The ongoing fairway adaptation of the Elbe Estuary is one of the most contested infrastructure projects in Germany in recent years. After a 17-year, highly contested planning process, delayed by a number of court proceedings, the dredging works started in 2019. The dredging aimed to establish a depth of at least 17.40 m below mean sea level, permitting the port to handle larger container vessels independent of the tide. Environmental NGOs, fishers and the riverine municipalities claim that the dredging will lead to habitat destruction, terminate the fishery in the estuary, and that it violates the European Water Framework Directive. The conflict illustrates that knowledge production, political economy and power are closely intertwined and provides evidence that some planning conflicts go even deeper than this. They are ultimately rooted in different ‘estuary ontologies’, in the different ways in which nature is enacted, and in different imaginations of possible futures for the Elbe estuary and its riverine population. Based on qualitative interviews with the actors who are involved in, observe or fight against the intervention, and on a content analysis of press articles and webpages, we unravel the complex relations between political economy, knowledge production and the different performances of reality which characterize the ongoing conflict over the fairway adaptation. We relate competing narratives, knowledge claims and ontologies to the actors promoting and challenging the fairway adaptation. Finally, we identify multiple estuary realities, which are enacted by specific practices performed by fishers, port authorities and environmental NGOs.
This paper examines empirically whether social protection in the form of social assistance programmes are affecting social cohesion during the COVID-19 pandemic. Using unique primary data from nationally representative, in-person surveys from Kenya allows for the exploration of the effect of social protection on attributes of social cohesion. The analysis employs a difference-in-differences approach that compares households with and without social assistance coverage before and after the first wave of the pandemic. The main findings show that social assistance does not influence attributes of social cohesion. One potential explanation of this result is that social assistance benefits were in general too small to entirely offset the negative economic consequences of the pandemic. Overall, these results point to the limitations of social assistance programmes that do not necessarily affect social cohesion in times of large covariate shocks, such as the COVID-19 pandemic.
This paper examines empirically whether social protection in the form of social assistance programmes are affecting social cohesion during the COVID-19 pandemic. Using unique primary data from nationally representative, in-person surveys from Kenya allows for the exploration of the effect of social protection on attributes of social cohesion. The analysis employs a difference-in-differences approach that compares households with and without social assistance coverage before and after the first wave of the pandemic. The main findings show that social assistance does not influence attributes of social cohesion. One potential explanation of this result is that social assistance benefits were in general too small to entirely offset the negative economic consequences of the pandemic. Overall, these results point to the limitations of social assistance programmes that do not necessarily affect social cohesion in times of large covariate shocks, such as the COVID-19 pandemic.
This paper examines empirically whether social protection in the form of social assistance programmes are affecting social cohesion during the COVID-19 pandemic. Using unique primary data from nationally representative, in-person surveys from Kenya allows for the exploration of the effect of social protection on attributes of social cohesion. The analysis employs a difference-in-differences approach that compares households with and without social assistance coverage before and after the first wave of the pandemic. The main findings show that social assistance does not influence attributes of social cohesion. One potential explanation of this result is that social assistance benefits were in general too small to entirely offset the negative economic consequences of the pandemic. Overall, these results point to the limitations of social assistance programmes that do not necessarily affect social cohesion in times of large covariate shocks, such as the COVID-19 pandemic.
Bonn, 16.05.2022. Vom 9. bis 20. Mai findet in der Côte d‘Ivoire die fünfzehnte Konferenz der Vertragsparteien der Konvention der Vereinten Nationen zur Bekämpfung der Desertifikation (UNCCD) statt. Diese Konvention mit Sekretariat in Bonn ist viel weniger bekannt als ihre beiden großen Schwestern, die Klimarahmenkonvention (UNFCCC) und die Konvention über Biologische Vielfalt (CBD). Dies liegt nicht zuletzt daran, dass der Fokus der Konvention ursprünglich auf den Trockengebieten der von Wüstenbildung schwer betroffenen Ländern, insbesondere in Afrika, lag. Manche Länder des globalen Nordens, darunter Deutschland, deklarierten sich als „nicht betroffen“ und sahen die UNCCD vornehmlich unter entwicklungspolitischer Perspektive. Trotz mehrerer Reformen war zudem die Wirkmacht der UNCCD lange sehr bescheiden.
In jüngster Zeit ist jedoch Bewegung gekommen in die UNCCD. Ein wichtiger Schritt war die Entscheidung der UN, die UNCCD zur „Hüterin“ (custodian) des UN-Nachhaltigkeitsziels (SDG) 15.3. zu machen: „Bis 2030 die Wüstenbildung bekämpfen, die geschädigten Flächen und Böden einschließlich der von Wüstenbildung, Dürre und Überschwemmungen betroffenen Flächen sanieren und eine bodendegradationsneutrale Welt anstreben“. Durch „Adoption“ dieses Unterziels von SDG 15 „Leben an Land“ war die UNCCD nicht mehr auf Wüstenbildung und Trockengebiete beschränkt und erhielt erstmals eine wirklich globale Rolle. Obwohl somit die Fokussierung auf (afrikanische) Entwicklungsländer aufgeweicht wurde, hat dieser mission drift auch ihnen genutzt, zumindest was die globale politische Aufmerksamkeit betrifft – eine entscheidende Währung für Unterstützung.
Der nächste große Schritt für die UNCCD ist die bessere Bearbeitung von Dürren. Für die Bekämpfung von Dürren bzw. ihrer Auswirkungen, das Dürremanagement, ist Ursachenbekämpfung wie nachhaltigere Boden- und Landschaftsnutzung oder die Bekämpfung des Klimawandels notwendig, aber nicht ausreichend. Dürren sind ein Naturphänomen, sie können nur bedingt eliminiert werden. Es sind daher auf jeden Fall weitere Maßnahmen nötig. Sie umfassen Vorsorge, Vorwarnsysteme und Reaktion. Ziel muss es sein, durch proaktive Maßnahmen wie integrierte Wasserbewirtschaftung, Anbau- und Einkommensdiversifizierung oder offenen Agrarhandel die Widerstandsfähigkeit der öko-sozialen Systeme zu stärken, die Notwendigkeit von reaktiven Maßnahmen wie Katastrophenhilfe zu reduzieren und das gesamte System zu optimieren. Durch die Analyse früherer Dürren und von strukturellen Verletzlichkeiten können besondere Schwachstellen erkannt und gezielt angegangen werden. Schäden werden sich dennoch gerade bei schweren Dürren nicht vermeiden lassen, viele proaktive Maßnahmen kommen dann an ihre Grenzen. Umgekehrt werden manche getroffenen Maßnahmen beim Ausbleiben von Dürren als unnütz und kostspielig erscheinen. Das Austarieren von Kosten und Nutzen und die Beurteilung des Erfolgs von Dürrebekämpfungsstrategien ist daher sehr schwierig. Dies ist ein Dilemma aller Vorsorge-Ansätze. Zusätzlich zur Vorsorge können reaktive Maßnahmen wie Nahrungsimporte und Lagerung, Aktivierung von sozialen Sicherungssystemen oder Viehbestandsmanagement durch frühzeitige Warnungen rechtzeitig veranlasst und Kosten verringert werden. Katastrophenhilfe muss integriert werden in nachhaltigen Wiederaufbau (building back better), im Falle von Dürren gehören dazu bspw. die (Wieder-)Verbreitung von angepassten Sorten und der Aufbau lokaler Wasserinfrastruktur.
Für die UNCCD ist diese Gemengelage eine echte Herausforderung. Oft können die geeignetsten Maßnahmen nur auf lokaler Ebene erkannt, entschieden und umgesetzt werden, dazu gehören die meisten Natur-basierten Lösungen (nature-based solutions). Andere, wie handels- oder sozialpolitische Maßnahmen, können auf nationaler Ebene initiiert werden, müssen aber an lokale und zeitnah an die aktuellen Dürrebedingungen angepasst werden. Es kann kaum allgemeingültige Rezepte für Dürrestrategien geben. Die UNCCD muss sich daher darauf konzentrieren, internationale Aufmerksamkeit, integriertes Denken und Planen, allgemeine Leitlinien und lokales Lernen zu fördern. Dazu gehören:
Dürremanagement muss im Zusammenspiel mit anderen Risiken analysiert und angegangen, aber als eigenständige Aufgabe angesehen werden (nicht nur als Teil der Klimaagenda). Dürremanagement kann nur durch Koordination zwischen verschiedenen Sektoren, Ebenen und Akteuren verfolgt werden, es kann keine allein zuständige Dürre-Organisation geben. Natur-basierte Lösungen sind gerade im UNCCD-Kontext besonders naheliegend (Land!) und zu fördern. Und in der Tat brauchen gerade ärmere Entwicklungsländer, was sie schon lange fordern: mehr finanzielle Unterstützung. Dies muss innerhalb der UNCCD und seines Global Mechanism (eine Fazilität für Anschubfinanzierung) geschehen, aber auch im Rahmen der relevanten Sektorstrategien einzelner Länder und der Entwicklungszusammenarbeit. Finanzierung sollte an eine bessere Governance und an Ergebniskontrollen geknüpft werden, die im Fall der Dürrebekämpfung eher nicht auf beobachteten Wirkungen, sondern auf die nachhaltige Umsetzung von Präventionsmaßnahmen und Strukturaufbau schauen müssen.
Kommt es zu solchen Erfolgen, ist allen geholfen, auch dem Globalen Norden – durch weniger Bedarf an Katastrophenhilfe, stabilere Ökosysteme und Gesellschaften, weniger Krisen und Migration. Und lernen können und müssen wir zu Dürren und Bodendegradation ohnehin noch viel. Es wäre also auch Zeit, dass Deutschland seinen selbstgewählten UNCCD-Status als „nicht betroffenes Land“ aufgibt.
Bonn, 16.05.2022. Vom 9. bis 20. Mai findet in der Côte d‘Ivoire die fünfzehnte Konferenz der Vertragsparteien der Konvention der Vereinten Nationen zur Bekämpfung der Desertifikation (UNCCD) statt. Diese Konvention mit Sekretariat in Bonn ist viel weniger bekannt als ihre beiden großen Schwestern, die Klimarahmenkonvention (UNFCCC) und die Konvention über Biologische Vielfalt (CBD). Dies liegt nicht zuletzt daran, dass der Fokus der Konvention ursprünglich auf den Trockengebieten der von Wüstenbildung schwer betroffenen Ländern, insbesondere in Afrika, lag. Manche Länder des globalen Nordens, darunter Deutschland, deklarierten sich als „nicht betroffen“ und sahen die UNCCD vornehmlich unter entwicklungspolitischer Perspektive. Trotz mehrerer Reformen war zudem die Wirkmacht der UNCCD lange sehr bescheiden.
In jüngster Zeit ist jedoch Bewegung gekommen in die UNCCD. Ein wichtiger Schritt war die Entscheidung der UN, die UNCCD zur „Hüterin“ (custodian) des UN-Nachhaltigkeitsziels (SDG) 15.3. zu machen: „Bis 2030 die Wüstenbildung bekämpfen, die geschädigten Flächen und Böden einschließlich der von Wüstenbildung, Dürre und Überschwemmungen betroffenen Flächen sanieren und eine bodendegradationsneutrale Welt anstreben“. Durch „Adoption“ dieses Unterziels von SDG 15 „Leben an Land“ war die UNCCD nicht mehr auf Wüstenbildung und Trockengebiete beschränkt und erhielt erstmals eine wirklich globale Rolle. Obwohl somit die Fokussierung auf (afrikanische) Entwicklungsländer aufgeweicht wurde, hat dieser mission drift auch ihnen genutzt, zumindest was die globale politische Aufmerksamkeit betrifft – eine entscheidende Währung für Unterstützung.
Der nächste große Schritt für die UNCCD ist die bessere Bearbeitung von Dürren. Für die Bekämpfung von Dürren bzw. ihrer Auswirkungen, das Dürremanagement, ist Ursachenbekämpfung wie nachhaltigere Boden- und Landschaftsnutzung oder die Bekämpfung des Klimawandels notwendig, aber nicht ausreichend. Dürren sind ein Naturphänomen, sie können nur bedingt eliminiert werden. Es sind daher auf jeden Fall weitere Maßnahmen nötig. Sie umfassen Vorsorge, Vorwarnsysteme und Reaktion. Ziel muss es sein, durch proaktive Maßnahmen wie integrierte Wasserbewirtschaftung, Anbau- und Einkommensdiversifizierung oder offenen Agrarhandel die Widerstandsfähigkeit der öko-sozialen Systeme zu stärken, die Notwendigkeit von reaktiven Maßnahmen wie Katastrophenhilfe zu reduzieren und das gesamte System zu optimieren. Durch die Analyse früherer Dürren und von strukturellen Verletzlichkeiten können besondere Schwachstellen erkannt und gezielt angegangen werden. Schäden werden sich dennoch gerade bei schweren Dürren nicht vermeiden lassen, viele proaktive Maßnahmen kommen dann an ihre Grenzen. Umgekehrt werden manche getroffenen Maßnahmen beim Ausbleiben von Dürren als unnütz und kostspielig erscheinen. Das Austarieren von Kosten und Nutzen und die Beurteilung des Erfolgs von Dürrebekämpfungsstrategien ist daher sehr schwierig. Dies ist ein Dilemma aller Vorsorge-Ansätze. Zusätzlich zur Vorsorge können reaktive Maßnahmen wie Nahrungsimporte und Lagerung, Aktivierung von sozialen Sicherungssystemen oder Viehbestandsmanagement durch frühzeitige Warnungen rechtzeitig veranlasst und Kosten verringert werden. Katastrophenhilfe muss integriert werden in nachhaltigen Wiederaufbau (building back better), im Falle von Dürren gehören dazu bspw. die (Wieder-)Verbreitung von angepassten Sorten und der Aufbau lokaler Wasserinfrastruktur.
Für die UNCCD ist diese Gemengelage eine echte Herausforderung. Oft können die geeignetsten Maßnahmen nur auf lokaler Ebene erkannt, entschieden und umgesetzt werden, dazu gehören die meisten Natur-basierten Lösungen (nature-based solutions). Andere, wie handels- oder sozialpolitische Maßnahmen, können auf nationaler Ebene initiiert werden, müssen aber an lokale und zeitnah an die aktuellen Dürrebedingungen angepasst werden. Es kann kaum allgemeingültige Rezepte für Dürrestrategien geben. Die UNCCD muss sich daher darauf konzentrieren, internationale Aufmerksamkeit, integriertes Denken und Planen, allgemeine Leitlinien und lokales Lernen zu fördern. Dazu gehören:
Dürremanagement muss im Zusammenspiel mit anderen Risiken analysiert und angegangen, aber als eigenständige Aufgabe angesehen werden (nicht nur als Teil der Klimaagenda). Dürremanagement kann nur durch Koordination zwischen verschiedenen Sektoren, Ebenen und Akteuren verfolgt werden, es kann keine allein zuständige Dürre-Organisation geben. Natur-basierte Lösungen sind gerade im UNCCD-Kontext besonders naheliegend (Land!) und zu fördern. Und in der Tat brauchen gerade ärmere Entwicklungsländer, was sie schon lange fordern: mehr finanzielle Unterstützung. Dies muss innerhalb der UNCCD und seines Global Mechanism (eine Fazilität für Anschubfinanzierung) geschehen, aber auch im Rahmen der relevanten Sektorstrategien einzelner Länder und der Entwicklungszusammenarbeit. Finanzierung sollte an eine bessere Governance und an Ergebniskontrollen geknüpft werden, die im Fall der Dürrebekämpfung eher nicht auf beobachteten Wirkungen, sondern auf die nachhaltige Umsetzung von Präventionsmaßnahmen und Strukturaufbau schauen müssen.
Kommt es zu solchen Erfolgen, ist allen geholfen, auch dem Globalen Norden – durch weniger Bedarf an Katastrophenhilfe, stabilere Ökosysteme und Gesellschaften, weniger Krisen und Migration. Und lernen können und müssen wir zu Dürren und Bodendegradation ohnehin noch viel. Es wäre also auch Zeit, dass Deutschland seinen selbstgewählten UNCCD-Status als „nicht betroffenes Land“ aufgibt.
Bonn, 16.05.2022. Vom 9. bis 20. Mai findet in der Côte d‘Ivoire die fünfzehnte Konferenz der Vertragsparteien der Konvention der Vereinten Nationen zur Bekämpfung der Desertifikation (UNCCD) statt. Diese Konvention mit Sekretariat in Bonn ist viel weniger bekannt als ihre beiden großen Schwestern, die Klimarahmenkonvention (UNFCCC) und die Konvention über Biologische Vielfalt (CBD). Dies liegt nicht zuletzt daran, dass der Fokus der Konvention ursprünglich auf den Trockengebieten der von Wüstenbildung schwer betroffenen Ländern, insbesondere in Afrika, lag. Manche Länder des globalen Nordens, darunter Deutschland, deklarierten sich als „nicht betroffen“ und sahen die UNCCD vornehmlich unter entwicklungspolitischer Perspektive. Trotz mehrerer Reformen war zudem die Wirkmacht der UNCCD lange sehr bescheiden.
In jüngster Zeit ist jedoch Bewegung gekommen in die UNCCD. Ein wichtiger Schritt war die Entscheidung der UN, die UNCCD zur „Hüterin“ (custodian) des UN-Nachhaltigkeitsziels (SDG) 15.3. zu machen: „Bis 2030 die Wüstenbildung bekämpfen, die geschädigten Flächen und Böden einschließlich der von Wüstenbildung, Dürre und Überschwemmungen betroffenen Flächen sanieren und eine bodendegradationsneutrale Welt anstreben“. Durch „Adoption“ dieses Unterziels von SDG 15 „Leben an Land“ war die UNCCD nicht mehr auf Wüstenbildung und Trockengebiete beschränkt und erhielt erstmals eine wirklich globale Rolle. Obwohl somit die Fokussierung auf (afrikanische) Entwicklungsländer aufgeweicht wurde, hat dieser mission drift auch ihnen genutzt, zumindest was die globale politische Aufmerksamkeit betrifft – eine entscheidende Währung für Unterstützung.
Der nächste große Schritt für die UNCCD ist die bessere Bearbeitung von Dürren. Für die Bekämpfung von Dürren bzw. ihrer Auswirkungen, das Dürremanagement, ist Ursachenbekämpfung wie nachhaltigere Boden- und Landschaftsnutzung oder die Bekämpfung des Klimawandels notwendig, aber nicht ausreichend. Dürren sind ein Naturphänomen, sie können nur bedingt eliminiert werden. Es sind daher auf jeden Fall weitere Maßnahmen nötig. Sie umfassen Vorsorge, Vorwarnsysteme und Reaktion. Ziel muss es sein, durch proaktive Maßnahmen wie integrierte Wasserbewirtschaftung, Anbau- und Einkommensdiversifizierung oder offenen Agrarhandel die Widerstandsfähigkeit der öko-sozialen Systeme zu stärken, die Notwendigkeit von reaktiven Maßnahmen wie Katastrophenhilfe zu reduzieren und das gesamte System zu optimieren. Durch die Analyse früherer Dürren und von strukturellen Verletzlichkeiten können besondere Schwachstellen erkannt und gezielt angegangen werden. Schäden werden sich dennoch gerade bei schweren Dürren nicht vermeiden lassen, viele proaktive Maßnahmen kommen dann an ihre Grenzen. Umgekehrt werden manche getroffenen Maßnahmen beim Ausbleiben von Dürren als unnütz und kostspielig erscheinen. Das Austarieren von Kosten und Nutzen und die Beurteilung des Erfolgs von Dürrebekämpfungsstrategien ist daher sehr schwierig. Dies ist ein Dilemma aller Vorsorge-Ansätze. Zusätzlich zur Vorsorge können reaktive Maßnahmen wie Nahrungsimporte und Lagerung, Aktivierung von sozialen Sicherungssystemen oder Viehbestandsmanagement durch frühzeitige Warnungen rechtzeitig veranlasst und Kosten verringert werden. Katastrophenhilfe muss integriert werden in nachhaltigen Wiederaufbau (building back better), im Falle von Dürren gehören dazu bspw. die (Wieder-)Verbreitung von angepassten Sorten und der Aufbau lokaler Wasserinfrastruktur.
Für die UNCCD ist diese Gemengelage eine echte Herausforderung. Oft können die geeignetsten Maßnahmen nur auf lokaler Ebene erkannt, entschieden und umgesetzt werden, dazu gehören die meisten Natur-basierten Lösungen (nature-based solutions). Andere, wie handels- oder sozialpolitische Maßnahmen, können auf nationaler Ebene initiiert werden, müssen aber an lokale und zeitnah an die aktuellen Dürrebedingungen angepasst werden. Es kann kaum allgemeingültige Rezepte für Dürrestrategien geben. Die UNCCD muss sich daher darauf konzentrieren, internationale Aufmerksamkeit, integriertes Denken und Planen, allgemeine Leitlinien und lokales Lernen zu fördern. Dazu gehören:
Dürremanagement muss im Zusammenspiel mit anderen Risiken analysiert und angegangen, aber als eigenständige Aufgabe angesehen werden (nicht nur als Teil der Klimaagenda). Dürremanagement kann nur durch Koordination zwischen verschiedenen Sektoren, Ebenen und Akteuren verfolgt werden, es kann keine allein zuständige Dürre-Organisation geben. Natur-basierte Lösungen sind gerade im UNCCD-Kontext besonders naheliegend (Land!) und zu fördern. Und in der Tat brauchen gerade ärmere Entwicklungsländer, was sie schon lange fordern: mehr finanzielle Unterstützung. Dies muss innerhalb der UNCCD und seines Global Mechanism (eine Fazilität für Anschubfinanzierung) geschehen, aber auch im Rahmen der relevanten Sektorstrategien einzelner Länder und der Entwicklungszusammenarbeit. Finanzierung sollte an eine bessere Governance und an Ergebniskontrollen geknüpft werden, die im Fall der Dürrebekämpfung eher nicht auf beobachteten Wirkungen, sondern auf die nachhaltige Umsetzung von Präventionsmaßnahmen und Strukturaufbau schauen müssen.
Kommt es zu solchen Erfolgen, ist allen geholfen, auch dem Globalen Norden – durch weniger Bedarf an Katastrophenhilfe, stabilere Ökosysteme und Gesellschaften, weniger Krisen und Migration. Und lernen können und müssen wir zu Dürren und Bodendegradation ohnehin noch viel. Es wäre also auch Zeit, dass Deutschland seinen selbstgewählten UNCCD-Status als „nicht betroffenes Land“ aufgibt.
Bonn, 16.05.2022. Vom 9. bis 20. Mai findet in der Côte d‘Ivoire die fünfzehnte Konferenz der Vertragsparteien der Konvention der Vereinten Nationen zur Bekämpfung der Desertifikation (UNCCD) statt. Diese Konvention mit Sekretariat in Bonn ist viel weniger bekannt als ihre beiden großen Schwestern, die Klimarahmenkonvention (UNFCCC) und die Konvention über Biologische Vielfalt (CBD). Dies liegt nicht zuletzt daran, dass der Fokus der Konvention ursprünglich auf den Trockengebieten der von Wüstenbildung schwer betroffenen Ländern, insbesondere in Afrika, lag. Manche Länder des globalen Nordens, darunter Deutschland, deklarierten sich als „nicht betroffen“ und sahen die UNCCD vornehmlich unter entwicklungspolitischer Perspektive. Trotz mehrerer Reformen war zudem die Wirkmacht der UNCCD lange sehr bescheiden.
In jüngster Zeit ist jedoch Bewegung gekommen in die UNCCD. Ein wichtiger Schritt war die Entscheidung der UN, die UNCCD zur „Hüterin“ (custodian) des UN-Nachhaltigkeitsziels (SDG) 15.3. zu machen: „Bis 2030 die Wüstenbildung bekämpfen, die geschädigten Flächen und Böden einschließlich der von Wüstenbildung, Dürre und Überschwemmungen betroffenen Flächen sanieren und eine bodendegradationsneutrale Welt anstreben“. Durch „Adoption“ dieses Unterziels von SDG 15 „Leben an Land“ war die UNCCD nicht mehr auf Wüstenbildung und Trockengebiete beschränkt und erhielt erstmals eine wirklich globale Rolle. Obwohl somit die Fokussierung auf (afrikanische) Entwicklungsländer aufgeweicht wurde, hat dieser mission drift auch ihnen genutzt, zumindest was die globale politische Aufmerksamkeit betrifft – eine entscheidende Währung für Unterstützung.
Der nächste große Schritt für die UNCCD ist die bessere Bearbeitung von Dürren. Für die Bekämpfung von Dürren bzw. ihrer Auswirkungen, das Dürremanagement, ist Ursachenbekämpfung wie nachhaltigere Boden- und Landschaftsnutzung oder die Bekämpfung des Klimawandels notwendig, aber nicht ausreichend. Dürren sind ein Naturphänomen, sie können nur bedingt eliminiert werden. Es sind daher auf jeden Fall weitere Maßnahmen nötig. Sie umfassen Vorsorge, Vorwarnsysteme und Reaktion. Ziel muss es sein, durch proaktive Maßnahmen wie integrierte Wasserbewirtschaftung, Anbau- und Einkommensdiversifizierung oder offenen Agrarhandel die Widerstandsfähigkeit der öko-sozialen Systeme zu stärken, die Notwendigkeit von reaktiven Maßnahmen wie Katastrophenhilfe zu reduzieren und das gesamte System zu optimieren. Durch die Analyse früherer Dürren und von strukturellen Verletzlichkeiten können besondere Schwachstellen erkannt und gezielt angegangen werden. Schäden werden sich dennoch gerade bei schweren Dürren nicht vermeiden lassen, viele proaktive Maßnahmen kommen dann an ihre Grenzen. Umgekehrt werden manche getroffenen Maßnahmen beim Ausbleiben von Dürren als unnütz und kostspielig erscheinen. Das Austarieren von Kosten und Nutzen und die Beurteilung des Erfolgs von Dürrebekämpfungsstrategien ist daher sehr schwierig. Dies ist ein Dilemma aller Vorsorge-Ansätze. Zusätzlich zur Vorsorge können reaktive Maßnahmen wie Nahrungsimporte und Lagerung, Aktivierung von sozialen Sicherungssystemen oder Viehbestandsmanagement durch frühzeitige Warnungen rechtzeitig veranlasst und Kosten verringert werden. Katastrophenhilfe muss integriert werden in nachhaltigen Wiederaufbau (building back better), im Falle von Dürren gehören dazu bspw. die (Wieder-)Verbreitung von angepassten Sorten und der Aufbau lokaler Wasserinfrastruktur.
Für die UNCCD ist diese Gemengelage eine echte Herausforderung. Oft können die geeignetsten Maßnahmen nur auf lokaler Ebene erkannt, entschieden und umgesetzt werden, dazu gehören die meisten Natur-basierten Lösungen (nature-based solutions). Andere, wie handels- oder sozialpolitische Maßnahmen, können auf nationaler Ebene initiiert werden, müssen aber an lokale und zeitnah an die aktuellen Dürrebedingungen angepasst werden. Es kann kaum allgemeingültige Rezepte für Dürrestrategien geben. Die UNCCD muss sich daher darauf konzentrieren, internationale Aufmerksamkeit, integriertes Denken und Planen, allgemeine Leitlinien und lokales Lernen zu fördern. Dazu gehören:
Dürremanagement muss im Zusammenspiel mit anderen Risiken analysiert und angegangen, aber als eigenständige Aufgabe angesehen werden (nicht nur als Teil der Klimaagenda). Dürremanagement kann nur durch Koordination zwischen verschiedenen Sektoren, Ebenen und Akteuren verfolgt werden, es kann keine allein zuständige Dürre-Organisation geben. Natur-basierte Lösungen sind gerade im UNCCD-Kontext besonders naheliegend (Land!) und zu fördern. Und in der Tat brauchen gerade ärmere Entwicklungsländer, was sie schon lange fordern: mehr finanzielle Unterstützung. Dies muss innerhalb der UNCCD und seines Global Mechanism (eine Fazilität für Anschubfinanzierung) geschehen, aber auch im Rahmen der relevanten Sektorstrategien einzelner Länder und der Entwicklungszusammenarbeit. Finanzierung sollte an eine bessere Governance und an Ergebniskontrollen geknüpft werden, die im Fall der Dürrebekämpfung eher nicht auf beobachteten Wirkungen, sondern auf die nachhaltige Umsetzung von Präventionsmaßnahmen und Strukturaufbau schauen müssen.
Kommt es zu solchen Erfolgen, ist allen geholfen, auch dem Globalen Norden – durch weniger Bedarf an Katastrophenhilfe, stabilere Ökosysteme und Gesellschaften, weniger Krisen und Migration. Und lernen können und müssen wir zu Dürren und Bodendegradation ohnehin noch viel. Es wäre also auch Zeit, dass Deutschland seinen selbstgewählten UNCCD-Status als „nicht betroffenes Land“ aufgibt.
Cash-for-Work (CfW)/public works programmes have gained great interest recently because they can deliver employment and income for vulnerable households, in addition to dearly needed infrastructure. Studying donor-funded CfW programmes for Syrian refugees and their local neighbours in Jordan we show that CfW can also improve social cohesion, which is particularly important in the context of state fragility and migration. The studied programmes strengthen the sense of belonging and horizontal trust of participants and non-participants, refugees and locals, and in particular women. Their effect on vertical trust, however, is more ambiguous because many Syrians and Jordanians attribute positive effects to donor support rather than to Jordanian authorities. The authors use a mixed method approach including semi-structured interviews with 390 CfW participants, other community members and neutral observers and a quantitative analysis of a survey covering all 1847 participants of one CfW programme.
Cash-for-Work (CfW)/public works programmes have gained great interest recently because they can deliver employment and income for vulnerable households, in addition to dearly needed infrastructure. Studying donor-funded CfW programmes for Syrian refugees and their local neighbours in Jordan we show that CfW can also improve social cohesion, which is particularly important in the context of state fragility and migration. The studied programmes strengthen the sense of belonging and horizontal trust of participants and non-participants, refugees and locals, and in particular women. Their effect on vertical trust, however, is more ambiguous because many Syrians and Jordanians attribute positive effects to donor support rather than to Jordanian authorities. The authors use a mixed method approach including semi-structured interviews with 390 CfW participants, other community members and neutral observers and a quantitative analysis of a survey covering all 1847 participants of one CfW programme.
Cash-for-Work (CfW)/public works programmes have gained great interest recently because they can deliver employment and income for vulnerable households, in addition to dearly needed infrastructure. Studying donor-funded CfW programmes for Syrian refugees and their local neighbours in Jordan we show that CfW can also improve social cohesion, which is particularly important in the context of state fragility and migration. The studied programmes strengthen the sense of belonging and horizontal trust of participants and non-participants, refugees and locals, and in particular women. Their effect on vertical trust, however, is more ambiguous because many Syrians and Jordanians attribute positive effects to donor support rather than to Jordanian authorities. The authors use a mixed method approach including semi-structured interviews with 390 CfW participants, other community members and neutral observers and a quantitative analysis of a survey covering all 1847 participants of one CfW programme.
The first European Humanitarian Forum took place in March 2022. The hybrid event – co-hosted by the European Commission and the French Presidency of the Council of the EU – attracted a range of high-profile politicians and representatives from the humanitarian aid community and beyond. None of the various challenges the humanitarian community is facing are new: conflicts and climate change generate a growing number of people in need as well as refugees and internally displaced people while humanitarian funding from too few donors is stagnating. While the Forum addressed these and many other aspects, it did not offer many new insights and approaches. This commentary provides an overview of key takeaways and the aspects to keep in mind for the way forward.
The first European Humanitarian Forum took place in March 2022. The hybrid event – co-hosted by the European Commission and the French Presidency of the Council of the EU – attracted a range of high-profile politicians and representatives from the humanitarian aid community and beyond. None of the various challenges the humanitarian community is facing are new: conflicts and climate change generate a growing number of people in need as well as refugees and internally displaced people while humanitarian funding from too few donors is stagnating. While the Forum addressed these and many other aspects, it did not offer many new insights and approaches. This commentary provides an overview of key takeaways and the aspects to keep in mind for the way forward.
The first European Humanitarian Forum took place in March 2022. The hybrid event – co-hosted by the European Commission and the French Presidency of the Council of the EU – attracted a range of high-profile politicians and representatives from the humanitarian aid community and beyond. None of the various challenges the humanitarian community is facing are new: conflicts and climate change generate a growing number of people in need as well as refugees and internally displaced people while humanitarian funding from too few donors is stagnating. While the Forum addressed these and many other aspects, it did not offer many new insights and approaches. This commentary provides an overview of key takeaways and the aspects to keep in mind for the way forward.
Wegen des Krieges hat die Ukraine den Transit von russischem Gas in Richtung Westen zum Teil eingestellt. Dazu eine Einordnung von Claudia Kemfert, Energieökonomin und Leiterin der Abteilung Energie, Verkehr, Umwelt im Deutschen Institut für Wirtschaftsforschung (DIW Berlin):
Es war nur eine Frage der Zeit, dass die Ukraine den Gastransit nach Europa kriegsbedingt teilweise stoppt. Die Gasimporte Europas aus Russland werden dadurch um etwa ein Drittel zurückgehen. Die Versorgungssicherheit kann dennoch weiterhin gewährleistet werden, wenn über eine Diversifikation der Gasbezüge ausreichend Gas insbesondere nach Südosteuropa geliefert werden kann. Wir sind am Ende des Winters und die Gasnachfrage nimmt ab, so dass keine Versorgungsengpässe in Europa und Deutschland zu erwarten sind. Auf die Versorgungssicherheit in Deutschland hat dies keine unmittelbaren Auswirkungen. Auch können die Speicher wie geplant bis zum nächsten Winter ausreichend gefüllt werden. Es ist zu erwarten, dass die Gaspreise weiter steigen, so dass die Gasrechnungen für die Endkunden weiter steigen dürften. Insbesondere Niedrigeinkommensbezieher sollten durch Heizkostenerstattungen zielgerichtet entlastet werden.While all UN multidimensional peacekeeping operations are mandated to prevent and respond to conflict-related sexual violence (CRSV), the missions in the Democratic Republic of the Congo (DRC) and South Sudan, as well as in the Central African Republic, are also mandated to protect civilians from sexual and gender-based violence (SGBV). While SGBV is often used and understood interchangeably with CRSV, SGBV is broader in scope, as it encompasses nonsexual forms of gender-based violence and need not be connected to armed conflict.
This report examines how missions are implementing their mandates to protect civilians from SGBV, including CRSV, and assesses good practices, gaps, and opportunities for improvement. The report draws on lessons learned from the UN missions in South Sudan (UNMISS) and the DRC (MONUSCO). It considers how the complexities of preventing and responding to SGBV necessitate a whole-of-mission approach to the protection of civilians (POC) that encompasses not only physical protection from violence but also activities that address cultural norms related to gender, strengthen the rule of law, and enhance women’s participation. This report thus considers a range of protection activities carried out by missions, as well as structures and processes that promote the effective integration of gender into mission planning and activities.
The paper concludes with several recommendations for UN peacekeeping missions, the UN Department of Peace Operations (DPO), and member states on the Security Council to strengthen work on SGBV:
Significant climate change mitigation policies are urgently needed to achieve emissions reduction targets. This paper shows that social protection and social cohesion play a critical role in making climate policies more acceptable to citizens by summarizing existing streams of research focusing on industrialized countries. Further, the empirical analysis explores whether these relationships also hold for low- and middle-income countries (LMICs), which are increasingly implementing climate change mitigation policies. The results show that vertical and horizontal trust increase acceptability in all countries. However, preferences for social protection have a positive effect only in industrialized ones. This may suggest a contrast between social and environmental goals in LMICs, where social goals are prioritized. The analysis also revealed a significant interaction between social cohesion and social protection. The paper concludes by discussing the existing research gap as to LMICs and outlines policy options to overcome the conflict between social and environmental goals.
Significant climate change mitigation policies are urgently needed to achieve emissions reduction targets. This paper shows that social protection and social cohesion play a critical role in making climate policies more acceptable to citizens by summarizing existing streams of research focusing on industrialized countries. Further, the empirical analysis explores whether these relationships also hold for low- and middle-income countries (LMICs), which are increasingly implementing climate change mitigation policies. The results show that vertical and horizontal trust increase acceptability in all countries. However, preferences for social protection have a positive effect only in industrialized ones. This may suggest a contrast between social and environmental goals in LMICs, where social goals are prioritized. The analysis also revealed a significant interaction between social cohesion and social protection. The paper concludes by discussing the existing research gap as to LMICs and outlines policy options to overcome the conflict between social and environmental goals.