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Deutsches Institut für Entwicklungspolitik / Briefing Paper

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Publikationen des German Institute of Development and Sustainability (IDOS)
Updated: 2 months 2 weeks ago

Digital infrastructure and employment in services: evidence from Sub-Saharan African countries

Mon, 10/04/2021 - 10:57

The recent boom of the services sector, especially in developing countries, coincides with the rise of digital technologies. While the former might be attributed to the latter, empirical analysis of this relationship is still limited. This paper fills this gap by examining the effect of digital infrastructure on services sector employment. Employing a panel data comprising 45 Sub-Saharan Africa countries over the period 1996–2017, we find that digital infrastructure contributes positively to services sector employment. However, further analyses reveal that the positive effect of digital infrastructure on services sector employment depends on education, institutional quality, and macroeconomic conditions as captured by the inflation rate. In particular, we find that the positive effect of digital infrastructure on services sector employment increases as institutional quality becomes better, while poor macroeconomic conditions decrease the effect of digital infrastructure on employment in services. We also find evidence suggesting that the effect of digital infrastructure on employment in the services sector tends to benefit countries at low levels of education.

Renewable energy consumption, globalization and economic growth shocks: evidence from G7 countries

Mon, 10/04/2021 - 10:53

This paper examines the asymmetric responses of renewable energy (RE) technology to globalization and economic growth shocks across the G7 countries using the Nonlinear Cointegrating Auto-Regressive Distributed Lag (NARDL) model. Our results indicate asymmetries across these countries and that positive shocks on globalization increase RE in Canada, Germany, the United Kingdom (UK), and the United States (US) while negative shocks decrease RE. However, both positive and negative globalization shocks promote RE consumption in Italy and Japan but decrease it in France. In contrast, both income shocks increase RE in France whilst positive income shocks increase RE in Canada, Germany, and Italy while negative shocks decrease RE. Positive income shock facilitates RE in the UK and the US while negative income shocks are detrimental to RE in Japan. Further analysis using panel cointegration, Fully Modified Ordinary Least Squares, and Panel Dynamic Ordinary Least Squares suggests that RE deployment in the G7 countries is mainly driven by positive shocks on income, globalization, and capital. We discuss the implications of the findings.

Welche Zukunft hat der Entwicklungshilfeausschuss der OECD?

Mon, 10/04/2021 - 09:56

Das Jahr 1961 kann man gewissermaßen als Urknall für die internationale Entwicklungspolitik betrachten. Die USA trieben unter den Vorzeichen des Kalten Krieges ein internationales System zur Unterstützung von Entwicklungsländern voran. US-Präsident John F. Kennedy führte bestehende Ansätze zur Unterstützung von Entwicklungsländern zu der mächtigen US Agency for International Development (USAID) zusammen. In der Bundesrepublik Deutschland wurde im gleichen Jahr das BMZ (zunächst Bundesministerium für wirtschaftliche Zusammenarbeit, später dann mit der Ergänzung „und Entwicklung“) geschaffen – ein eigenes Ministerium zur Unterstützung von Entwicklungsregionen. 1961 gründete die Organisation für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung (OECD) zudem den sogenannten Entwicklungshilfeausschuss (Development Assistance Committee / DAC), dessen 60. Geburtstag in dieser Woche gefeiert wird.


Tatsächlich ist der DAC oftmals ein Synonym für die Entwicklungszusammenarbeit „traditioneller Geber“: ein Club reicher Länder, der oft ein Inbegriff für das Fortbestehen von globalen Ungleichheiten war. Allerdings ist der Ausschuss eben auch der Ort, an dem in den vergangenen 60 Jahren wichtige Normen und Qualitätsstandards für die Entwicklungszusammenarbeit ausgehandelt wurden. Das Konzept von „öffentlicher Entwicklungszusammenarbeit“ (Official Development Assistance / ODA) wurde hier erfunden. Jedes DAC-Mitglied steht außerdem regelmäßig auf dem Prüfstand, ob es sich tatsächlich an die Spielregeln hält. Ähnlich den PISA-Studien für die Bildungspolitik entfalten diese peer reviews eine sowohl disziplinierende als auch unterstützende Wirkung. Kein Mitgliedsland möchte gerne angeprangert werden, sich nicht genug an internationale Vereinbarungen zu halten. Der Zuwachs von ursprünglich acht DAC-Mitgliedern auf heute 30 lässt sich ebenfalls als Erfolg für das Gremium verbuchen. Ehemalige Entwicklungsländer wie Spanien und Südkorea sahen es als einen wichtigen Ausweis ihres sozio-ökonomischen Erfolges an, in diesen Club aufgenommen zu werden. Das Deutsche Institut für Entwicklungspolitik (DIE) würdigt in einem neuen Open Access-Buch die Geschichte des DAC umfassend.


Schwierig ist es, eine genauere Vorstellung darüber zu entwickeln, was genau die Zukunft dieses Ausschusses sein könnte und sollte. Dies hat mit mindestens drei zentralen Punkten zu tun. Erstens ist der Kontext für das Politikfeld dynamisch wie selten zuvor. Viele Entwicklungsländer – von China über Indien bis hin zu Ruanda – stellen heute selbst Entwicklungszusammenarbeit für andere Länder bereit. Das Konzept der Süd-Süd-Kooperation ist zwar nicht neu, hat aber angesichts des Umfangs vor allem der chinesischen Initiativen einen enormen Einfluss. Und die meisten dieser Länder, die Süd-Süd-Kooperationsleistungen anbieten, haben wenig Interesse daran, sich mit dem DAC abzustimmen, ODA zu berichten oder in die im DAC entwickelten Normen und Standards zu fördern und zu unterstützen. Damit repräsentiert das Gremium einen schrumpfenden Teil der prägenden Akteure von Entwicklungspolitik. Hinzu kommt, dass Entwicklungspolitik gewissermaßen zu seinen Ursprüngen zurückkehrt: geostrategische Fragen gewinnen derzeit enorm an Bedeutung; dies gilt insbesondere mit Blick auf China.


Zweitens hat die politische Unterstützung eines DAC, der sich für eine möglichst nicht an kurzfristigen Eigeninteressen orientierte und wirksame Entwicklungszusammenarbeit einsetzt, spürbar nachgelassen. Populistische Spielarten in einigen DAC-Mitgliedsstaaten (etwa in Großbritannien) und oftmals engere Haushaltsspielräume haben zu einem Aufweichen der Qualitätskriterien geführt – etwa, was als ODA anerkannt werden kann.


Drittens ist die Frage, wie zukünftig Entwicklungszusammenarbeit aussehen sollte, relevant und zugleich vage – und gerade hierzu werden Antworten aus dem Club in Paris erhofft. So lässt sich bereits heute absehen, dass die Zahl der Entwicklungsländer (etwa China und die Türkei) in den nächsten Jahren weiter abnehmen wird – also weniger Länder auf eine solche Form der Kooperation angewiesen sein werden. Eine solche ‚Graduierung‘ von der Möglichkeit, ODA zu erhalten, lässt sich für einige, aber eben auch nicht alle Entwicklungsländer absehen. Zugleich zeigen gerade die Krisen vergangener Jahre, dass Entwicklungspolitik ein zentraler Ansatz ist, um unterschiedlichsten globalen Herausforderungen zu begegnen. Dies gilt für die Covid-Pandemie über sicherheitspolitische Probleme, etwa in Afghanistan, und zunehmend auch für die Ursachen und Folgen des Klimawandels. Es lässt sich erkennen, dass Entwicklungspolitik neben der Beförderung von Entwicklungsprozessen in einzelnen Ländern in Zukunft eine viel größere Rolle spielen wird beim Umgang mit globalen Krisen und der Bereitstellung globaler öffentlicher Güter.

More financial power for developing countries

Sun, 10/03/2021 - 17:35

At the end of August, the International Monetary Fund (IMF) approved a $ 650 billion allocation of special drawing rights (SDRs). All 189 IMF members will benefit from the increase, receiving substantial financial resources for fighting the Covid-19 crisis. Rich nations will receive proportionately more SDRs and should voluntarily make a share available to poorer countries.

Mehr Finanzkraft für Entwicklungsländer

Sun, 10/03/2021 - 17:32

Ende August hat der Internationale Währungsfonds (IWF) beschlossen, die Sonderziehungsrechte (SZR) um 650 Milliarden USDollar aufzustocken. Von dieser Maßnahme werden alle 189 Mitglieder des IWF profitieren und so erhebliche Finanzspritzen zur Bekämpfung der Covid-19-Pandemie erhalten. Reiche Länder bekommen anteilig mehr Mittel und sollten einen Teil davon freiwillig armen Ländern zur Verfügung stellen.

COVID-19: una oportunidad para alinear las contribuciones nacionales con los objetivos de desarrollo sostenible

Sun, 10/03/2021 - 13:26

Se suponía que en 2020 los gobiernos de todo el mundo iban a presentar su segunda propuesta de Contribuciones Determinadas Nacionales (NDCs), según los compromisos del Acuerdo de París. Las NDCs son los planes gubernamentales quinquenales para abordar el problema de las emisiones de carbono y adaptarse a la amenaza del cambio climático. Los deadline, igual que la COP26 (la Conferencia de las Naciones Unidas sobre el cambio climático), fueron aplazados a causa de la pandemia de la COVID-19. Con solamente cuatro meses de margen antes de la trascendental conferencia de Glasgow sobre el clima, solo 75 de un total de 192 estados –incluido el bloque de 27 estados miembros de la UE– han presentado revisiones a la propuesta de las NDCs hecha en 2015. El Reino Unido y la UE son solo 2 de los 18 principales emisores que han cumplido este plazo.

Mechanisms for governing the Water-Land-Food Nexus in the Lower Awash River Basin, Ethiopia: ensuring policy coherence in the implementation of the 2030 Agenda

Wed, 09/29/2021 - 09:51

Interdependencies among the goals and targets make the 2030 Agenda indivisible and their integrated implementation requires coherent policies. Coordination across different sectors and levels is deemed as crucial for avoiding trade-offs and achieving synergies among multiple, interlinked policy goals, which depend on natural resources. However, there is insufficient evidence regarding the conditions under which coordination for integrated achievement of different water- and land-based Sustainable Development Goals (SDGs) functions effectively. The paper investigates the land and water governance in the Ethiopian lower Awash River basin and identifies key interdependencies among related SDGs. It assesses in how far the interactions and coordination among various decision-making centres are effective in managing the interdependencies among different goals. Systems for using and managing water and land exhibit features of polycentric governance as this process involves decision-making centres across different sectors and at various levels. Key action situations for land and water governance in operational, collective and constitutional choice levels are interlinked/networked. Each action situation constitutes actions that deliver one of the functions of polycentric governance, such as production, provision, monitoring etc. as an outcome, which affects the choices of actors in an adjacent action situation. The study shows that the existing institutions and governance mechanisms for water and land in Ethiopia are not effective in managing the interdependencies. Non-recognition of traditional communal rights of pastoralists over land and water and ineffective policy instruments for ensuring environmental and social safeguards are leading to major trade-offs among goals of local food security and economic growth. The autocratic regime of Ethiopia has coordination mechanisms in place, which fulfil the role of dissemination of policies and raising awareness. However, they are not designed to build consensus and political will for designing and implementing national plans, by including the interests and aspirations of the local communities and local governments. The study recommends efforts to achieve SDGs in the Ethiopian Awash River basin to focus on strengthening the capacities of relevant actors, especially the district and river basin authorities in delivering the key governance functions such as water infrastructure maintenance, efficient use of water, and effective implementation of Environmental Impact Assessment (EIA). Further, urgent efforts for scaling up of recognition, certification and protection of communal land rights of pastoralists and clear definition of rules for awarding compensation upon expropriation, are required.

Change or crumble! Germany needs to reposition its international cooperation

Fri, 09/24/2021 - 11:52

As Angela Merkel’s 16 years at the helm of the German government come to a close, Germany’s international cooperation for sustainable development seems, at first sight, to be in good shape. During her tenure, German official development assistance (ODA) more than tripled, reaching $28 billion in 2020 and putting Germany second only to the United States ($34 billion) and well ahead of the United Kingdom ($19 billion) and the EU Institutions ($17 billion). Germany boasts an independent cabinet-level Ministry for Economic Cooperation and Development (BMZ) that steers 75 percent of the federal government’s ODA. The remainder sits primarily with the Foreign Office (15 percent) followed way behind by the Ministry for the Environment (2.5 percent) and some others. It might seem, then, that the outlook is sanguine for Germany’s development cooperation. But is it?

Origins, evolution and future of global development cooperation: the role of the Development Assistance Committee (DAC)

Thu, 09/23/2021 - 13:28

Since its foundation in 1961, the OECD Development Assistance Committee (DAC) – nerve centre of the aid effort of the “rich” countries – has played a central role in the PostWar aid system. This book traces the history of the institution and reflects on its future. How intense diplomacy led to the creation of the OECD itself and the DAC is disclosed here for the first time. How the DAC works, how it shaped development finance by defining and measuring Official Development Assistance (ODA), and how it has pursued its founding mission to increase the volume and effectiveness of aid, are key to the story.
The end of the Cold War brought on major aid fatigue. In response, the DAC proposed human development goals that eventually became the UN Millennium Development Goals (MDGs). It also prioritised policy frontiers such as gender equality, fragile states, sustainable development and policy coherence. More recently, the universal 2030 Sustainable Development Goals (SDGs) have succeeded the MDGs. China has become a leading source of development finance, population in SubSaharan Africa is set to double to 2 billion by 2050 out of a world total of 10 billion, and “global public bads” such as climate change and worldwide pandemics are putting not only development but our civilisation at risk. In this environment of unprecedented challenges and contested cooperation, the DAC seeks its place in the evolving global development architecture.

Warum die deutsche Wasserstoffstrategie eine multilaterale Ergänzung braucht

Wed, 09/22/2021 - 13:02

Im Juni 2020 hat das Kabinett die Nationale Wasserstoffstrategie (NWS) verabschiedet. Die künftige Bundesregierung sollte diese weiterentwickeln und implementieren. Denn mit ihr sind ambitionierte Ziele im Rahmen der Energiewende verbunden. Wasserstoff (H2) kann als Energieträger dort eingesetzt werden, wo die elektrische Energieversorgung aus techno-ökonomischen Gründen nicht möglich ist, etwa im Schwerlastverkehr oder in der Seefahrt. Gleichzeitig ist H2 ein flexibel einsetzbarer Rohstoff für industrielle Prozesse, vor allem in der chemischen Industrie und bei der Stahlherstellung. Bereits heute werden 55 Terrawattstunden (TWh) H2 in industrielle Prozesse in Deutschland eingespeist, das ist mehr als das Vierfache des Stromverbrauchs von Berlin (12,8 TWh in 2020). H2 ist weder als Energieträger noch als industrieller Rohstoff neu. Allerdings wird bislang fast ausschließlich „grauer H2“ eingesetzt, der durch die Umwandlung fossiler Energieträger (v.a. Erdgas) gewonnen wird, wobei erhebliche Mengen an CO2 freigesetzt werden. Um den nationalen Klimazielen näherzukommen, setzt die NWS ganz auf „grünen“ H2. Dieser basiert auf Strom aus erneuerbaren Energiequellen (v.a. Solar-Photovoltaik und Wind).

Die NWS verbindet Klima- und Industriepolitik. Erklärtes Ziel ist es, Deutschland zum Vorreiter und Weltmarktführer bei Wasserstofftechnologien zu machen. Die Vision eines raschen Markthochlaufs für grünen H2 zur Dekarbonisierung von Industrie und Verkehr ist mit quantitativen Herausforderungen verbunden. Die Bundesregierung erwartet bereits 2030 einen Bedarf für grünen H2 von 90-110 TWh. Bis dahin sollen in Deutschland Erzeugungskapazitäten von 5 Gigawatt (GW) auf Basis von erneuerbaren Energien aufgebaut werden. Zum Vergleich: Im Juli 2021 wurde in Wesseling bei Köln einer der nach Angaben der Betreiberfirma Shell weltgrößten Elektrolyseure zur Erzeugung von H2 mit einer Kapazität von 10 Megawatt (MW) in Betrieb genommen. 500 derartige Anlagen wären rechnerisch notwendig, um die Kapazitätsziele für 2030 zu erreichen. Dies ist eine techno-ökonomische Herausforderung, weil Elektrolyseure nach wie vor nicht standardisiert sind und bislang nicht kostengünstig in Serie gefertigt werden.

Die NWS rechnet mit 14 TWh an grünem H2, der mit den bis 2030 voraussichtlich zur Verfügung stehenden Kapazitäten gewonnen werden kann; dies entspricht jedoch nur etwa 13% bis 16 % des erwarteten Bedarfs. Auch nach der Abkehr von fossilen Energiequellen wird Deutschland daher Nettoimporteur von Energie bleiben, vor allem wenn es um die Gewinnung von Antriebsstoffen und industrieller Prozesswärme geht. Bei der Frage, woher die angepeilten hohen Mengen an grünem H2 importiert werden sollen, bleibt die NWS recht vage. Angeführt wird eine Zusammenarbeit mit Nordeuropa (Offshore Wind) und mit Südeuropa (Photovoltaik und Wind). Die Kooperation mit Ländern des Globalen Südens wird in der NWS ebenfalls erwähnt, ohne jedoch auf die möglichen Interessenlagen, Chancen und Risiken einzugehen. In den letzten Jahren hat Deutschland Energiepartnerschaften mit einer Reihe von Entwicklungs- und Schwellenländern begonnen, unter anderen mit Algerien, Marokko, Chile und jüngst Namibia. Weitgehend offen ist die Frage, unter welchen Bedingungen diese Länder bereit sein werden, ihre Potenziale an erneuerbaren Energien zu nutzen, um auf großer Skala grünen H2 für den deutschen und europäischen Markt bereitzustellen.

Die NWS muss daher um eine europäische und eine multilaterale Agenda ergänzt werden, die grünen H2 als Chance zur Bewältigung globaler Herausforderungen begreift und auf vielseitigen Nutzen setzt. Beispielsweise sind die Länder Nordafrikas zwingend darauf angewiesen, Beschäftigungschancen gerade für junge Menschen zu schaffen. Internationale Projekte, wie das von Deutschland unterstützte Ouarzazate-Solarprojekt in Marokko, zeigen aber, dass die Beschäftigungsmöglichkeiten oft bescheiden sind, sobald Großanlagen die Bauphase abgeschlossen haben und in den Regelbetrieb gehen. Deutschland und Europa sollten in einem partnerschaftlichen Ansatz auf mögliche Exportländer zugehen und ausloten, welche Co-Benefits erzielt werden können, um den politischen Willen und die lokale Akzeptanz zur Einbindung in eine internationale Wasserstoffökonomie zu erhöhen. Wissenstransfer und Wissenschaftskooperation sind essentiell, um auch Entwicklungsländer zu befähigen, H2-basierte Lösungen zu entwickeln. Beispiele hierfür sind die Umstellung der Düngemittelproduktion von fossilen Rohstoffen auf H2 oder die Dekarbonisierung der (petro-) chemischen Industrie. Technologisch weiter fortgeschrittene Länder wie Südafrika oder Brasilien könnten Kernkomponenten für Elektrolyseure liefern. In den am wenigsten entwickelten Ländern kann H2 als Energiespeicher in Stromnetzen genutzt werden, die von intermittierenden erneuerbaren Energiequellen gespeist werden.

Vieles spricht dafür, in einem ersten Schritt systematischer als bislang geschehen die NWS und die europäische H2-Strategie zu verschränken. Dies würde die Kraft der europäischen Stimme im internationalen Konzert stärken. Denn für viele Entwicklungsländer steht mit China ein weiterer durchaus interessanter Partner für eine internationale Wasserstoffkooperation bereit.

Dieser Text ist im Rahmen der Reihe „Impulse zur Bundestagswahl“ erschienen.

Refugees and local power dynamics: the case of Gambella Region of Ethiopia

Wed, 09/22/2021 - 10:31

The Gambella Region is one of the marginalised and most conflict-ridden regions in Ethiopia. Recently, violent clashes between the two largest ethnic groups in the region - the host communities, the Anywaa, and the South Sudanese Nuer refugees - have reignited the debate on refugee integration in the region. In fact, the roots of the Anywaa-Nuer conflict can be traced back to the imperial regime of Ethiopia at the end of the 19th century. In the early 1960s however, the arrival and spontaneous integration of Nuer refugees was peaceful and relations between both ethnic groups were harmonious. During this time, refugee management was organised locally. Against this background, the focus of the present paper is to understand the nature, context and evolution of the long-standing conflict between the Anywaa and refugees from the Nuer ethnic group in the Gambella Region. Beyond that, the paper explores the Anywaa-Nuer conflict within the context of the political power dynamics of the last two decades. Thereby, the paper reveals that the disputes between the Anywaa and the Nuer have taken on a new dimension since the early 1990s.

Europa sollte die Zusammenarbeit mit dem Nahen Osten und Nordafrika stärker auf die Gesellschaftsverträge fokussieren

Wed, 09/22/2021 - 10:12

2021 ist ein wichtiges Jahr für die Zusammenarbeit Europas mit seinen Nachbarn im Nahen Osten und in Nordafrika (MENA). Die Corona-Pandemie zwang die Europäische Union (EU) bei der Erstellung ihres neuen Mehrjahreshaushalts, die politischen, wirtschaftlichen und sozialen Prioritäten ihrer Kooperation mit den MENA-Ländern sowie die ihrer Mitgliedstaaten zu überdenken. Ihr Potenzial, die Beziehungen zwischen Staat und Gesellschaft in den MENA-Ländern positiv zu beeinflussen, hat sie aber noch längst nicht ausgeschöpft. Die jüngste Mitteilung zur Europäischen Nachbarschaftspolitik (ENP) Süd vom Februar 2021 kündigt eine „neue Agenda“ für die Zusammenarbeit mit den MENA-Ländern an. Offensichtliche Zielkonflikte bleiben aber unausgesprochen, v.a. die Unvereinbarkeit des Strebens nach liberal-demokratischen und Wirtschaftsreformen, mehr Rechenschaftspflicht und der Achtung von Menschenrechten durch die MENA-Regierungen auf der einen Seite und einer restriktiven Handelspolitik der EU, Migrationssteuerung und sicherheitspolitischer Kooperation auf der anderen. Zudem mangelt es an bilateraler Koordination zwischen den EU-Mitgliedstaaten. Das Konzept des Gesellschaftsvertrags könnte helfen, diese Konflikte zu überwinden. Sie sind unvermeidlich, wenn inter-nationale Kooperation v.a. kurz- bis mittelfristige Ziele wie Migrationssteuerung, Resilienzförderung und Privatinvestitionen verfolgt. In autoritären Kontexten wird dadurch aber oft der Staat zu Lasten der Gesellschaft gestärkt, was zu Spannungen führt und nicht zur angestrebten Stabilität. Gesellschaftsverträge stärker zu beachten führt zu einer längerfristigen Perspektive. Sie beruhen auf der Erbringung von 3 „P“s durch den Staat: Protection (Schutz der Bürger), Provision (wirtschaftliche und soziale Dienstleistungen) und Participation (Teilhabe der Gesellschaft an Entscheidungen).
Das Konzept des Gesellschaftsvertrags kann Orientierung bei der gemeinsamen Ausrichtung und Organisation der Politik der EU und ihrer Mitgliedstaaten geben. Es verdeutlicht, wie die drei „P“s bei der Verbesserung des sozialen Zusammenhalts, der innerstaatlichen Beziehungen und der politischen Stabilität zusammenwirken. Dadurch hilft es, die Wirksamkeit, Kohärenz und Koordination der MENA-Politik der EU und ihrer Mitgliedstaaten zu verbessern. Einige Mitglieder fokussieren hierin auf Handel und Investitionen, andere auf politische Reformen und Menschenrechte und wieder andere auf Migrationssteuerung. Eine längerfristige Perspektive würde verdeutlichen, dass nachhaltigere Gesellschaftsverträge in den MENA-Ländern alle diesen Zielen dienlich sind. Alle Maßnahmen der Europäer sollten daher auf Reformen abzielen, die die Gesellschaftsverträge der MENA-Länder für alle Vertragsparteien, also Regierungen und gesellschaftliche Gruppen, akzeptabler machen. Im Idealfall werden solche Reformen von den Parteien auf Augenhöhe ausgehandelt. In der Praxis ist die Verhandlungsmacht der Gesellschaft aber oft begrenzt – weshalb europäische Politik die Gesellschaften stets mindestens so sehr stärken sollte wie die Regierungen. In diesem Papier werden vier Bereiche der Zusammenarbeit erörtert, die wirkungsvolle Treiber für Veränderungen in den Gesellschaftsverträgen darstellen: (i) Konfliktlösung, Friedenskonsolidierung und Wiederaufbau; (ii) Wiederaufbau nach der Corona-Pandemie: Gesundheit und soziale Absicherung; (iii) Partizipation auf lokaler, regionaler und nationaler Ebene; sowie (iv) Migration und Mobilität zum gegenseitigen Nutzen.

Regional integrated assessment of climate change impacts on the rainfed farming system in Kurnool District, Andhra Pradesh, India

Tue, 09/21/2021 - 14:06

The Agricultural Model Intercomparison and Improvement Project's (AgMIP) Regional Impact Assessment (RIA) framework was used to assess the current and future crop-livestock production systems to climate change in the Kurnool district of Andhra Pradesh, India. Core questions addressed in this chapter are: What is the Sensitivity of Current Rainfed Fallow-Chickpea Farming System of Kurnool District to Climate Change? What Are the Benefits of Current Climate-Smart Adaptation Strategies in Current Rainfed Farming System in the Region? What Is the Impact of Climate Change on Future Fallow-Chickpea Farming System? What Are the Benefits of Climate Change Adaptation Strategies for Future Rainfed Chickpea-Based Farming System?

The transformative capacity of transnational and transdisciplinary networks and the potential of alumni work

Tue, 09/21/2021 - 08:48

The Corona pandemic has shown us more than any other recent event that when it comes to a global crisis, we are all in the same boat. In a complex world, we need cooperation to meet global challenges. Networks can provide a structure that enables cooperation and offers promises of being flexible and adaptable. This paper will focus on transnational and transdisciplinary knowledge networks formed by alumni – people who have experienced collective training at the start of their network journeys. Through this shared experience, I see a special potential for these types of networks to engage in collaborative work and create a wider impact in society. The overall question of this paper is: How can knowledge networks fully develop their transformative potential through strategic alumni management? This question is of interest to network facilitators, especially of alumni networks.
In order to address the challenge, the paper first presents findings from the alumni management literature focusing on the definition of alumni management, its relevance and the life stages of ideal alumni. This is complemented by insights from the social movement area that highlight the development paths of networks as well as the success factors for social impact networks. Empirical examples from existing alumni networks elaborate the success factors within their work. From these three areas, five recommendations are deduced. In order to foster transformation and create social impact beyond their networks, alumni networks should:
(1) align their activities to the life stages of their alumni,
(2) establish and nurture trustful relations among their network members – encompassing all elements of trust (benevolence and confidence, reliability and predictability, competence, honesty, openness as well as familiarity and intimacy),
(3) initiate and continually work on a collaborative we-identity process,
(4) provide supporting structures that allow for making easy connections as well as
(5) enable self-organisation.
When these five recommendations are taken into consideration, knowledge networks have a great potential to support societal change.

Gemeinsam Paris-Ziele und nachhaltige Entwicklung erreichen: Internationale Klimakooperation und die Rolle der Entwicklungs- und Schwellenländer

Mon, 09/20/2021 - 14:43

Nachhaltige Entwicklung bedarf einer Stabilisierung des Klimasystems zwischen 1,5°C und maximal 2°C durchschnittlicher globaler Erwärmung. Dies erfordert eine drastische Minderung der globalen Treibhausgasemissionen. Entwicklungs- und Schwellenländer stehen hierbei zunehmend im Vordergrund, da sie schon heute zwei Drittel der globalen Emissionen verantworten. Werden die Ziele des Pariser Abkommens verfehlt, bleibt auch eine gerechte und nachhaltige globale Entwicklung, die niemanden zurücklässt, auf Dauer unerreichbar. Ein entwicklungsorientierter Umgang mit der Notwendigkeit drastischer Emissionsminderungen und mit den nicht mehr zu verhindernden Auswirkungen des Klimawandels erfordert eine enge und Politikfelder übergreifende Verzahnung klima- und entwicklungspolitischer Ansätze, einschließlich Landnutzung, Meeresschutz und Welthandel. Das Pariser Abkommen und die Agenda 2030 für Nachhaltige Entwicklung bieten die notwendigen politischen Handlungsgrundlagen und Zielvorgaben. Ihre konsequente Umsetzung ist die zentrale Herausforderung der Gegenwart, der sich Politik, Wirtschaft und Gesellschaft weltweit stellen müssen. Dabei sind alle Länder und Bevölkerungsgruppen im Blick zu behalten: niemand darf zurückgelassen werden („leave no one behind“). Neben übergreifenden Ansätzen sind einzelne Handlungsfelder an der Schnittstelle von Klimapolitik und nachhaltiger Entwicklung von herausragender Relevanz. Zu diesen sektorspezifischen Handlungsfeldern zählen insbesondere die weltweite Stromerzeugung, die politische Gestaltung der Urbanisierung, die Sicherung der Welternährung, der Schutz von Wäldern und Ökosystemen und der Umgang mit den weltweiten Süßwasservorkommen. Es gibt bereits vielfältige Ansatzpunkte für die internationale Klimakooperation mit Entwicklungs- und Schwellenländern. Ihre zentrale Rolle für die Erreichung der Ziele des Pariser Abkommens kann dadurch nachhaltig gestärkt werden. Soweit der politische Wille gegeben ist und förderliche Rahmenbedingungen geschaffen werden können, bieten speziell die oben genannten Handlungsfelder eine Vielzahl von Interventionsmöglichkeiten, um die Potenziale und Erfahrungen der internationalen Zusammenarbeit wirkungsvoll einsetzen zu können. Die Empfehlungen der Autor*innen sind dafür exemplarisch und werden in der vorliegenden Studie detailliert ausgeführt und begründet.

Social protection: a powerful tool – but not in the Middle East and North Africa

Mon, 09/20/2021 - 14:24

Social protection is a powerful development policy tool. If well designed, it can contribute to manifold social, economic, and political goals such as those in the Agenda 2030 Its primary goal is to reduce poverty, vulnerability, and inequality. More indirectly, however, it can also promote education, health, gender justice, access to water, investment and pro-poor growth. And it can be a cornerstone in social contracts thereby stabilising societies, political systems and state-society relations. In most countries of the Middle East and North Africa (MENA), however, social protection systems are not well designed and, hence, have only marginal effects on all of these goals.

"Sisters in Peace": analyzing the cooperation between the United Nations and the European Union in peace mediation

Mon, 09/20/2021 - 12:49

This article examines UN–EU cooperation over peace mediation. It compares their conceptual approaches to peace mediation and the evolution of their institutional capacities, demonstrating that the EU has learned from the UN, while actively supporting the strengthening of UN mediation capacity. The most important difference concerns the embeddedness of mediation in a broader foreign policy agenda in the case of the EU compared to the UN. The article also examines models of EU–UN cooperation in mediation practice. Drawing on an overview of cases of UN–EU cooperation, the article develops a typology of the constellations through which the two organizations have engaged with and supported each other. A case study on the Geneva International Discussions on South Ossetia and Abkhazia investigates the effectiveness of this coordination. The findings point to a high degree of effectiveness, although this has not yet translated into tangible mediation outcomes.

Working together to achieve the Paris climate goals and sustainable development: international climate cooperation and the role of developing countries and emerging economies

Mon, 09/20/2021 - 12:29

Sustainable development requires that the climate system be stabilised between 1.5°C and 2°C of average global warming. This necessitates a drastic reduction in global greenhouse gas emissions. Developing countries and emerging economies are increasingly the focus here. These nations already account for two-thirds of global emissions. Failure to achieve the goals of the Paris Agreement would ultimately undermine the achievement of just and sustainable global development that leaves no one behind. A development-oriented strategy that achieves the necessary reduction in emissions requires both climate change mitigation and development cooperation across policy fields. Tackling the now unavoidable impacts of climate change must also include matters related to land use, marine conservation and global trade. The Paris Agreement and the 2030 Agenda for Sustainable Development provide the necessary objectives and normative foundation for political action. Consistently implementing the objectives of both agendas is the key challenge for international policymakers, global corporations and for communities. In this context, it is necessary to keep all countries and population groups in view, aligning with the requirement of leaving no one behind. In addition to overarching approaches, individual action areas at the interface between climate policy and sustainable development are highly relevant. The most notable of these action areas are global energy production, the political design of urbanisation, sustainable agriculture, forest and ecosystem conservation, and the management of global freshwater resources. There are already many vantage points for international climate cooperation with developing and emerging countries. Their central role in achieving the goals of the Paris Agreement can therefore be strengthened in a sustainable manner. Provided the political will is there on the part of the partner countries and the respective national frameworks are created, the above mentioned action areas offer numerous options for intervention. This could effectively leverage the potential and experience of agents of international cooperation. The recommendations of the authors serve as examples and are spelled out in detail in the presented study.

Welche Strukturen braucht die Bundesregierung zur Umsetzung der Nachhaltigkeitsziele?

Mon, 09/20/2021 - 07:18

Das Themenspektrum in den TV-Debatten mit den Spitzenkandidat*innen für die Bundestagswahl hat gezeigt, was die Bürger*innen und die Parteien bewegt: soziale, wirtschaftliche und auch ökologische Fragen. Nicht erwähnt wurden jedoch: Die Agenda 2030 und die 17 Ziele für nachhaltige Entwicklung (SDGs). Die SDGs werden nicht als Orientierungsrahmen für die deutsche Politik wahrgenommen, obwohl sie die Anliegen der Bürger*innen z.B. zu Bildung, Wohnen und Klimaschutz widerspiegeln. Zu sehr gehören die SDGs in der öffentlichen Wahrnehmung weiterhin dem abstrakten Universum der fernen Vereinten Nationen an. Sie mögen für Entwicklungsländer gelten, aber nicht für ein erfolgreiches Industrieland wie Deutschland – der universale Anspruch der Agenda 2030 ist weitgehend unbekannt. Mit dieser Vernachlässigung der Agenda 2030 geht auch ihre Vision verloren, obwohl das gesamte demokratische Parteienspektrum sie im Grunde teilt: die Vision einer nachhaltigen, gerechten und sicheren Welt, in der alle Menschen ohne Hunger und Armut, in Frieden und Wohlstand und mit Respekt für unsere natürlichen Lebensgrundlagen leben können.

Dabei würde auch der Koalitionsvertrag der neuen Bundesregierung sehr von einer konsequenten Orientierung an den SDGs profitieren. Denn die Implementierung der Agenda 2030 und ihrer 17 Ziele durch die Deutsche Nachhaltigkeitsstrategie (DNS) ist bisher bestenfalls unzulänglich. Alle vier Jahre wird die Strategie umfassend weiterentwickelt, zuletzt im März 2021. Bei der Umsetzung der Strategie hapert es allerdings aufgrund der Fokussierung auf unzusammenhängende Einzelmaßnahmen der Ministerien ohne zentrale Steuerungsfunktion. Das macht die DNS zu einer Pflichtübung ohne Konsequenzen und in den Augen vieler Beobachter*innen zu einem fast 400-seitigen Papiertiger.

Die nächste Bundesregierung ist herausgefordert, die eigene Nachhaltigkeitspolitik neu aufzustellen und auf Erfolg auszurichten. Zwar hat Deutschland in dem im Juni dieses Jahres veröffentlichten Sustainable Development Report 2021 den vierten Platz bei der Umsetzung der SDGs belegt – dies darf aber nicht über die enormen Herausforderungen z.B. in den Bereichen soziale und Bildungsgerechtigkeit insbesondere in Folgen der Corona-Pandemie, nicht-nachhaltiger Konsum und Umsetzung der Energiewende hinwegtäuschen.

Zudem sind die SDGs kein internationales Schaulaufen, bei dem es darum geht, zu jeder Berichtsperiode als erstes über eine Ziellinie zu kommen. Vielmehr gilt es, stetig und im Rahmen der nationalen Möglichkeiten einen Beitrag zur weltweiten Erreichung der SDGs zu leisten. Die Verantwortung endet nicht an der eigenen Landesgrenze. Gerade Deutschland ist für zahlreiche negative, sogenannte Spillover-Effekte auf andere Länder verantwortlich. So hinterlassen wir insbesondere durch unsere exportorientierte Wirtschaft, die Verlagerung von schmutziger Produktion in andere Länder und unseren Ressourcenverbrauch einen beachtlichen ökologischen Fußabdruck im Ausland.

In der neuen Legislaturperiode muss die Agenda 2030 daher endlich zur Richtschnur deutscher Politik werden. Aus diesem Grund ist in Anlehnung an das Perspektivenpapier des Staatssekretärsausschusses für nachhaltige Entwicklung vom Juni 2021 eine Neuaufstellung der Governance-Struktur der Deutschen Nachhaltigkeitspolitik vonnöten. Diese muss auch im Koalitionsvertrag ihren Niederschlag finden. Die nächste Bundesregierung sollte für eine effektive und integrierte Implementierung der SDGs bis Mitte 2022 eine knapp gehaltene und auf Umsetzung fokussierte Aktualisierung der DNS mit Zielsetzungen und Maßnahmen für die 20. Legislaturperiode beschließen. Diese Weiterentwicklung bzw. Konkretisierung der DNS gleich zu Anfang der neuen Legislaturperiode ­­– statt wie bislang am Ende – kann ihre politische Relevanz maßgeblich erhöhen. Begleitet werden sollte die Weiterentwicklung durch eine politische Stärkung der verantwortlichen Strukturen im Kanzleramt, z.B. durch die Verankerung der Zuständigkeiten auf Abteilungs- und Staatsminister-Ebene statt bislang in einem Fachreferat.

Dabei ist die Nachhaltigkeitspolitik auch im Sinne der internationalen Verantwortung Deutschlands auszurichten und muss klare, messbare und ambitionierte Zielsetzungen in der internationalen Klima-, Biodiversitäts- und Entwicklungspolitik, in der Außenwirtschaftspolitik und in der Finanzpolitik enthalten. Somit spielen neben dem Umweltministerium auch die für die auswärtigen Politiken zuständigen Ressorts, insbesondere das Entwicklungsministerium und das Auswärtige Amt, eine Schlüsselrolle.

Zum Ende der Legislaturperiode sollte Anfang 2025 umfassend Bilanz zur Umsetzung und Zielerreichung der Nachhaltigkeitsstrategie gezogen werden. Mit Blick auf die Neuanlage der Strategie in 2026 ist eine breite Reflexion aller Beteiligten in Regierung, Parlament und Gesellschaft, die über eine kleine Gruppe von „Nachhaltigkeitsbewegten“ hinausgeht, dringend notwendig. Darüber hinaus ist in Anbetracht der Entscheidung des Bundesverfassungsgerichts zum Klimaschutz, das über Art. 20a GG die Rechte zukünftiger Generationen zur Richtschnur des Handelns in der Klimapolitik macht, auch die Nachhaltigkeitspolitik generationengerecht zu gestalten. Auch die Alltagswirklichkeit der Bürger*innen mit ihren Sorgen und Nöten bezüglich Schulbildung, Rente, ÖPNV im ländlichen Raum etc. ist einzubeziehen, um den Anspruch der DNS eines „Gemeinschaftswerks” zu verwirklichen. So ist es denkbar, dass Bürger*innen die Verpflichtungen der Bundesregierung im Rahmen der Agenda 2030 in einer „Wahlarena” im nächsten Bundestagswahlkampf aktiv ansprechen werden.

Dieser Text ist im Rahmen der Reihe „Impulse zur Bundestagswahl“ erschienen.

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