vergangenen Freitag war eine neue Vermittlungsrunde der EU in Brüssel zwischen den beiden zerstrittenen Nachbarn gescheitert. Vucic hatte sich geweigert, seinen Kosovo-Kollegen Hashim Thaci zu treffen und war wieder abgereist.
Serbien werde sich aber nicht mit den Grossmächten anlegen, die überwiegend das Kosovo als unabhängigen Staat anerkannt hatten, sagte der Präsident weiter. Stattdessen müsse Serbien wirtschaftlich stärker werden und seine Minderheit im Kosovo tatkräftig unterstützen. Dann könnte sich in Zukunft möglicherweise eine neue Chance für eine Konfliktlösung ergeben. (SDA)
Es gibt derzeit kaum eine grössere Reizfigur in der Schweiz als Juso-Präsidentin Tamara Funiciello. Wer ist diese Frau, die jedem Shitstorm trotzt und jetzt in den Nationalrat will?
Es ist Zvieripause im Berner Kantonsparlament. Die Tür zur Zuschauertribüne öffnet sich. Eine junge Frau schlüpft hinein, 1,52 Meter gross, Nike-Turnschuhe, damit beschäftigt, ihre Haare zusammenzubinden. Auf der vordersten Zuschauerbank eine Frau mit ihrem Mann, sie dreht sich um und starrt. Die junge Frau setzt sich. Die Frau mit Mann starrt. Das Haargummi sitzt. Ohne sich ihrem Mann zuzuwenden, zischt die Frau: «Das ist sie!»
Stimmt, das ist sie: Juso-Präsidentin Tamara Funiciello. Als Morgenmensch ein wenig müde von den Diskussionen über Borkenkäfer und digitale Dörfer, aber parat für ihr allererstes Votum im Parlament. Abends wird sie mit einer Schulfreundin in Bern essen gehen. Um ihre Sicherheit draussen auf der Strasse sorgen sich nicht nur Parteifreunde.
Aufgewachsen ist Funiciello auf Sardinien, in einem Haus mit vielen Tieren drumherum. Mit einem Bruder, der sie schlicht «Schwoscht» nennt. Mit einer Mutter, die sie lehrt, sich zu wehren. Dann wird der Euro eingeführt und alles teurer. Der Vater muss seine Schuhmacherei aufgeben. Sie steigen ins Auto, fahren in die Heimat der Mutter – die Schweiz.
Funiciello ist zehn Jahre alt, lernt schnell Berndeutsch. Bloss in ihrem Hochdeutsch ist die Kindheit noch hörbar. Sie sagt: «Die vier Fälle sind eher Hobby als grammatikalische Regel.» In der Schule widerspricht sie dem Geschichtslehrer, wenn er eine Sache aus ihrer Sicht zu einseitig erzählt. Als ein anderer Lehrer einen Mitschüler vor der Klasse blossstellt, trommelt sie einen Trupp von Empörten zusammen.
Sie spielt Landhockey. Um Goalie zu sein, sei sie zu klein, sagt man ihr. Sie lässt das nicht auf sich sitzen, bald spielt sie in der Nationalmannschaft. Als Goalie. Die Goldmedaille hat sie noch.
Schon der fünfte ShitstormNun ist sie 28 Jahre alt und hat gerade den fünften Shitstorm hinter sich. Auslöser war eine Aussage in der aktuellen Debatte zu Gewalt an Frauen. Sie sagte: «Gewalt beginnt beim sexistischen Witz und der Belästigung und endet mit Vergewaltigung und Ehrenmord.»
Sie erwähnte auch, dass der Sommerhit «079» des Berner Duos Lo & Leduc zwar cool und nett sei, aber eben auch sexistisch. Darin fragt ein Mann immer wieder nach der Nummer einer Frau, obwohl diese klar Nein gesagt hat.
Zurück kam verbale Gewalt auf allen Kanälen: sexistische Witze, Beleidigungen, Vergewaltigungsandrohungen.
Frauen auf diese Weise zu demütigen und ihnen den Mund zu verbieten, hat bisher zuverlässig funktioniert – irgendwann geben die meisten auf. Funiciello aber sagt: «Ich denke nicht daran, meine Fresse zu halten.»
Abtauchen kommt bei ihr nur in einer Variante vor: mit Sauerstoffflasche. Im Meer. Tauchen ist ihr Hobby.
«Giele, das ist sexistisch!»Als Gymnasiastin jobbt Funiciello im Callcenter. Macht Meinungsumfragen, traut seither keiner mehr. Vier Monate lang leitet sie die Reorganisation eines Werkzeuglagers. Eine Million Teile. Die Arbeiter haben für alles Übernamen. Abstruse, wie sie findet. Als einer «Muttern» bestellt, löscht sie die Bestellung einfach. «So nicht, Giele, das ist sexistisch!» Sie arbeitet im Gastgewerbe, im Backoffice eines KMU. Nebenbei studiert sie Geschichte und beginnt dann bei der Unia als Gewerkschaftssekretärin.
Ihr Ex-Chef Roland Herzog bezeichnet sie als extreme Teamplayerin, die ihre Haltung prägnant vertritt, aber stets von anderen lernen will, nah bei den Bedürfnissen der Unia-Mitglieder ist, ohne die grossen Linien aus dem Auge zu verlieren. Man bedauerte, als sie ging, um Juso-Präsidentin zu werden.
Gerade 0,86 Prozent aller Stimmen holte ihre Partei bei den letzten Parlamentswahlen. Doch egal, was sie sagt, die Leute drehen durch. Warum? Funiciello lacht, ordnet ihre Haare: «Ich weiss es nicht!» Dass sie als Sozialistin den Kapitalismus kritisiert, ist nicht überraschend. Dass sie als Feministin das Patriarchat bekämpft, auch nicht.
Überraschend ist eher, dass sie am liebsten einen Panda als Haustier hätte, in den Ferien auch Liebesschnulzen liest oder sich in der Vierer-WG, in der sie mit Freunden wohnt, darüber ärgert, wenn die dreckigen Teller nicht weggeräumt werden.
Ein Ex-Polizist aus Bern ist der Einzige, der sich auf die Mailanfrage meldet, was ihn denn an Funiciello störe. Er hat auf einem Newsportal einen Artikel über Funiciello mit Kommentaren versehen, die allen Anstand vermissen lassen. Nun schreibt er von seiner Wut über all die Angriffe von Linksextremen, über die Flaschen, die ihm an den Kopf flogen, und darüber, dass das niemanden interessiert. Zu Recht.
Den Kopf hinhalten dafür muss Funiciello. Zu Recht?
Eine frühere Grünen-Politikerin sagt: «Tamara ist das perfekte Feindbild.» Sie sei eine linke Frau, Migrantin, lasse sich den Mund nicht verbieten. Aber was sie tue, sei wichtig. Pionierarbeit für die Sache der Frau. Der Preis ist hoch.
Manche nennen sie hysterisch«Die Sache ist es wert», sagt Funiciello. Wenn die Frauen aufhörten zu kämpfen, blieben sie nicht stehen, «sie fallen zurück». Also kämpft sie. Die Frage, ob sie Junkies am Bahnhof Geld gibt, führt zu einer Kritik an der ungleichen Chancenverteilung auf dieser Welt. Es gibt Leute, die sie hysterisch nennen.
Der Hass gegen Funiciello kommt nicht nur von Männern hinter Bildschirmen. Die zwei SVP-Nationalräte Thomas Matter und Andreas Glarner schaffen es während eines zehnminütigen Telefongesprächs nicht, Funiciellos Aussehen unkommentiert zu lassen. Ansonsten sagen sie, die Juso-Präsidentin sei eine Linkspopulistin, ihre Politik sinnfrei, sie sei eine Egoistin, die nur ein Ziel verfolge: Den Sitz im Nationalrat.
Andere nennen sie eine mutige, seriöse Schafferin mit Zivilcourage. Beispielsweise die abtretende SP-Nationalrätin Susanne Leutenegger Oberholzer.
Menschen, die Funiciello nahestehen, nennen sie unkompliziert, warmherzig – eine Freundin, die man auch mitten in der Nacht anrufen kann, wenn die Welt untergeht.
Funiciello wird oft angestarrt im Tram. Sie geniesse das nicht, sagt sie. Sie mache Politik, um etwas zu verändern, nicht um berühmt zu sein. Nie gewöhnen will sie sich an das Leid auf der Welt, spüre aber manchmal Anzeichen davon. Das ist es, wovor sich Funiciello fürchtet: vor dem Abstumpfen. Nicht vor den Hatern.
Ihrer Mutter, die im Coop an der Kasse arbeitet, hat sie versprochen, das Studium abzuschliessen. Funiciello wird ihre Mutter vertrösten müssen. Denn 2019 hilft sie mit, einen landesweiten Frauenstreik zu organisieren. Und sie wird für den Nationalrat kandidieren. Da bleibt kaum Zeit zum Studieren.
Die beiden Russen, die hinter dem Giftanschlag auf den russischen Ex-Spion Sergej Skripal und seine Tochter Julia stecken sollen, waren davor mehrmals in Genf.
Sie sollen das Attentat auf den Ex-Agenten Sergej Skripal und seine Tochter verübt haben: Alexander Petrow und Ruslan Boschirow. Dabei handelt es sich vermutlich um Pseudonyme, vermutet die britische Polizei. Die Fahndung nach den beiden Russen läuft auf Hochtouren. Spuren führen auch in die Schweiz.
Vor dem Gift-Anschlag waren Petrow und Boschirow mehrmals in Genf. Das berichtet die «SonntagsZeitung». Mindestens sechs Mal sollen die beiden Russen in der Schweiz gewesen sein.
Allein zwischen November 2017 und Februar 2018 sind neun Flüge von und nach Genf verzeichnet. Und nicht nur das: Boschirow soll auch Weihnachten in der Schweiz verbracht haben. Erst am 27. Dezember flog er zurück nach Moskau. Immer wieder jetteten sie in unser Land.
Diplomatische KriseÜber den Grund für die Destination Schweiz lässt sich bis jetzt nur spekulieren. Lange Zeit verfügte unsere Spionageabwehr über beschränkte Mittel, mutmasst die «SonntagsZeitung». Doch das hat mittlerweile geändert. Und zwar mit dem neuen Nachrichtendienstgesetz. Ob der NDB im Fall Skripal tätig wurde, bleibt offen. Kein Kommentar, heisst es auf Anfrage.
Der Giftanschlag auf die Skripals hat zwischen Grossbritannien und Russland zu einer schweren diplomatischen Krise geführt. Dies, weil die Briten schnell Russland für den Anschlag verantwortlich gemacht haben. Der russische Präsident Wladimir Putin bestritt dies vehement. Bei dem Attentat wurde das Nervengift Nowitschok eingesetzt. Ein Gift, das früher in der Sowjetunion entwickelt wurde. (jmh/SDA)
Erstmals nimmt Verteidigungsminister Guy Parmelin Stellung zu den Rüstungsausfuhren. Der SVP-Bundesrat erklärt, warum heute alles besser sein soll und weshalb er trotz Kritik das Volk über den neuen Luftraumschutz abstimmen lassen will.
Herr Bundesrat, Terroristen hantieren in Bürgerkriegsländern mit Schweizer Handgranaten. Können Sie als Verantwortlicher des Rüstungsbetriebes Ruag noch ruhig schlafen?
Guy Parmelin: Ja, das kann ich. Seit 15 Jahren liefert die Ruag keine Handgranaten mehr in den arabischen Raum – weder nach Syrien noch Libyen. Heute wäre ein Export in diese Länder tabu, das kann ich Ihnen garantieren. Zudem hat die Eidgenössische Finanzkontrolle die Kriegsmaterialexporte der Ruag geprüft und bestätigt: Ruag hält bei ihren Kriegsmaterialexporten das Gesetz vollumfänglich ein, und zwar auch von den Auslandstandorten der Ruag aus.
Sind Sie sicher? Der Bundesrat hat jüngst beschlossen, die Kriegsmateriealverordnung zu lockern. Konkret sollen auch Waffenlieferungen in Bürgerkriegsländer möglich werden.
Es werden auch künftig keine Schweizer Waffen in ein Land wie Syrien exportiert. Jede Lieferung wird vom Staatsekretariat für Wirtschaft einzeln genau geprüft. Eine Bewilligung kann nur erteilt werden, wenn sicher ist, dass ein Rüstungsgut nicht in einem internen Konflikt verwendet wird.
Dann muss die Landesregierung die Ausfuhrbestimmungen ja gar nicht ändern.
Das ist ein sicherheitspolitischer Entscheid. Wir wollen das Know-how für die Rüstungsproduktion für unsere Armee in der Schweiz behalten. Ich versichere Ihnen, auch die neue Kriegsmaterialverordnung ist sehr streng. Die Rechtsgrundlagen müssen vollumfänglich eingehalten werden und sie werden von verschiedenen Stellen regelmässig geprüft.
Solche Geschichten tragen wenig zum Image und zur Glaubwürdigkeit bei. Glauben Sie trotzdem, dass das Volk bereit ist, acht Milliarden für neue Kampfjets und bodengestützte Raketensysteme (Bodluv) auszugeben?
Wir müssen es von der Notwendigkeit überzeugen, dass die Schweiz die Mittel zum Schutz des Luftraumes erneuern muss. Natürlich ist es nicht billig. Aber die neuen Systeme werden auch 30 Jahre lang ihren Dienst tun. Letztlich geht es um nichts Geringeres als die Sicherheit der Menschen in unserem Land.
Für Kritiker gefährden Sie die Armee im Moment selber. Sie sagen, eine Abstimmung über Kampfflugzeuge und Bodluv sei viel zu riskant. Bei einem Nein stünde das Militär vor dem Aus.
Die Vernehmlassung läuft noch bis am 22. September. Grossmehrheitlich – insbesondere alle Kantone – sind alle auf der Linie des Bundesrates. Zudem sind auch die Kritiker der Meinung, dass es neue Kampfflugzeuge und eine neue bodengestützte Luftverteidigung braucht, um die Bevölkerung vor Angriffen aus der Luft zu schützen. Ich bin überzeugt, dass unser Vorschlag mit einer Grundsatzabstimmung der beste ist.
Warum wollen Sie überhaupt eine Abstimmung? Die FDP möchte die beiden Beschaffungen über das ordentliche Armeebudget tätigen.
Das Volk konnte schon 1993 über den F/A-18 und 2014 über den Gripen abstimmen. Deshalb müssen wir künftige Kampfflugzeugbeschaffungen nicht der Bevölkerung unterbreiten, aber es besteht sicher eine Erwartung beim Stimmbürger, mitentscheiden zu können. Zudem wollen die Armeegegner das Rüstungsgeschäft mit einer Volksinitiative torpedieren. Sagt das Volk Anfang 2020 grundsätzlich Ja zur Erneuerung der Luftverteidigung, wird es für die Gegner schwierig, ihre Initiative zu begründen.
Aber warum sollen die Beschaffungen nicht gestückelt werden, wie es CVP und FDP verlangen?
Eine Abtrennung macht keinen Sinn, weil die beiden Projekte – Kampfflugzeuge und Luftabwehr – zusammengehören. Die Systeme müssen aufeinander abgestimmt sein, um uns zu schützen. Ich bin überzeugt, dass ein Paket von Flugzeugen und Bodenabwehr kaum schwerer zu vertreten ist als nur Kampfjets für sechs Milliarden. Nochmals: Die Projekte würden durch eine Aufschnürung des Pakets weder schneller noch billiger, noch überzeugender.
Wieso denn nicht eine Abstimmung über die Flugzeuge, wie es die CVP will?
Wenn ich es richtig verstehe, will die CVP ein Referendum über eine Änderung des Militärgesetzes ermöglichen. Das überzeugt mich überhaupt nicht. Erstens bräuchte es eine Anpassung, die zu einer Verzögerung des ganzen Projekts führen würde. Und die haben wir nicht. Wir müssen die Systeme rasch erneuern, damit die Schweizer Bevölkerung 2030 vor Angriffen aus der Luft nicht schutzlos ist. Zweitens käme eine Abstimmung einem Finanzreferendum gleich. Das will ich nicht. Ich möchte einen Grundsatzentscheid, kein Finanzreferendum.
Weil ausserehelicher Sex für Muslime im Iran verboten ist und mit Auspeitschung bestraft werden kann, bieten immer mehr Frauen ihre Dienste als temporäre Ehefrauen an.
Im konservativen Iran ist ausserehelicher Sex für Muslime verboten. Sogar Hände halten kann bestraft werden und von einer Verhaftung bis zur öffentlichen Auspeitschung führen. So will es die Scharia, das Gesetzbuch des Islams
Weil aber Männer im Iran auch bis zu vier Ehefrauen gleichzeitig haben dürfen und offenbar nicht treu sein können, haben findige Prostituierte ein Schlupfloch entwickelt, das sich unterdessen zu einem gesellschaftlichen Phänomen ausgeweitet hat: Sie bieten sich als temporäre Gattinnen an. Zwischen wenigen Minuten und mehreren Jahren kann eine solche Liaison dauern, hat die Webseite «Vocativ» recherchiert, die via Instagram und Chat-Räumen Zugang in diese Welt erhielt.
Fast wie Heiratsverträge
In einem «Heiratsvertrag» werden sämtliche Modalitäten festgehalten: Der Bräutigam, beziehungsweise Freier, bezahlt der Frau eine bestimmte Summe für eine bestimmte Zeit. Die Dauer der Verbindung variiert, in der Regel sind aber offenbar Kurzzeitehen üblich.
Die Frau sollte Muslimin sein, darf aber in keinem Fall daneben einen weiteren Ehemann haben. Nach Ende einer Heirat muss die Frau zwei Menstruationszyklen abwarten, bevor sie sich wieder vermählen darf.
Autos und zu wenige FrauenMittlerweile gibt es Webseiten, die potenzielle Paare zusammenbringen. Dort kann nach diversen Kriterien gesucht werden, bis hin zum Schleier-Status, der sagt, wie liberal sich eine Frau in der Öffentlichkeit kleidet.
Derzeit herrscht allerdings ein massives Ungleichgewicht bei den Geschlechtern. Auf der beliebten Seite «Hafezoon» stehen rund 10'000 weibliche Nutzer 100'000 Männern gegenüber. Der Mann kann sich deshalb attraktiver machen, indem er erzählt, wie teuer sein Auto war. Fahrzeuge sind im Iran ein wichtiges Statussymbol.
Die temporäre Ehe wird gemäss «Vocativ» nur von Shiiten praktiziert. Die Sunniten wehren sich dagegen und werfen den Shiiten vor, dadurch Prostitution unter dem Vorwand der Ehe zu praktizieren. Nebst dem Iran soll die temporäre Ehe derzeit auch im Irak an Beliebtheit gewinnen.
Tokio – Nach dem verheerenden Erdbeben in Japan ist die Zahl der Todesopfer auf 37 gestiegen. Ein weiterer Leichnam müsse noch von einem Mediziner offiziell für tot erklärt werden, teilte die Regierung des Bezirks Hokkaido am Sonntag mit.
Die Rettungskräfte suchten weiter nach zwei Vermissten. Unterdessen besuchte der japanische Ministerpräsident Shinzo Abe das Erdbebengebiet rund um die Städte Sapporo und Atsuma.
Das Beben der Stärke 6,6 hatte sich am Donnerstag ereignet. Auf Fernsehbildern von Sapporo, dem Verwaltungssitz von Hokkaido, waren aufgerissene Strassen und schwer beschädigte Hausfassaden zu sehen. Die meisten Toten gab es in der Kleinstadt Atsuma.
Unterdessen erschwerten Regenfälle die Suche nach den beiden Vermissten. Die Regierung entsandte tausende Rettungskräfte, die mit Unterstützung von Raupenfahrzeugen, Spürhunden und Hubschraubern nach den beiden suchten.
Weil durch das Erdbeben auch ein Wärmekraftwerk beschädigt worden war, fiel zunächst bei allen rund drei Millionen Haushalten auf der Insel der Strom aus. Mittlerweile sei die Stromversorgung weitgehend wiederhergestellt worden, sagte Regierungschef Abe noch am Samstag bei einer Kabinettssitzung zu den Folgen des Erdbebens. Nur 20'000 Haushalte hätten weiterhin keinen Strom.
Von der Wasserversorgung waren laut Abe 31'000 Haushalte abgeschnitten. Zirka 16'000 Menschen seien noch in Notunterkünften untergebracht. Der Flugverkehr in Sapporo konnte am Samstag wieder aufgenommen werden.
Abe sagte Hilfszahlungen zu, um die Erdbebengebiete mit Lebensmitteln, Trinkwasser und Treibstoff für die Stromgeneratoren in Krankenhäusern zu versorgen. Am Sonntag wollte der Ministerpräsident Katastrophenopfer auf Hokkaido besuchen, wie die Nachrichtenagentur Jiji berichtete.
Japan liegt auf dem sogenannten Pazifischen Feuerring. Dort stossen tektonische Platten aufeinander, so dass sich besonders häufig Erdbeben und Vulkanausbrüche ereignen.
Erst am Dienstag hatte Taifun «Jebi» in Teilen Japans für schwere Verwüstungen gesorgt. Es war der stärkste Taifun in Japan seit 25 Jahren. Mindestens elf Menschen kamen ums Leben. Im Juli waren in Japan etwa 220 Menschen bei Überschwemmungen und Erdrutschen ums Leben gekommen, weitere 119 Menschen starben wegen einer Hitzewelle.
Immer weniger Kunden kaufen ihre Zugbilletts noch an den Automaten. Darum wollen die SBB die Zahl der Geräte an den Bahnhöfen reduzieren.
Das auf Papier gedruckte Zugbillett wird immer unbeliebter. Die Mehrheit der SBB-Kunden kauft die Tickets mittlerweile zuhause am Computer oder mit dem Smartphone. Das wirkt sich auch auf die Nutzungszahlen der Billett-Automaten an den Bahnhöfen aus.
Darum planen die Bundesbahnen in den nächsten Jahren einen Abbau bei den Geräten, wie die «Sonntagszeitung» berichtet. SBB-Sprecher Stephan Wehrle bestätigt gegenüber der Zeitung, «dass die Anzahl der Billett-Automaten in den nächsten Jahren zurückgehen wird.»
Ein paar hundert Geräte würden bald das Ende ihrer 15-jährigen Lebensdauer erreichen. An diesen Standorten werde nun geprüft, ob die Automaten abgebaut werden könnten. Von einem «massiven Abbau» will Wehrle aber nicht sprechen.
Ländliche Gebiete betroffenNach welchen Kriterien die Automaten ausgewählt werden, wollen die SBB nicht preisgeben. Gemäss den Quellen der «Sonntagszeitung» stünden aber gerade die Geräte auf der Abschussliste, an denen nur wenige Kunden ihre Billette kaufen.
Gemäss SBB gebe es rund 150 Automaten, die weniger als zwanzig Billette pro Tag verkaufen. Die stehen vor allem in ländlichen Gebieten. In den Städten hingegen sollen neue Automaten hinzu kommen. (krj)