Die Europäische Union hat mit ihrem Green Deal ein Zeichen gesetzt: Der notwendige ökologische Umbau der Volkswirtschaften wird als Chance für die Modernisierung und Wettbewerbsfähigkeit der europäischen Wirtschaft erkannt. Das bricht mit einer noch immer weit verbreiteten Sicht, der zufolge die Wirtschaft nur florieren könne, wenn Umweltauflagen möglichst gering seien und Umweltschutz eher nachsorgenden Charakter haben sollte, um Umweltschäden nachträglich teilweise zu kompensieren.
Kluge Strukturpolitik zeichnet sich dadurch aus, dass sie zukünftige Marktbedingungen antizipiert und die heimische Wirtschaft dahingehend lenkt und fördert, sich auf diese Bedingungen einzustellen – im Idealfall bevor die Wettbewerber dies tun. Neben der Digitalisierung ist Umweltschutz derzeit der stärkste Treiber wirtschaftlichen Strukturwandels. Ein Beispiel: China erkannte schon vor gut 15 Jahren, dass die Elektrifizierung der Busflotten nicht nur eine der kostengünstigsten Maßnahmen ist, um die Feinstaubbelastung zu senken, sondern auch ein Wachstumsmarkt, weil irgendwann alle Großstädte der Welt diesen Weg gehen würden. Mit einer Mischung aus Regulierung, Forschungsförderung und Kaufprämien wurden Elektrobusse zur Serienreife gebracht. Chinas Anteil am Weltmarkt für Elektrobusse liegt heute bei 96%, Verkehrsverbünde aus aller Welt kaufen in China. Große Automobilnationen wie Deutschland haben diesen Trend verschlafen.
Wie kann die internationale Entwicklungszusammenarbeit ökologische Strukturpolitik fördern? Gerade arme Länder und Bevölkerungsgruppen werden nachhaltiges Wirtschaften nur akzeptieren und umsetzen, wenn sie darin ein zukunftsfähiges Wirtschaftsprogramm erkennen. Das spricht für eine systematische Verzahnung der traditionellen Handlungsfelder „Wirtschaftsförderung“ und „Umweltschutz“ – wie im Fall der chinesischen Elektrobusse. Damit könnte die deutsche Entwicklungszusammenarbeit ein besonderes Profil ausbauen. Einige Beispiele:
Ein gutes Dutzend afrikanischer Länder mit guten Solar-, Wind- oder Geothermieressourcen könnten diese nutzen, um vor Ort energieintensive Industriecluster aufzubauen, insbesondere wenn sie die Stromerzeugung mit Elektrolyse zur Speicherung („grüner Wasserstoff“) verknüpfen. Sie könnten damit Industrien anziehen, die ihren CO2-Fußabdruck verkleinern müssen, wie z.B. die Autoindustrie, oder die Produktion von grünem Stahl und Zement voranbringen. Länder mit rasch wachsender städtischer Infrastruktur könnten sich auf klimafreundliches Bauen mit Holz, Lehm und anderen nachwachsenden Ressourcen spezialisieren und dadurch lokale Wirtschaftskreisläufe in Gang setzen, anstatt kapital- und energieintensiven Zement, Stahl und Aluminium zu verbauen. Indien könnte darin unterstützt werden, den U-Bahn-Bau weiter zu entwickeln, denn die Wachstumsmärkte hierfür liegen in den Megastädten des Südens. Aus bestehenden Umweltprogrammen zur Abfallvermeidung könnten solche werden, die Kreislaufwirtschaft zu einem beschäftigungsintensiven Wettbewerbsvorteil weiterentwickeln. Bio-ökonomische Innovationen – von Bioplastik aus Agrarabfällen bis hin zu innovativen Fleischersatzprodukten – könnten gefördert werden, um vor Ort industrielle Wertschöpfung und neue Märkte für die bäuerliche Landwirtschaft zu erschließen.
Eine wichtige Grundlage für all dies sind ökologische Fiskalreformen. Nur wenn Verschmutzung und Ressourcenverschwendung teurer werden, entstehen Anreize für die oben genannten Innovationen. Hier bietet sich derzeit eine große Chance für die Entwicklungszusammenarbeit. Durch Mehrausgaben und Einnahmeausfälle in der Corona-Pandemie steigt weltweit die Notwendigkeit, Steuern zu erhöhen und Subventionen zu überdenken. Anstatt Arbeit oder Kapital stärker zu besteuern, ist dies der Moment, ökologische Lenkungssteuern auch in Partnerländern einzuführen und Subventionen auf fossile Energieträger abzuschaffen. Dieses sozialverträglich auszugestalten, muss zu einem Schwerpunkt der nächsten Legislaturperiode werden.
Von einer solchen Ausrichtung der Entwicklungszusammenarbeit auf ökologische Strukturpolitik würde ganz nebenbei auch die deutsche Wirtschaft profitieren; denn sie würde Märkte für innovative Umweltgüter und -dienstleistungen fördern, auf denen deutsche Unternehmen gut dastehen. Deren Expertise einzubinden, würde allen Beteiligten nützen. Die Vergangenheit hat gezeigt, wie klein der Spielraum dafür ist, hiesige Unternehmen durch Kreditsubventionen, Exportbeihilfen oder Hermes-Bürgschaften für Investitionen in den globalen Süden zu locken. Erfolgversprechender ist es, die Entwicklungszusammenarbeit mit dem europäischen Green Deal zu harmonisieren.
Die forschungsbasierte Infrastruktureinrichtung Sozio-oekonomisches Panel (SOEP) im DIW Berlin sucht zum nächstmöglichen Zeitpunkt eine/n
Wissenschaftliche/n Mitarbeiter/in (w/m/div) (Vollzeit, teilzeitgeeignet, befristet).
Die ausgeschriebene Stelle ist Teil einer Kooperation mit der Universität Bremen und dem Forschungsverbund „Forschungsinstitut Gesellschaftlicher Zusammenhalt“, die darauf abzielt, eine Haushaltspanelstudie zum Thema „Gesellschaftlicher Zusammenhalt“ zu konzipieren und durchzuführen.
Bereits zu Beginn der Corona-Pandemie und des ersten Lockdowns wurde vermutet, dass die Krise mit einer starken psychischen Belastung der Bevölkerung einhergehen würde. Im zweiten, deutlich längeren Lockdown wurden diese Befürchtungen noch größer. Denn viele sahen dadurch die psychische Gesundheit der in Deutschland lebenden Menschen akut bedroht. Wie aktuelle Ergebnisse der SOEP-CoV-Studie zeigen, waren diese Sorgen zumindest teilweise begründet. So blieb während des zweiten Lockdowns die Einsamkeit unverändert hoch und die Lebenszufriedenheit sank. Sollte die ökonomische Unsicherheit steigen oder der Alltag der Menschen anhaltend durch die Krise beeinträchtigt bleiben – etwa durch einen weiteren Lockdown – ist anzunehmen, dass sich auch die psychische Gesundheit und das Wohlbefinden verschlechtern. Daher sollten schon jetzt Konzepte erarbeitet werden, damit Betroffene möglichst einfach und ausreichend Zugang zu Psychotherapien und anderen Hilfsangeboten erhalten. Dabei wäre es ratsam, insbesondere Frauen, jüngere Menschen und Menschen mit Migrationshintergrund anzusprechen, die während des zweiten Lockdowns besonders stark seelisch gelitten haben.
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On June 30th, IPI in partnership with The Elders, cohosted a virtual interactive discussion on “Reimagining Multilateralism Today: Strengthening Preparedness and Response to Address Global Crises.”
The transnational nature of the COVID-19 pandemic has underscored the need for a reinvigoration of multilateral cooperation now more than ever. In the wake of the United Nations’ 75th anniversary, many have questions about how the multilateral system is changing and how it must adapt to meet future challenges.
In the past year, the UN system has been called upon to address both the unprecedented health challenge of a global pandemic and its compounding effects, from rising inequality to widening geopolitical divisions. As momentum for action grows, the international community must decide how to best empower multilateral institutions to lead global responses to present crises and those of the future. With the world at a historic inflection point, there is an opportunity to challenge assumptions and consider new and innovative approaches to international cooperation.
International cooperation will be essential for ensuring a sustainable and equitable recovery from the COVID-19 pandemic and for tackling the existential peace and security threats from future pandemics and climate change, among other global threats, which the world must confront together.
This discussion focused on ways to create a stronger, more nimble multilateral system now in order to meet today’s challenges, as well as those in the coming decades.
Speakers:
Zeid Ra’ad Al Hussein, IPI President and Member of The Elders
Mary Robinson, Former President of Ireland and Chair of The Elders
Moderator:
James Bays, Diplomatic Editor at Al Jazeera
Since seizing power in a coup on February 1, 2021, Myanmar’s military has launched a violent crackdown against anti-coup protesters—a campaign of terror that may amount to crimes against humanity. With violence spreading, there are fears that the country is slipping toward full-scale civil war and state collapse. The international community has appeared almost powerless to respond to this human rights crisis, reflecting a broader weakening of its resolve to prevent and respond to atrocity crimes over the last decade.
This policy paper analyzes the human rights crisis created by the coup in Myanmar and assesses the response of the UN, within the context of broader international efforts, when viewed against the many commitments that have been made to protect people from atrocity crimes. The first section outlines the different elements of the human rights crisis and the violations that have been occurring. The second section places the events in Myanmar in the context of international commitments, including by the UN, to address atrocity crimes. The third section reviews the human rights tools that are at the disposal of the UN to understand what works and what does not and to highlight innovative ways to address such a challenging situation. The paper concludes with proposals for what an agenda for protection in Myanmar might entail, building on the ambitious Call to Action for Human Rights launched by the UN secretary-general in 2020.
The unfolding tragedy in Myanmar is one of the first major tests of the secretary-general’s initiative, and so far, the UN’s response—both as an intergovernmental body of member states and as a system of operational entities—has been woefully inadequate. While there is no simple recipe for halting the atrocity crimes, the UN could take a combination of measures at several levels:
Brazil has been one of the hardest hit countries by the Covid-19 pandemic. Far-right populist president Bolsonaro promoted social polarisation and politicised the crisis, while neglecting the seriousness of the health emergency. Despite the consequences ofthe lack of response by the federal government to contain the high infection rates, Bolsonaro’s approval ratings remained stable and slightly increased during the outbreak. Against this background, this article turns to the question on how populist politicians in government have used communication to frame the Covid-19 pandemic and navigate the crisis. Looking at the case of Brazil, we ask: how was the Covid-19 pandemic framed or used by a populist leader like Bolsonaro? How did he communicate the pandemicin his social media speeches? By mobilising literature on populism from both theideational and discursive perspective, we formulated a rubric and analysed Bolsonaro’s speeches on social media according to a “populist-crisis” approach, using the holistic grading method. Our findings suggest that, aligned with the literature, populists like Bolsonaro use crises to advance some strategies that can help them maintain support: the creation and blaming of enemies, an alleged proximity to “the people”, and the projection of a paradoxical image of “exceptionality” and “ordinariness” of the populist leader.
Brazil has been one of the hardest hit countries by the Covid-19 pandemic. Far-right populist president Bolsonaro promoted social polarisation and politicised the crisis, while neglecting the seriousness of the health emergency. Despite the consequences ofthe lack of response by the federal government to contain the high infection rates, Bolsonaro’s approval ratings remained stable and slightly increased during the outbreak. Against this background, this article turns to the question on how populist politicians in government have used communication to frame the Covid-19 pandemic and navigate the crisis. Looking at the case of Brazil, we ask: how was the Covid-19 pandemic framed or used by a populist leader like Bolsonaro? How did he communicate the pandemicin his social media speeches? By mobilising literature on populism from both theideational and discursive perspective, we formulated a rubric and analysed Bolsonaro’s speeches on social media according to a “populist-crisis” approach, using the holistic grading method. Our findings suggest that, aligned with the literature, populists like Bolsonaro use crises to advance some strategies that can help them maintain support: the creation and blaming of enemies, an alleged proximity to “the people”, and the projection of a paradoxical image of “exceptionality” and “ordinariness” of the populist leader.
Brazil has been one of the hardest hit countries by the Covid-19 pandemic. Far-right populist president Bolsonaro promoted social polarisation and politicised the crisis, while neglecting the seriousness of the health emergency. Despite the consequences ofthe lack of response by the federal government to contain the high infection rates, Bolsonaro’s approval ratings remained stable and slightly increased during the outbreak. Against this background, this article turns to the question on how populist politicians in government have used communication to frame the Covid-19 pandemic and navigate the crisis. Looking at the case of Brazil, we ask: how was the Covid-19 pandemic framed or used by a populist leader like Bolsonaro? How did he communicate the pandemicin his social media speeches? By mobilising literature on populism from both theideational and discursive perspective, we formulated a rubric and analysed Bolsonaro’s speeches on social media according to a “populist-crisis” approach, using the holistic grading method. Our findings suggest that, aligned with the literature, populists like Bolsonaro use crises to advance some strategies that can help them maintain support: the creation and blaming of enemies, an alleged proximity to “the people”, and the projection of a paradoxical image of “exceptionality” and “ordinariness” of the populist leader.
Die forschungsbasierte Infrastruktureinrichtung Sozio-oekonomisches Panel (SOEP) im DIW Berlin sucht zum nächstmöglichen Zeitpunkt eine/n
Mitarbeiter/in (w/m/div) für den Bereich der sozial- und wirtschaftswissenschaftlichen Dateninfrastruktur (65%, befristet).
Am 1. Juni wurde die UN-Dekade zur Ozeanforschung feierlich eröffnet. Bundeskanzlerin Angela Merkel, UN-Generalsekretär António Guterres und andere Redner*innen hoben dabei nicht nur den Stellenwert des Ozeans als Nahrungsquelle, Energieversorger und Handelsweg hervor, sondern stellten vor allem seine Funktion als Kohlenstoffsenke in den Vordergrund. Diese Funktion macht den Ozean zu einem Kerngegenstand der Klimawandelforschung. Dennoch spielt er in der Klimapolitik sowie in Klimaverhandlungen bisher nur eine untergeordnete Rolle. Wie mehrere hochrangige Redner*innen betonten, wissen wir mehr über den Mond als über den Ozean. Entsprechend ist die Ausweitung mariner CO2-Beobachtungen ein essentielles Anliegen der UN-Dekade, da Langzeitbeobachtungen von marinem Kohlenstoff die Grundlage für die Erforschung des Kohlenstoffkreislaufs des Erdsystems abbilden.
Der Ozean hat seit der vorindustriellen Zeit fast 40% der fossilen Kohlenstoffemissionen absorbiert. Der Anstieg der Emissionen strapaziert diese Kapazität jedoch zunehmend, da die Ozeantemperatur und -versauerungsraten steigen. Diese Entwicklungen wirken sich direkt auf die Fähigkeit des Ozeans aus, Kohlenstoff zu speichern, beeinflussen aber auch die atmosphärischen Bedingungen und bedrohen Meeres- und Küstenökosysteme. Zunehmend wenden sich auch Diskussionen zur Kohlenstoffspeicherung dem Ozean zu. Solche Ansätze zielen darauf ab, nicht nur den oben genannten negativen Trend aufzuhalten, sondern die Kapazität des Ozeans zur Aufnahme von atmosphärischem CO2 noch zu erhöhen. Dies verdeutlicht die enge Verbindung zwischen marinen Kohlenstoffwerten und dem Erreichen globaler Klimaziele. Marine CO2-Messungen liefern wesentliche Inputs für (inter-)nationale Klimawandelszenarien, Klimaverhandlungen und -politik. Entsprechend haben marine Kohlenstoffmessungen eine inhärente politische Dimension.
Aufgrund dieser politischen Dimension ist es besonders wichtig, Daten über marine CO2-Beobachtungen offen zu teilen, sowie sie für verschiedene Nutzer*innen kognitiv zugänglich und vertrauenswürdig zu machen. Hierfür müssen Daten in verständliche Produkte übersetzt werden, die transparent Unsicherheiten sowie Verhandlungen, die bei ihrer Erstellung stattfinden, darlegen. Während das internationale Netzwerk mariner CO2-Beobachtungen bereits eng miteinander verknüpft ist und in der Wissenschaft ein weitgehender Konsensus über die Notwendigkeit eines offenen Datenaustauschs herrscht, erschweren administrative Hürden und begrenzte Kapazitäten noch immer den Prozess. Ebenso wie der Ausbau mariner Kohlenstoffbeobachtungen stellt dies eine wichtige Herausforderung dar, die es zu bewältigen gilt, um nicht nur „einen vorhersehbaren Ozean“, sondern auch „einen zugänglichen Ozean“ gemäß den Zielen der UN-Ozeandekade zu schaffen.
Wie der Global Ocean Science Report der UN zeigt, existieren große globale Unterschiede in Bezug auf die vorhandene Infrastruktur und Technologie für Meeresforschung. Die USA, Japan, Australien, die EU, Südkorea und Kanada stellen die größten Budgets für Meeresforschung bereit und haben die höchste Anzahl an Forschungsschiffen. Da diese Regionen über die am stärksten ausgebaute Forschungsinfrastruktur verfügen, entscheiden sie darüber, wo und welche Art von Daten gesammelt werden und welche Themen wissenschaftlich untersucht werden sollen.
Die Untersuchung dieser globalen Ungleichheiten ist wichtig, da verschiedene Weltregionen und Länder auf unterschiedliche Art und Weise auf den Ozean angewiesen sind und mit ihm interagieren. Laut dem Ocean Science Report spezialisiert sich die Forschung in Sub-Sahara Afrika beispielsweise primär auf den Ozean in Bezug auf menschliche Gesundheit und Wohlbefinden. Auf globaler Ebene spielt diese Dimension im Vergleich zu Themen wie Meerestechnik oder Blue Growth jedoch kaum eine Rolle. Ungleichheiten in Bezug auf Forschungsfinanzierung und Infrastruktur führen daher zu Ungleichgewichten beim wissenschaftlichen Agenda-Setting und bei der Relevanz des produzierten Wissens.
Die Ausweitung biogeochemischer Messungen bei gleichzeitiger Berücksichtigung der sozialen und politischen Dimensionen mariner CO2-Beobachtungen erfordert einen inter- und transdisziplinären Forschungsprozess, zu dem das Deutsche Institut für Entwicklungspolitik (DIE) in Rahmen des C-SCOPE Projekts beiträgt. Hier untersuchen Forscher*innen Pfadabhängigkeiten und Machtkonstellationen auf (inter-)nationaler Ebene und die Art und Weise, wie diese die Datenproduktion sowie ihre Verarbeitung, Bereitstellung und Kommunikation prägen. Sie betrachten Forschung als einen sozialen Prozess und vollziehen nach, wie äußere Einflüsse wie Geschlecht und kulturelle Vielfalt die Interaktionen zwischen Forschenden prägen und welche Rolle sie bei der Datenanalyse und -kommunikation spielen. Während diese Art von Forschung noch selten ist, stellt die UN-Ozeandekade eine einzigartige Gelegenheit dar, ein umfassendes, transparentes und zugängliches Informationssystem über marine Kohlenstoffbeobachtungen aufzubauen, das die Erreichung des Pariser Abkommens unterstützt und gleichzeitig die Gleichberechtigung zwischen verschiedenen Wissensnutzern und -anbietern fördert.
Am 1. Juni wurde die UN-Dekade zur Ozeanforschung feierlich eröffnet. Bundeskanzlerin Angela Merkel, UN-Generalsekretär António Guterres und andere Redner*innen hoben dabei nicht nur den Stellenwert des Ozeans als Nahrungsquelle, Energieversorger und Handelsweg hervor, sondern stellten vor allem seine Funktion als Kohlenstoffsenke in den Vordergrund. Diese Funktion macht den Ozean zu einem Kerngegenstand der Klimawandelforschung. Dennoch spielt er in der Klimapolitik sowie in Klimaverhandlungen bisher nur eine untergeordnete Rolle. Wie mehrere hochrangige Redner*innen betonten, wissen wir mehr über den Mond als über den Ozean. Entsprechend ist die Ausweitung mariner CO2-Beobachtungen ein essentielles Anliegen der UN-Dekade, da Langzeitbeobachtungen von marinem Kohlenstoff die Grundlage für die Erforschung des Kohlenstoffkreislaufs des Erdsystems abbilden.
Der Ozean hat seit der vorindustriellen Zeit fast 40% der fossilen Kohlenstoffemissionen absorbiert. Der Anstieg der Emissionen strapaziert diese Kapazität jedoch zunehmend, da die Ozeantemperatur und -versauerungsraten steigen. Diese Entwicklungen wirken sich direkt auf die Fähigkeit des Ozeans aus, Kohlenstoff zu speichern, beeinflussen aber auch die atmosphärischen Bedingungen und bedrohen Meeres- und Küstenökosysteme. Zunehmend wenden sich auch Diskussionen zur Kohlenstoffspeicherung dem Ozean zu. Solche Ansätze zielen darauf ab, nicht nur den oben genannten negativen Trend aufzuhalten, sondern die Kapazität des Ozeans zur Aufnahme von atmosphärischem CO2 noch zu erhöhen. Dies verdeutlicht die enge Verbindung zwischen marinen Kohlenstoffwerten und dem Erreichen globaler Klimaziele. Marine CO2-Messungen liefern wesentliche Inputs für (inter-)nationale Klimawandelszenarien, Klimaverhandlungen und -politik. Entsprechend haben marine Kohlenstoffmessungen eine inhärente politische Dimension.
Aufgrund dieser politischen Dimension ist es besonders wichtig, Daten über marine CO2-Beobachtungen offen zu teilen, sowie sie für verschiedene Nutzer*innen kognitiv zugänglich und vertrauenswürdig zu machen. Hierfür müssen Daten in verständliche Produkte übersetzt werden, die transparent Unsicherheiten sowie Verhandlungen, die bei ihrer Erstellung stattfinden, darlegen. Während das internationale Netzwerk mariner CO2-Beobachtungen bereits eng miteinander verknüpft ist und in der Wissenschaft ein weitgehender Konsensus über die Notwendigkeit eines offenen Datenaustauschs herrscht, erschweren administrative Hürden und begrenzte Kapazitäten noch immer den Prozess. Ebenso wie der Ausbau mariner Kohlenstoffbeobachtungen stellt dies eine wichtige Herausforderung dar, die es zu bewältigen gilt, um nicht nur „einen vorhersehbaren Ozean“, sondern auch „einen zugänglichen Ozean“ gemäß den Zielen der UN-Ozeandekade zu schaffen.
Wie der Global Ocean Science Report der UN zeigt, existieren große globale Unterschiede in Bezug auf die vorhandene Infrastruktur und Technologie für Meeresforschung. Die USA, Japan, Australien, die EU, Südkorea und Kanada stellen die größten Budgets für Meeresforschung bereit und haben die höchste Anzahl an Forschungsschiffen. Da diese Regionen über die am stärksten ausgebaute Forschungsinfrastruktur verfügen, entscheiden sie darüber, wo und welche Art von Daten gesammelt werden und welche Themen wissenschaftlich untersucht werden sollen.
Die Untersuchung dieser globalen Ungleichheiten ist wichtig, da verschiedene Weltregionen und Länder auf unterschiedliche Art und Weise auf den Ozean angewiesen sind und mit ihm interagieren. Laut dem Ocean Science Report spezialisiert sich die Forschung in Sub-Sahara Afrika beispielsweise primär auf den Ozean in Bezug auf menschliche Gesundheit und Wohlbefinden. Auf globaler Ebene spielt diese Dimension im Vergleich zu Themen wie Meerestechnik oder Blue Growth jedoch kaum eine Rolle. Ungleichheiten in Bezug auf Forschungsfinanzierung und Infrastruktur führen daher zu Ungleichgewichten beim wissenschaftlichen Agenda-Setting und bei der Relevanz des produzierten Wissens.
Die Ausweitung biogeochemischer Messungen bei gleichzeitiger Berücksichtigung der sozialen und politischen Dimensionen mariner CO2-Beobachtungen erfordert einen inter- und transdisziplinären Forschungsprozess, zu dem das Deutsche Institut für Entwicklungspolitik (DIE) in Rahmen des C-SCOPE Projekts beiträgt. Hier untersuchen Forscher*innen Pfadabhängigkeiten und Machtkonstellationen auf (inter-)nationaler Ebene und die Art und Weise, wie diese die Datenproduktion sowie ihre Verarbeitung, Bereitstellung und Kommunikation prägen. Sie betrachten Forschung als einen sozialen Prozess und vollziehen nach, wie äußere Einflüsse wie Geschlecht und kulturelle Vielfalt die Interaktionen zwischen Forschenden prägen und welche Rolle sie bei der Datenanalyse und -kommunikation spielen. Während diese Art von Forschung noch selten ist, stellt die UN-Ozeandekade eine einzigartige Gelegenheit dar, ein umfassendes, transparentes und zugängliches Informationssystem über marine Kohlenstoffbeobachtungen aufzubauen, das die Erreichung des Pariser Abkommens unterstützt und gleichzeitig die Gleichberechtigung zwischen verschiedenen Wissensnutzern und -anbietern fördert.
Am 1. Juni wurde die UN-Dekade zur Ozeanforschung feierlich eröffnet. Bundeskanzlerin Angela Merkel, UN-Generalsekretär António Guterres und andere Redner*innen hoben dabei nicht nur den Stellenwert des Ozeans als Nahrungsquelle, Energieversorger und Handelsweg hervor, sondern stellten vor allem seine Funktion als Kohlenstoffsenke in den Vordergrund. Diese Funktion macht den Ozean zu einem Kerngegenstand der Klimawandelforschung. Dennoch spielt er in der Klimapolitik sowie in Klimaverhandlungen bisher nur eine untergeordnete Rolle. Wie mehrere hochrangige Redner*innen betonten, wissen wir mehr über den Mond als über den Ozean. Entsprechend ist die Ausweitung mariner CO2-Beobachtungen ein essentielles Anliegen der UN-Dekade, da Langzeitbeobachtungen von marinem Kohlenstoff die Grundlage für die Erforschung des Kohlenstoffkreislaufs des Erdsystems abbilden.
Der Ozean hat seit der vorindustriellen Zeit fast 40% der fossilen Kohlenstoffemissionen absorbiert. Der Anstieg der Emissionen strapaziert diese Kapazität jedoch zunehmend, da die Ozeantemperatur und -versauerungsraten steigen. Diese Entwicklungen wirken sich direkt auf die Fähigkeit des Ozeans aus, Kohlenstoff zu speichern, beeinflussen aber auch die atmosphärischen Bedingungen und bedrohen Meeres- und Küstenökosysteme. Zunehmend wenden sich auch Diskussionen zur Kohlenstoffspeicherung dem Ozean zu. Solche Ansätze zielen darauf ab, nicht nur den oben genannten negativen Trend aufzuhalten, sondern die Kapazität des Ozeans zur Aufnahme von atmosphärischem CO2 noch zu erhöhen. Dies verdeutlicht die enge Verbindung zwischen marinen Kohlenstoffwerten und dem Erreichen globaler Klimaziele. Marine CO2-Messungen liefern wesentliche Inputs für (inter-)nationale Klimawandelszenarien, Klimaverhandlungen und -politik. Entsprechend haben marine Kohlenstoffmessungen eine inhärente politische Dimension.
Aufgrund dieser politischen Dimension ist es besonders wichtig, Daten über marine CO2-Beobachtungen offen zu teilen, sowie sie für verschiedene Nutzer*innen kognitiv zugänglich und vertrauenswürdig zu machen. Hierfür müssen Daten in verständliche Produkte übersetzt werden, die transparent Unsicherheiten sowie Verhandlungen, die bei ihrer Erstellung stattfinden, darlegen. Während das internationale Netzwerk mariner CO2-Beobachtungen bereits eng miteinander verknüpft ist und in der Wissenschaft ein weitgehender Konsensus über die Notwendigkeit eines offenen Datenaustauschs herrscht, erschweren administrative Hürden und begrenzte Kapazitäten noch immer den Prozess. Ebenso wie der Ausbau mariner Kohlenstoffbeobachtungen stellt dies eine wichtige Herausforderung dar, die es zu bewältigen gilt, um nicht nur „einen vorhersehbaren Ozean“, sondern auch „einen zugänglichen Ozean“ gemäß den Zielen der UN-Ozeandekade zu schaffen.
Wie der Global Ocean Science Report der UN zeigt, existieren große globale Unterschiede in Bezug auf die vorhandene Infrastruktur und Technologie für Meeresforschung. Die USA, Japan, Australien, die EU, Südkorea und Kanada stellen die größten Budgets für Meeresforschung bereit und haben die höchste Anzahl an Forschungsschiffen. Da diese Regionen über die am stärksten ausgebaute Forschungsinfrastruktur verfügen, entscheiden sie darüber, wo und welche Art von Daten gesammelt werden und welche Themen wissenschaftlich untersucht werden sollen.
Die Untersuchung dieser globalen Ungleichheiten ist wichtig, da verschiedene Weltregionen und Länder auf unterschiedliche Art und Weise auf den Ozean angewiesen sind und mit ihm interagieren. Laut dem Ocean Science Report spezialisiert sich die Forschung in Sub-Sahara Afrika beispielsweise primär auf den Ozean in Bezug auf menschliche Gesundheit und Wohlbefinden. Auf globaler Ebene spielt diese Dimension im Vergleich zu Themen wie Meerestechnik oder Blue Growth jedoch kaum eine Rolle. Ungleichheiten in Bezug auf Forschungsfinanzierung und Infrastruktur führen daher zu Ungleichgewichten beim wissenschaftlichen Agenda-Setting und bei der Relevanz des produzierten Wissens.
Die Ausweitung biogeochemischer Messungen bei gleichzeitiger Berücksichtigung der sozialen und politischen Dimensionen mariner CO2-Beobachtungen erfordert einen inter- und transdisziplinären Forschungsprozess, zu dem das Deutsche Institut für Entwicklungspolitik (DIE) in Rahmen des C-SCOPE Projekts beiträgt. Hier untersuchen Forscher*innen Pfadabhängigkeiten und Machtkonstellationen auf (inter-)nationaler Ebene und die Art und Weise, wie diese die Datenproduktion sowie ihre Verarbeitung, Bereitstellung und Kommunikation prägen. Sie betrachten Forschung als einen sozialen Prozess und vollziehen nach, wie äußere Einflüsse wie Geschlecht und kulturelle Vielfalt die Interaktionen zwischen Forschenden prägen und welche Rolle sie bei der Datenanalyse und -kommunikation spielen. Während diese Art von Forschung noch selten ist, stellt die UN-Ozeandekade eine einzigartige Gelegenheit dar, ein umfassendes, transparentes und zugängliches Informationssystem über marine Kohlenstoffbeobachtungen aufzubauen, das die Erreichung des Pariser Abkommens unterstützt und gleichzeitig die Gleichberechtigung zwischen verschiedenen Wissensnutzern und -anbietern fördert.
Der Ozean ist ein existenzieller Teil der kulturellen Identitäten und des kulturellen Erbes Südostasiens. Gleichzeitig ist die Region den Folgen des globalen Meeresspiegelanstiegs und weiteren komplexen Risiken in höchstem Maße ausgesetzt. Dortige Küstengemeinden sind in ihrer Historie von Katastrophenereignissen geprägt, wodurch sie umfassendes Wissen sammeln und Überlebensstrategien entwickeln konnten. Diese reichen jedoch angesichts rasanten Bevölkerungswachstums, zunehmender Mobilität, Infrastruktur und technologischer Entwicklungen nicht länger aus. Kürzlich betonte Peter Schoof, deutscher Botschafter in Indonesien, dem Verband Südostasiatischer Nationen (ASEAN) und Timor-Leste, wie wichtig ein Wandel der internationalen Perspektive in Bezug auf Südostasien und den Indopazifik sei, nicht nur im Hinblick auf dessen großen Einfluss auf das Wirtschaftswachstum, sondern auch auf seine Resilienz gegenüber Naturkatastrophen. Die UN-Dekade der Ozeanforschung für nachhaltige Entwicklung hat gerade erst begonnen – und Südostasien wird 2022 im Fokus mehrerer dort stattfindender politischer Prozesse stehen.
Das Wissen südostasiatischer Länder in Bezug auf den Ozean gründet auf ihrer kulturellen Vielfalt sowie ihrer Verbundenheit. Letztere steht im Zentrum der Vision der ASEAN-Gemeinschaft und stärkt die Resilienz im täglichen Umgang mit meeresbedingten Gefahren. Doch welche Erkenntnisse und aktuellen Herausforderungen sind mit dem Risikomanagement und der Förderung von Ocean Literacy in der Region verbunden?
Die ASEAN-Staaten zeichnen sich sowohl als einzelne Akteure als auch in ihrer Gemeinschaft durch vorbildliche Leistungen bei der überregionalen Koordination aus. In den letzten Jahren haben sie erheblich in Infrastruktur für den Hochwasser- und Küstenschutz investiert, etwa in Dämme und Polder sowie in gemeinsame Programme zur Katastrophenvorsorge und Risikominimierung wie Tsunami-Frühwarnsysteme oder das Koordinierungszentrum der ASEAN für humanitäre Hilfe im Bereich Katastrophenmanagement (AHA). Durch den Aufbau von Institutionen mit erweiterten Kapazitäten zum Notfallmanagement soll die „letzte Meile“ erreicht werden: die verbesserte Resilienz von Küstengemeinden. Dennoch lassen sich technologische Fortschritte bei Frühwarn- und Risikomanagement-Systemen nur mit einem größeren Verständnis der Bedeutung einer verantwortungsbewussten Ocean Governance erzielen. Die südostasiatischen Länder sollten noch stärker zusammenarbeiten um die Nachhaltigkeit der erreichten Fortschritte zu gewährleisten und für den Umgang mit meeresbedingten Gefährdungen nicht nur auf rein landbezogene Maßnahmen zurückgreifen. Zudem muss Ocean Governance integraler Bestandteil nationaler Leitstrategien werden. Hingegen ist es etwa während Präsident Joko Widodos zweiter Amtszeit um ein solches Konzept, Indonesien zu einem globalen maritimen Knotenpunkt zu machen, sehr still geworden.
Wollen wir das Bewusstsein für Küstenrisiken stärken, muss dies auf dem Verständnis gründen, „dass der Ozean und die Menschen untrennbar miteinander verbunden sind“ – eines der Grundprinzipien der Ocean Literacy, welche die internationale Forschungsgemeinschaft gemeinsam entwickelt hat. Dies bedeutet auch, dass wir bei der Vermittlung von Meereswissen innovative Wege einschlagen müssen. Überregionale Veranstaltungen wie das Ozeanforum auf dem ASEAN-Südkorea-Sondergipfel 2019 vertiefen den Austausch an der Schnittstelle von Wissenschaft und Politik. Kreative Formen der Wissenschaftskommunikation umfassen interaktive Plattformen oder Ausstellungen, Kunstprojekte, Filme, Graphic Novels und Schulprojekte. Diese modernen Ansätze verbinden aktuelle Forschungserkenntnisse und -narrative mit überliefertem Wissen. Gleichzeitig ermöglichen sie in einer digitalisierten Gesellschaft eine breitere Zugänglichkeit, denn die Nutzung sozialer Medien und mobiler Apps in Südostasien gehört zu den höchsten weltweit. Jene Art von Wissensbildung um Risiken, ergänzt durch Technologien, kräftigt und stellt die bedrohten Gemeinden sowie die Menschen selbst in den Mittelpunkt. Sicherlich können auch hier gezielte Fehlinformationen Ängste schüren, zu Misstrauen in Risikowarnsysteme führen oder, ganz im Gegenteil ein falsches Gefühl der Sicherheit hervorrufen. Der Tsunami im Indischen Ozean im Jahr 2004 ist jedoch eines der besten Beispiele dafür, wie fundiertes Meereswissen die Resilienz stärkt: Die Zerstörung und die inspirierenden Geschichten von Überlebenden markierten einen Wendepunkt im Bereich Ocean Literacy und Katastrophenmanagement.
Im nächsten Jahr richtet sich die Aufmerksamkeit erneut auf Südostasien: Indonesien wird den Vorsitz der G20 übernehmen und die Global Platform for Disaster Risk Reduction in Bali ausrichten. Zudem wird das World Climate Research Program (WCRP) die internationale Konferenz „Regional Sea Level Change and Coastal Impacts“ in Singapur abhalten. Anlässlich dieser Veranstaltungen sollten die südostasiatischen Inselstaaten ihre Führungsqualitäten im Bereich internationaler Zusammenarbeit sowie Ocean Governance und Förderung von Ocean Literacy unter Beweis stellen. 2022 ist ein gutes Jahr, um das Bild der Region in der Welt zu verändern und deren Erfahrungen zu Beginn der Ozeandekade dafür zu nutzen, eine bessere und sicherere Zukunft zu schaffen.
Der Ozean ist ein existenzieller Teil der kulturellen Identitäten und des kulturellen Erbes Südostasiens. Gleichzeitig ist die Region den Folgen des globalen Meeresspiegelanstiegs und weiteren komplexen Risiken in höchstem Maße ausgesetzt. Dortige Küstengemeinden sind in ihrer Historie von Katastrophenereignissen geprägt, wodurch sie umfassendes Wissen sammeln und Überlebensstrategien entwickeln konnten. Diese reichen jedoch angesichts rasanten Bevölkerungswachstums, zunehmender Mobilität, Infrastruktur und technologischer Entwicklungen nicht länger aus. Kürzlich betonte Peter Schoof, deutscher Botschafter in Indonesien, dem Verband Südostasiatischer Nationen (ASEAN) und Timor-Leste, wie wichtig ein Wandel der internationalen Perspektive in Bezug auf Südostasien und den Indopazifik sei, nicht nur im Hinblick auf dessen großen Einfluss auf das Wirtschaftswachstum, sondern auch auf seine Resilienz gegenüber Naturkatastrophen. Die UN-Dekade der Ozeanforschung für nachhaltige Entwicklung hat gerade erst begonnen – und Südostasien wird 2022 im Fokus mehrerer dort stattfindender politischer Prozesse stehen.
Das Wissen südostasiatischer Länder in Bezug auf den Ozean gründet auf ihrer kulturellen Vielfalt sowie ihrer Verbundenheit. Letztere steht im Zentrum der Vision der ASEAN-Gemeinschaft und stärkt die Resilienz im täglichen Umgang mit meeresbedingten Gefahren. Doch welche Erkenntnisse und aktuellen Herausforderungen sind mit dem Risikomanagement und der Förderung von Ocean Literacy in der Region verbunden?
Die ASEAN-Staaten zeichnen sich sowohl als einzelne Akteure als auch in ihrer Gemeinschaft durch vorbildliche Leistungen bei der überregionalen Koordination aus. In den letzten Jahren haben sie erheblich in Infrastruktur für den Hochwasser- und Küstenschutz investiert, etwa in Dämme und Polder sowie in gemeinsame Programme zur Katastrophenvorsorge und Risikominimierung wie Tsunami-Frühwarnsysteme oder das Koordinierungszentrum der ASEAN für humanitäre Hilfe im Bereich Katastrophenmanagement (AHA). Durch den Aufbau von Institutionen mit erweiterten Kapazitäten zum Notfallmanagement soll die „letzte Meile“ erreicht werden: die verbesserte Resilienz von Küstengemeinden. Dennoch lassen sich technologische Fortschritte bei Frühwarn- und Risikomanagement-Systemen nur mit einem größeren Verständnis der Bedeutung einer verantwortungsbewussten Ocean Governance erzielen. Die südostasiatischen Länder sollten noch stärker zusammenarbeiten um die Nachhaltigkeit der erreichten Fortschritte zu gewährleisten und für den Umgang mit meeresbedingten Gefährdungen nicht nur auf rein landbezogene Maßnahmen zurückgreifen. Zudem muss Ocean Governance integraler Bestandteil nationaler Leitstrategien werden. Hingegen ist es etwa während Präsident Joko Widodos zweiter Amtszeit um ein solches Konzept, Indonesien zu einem globalen maritimen Knotenpunkt zu machen, sehr still geworden.
Wollen wir das Bewusstsein für Küstenrisiken stärken, muss dies auf dem Verständnis gründen, „dass der Ozean und die Menschen untrennbar miteinander verbunden sind“ – eines der Grundprinzipien der Ocean Literacy, welche die internationale Forschungsgemeinschaft gemeinsam entwickelt hat. Dies bedeutet auch, dass wir bei der Vermittlung von Meereswissen innovative Wege einschlagen müssen. Überregionale Veranstaltungen wie das Ozeanforum auf dem ASEAN-Südkorea-Sondergipfel 2019 vertiefen den Austausch an der Schnittstelle von Wissenschaft und Politik. Kreative Formen der Wissenschaftskommunikation umfassen interaktive Plattformen oder Ausstellungen, Kunstprojekte, Filme, Graphic Novels und Schulprojekte. Diese modernen Ansätze verbinden aktuelle Forschungserkenntnisse und -narrative mit überliefertem Wissen. Gleichzeitig ermöglichen sie in einer digitalisierten Gesellschaft eine breitere Zugänglichkeit, denn die Nutzung sozialer Medien und mobiler Apps in Südostasien gehört zu den höchsten weltweit. Jene Art von Wissensbildung um Risiken, ergänzt durch Technologien, kräftigt und stellt die bedrohten Gemeinden sowie die Menschen selbst in den Mittelpunkt. Sicherlich können auch hier gezielte Fehlinformationen Ängste schüren, zu Misstrauen in Risikowarnsysteme führen oder, ganz im Gegenteil ein falsches Gefühl der Sicherheit hervorrufen. Der Tsunami im Indischen Ozean im Jahr 2004 ist jedoch eines der besten Beispiele dafür, wie fundiertes Meereswissen die Resilienz stärkt: Die Zerstörung und die inspirierenden Geschichten von Überlebenden markierten einen Wendepunkt im Bereich Ocean Literacy und Katastrophenmanagement.
Im nächsten Jahr richtet sich die Aufmerksamkeit erneut auf Südostasien: Indonesien wird den Vorsitz der G20 übernehmen und die Global Platform for Disaster Risk Reduction in Bali ausrichten. Zudem wird das World Climate Research Program (WCRP) die internationale Konferenz „Regional Sea Level Change and Coastal Impacts“ in Singapur abhalten. Anlässlich dieser Veranstaltungen sollten die südostasiatischen Inselstaaten ihre Führungsqualitäten im Bereich internationaler Zusammenarbeit sowie Ocean Governance und Förderung von Ocean Literacy unter Beweis stellen. 2022 ist ein gutes Jahr, um das Bild der Region in der Welt zu verändern und deren Erfahrungen zu Beginn der Ozeandekade dafür zu nutzen, eine bessere und sicherere Zukunft zu schaffen.
Der Ozean ist ein existenzieller Teil der kulturellen Identitäten und des kulturellen Erbes Südostasiens. Gleichzeitig ist die Region den Folgen des globalen Meeresspiegelanstiegs und weiteren komplexen Risiken in höchstem Maße ausgesetzt. Dortige Küstengemeinden sind in ihrer Historie von Katastrophenereignissen geprägt, wodurch sie umfassendes Wissen sammeln und Überlebensstrategien entwickeln konnten. Diese reichen jedoch angesichts rasanten Bevölkerungswachstums, zunehmender Mobilität, Infrastruktur und technologischer Entwicklungen nicht länger aus. Kürzlich betonte Peter Schoof, deutscher Botschafter in Indonesien, dem Verband Südostasiatischer Nationen (ASEAN) und Timor-Leste, wie wichtig ein Wandel der internationalen Perspektive in Bezug auf Südostasien und den Indopazifik sei, nicht nur im Hinblick auf dessen großen Einfluss auf das Wirtschaftswachstum, sondern auch auf seine Resilienz gegenüber Naturkatastrophen. Die UN-Dekade der Ozeanforschung für nachhaltige Entwicklung hat gerade erst begonnen – und Südostasien wird 2022 im Fokus mehrerer dort stattfindender politischer Prozesse stehen.
Das Wissen südostasiatischer Länder in Bezug auf den Ozean gründet auf ihrer kulturellen Vielfalt sowie ihrer Verbundenheit. Letztere steht im Zentrum der Vision der ASEAN-Gemeinschaft und stärkt die Resilienz im täglichen Umgang mit meeresbedingten Gefahren. Doch welche Erkenntnisse und aktuellen Herausforderungen sind mit dem Risikomanagement und der Förderung von Ocean Literacy in der Region verbunden?
Die ASEAN-Staaten zeichnen sich sowohl als einzelne Akteure als auch in ihrer Gemeinschaft durch vorbildliche Leistungen bei der überregionalen Koordination aus. In den letzten Jahren haben sie erheblich in Infrastruktur für den Hochwasser- und Küstenschutz investiert, etwa in Dämme und Polder sowie in gemeinsame Programme zur Katastrophenvorsorge und Risikominimierung wie Tsunami-Frühwarnsysteme oder das Koordinierungszentrum der ASEAN für humanitäre Hilfe im Bereich Katastrophenmanagement (AHA). Durch den Aufbau von Institutionen mit erweiterten Kapazitäten zum Notfallmanagement soll die „letzte Meile“ erreicht werden: die verbesserte Resilienz von Küstengemeinden. Dennoch lassen sich technologische Fortschritte bei Frühwarn- und Risikomanagement-Systemen nur mit einem größeren Verständnis der Bedeutung einer verantwortungsbewussten Ocean Governance erzielen. Die südostasiatischen Länder sollten noch stärker zusammenarbeiten um die Nachhaltigkeit der erreichten Fortschritte zu gewährleisten und für den Umgang mit meeresbedingten Gefährdungen nicht nur auf rein landbezogene Maßnahmen zurückgreifen. Zudem muss Ocean Governance integraler Bestandteil nationaler Leitstrategien werden. Hingegen ist es etwa während Präsident Joko Widodos zweiter Amtszeit um ein solches Konzept, Indonesien zu einem globalen maritimen Knotenpunkt zu machen, sehr still geworden.
Wollen wir das Bewusstsein für Küstenrisiken stärken, muss dies auf dem Verständnis gründen, „dass der Ozean und die Menschen untrennbar miteinander verbunden sind“ – eines der Grundprinzipien der Ocean Literacy, welche die internationale Forschungsgemeinschaft gemeinsam entwickelt hat. Dies bedeutet auch, dass wir bei der Vermittlung von Meereswissen innovative Wege einschlagen müssen. Überregionale Veranstaltungen wie das Ozeanforum auf dem ASEAN-Südkorea-Sondergipfel 2019 vertiefen den Austausch an der Schnittstelle von Wissenschaft und Politik. Kreative Formen der Wissenschaftskommunikation umfassen interaktive Plattformen oder Ausstellungen, Kunstprojekte, Filme, Graphic Novels und Schulprojekte. Diese modernen Ansätze verbinden aktuelle Forschungserkenntnisse und -narrative mit überliefertem Wissen. Gleichzeitig ermöglichen sie in einer digitalisierten Gesellschaft eine breitere Zugänglichkeit, denn die Nutzung sozialer Medien und mobiler Apps in Südostasien gehört zu den höchsten weltweit. Jene Art von Wissensbildung um Risiken, ergänzt durch Technologien, kräftigt und stellt die bedrohten Gemeinden sowie die Menschen selbst in den Mittelpunkt. Sicherlich können auch hier gezielte Fehlinformationen Ängste schüren, zu Misstrauen in Risikowarnsysteme führen oder, ganz im Gegenteil ein falsches Gefühl der Sicherheit hervorrufen. Der Tsunami im Indischen Ozean im Jahr 2004 ist jedoch eines der besten Beispiele dafür, wie fundiertes Meereswissen die Resilienz stärkt: Die Zerstörung und die inspirierenden Geschichten von Überlebenden markierten einen Wendepunkt im Bereich Ocean Literacy und Katastrophenmanagement.
Im nächsten Jahr richtet sich die Aufmerksamkeit erneut auf Südostasien: Indonesien wird den Vorsitz der G20 übernehmen und die Global Platform for Disaster Risk Reduction in Bali ausrichten. Zudem wird das World Climate Research Program (WCRP) die internationale Konferenz „Regional Sea Level Change and Coastal Impacts“ in Singapur abhalten. Anlässlich dieser Veranstaltungen sollten die südostasiatischen Inselstaaten ihre Führungsqualitäten im Bereich internationaler Zusammenarbeit sowie Ocean Governance und Förderung von Ocean Literacy unter Beweis stellen. 2022 ist ein gutes Jahr, um das Bild der Region in der Welt zu verändern und deren Erfahrungen zu Beginn der Ozeandekade dafür zu nutzen, eine bessere und sicherere Zukunft zu schaffen.
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On June 24th, IPI and the Permanent Mission of Germany, with the co-sponsorship of the Missions of Belgium, Canada, Ireland, Spain and Switzerland to the UN, cohosted a virtual event entitled “Safeguarding Humanitarian Action in Counterterrorism Contexts: Addressing the Challenges of the Next Decade.”
This virtual policy forum was convened as an official side-event on the margins of the 2021 High-Level Conference of Heads of Counter-Terrorism Agencies of Member States. Following the adoption of the seventh review of the Global Counter-Terrorism Strategy (GCTS) by the UN General Assembly, the event provided an opportunity to discuss the role of UN member states and of the UN Global Counter-Terrorism Coordination Compact in promoting respect for principled humanitarian activities in counterterrorism contexts.
Concerns about the impact of counterterrorism measures on humanitarian action have grown in recent years. Support for addressing this issue has especially increased since the inclusion of supportive language on international humanitarian law (IHL) in the Global Counter-Terrorism Strategy (GCTS) in 2016 and 2018, as well as the adoption of Security Council Resolutions 2462 (2019) and 2482 (2019). In his last report on the implementation of the GCTS, the secretary-general recalled Resolution 2462 and noted that “upholding the impartiality of humanitarian actors and refraining from any politicization of humanitarian assistance is critical, given that humanitarian actors are increasingly operating in settings with an active terrorist threat and being targeted by terrorists.” Despite growing momentum, the unintended challenges that counterterrorism policies pose for the delivery of humanitarian aid have not been alleviated, and actions to mitigate the impact of these measures remain limited.
As the characteristics of armed conflict and other situations of violence evolve—including a multiplicity of armed groups designated as “terrorists” by the UN Security Council and member states—there is a need to examine counterterrorism policies and humanitarian needs in a holistic manner. As member states, including the heads of their counterterrorism agencies, gather to discuss the evolution of counterterrorism in an age of transformative technology, greater attention should be given to the need to safeguard humanitarian action, as foreseen by Pillar IV of the GCTS and by relevant Security Council resolutions.
Panelists analyzed how UN member states and the UN system can concurrently address two considerable challenges they face over the next decade: an evolving terrorist threat and unprecedented humanitarian needs. Taking into account Pillar IV of the Global Counter-Terrorism Strategy and relevant UN Security Council resolutions, they discussed ways to ensure that counterterrorism efforts do not reduce the space for humanitarian actors to operate when and where needed. In particular, panelists highlighted how member states and the UN Global Counter-Terrorism Coordination Compact can best promote and facilitate humanitarian activities.
Welcoming Remarks:
Mr. Zeid Ra’ad Al Hussein, IPI President
Opening Remarks:
Ambassador Christoph Heusgen, Permanent Representative of Germany to the UN
Speakers:
Ms. Laetitia Courtois, Permanent Observer to the UN & Head of Delegation for the International Committee of the Red Cross (ICRC)
Professor Naz K. Modirzadeh, Founding Director of the Harvard Law School Program on International Law and Armed Conflict
Dr. Jehangir Khan, Director of the UN Counter-Terrorism Centre (UNCCT) and the Office of Counter-Terrorism
Closing Remarks:
H.E. Mr. Agustín Santos Maraver, Permanent Representative of Spain to the UN
Moderator:
Mr. Jake Sherman, IPI Senior Director of Programs
24. Juni 2021 - In von Unsicherheit geprägten Zeiten wie der COVID-19-Pandemie ist Vertrauen in die Mitmenschen eine wichtige gesellschaftliche Ressource: Denn die Pandemie kann nicht durch einzelne Institutionen oder Personen, sondern nur durch breite gesellschaftliche Kooperation überwunden werden. Wie aktuelle Ergebnisse der SOEP-CoV-Studie zeigen, ist das Vertrauen in andere auch in Zeiten der Pandemie in Deutschland sehr hoch und zwischen 2020 und 2021 sogar noch angestiegen. Gleichzeitig wird deutlich, wie wichtig dieses Vertrauen ist: Die Bereitschaft, sich impfen zu lassen, ist deutlich größer bei Menschen, die ihren Mitmenschen starkes Vertrauen entgegenbringen. Und wer ein ausgeprägtes Vertrauen in seine Mitmenschen hat, hält eher die AHA-Regeln ein, um COVID-19 zu verhindern.